Protokoll der Sitzung vom 18.05.2011

Natürlich wird jetzt Herr Pastörs wieder jede Ähnlichkeit mit der NS-Ideologie von sich weisen.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Natürlich.)

Die NPD wird weiter Ängste schüren und würde, wenn sie denn könnte, alles Andersartige, alles Fremde ausradieren.

(Zurufe von Michael Andrejewski, NPD, und Stefan Köster, NPD)

Glauben Sie denn im Ernst, Sie vier verbliebenen Abgeordneten der NPD, dass die demokratischen Fraktionen in diesem Haus eine solche Politik unterstützen? Nein, wir werden Ihren Antrag ablehnen.

(Udo Pastörs, NPD: Och!)

Dieser Antrag ist inhuman und rassistisch,

(Udo Pastörs, NPD: Och!)

eine solche Politik hat im Landtag und in MecklenburgVorpommern keinen Platz.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU und DIE LINKE)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, was den Scharfmachern von der NPD-Fraktion völlig abgeht, das ist nachdenken,

(Zuruf von Irene Müller, DIE LINKE)

nachdenken zum Beispiel über Fluchtursachen. Ja, liebe Kolleginnen und Kollegen, ein großer Teil der Flüchtlinge verlässt auch aus wirtschaftlichen Gründen sein Heimatland.

(Stefan Köster, NPD: Fast ausschließlich.)

Sie suchen Zuflucht und Hoffnung in einer Region, in der sie sich und ihre Familien ernähren wollen und können.

(Michael Andrejewski, NPD: Sie wollen besser verdienen.)

Sie fliehen vor Hunger und Unfreiheit.

(Michael Andrejewski, NPD: Ach!)

Das Welternährungsprogramm der UNO gibt zum Beispiel für Libyen gegenwärtig Preissteigerungen bei Brot um 110 Prozent, bei Reis um 88 Prozent und Speiseöl um 58 Prozent an.

(Michael Andrejewski, NPD: Dann soll die NATO doch Brot abwerfen und keine Bomben.)

Soll unsere Antwort darauf die Antwort der NPD sein? – Nein!

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Unsere Antwort muss sein, die Armut in diesen Ländern zu bekämpfen, unsere Antwort müssen humanitäre Asylverfahren sein.

(Stefan Köster, NPD: Alle rein!)

Grenzen dicht, das hilft niemandem, nicht den Flüchtlingen und auch nicht den wohlhabenden Menschen in Westeuropa.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, vieles an den Freiheitsbewegungen, an den Forderungen und Erwartungen in den nordafrikanischen Staaten erinnert mich an die politischen Bewegungen, Forderungen und Erwartungen in der Wendezeit 1989/1990 in der DDR

(Michael Andrejewski, NPD: Da haben Sie verloren. – Zuruf von Stefan Köster, NPD)

und in osteuropäischen Staaten. Die Menschen damals wollten grundlegende Menschenrechte auch für sich in Anspruch nehmen, so wie die Menschen heute in Nordafrika. Zu diesen Freiheiten gehörte und gehört auch die Reisefreiheit. Viele nutzten damals diese Reisefreiheit, um im wirtschaftlich stärkeren Westen Fuß zu fassen,

(Stefan Köster, NPD: Das waren aber auch Deutsche.)

um für sich und ihre Familien zu sorgen. „Kommt die D-Mark nicht zu uns, gehen wir zu ihr“, so der Leitspruch einer bis dahin nicht gekannten Wanderungsbewegung.

(Udo Pastörs, NPD: So ist es. Und das ist die Motivation dieser Massen.)

Doch die Antworten darauf waren nicht die Wiedereinführung von Grenzkontrollen oder das Dichtmachen der Grenzen.

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Gerade wir hier im Osten sollten uns an unsere eigene jüngere Geschichte erinnern, wenn wir über das Schicksal der Menschen in Nordafrika reden, die auch für ihre Menschen- und Freiheitsrechte kämpfen. Menschenrechte sind eben unteilbar. Solidarität und Humanismus muss unser Handeln bestimmen.

(Stefan Köster, NPD: Die ganze Welt kommt nach Deutschland.)

Solidarität und Humanismus aber sind für die NPD Fremdworte, deshalb kann es zum vorliegenden Antrag nur ein klares Nein geben. – Danke schön.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP)

Vielen Dank, Herr Ritter.

Das Wort hat jetzt noch einmal der Abgeordnete und Fraktionsvorsitzende Herr Pastörs von der Fraktion der NPD.

Sehr verehrte Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es verwundert mich schon sehr, wenn ein Ex-Politoffizier der NVA sich hier hinstellt und von der Freiheitsbewegung 1989 faselt,

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

wenn er übersieht, dass er mit seinem Handeln ganz genau auch für die Verbrechen an der Grenze,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Ich kann das zumindest einschätzen, Herr Pastörs, und Sie nicht.)

der innerdeutschen Grenze, indirekt Mitverantwortung trägt und wenn er dann sehr bewusst eine innerstaatliche Grenze verwechselt mit einem internationalen Staatengefüge,

(Irene Müller, DIE LINKE: Das ist ein europäisches Staatengefüge.)

was historisch gewachsen aus gutem Grunde Landesgrenzen eingeführt hat. Und wir spüren ja gerade, dass da, ich möchte mal sagen, nach den Exzessen der letzten 10, 15 Jahre auch in Europa wieder langsam, nicht nur in Finnland, nicht nur Ungarn, nicht nur in Dänemark, Vernunft einzuziehen scheint, nicht nur in den Niederlanden.

(Zuruf von Irene Müller, DIE LINKE)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir haben also von Herrn Ritter gehört, wenn man hier aus dem Fenster schaut, dann sieht man weder Australneger, noch sieht man Libanesen oder sonstige fremdartige Menschen. Und das nimmt er dann als Grund dafür, dass man unsere Befürchtungen bitte nicht ernst zu nehmen braucht, weil wir fantasieren, die gibt es gar nicht. Mein lieber Herr Ritter …

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Weil Sie menschenverachtend sind. – Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Mein lieber Herr Ritter, Sie leben in Ihrer Welt, die sehr gut ausgestattet ist mit der Apanage, alle 30 Tage 5.000 Euro.