Mit der Koalitionsvereinbarung haben wir uns darauf verständigt, dass der Modellstudiengang „Bildung und Erziehung im frühen Kindesalter – Early Education“ – der Hochschule Neubrandenburg verstetigt wird. 40 Studierende können hier zurzeit den Bachelor of Arts erwerben. Die Studienplätze werden in der Modellphase zu jeweils 50 Prozent an Abiturientinnen und Erzieherinnen mit Berufserfahrung vergeben. Während des gesamten Studiums ist ein Praxistag pro Woche vorgesehen. Zusätzlich fi nden zwei dreimonatige Praktika statt – eines in der Tageseinrichtung und eines im Schulbereich mit dem Schwerpunkt „Übergang Kindergarten – Grundschule“. Dies ist ein wegweisender Anfang. Die Anzahl der Studienbewerber unterstreicht die große Nachfrage. Sie ist Beweis für die Attraktivität des Studienganges.
Sehr geehrte Damen und Herren, die Anfänge der Reform sind sichtbar. Zurzeit wird sie in unserem Land auf verschiedenen Ebenen thematisiert, zum Beispiel in der Bildungskommission, im politischen Raum, in den Jugendämtern, bei den Trägern der freien Jugendhilfe, an den Bildungsinstituten und selbstverständlich in meinem Haus. Wir sind uns einig über die Notwendigkeit der Reform. Uns allen ist klar, dass die Erhöhung der Attraktivität des Berufsfeldes von ihrer Umsetzung abhängt. Die gesellschaftliche Akzeptanz und Achtung des Berufsbildes ist wesentlich von dessen Inhalten, Perspektiven und der Berufszufriedenheit seiner Repräsentanten abhängig. Meine sehr geehrten Damen und Herren, der vorliegende Antrag der Koalitionsfraktionen unterstützt dieses Anliegen umfassend. Ich bitte Sie, dem Antrag zuzustimmen.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich zitiere: „Die Ausbildung der Erzieherinnen“ und Erzieher „muss den neuen Herausforderungen an Betreuung, Förderung und vorschulischer Bildung angepasst werden. Die Koalitionspartner leiten daher eine Reform dieser Ausbildung ein, die zu einer klaren Spezialisierung für Elementarpädagogik einerseits und Jugendbetreuung andererseits führt.“ So weit die Ziffer 154 des Koalitionsvertrages von SPD und CDU für diese Legislaturperiode.
Nun ist die spannende Frage: Was soll dieser Antrag mit einer Aufforderung der Regierungskoalition an die Landesregierung,
Der Auftrag ist im Koalitionsvertrag bereits verabredet und erteilt, von Parteitagen der beiden Beteiligten beschlossen, zugegeben, sehr schwammig in der Formulierung. Aber die vorliegende koalitionäre Präzisierung der eigenen Aufgabenstellung, die zudem auch nicht wirklich aussagekräftiger geworden ist, gehört wohl nicht in diesen Landtag,
es sei denn, das gegenseitige Vertrauen der Koalitionspartner ist nach einem Jahr bereits aufgebraucht oder man hat nun wirklich keine Themen mehr, die einen Antrag wert sind.
(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE und Hans Kreher, FDP – Volker Schlotmann, SPD: Herr Bluhm, das sind Ihre Wünsche.)
(Reinhard Dankert, SPD: Der hat verstanden. – Heiterkeit bei Reinhard Dankert, SPD, Heike Polzin, SPD, und Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)
Diesen Antrag, wenn man so will, und auch der Minister hat auf die Arbeit der Bildungskommission hingewiesen, kann man schon so ein bisschen als Affront zu der Arbeit der Bildungskommission „Lebenslanges Lernen in Mecklenburg-Vorpommern“ interpretieren.
Die Kindertagesstätten und die vorschulische Bildung sind als Bestandteile einer ganzheitlichen Bildungskonzeption ausdrücklich in den Untersuchungsauftrag der Kommission eingeschlossen. Es ist aus meiner Sicht natürlich notwendig, und darauf hat der Minister abgehoben,
Sie werden Schwerpunkte enthalten, die für die Gestaltung der Erzieherinnen- und Erzieherausbildung wichtig sind. Und wir haben noch kein Lehrerbildungsgesetz. Auch wenn dieses Gesetzesvorhaben vornehmlich den Bereich der schulischen Bildung und Erziehung berührt, werden sich die Voraussetzungen der Kinder bei Schulbeginn durch die Ergebnisse der vorschulischen Bildung und Erziehung verändert haben, und diese Veränderungen können und werden nicht ohne Einfl uss auf die Lehrerbildung und damit auf ein Lehrerbildungsgesetz bleiben. Auch auf diese Schnittstelle hat der Minister hingewiesen.
Ich möchte doch noch ein paar Bemerkungen zum Inhalt des vorliegenden Antrages machen. Auch an den Formulierungen dieses Antrages wird deutlich, dass er entweder mit der heißen Nadel oder aber mit unklaren politischen Intentionen gestrickt wurde. In Punkt 1 wollen Sie die Struktur der Erzieherinnen- und Erzieherausbildung reformieren. Ich frage Sie: Mit welchem Ziel?
sondern dass die Inhalte die Strukturen bestimmen. Insofern wären die Qualitätsanforderungen und die Bildungs- und Erziehungsziele zuerst zu bestimmen gewesen.
Und die im ersten Anstrich genannte Option der dualen Ausbildung kann doch nicht wirklich ernst gemeint sein.
Die von Ihnen in der Begründung des Antrages aufgeführten Aufgaben für die Erzieherinnen und Erzieher sind nicht annähernd mit einer dualen Berufsausbildung zu erfüllen. National wie international diskutieren Pädagogik, Wissenschaft und Praxis über die Notwendigkeit einer Akademisierung. Auch der Minister hat dieses deutlich formuliert. Und wenn wir die vorschulische Bildung als Teil der Pädagogik anerkennen und behandeln wollen, dann gehören auch die entsprechend ausgebildeten Fachkräfte dazu.
Niemand käme ernsthaft auf die Idee, eine Krankenschwester, so gut sie auch sei, auf Dauer mit den Aufgaben eines Arztes zu betrauen.
Bildung und Erziehung, und das will ich ausdrücklich betonen, besonders die frühkindliche, ist auch pädagogische Arbeit mit jungen Menschen,
und zwar in einem Alter, in dem die Grundlagen für lebenslang prägende Fähigkeiten gelegt werden. Also sollten wir auch die gleichen Maßstäbe gelten lassen: Das Beste und die bestausgebildeten Menschen für Mädchen und Jungen im frühkindlichen Bereich.
Die im sechsten Anstrich geforderten zeitgemäßen Weiterbildungsstrukturen gibt es aus meiner Sicht bereits oder sie harren ihrer Nutzung. Hinzu kommt die Frage: Was ist eigentlich zeitgemäß? Besser wäre doch qualtitätsgemäß.
Vielleicht sollte sich einmal nach dem Projekt der berufsbegleitenden Weiterbildung an der Fachhochschule Neubrandenburg erkundigt werden. Bevor man weiterbil
det, muss man auch ausbilden. Der Studiengang „Early Education“ in Neubrandenburg wartet darauf, verstetigt zu werden. Einen Versuch erfolgreich zu beenden, muss auch bedeuten, ihn ohne Unterbrechung weiterzuführen und nicht, wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen, ihn zu beenden.