Protokoll der Sitzung vom 13.10.2010

das Naturraum- und Kulturraumpotenzial ganz entscheidend ist für die touristische Entwicklung. Und ich glaube, wir müssen nach wie vor den Fokus auch auf einen größeren Radius legen, deswegen auch die Aktivitäten im Ostseeraum. Und jetzt das aktuelle Ereignis hat uns ja wieder gezeigt, dass es da immer wieder Dinge gibt, die ganz schnell durchschlagen können auf die touristische Entwicklung. Ich meine jetzt das Fährunglück, wenn es dann ernster geworden wäre, was gottlob nicht der Fall gewesen ist.

8. „Fachkräfte- und Nachwuchsmangel vorbeugen und bewältigen!“

Nun, meine Damen und Herren, es ist schon sehr viel gesprochen worden über dieses Thema Fachkräfte und Nachwuchs. Da muss ich ganz klar sagen, wir müssen auch ein bisschen unsere Hoteliers, unsere Gastronomen dahin bringen, dass man zum Beispiel sagen muss, dass diese ausschließliche Jugendkonzentration, also so sehr, wie ich Jugendliche schätze, keine Frage, aber nicht mehr funktionieren wird. Das sieht man ja jetzt schon. Es gibt gerade im Moment nach wie vor freie Ausbildungsplätze in dem Bereich der Gastronomie, der Hotellerie. Man muss auch älteren Menschen wieder eine Chance geben. Und ich persönlich halte sehr viel davon. Wenn man in Flugzeugen der skandinavischen Airlines fliegt, dann werden Sie öfter erleben, dass es auch mal eine Stewardess gibt, die ein bisschen reifer ist. In Deutschland gibt es immer noch die Vorstellung, dies könnten nur junge Menschen machen. Ich glaube, dass wir uns da auch wirklich verabschieden müssen von solchen Haltungen.

(Andreas Bluhm, DIE LINKE: Ah ja, bei Billigfl iegern ist das auch nicht mehr so.)

9. „Zukunft des Tourismus durch schrittweise Anpassung an den Klimawandel sichern!“

Das, finde ich, ist ein spannendes Thema. Ich bin ja hier schon mal ein bisschen kritisiert worden dafür, weil ich gesagt habe, dass natürlich der Klimawandel auch seine positiven Seiten hat. Das wird man ja, glaube ich, auch noch sagen dürfen. Und insofern, ich will jetzt nicht für den Weinanbau sprechen, aber es ist in der Tat so, dass man im Tourismus über diese Fragen redet, und da bin ich dafür, dass wir uns auch eine Checkliste machen und mal schauen, wie können wir denn tatsächlich auch ein bisschen profitieren von dem, was da auf uns zukommt. Das halte ich nach wie vor für richtig.

10. „Tourismusentwicklung stärker mit ganzheitlicher regionaler Entwicklung verzahnen!“

Ja, das ist mein Appell, den ich wieder gerne noch mal loswerden möchte. Es muss uns gelingen, Tourismus auch mit übriger wirtschaftlicher Entwicklung zu verzahnen. Es darf nicht sein, und weil mir der Kollege von der Insel Rügen gerade so zunickt, dass eben eine fast ausschließliche Konzentration auf den Tourismus, sagen wir mal, in einer Region das Leitziel sozusagen darstellt.

(Egbert Liskow, CDU: Burkhard, du bist ein Nicker.)

Das ist nicht gut, denn am Ende führt es dazu, dass wir jetzt im Moment eine Arbeitslosenquote auf Rügen haben von 7,4 Prozent, aber ich bin mal gespannt, wie das in zwei, drei Monaten am Ende wieder aussehen wird.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der CDU)

Und insofern muss hier etwas verändert werden. Das geht nur mit industrieller Entwicklung. Und die große Kunst besteht eben darin, industrielle Entwicklung und Tourismusentwicklung zusammenzubringen. Ich bin nach wie vor der Auffassung, das geht auch.

