Protokoll der Sitzung vom 24.08.2007

Das ist nicht der Stil, in dem wir miteinander umgehen werden, das gehört in eine vordemokratische Zeit. Wir werden einen vernünftigen und zielorientierten Diskussionsprozess organisieren unter Partnern, …

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Das kann man sich auf der Zunge zergehen lassen. – Dr. Armin Jäger, CDU: Ja.)

Gerne, Herr Professor.

… weil wir diesen Diskussionsprozess für dieses Land brauchen, weil wir eine vernünftige Reform, eine umfassende Reform unserer Verwaltungen brauchen. Ich denke, die Enquetekommission wird dazu einen vernünftigen, einen wesentlichen Beitrag leisten. Natürlich, die entscheidenden Elemente werden dann hier in diesem Hause, werden im Plenum des Landtages geleistet. Ich möchte diesen Prozess konstruktiv, schnell, zielorientiert – aber schnell heißt nicht leichtfertig und keine

Schnellschüsse –, aber mit Blick auf die Interessenlage dieses Landes zügig und in dieser Legislaturperiode mit einem konstruktiven Ergebnis. – Herzlichen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE – Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Jetzt geht’s los!)

Danke schön, Herr Müller.

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Ratjen von der Fraktion der FDP.

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als Abgeordneter aus der Universitäts- und Hansestadt Greifswald verwahre ich mich zuerst gegen diese Kritik an einer der ehrenwertesten Institutionen unseres Landes in Greifswald, nämlich des Landesverfassungsgerichtes.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP)

Irgendwas muss einem doch in diesem Staat noch heilig sein. Und das Landesverfassungsgericht sagt eben zur Enquete entweder Ja oder Nein und es hat hier Nein gesagt.

(Udo Pastörs, NPD: Das deutsche Volk.)

Das hatten wir nicht befragt. Aber Sie wissen das ja immer. Sie haben göttliche Eingebungen. Aber passen Sie auf, da gibt es in Greifswald auch eine gute Institution, die sich Odebrecht-Stiftung nennt.

(Beifall und Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP – Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Das war Ihr bester Beitrag bisher.)

Also zuerst einmal zu den Kolleginnen und Kollegen, Freund Löttge dahinten, die sich über die frühzeitige Beendigung ihres Urlaubs beschwert haben: Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie wissen, ich war sehr krank und bin es auch noch. Ich bin trotz Medikamenten vom Krankenlager hergekommen.

(Beifall Stefan Köster, NPD)

Ich fi nde, eigentlich konnten auch Sie Ihre sonnengebräunten Luxuskörper für diesen Tag für zweieinhalb Stunden hierher bewegen.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Wen meinen Sie?)

Na Sie! Also nicht Sie, Professor Methling, sondern die Herrschaften, die sich aufgeregt haben.

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Also die, die sich aufgeregt haben, dass sie heute hierher kommen müssen.

Die Finanzministerin hat recht, wenn ich das mal sagen darf, wir brauchen dringend, sofort, so schnell wie möglich eine Verwaltungs- und Funktionalreform.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Richtig.)

Nur bitte erklären Sie mir doch einmal, warum Sie dafür permanent mit dem Lineal über die Landkarte unseres armen Landes schneiden wie die Kolonialmächte einstmals in Afrika!

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP)

Das Ergebnis erleben wir noch heute. Die Schweiz hat ein Zehntel der Einwohner der Bundesrepublik Deutschland, aber 26 Bundesländer, und lebt damit hervorragend. Sie machen eine bessere Verwaltung und eine bessere Politik.

(Udo Pastörs, NPD: Die haben auch Volksabstimmung.)

Insbesondere die kreisfreien Städte sind als die Leuchttürme in ihrer Region eigenständig zu halten. Sie haben eine zentrale Bedeutung.

(Angelika Gramkow, DIE LINKE: Die verlieren sie auch nicht.)

Sie sollen aber auch kreisfrei bleiben. Wir diskutieren das noch aus. Man könnte deshalb für eine Zwangseingemeindung der Umlandgemeinden plädieren.

(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und CDU – Heike Polzin, SPD: Genau.)

Darf ich mal bitte ausreden? Vielen Dank.

Aber hier ist die FDP gegen eine Zwangsehe. Vielmehr muss die Landesregierung die Möglichkeit eröffnen, durch mehrheitlichen Beschluss ihrer Gemeindevertretungen freiwillig diesen Weg zu gehen.

(Zuruf von Raimund Borrmann, NPD)

Die Oberbürgermeister der kreisfreien Städte müssen bei den Umlandgemeinden fensterln gehen. Es gibt Gemeinden, die das wollen, und andere, die das nicht wollen.

(Heike Polzin, SPD: Ich stelle mir das gerade für Wismar vor. – Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Welche Gemeinde will? – Heiterkeit bei Gabriele Měšťan, DIE LINKE)

Mein Gott, die Erfahrungen von 2.000 Jahren Menschheitsgeschichte haben uns doch gelehrt, dass Liebesehen mehr bringen als Zwangsehen.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Sagen Sie mir die Gemeinde, die will!)

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Ehemalige meine ich.)

Es ist zwar richtig, dass dies im ersten Moment den umliegenden Landkreisen wehtun wird, aber wo wären die Landkreise ohne die kreisfreien Städte? Der Aufschwung wird zum größten Teil nur aus den kreisfreien Städten kommen. Und denen muss man auch die Freiheit geben, die Flügel zu entfalten und zu starten, damit sie dann die Landkreise mitziehen können.

(Heiterkeit bei Ralf Grabow, FDP – Udo Pastörs, NPD: Ach wie schön!)

Na, Sie halten uns eh alle am Boden, keine Angst.

(Heiterkeit bei Udo Pastörs, NPD)

Kommunale Selbstverwaltung, meine Damen und Herren, heißt, dass die Bevölkerung selbst entscheiden darf und nicht irgend so ein Innenminister-Pastor, der da meint, den göttlichen Odin in kommunalpolitischen Fragen eingeatmet zu haben.

(Zurufe von Michael Andrejewski, NPD, und Raimund Borrmann, NPD)

Dann habe ich eine allerletzte Bitte: Das Wort „Propaganda“ als Bezeichnung für eine Landtagssitzung haben bisher nur gewisse Herren am Fenster benutzt.

(Udo Pastörs, NPD: Wir haben einen freien Blick im Gegensatz zu Ihnen.)

Ich musste das heute Morgen allerdings auch im Radio als Äußerung der Regierungskoalition hören. Und ich fi nde, diese Art von Abfärbung von da nach dort können wir uns sparen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP und Angelika Gramkow, DIE LINKE – Udo Pastörs, NPD: Aber das fruchtet doch schon. – Heiterkeit bei Stefan Köster, NPD)

Und, Herr Ministerpräsident, es ist ja schön, dass Sie die Haushaltsdisziplin der Kommunen und der Landkreise kritisieren – da haben Sie ja durchaus recht –, aber fegen Sie doch erst einmal vor Ihrer eigenen Haustür!