11. Wir müssen eine integrierte Tourismuspolitik machen, und das heißt letztlich, eine ressortübergreifende Zusammenarbeit natürlich in der Landesregierung, aber auch darüber hinaus organisieren. Das, glaube ich, ist relativ klar, muss ich auch nicht noch besonders unterstreichen.

Meine Damen und Herren, dass es erste Umsetzungsschritte gibt, will ich nur kurz an wenigen Beispielen auch beweisen. Im Tourismusverband wird an einem Kommunikationskonzept gearbeitet, das letztlich den Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern weiter profilieren soll und vor allen Dingen für die Neukundengewinnung nötig ist. Es ist von entscheidender Bedeutung, Erstkunden nach Mecklenburg-Vorpommern zu bekommen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass, wenn jemand erst einmal in diesem Land war, er auch „Wiederholungstäter“ wird. Das ist die Erkenntnis der vergangenen Jahre.

(Egbert Liskow, CDU: Das ist das Gute in diesem Fall.)

Zum Zweiten geht es um die Vernetzung des touristischen Marketings, des Landesmarketings, Agrarmarketings, auch mit den regionalen Marketingorganisationen des Landes, aber ich habe den Eindruck, da kommen wir voran. Da gibt es Projekte, die wirklich jetzt auch sehr viel Hoffnung aufkeimen lassen. Ich denke mal nur an die Vermarktung von regionalen Produkten auch in unseren Hotels. Da denke ich, es hat auch was damit zu tun, dass es inzwischen einen Kooperationsvertrag zwischen Agrarmarketing und Tourismusverband gibt. Ich denke, das muss weitergetrieben werden, weil damit Wertschöpfungsketten länger werden, wir alle mehr davon haben.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der CDU)

Dass wir, wie gesagt, Neukunden gewinnen müssen – ein Beispiel, was ich in diesem Zusammenhang doch noch erwähnen möchte: So eine Fluglinie nach Stuttgart, die bringt vielleicht, wenn es gut läuft, 8.000 bis 10.000 Leute. Da könnte man sagen bei 10 Millionen Gästen, na ja. Aber …

(Egbert Liskow, CDU: C’est la vie.)

Nein, nein, eben nicht: „C’est la vie“, sondern das sind wirklich Neukunden. Das sind Erstkunden. Das sind Menschen, die ansonsten nicht nach Mecklenburg-Vorpommern gekommen wären, und darum muss es uns gehen. Wir brauchen diese Neukunden, insofern halte ich das für wichtig, auch solche Kooperationen wie in dem Fall mit dem Flugplatz Laage abzuschließen.

Meine Damen und Herren, die Ostseezusammenarbeit haben wir begonnen, wir werden sie weiter fortsetzen. Es gibt jetzt aktuell am 04. und 05.11. in Kaliningrad das dritte Ostseeforum, das zweite fand statt in Vilnius, und wir werden diese Entwicklung einer Zusammenarbeit im Ostseeraum weitertreiben,

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

weil dies nicht nur Wettbewerber zusammenführt, das auch, sondern weil wir damit auf ferneren Märkten auch größere Chancen haben. Als Ostsee werden wir wahrgenommen, als baltische Region, als Mecklenburg-Vor

pommern hat man da schon ein paar Schwierigkeiten. Da weiß ich, wovon ich rede.

Und ansonsten glaube ich, dass wir durch verstärkte Aktionen zur Gewinnung von Nachwuchs und Fachkräften natürlich den Finger auf den ganz wunden Punkt legen. Dieses Thema, das verspreche ich Ihnen, wird uns in den nächsten Jahren ganz intensiv befassen, ich sage, mehr als die Finanz- und Wirtschaftskrise uns beschäftigt hat. – Vielen Dank und gute Diskussion.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der CDU)

Meine sehr geehrten Damen und Herren – vielen Dank, Herr Minister –, ich mache darauf aufmerksam, dass gemäß Paragraf 85 unserer Geschäftsordnung Absatz 1 den nicht an der Regierung beteiligten Fraktionen hier zusätzliche Redezeit zur Verfügung steht. Wir werden das dann entsprechend bekannt geben.

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Dr. Gerd Zielenkiewitz für die Fraktion der SPD.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich möchte Ihnen zwei Fragen stellen. Die erste wird hoffentlich jeder beantworten können.

(Andreas Bluhm, DIE LINKE: Na, wer weiß!)

In welchem Bereich hat sich M-V gut entwickelt? Die Antwort ist, das haben wir gestern gehört, 98 Prozent sind bei uns im Lande der Ansicht, dass es so ist.

(Zuruf von Dr. Marianne Linke, DIE LINKE)

Die zweite Frage ist etwas schwieriger. Sie heißt: Wie viele Tonnen Hering wurden während der Heringstage 2010 in Wismar verkauft und wie viele Heringe waren es am 1. Tag auf dem Marktplatz in Wismar?

(Zurufe von Michael Andrejewski, NPD, und Udo Pastörs, NPD)

Es sind 8 Tonnen Hering gewesen

(Udo Pastörs, NPD: Das kommt doch hin.)

und es sind etwa 4.500 Heringe gewesen.

(Michael Andrejewski, NPD: Nahe dran.)

Ich habe dieses Beispiel gewählt, weil, wenn man sich die Worte „Leitziel“, „Schlüsselthemen“, „Leitlinien“ anschaut, sich an diesem kleinen Beispiel sehr gut deutlich machen lässt, worauf es ankommt.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Am Anfang, denke ich, sollte immer eine Idee stehen. Und die Idee war an dieser Stelle, dass man zu einer Zeit Gäste in die Stadt, in die Region holt, wo es normalerweise wenig Touristen gibt.

(Udo Pastörs, NPD: Wir feiern uns zu Tode.)

Das heißt, es wurde, und zwar nicht von der Stadt, sondern aus dem privaten Bereich, und das ist die entscheidende Aussage, beschlossen, eine solche Veranstaltung zu machen. Und es wurde Werbung gemacht. Es wurde auf der „Tourismusmesse“, der Grünen Woche in Berlin geworben für diese Veranstaltung. An dieser Stelle ist dann auch zu erwähnen, dass es eine entsprechende Förderung durch das Land gab.

(Udo Pastörs, NPD: Aha!)

Der nächste Aspekt war, dass es keine Einengung vielleicht auf eine Gebietskörperschaft, auf die Stadt war, sondern dass es sozusagen ein Gemeinschaftswerk, man könnte sagen, von Stadt und Land gab. Der Köcheclub, der dieses dort macht, ist ein Köcheclub Wismarbucht. Es haben sehr viele Gaststätten mitgemacht aus der Region. Sie haben in Berlin mitgemacht auf der Grünen Woche und sie haben mitgemacht in den etwa 14 Tagen, in denen dies geschehen ist. Ich glaube, dass das ein gutes Beispiel ist für den Städtetourismus.

Ich nenne jetzt zwei Zahlen, Herr Minister, die in dem Konzept zu lesen sind. In Deutschland gibt es einen Städteurlaub, jetzt unterschieden nach Sommer und Winter, von 18 und 10 Prozent Anteil am Gesamtvolumen. Und in M-V betragen diese Werte 23 und im Winter dann 5 Prozent. Das heißt, es ist ein wesentlich geringerer Wert. Deshalb ist es gut, dass man mit einem Produkt – norddeutschtypisch, frisch, originell, gesund und natürlich – die Menschen anspricht.

Das Gute ist auch, dass man dieses Verfahren, was hier beschrieben wird, eigentlich verallgemeinern kann. Man kann es mit Dorsch machen, mit Kohl, man kann es auch an anderen Orten des Landes machen und man kann es eigentlich über die 365 Tage systematisch verteilt machen. Wichtig ist, glaube ich, dass man am Anfang relativ klein anfängt und es dann sukzessive aufbaut.

Ich glaube auch, dass wir an dieser Stelle alle Altersgruppen ansprechen. Nun glaube ich nicht, dass Jugendliche ganz besonders gerne Hering essen,

(Udo Pastörs, NPD: Warum nicht?)

aber schon im Alter von 25, 30 und dann bis 90 hoch, denke ich, wird es so sein,

(Udo Pastörs, NPD: Ist der nicht lustig?)