Aber, Bürger des Landes, seid gewiss, ihr, die ihr nicht zu den Mitgliedern des Landtages gehört, zu den privilegierten Beamten, Wirtschaftsbossen mit Millionengehältern oder zu den Bonzen, für euch wird es auf diesem Rettungsboot keinen Platz geben. Ihr werdet unter den Fanfarenklängen der Bordkapelle absaufen oder im eisigen Wasser der Unmenschlichkeit verrecken.
Bürger, diese Endzeit wirft ihre Schatten bereits voraus und jeder, der sich nicht von den Trugbildern dieser Theaterdemokratie täuschen lassen will, kann die Fratze des Elends schon sehen, das über uns kommen wird.
„ADACmotorwelt“, März 2008: „Biosprit: Fluch oder Segen? Er rettet das Klima und zerstört die Natur, er spart CO2 und kostet mehr Geld“. „Die Welt“, Samstag, 12. April 2008: „Plünderungen auf Haiti, Reishilfen auf den Philippinen, Aufruhr in Nordafrika und hohe Infl ationsraten in den Industrieländern: Die Explosion der Nahrungsmittelpreise wird zum globalen Problem.“ „Wirtschaftswoche“, 14. April 2008: „Bio-Energie“ – „Was der Umwelt wirklich hilft. Wo unsere Steuergelder ver sickern. Welchen Unternehmen die Zukunft gehört.“ „Die Zeit“, 17. April 2008: „Der Reis wird knapp“ – „Hungeraufstände in Afrika und Asien: Warum plötzlich Grundnahrungsmittel fehlen. Und was das mit uns zu tun hat“.
Vielen Autoren wird allmählich klar, dass die vermeintliche Lösung des Energieproblems und damit des Existenzproblems der westlichen Zivilisation an sich neue, ebenso bedrohliche Gefahren heraufbeschwört. Um ein Loch zu stopfen, so lehrt uns die Erfahrung der verfl ossenen DDR, wurden zwei neue aufgerissen. Den Energiebedarf mit wachsenden Rohstoffen zu decken, schien lange Zeit der goldene Ausweg aus dem Morast des Mangels, in dem wir zu versinken drohen. Anbaufl ächen für Lebensmittel wurden zu Feldern für die Energieerzeugung. Dabei scheute man sich nicht, die Verminderung des weltweiten Nahrungsmittelangebotes in Kauf zu nehmen. Plötzlich aber fehlt allerorten preiswerte Nahrung. Es kommt zu hektischer Betriebsamkeit. 500 Millionen Euro sollen auf die Schnelle bereitgestellt werden. Die Weltbank plant 2009, ihre Agrarkredite für Afrika zu verdoppeln. Nach Angaben von IWF und Weltbank sind in den vergangenen zwei Monaten die Preise für Reis um 75 Prozent und die Weizenpreise um 120 Prozent gestiegen.
1. zunehmende Missernten infolge von vermehrten Dürren und Überschwemmungen, von denen viele als Vorboten des Klimawandels angesehen werden
2. Obwohl die Endbilanz diverser Klimaszenarien umstritten ist, werden die Wetterextreme die Erträge der Landwirte insofern mindern, als die Vielfalt der Saatgüter durch die Agroindustrie auf wenige Hochleistungssorten reduziert wurden, die den Wetterkapriolen nicht gewachsen sind und kein fl exibles Reagieren ermöglichen.
4. der schwache Dollar infolge Struktur-, Immobilien- und Bankenkrise, der die Federal Reserve Bank zur Zinssenkung zwingt
Die chinesische Regierung möchte der Bevölkerung Fleisch, Eier und Molkereiprodukte zur Verfügung stellen. Um ein Kilo Schweinefl eisch oder Hühnerfl eisch herzustellen, benötigt ein Bauer zwei Kilogramm Mais, Soja oder Weizen. Beim Rind sind es schon 6 Kilogramm. Beim menschlichen Verzehr tritt ein weiterer Energieverlust auf. 100 Kalorien Getreide für menschliche Ernährung schrumpfen zu 10 Kalorien, wenn die Nahrung in Form von Fleisch oder Milch angeboten wird.
Ergo, die gestiegene qualitative Nachfrage bedingt einen gestiegenen quantitativen Anstieg der Anbaufl äche als Basis der Veredelung und bedeutet umgekehrt eine verringerte Anbaufl äche für Getreide als Grundnahrungsmittel.
6. Ein weiterer Verdrängungswettbewerb fi ndet um Wasser statt. Eklatante Wasserverschwendung durch unzulängliche Bewässerungstechnik sowie rücksichtslose Entnahme für die ständig wachsenden Supermetropolen führen zur Verminderung der Wasserressourcen für die Landwirtschaft und lassen ganze Landstriche versteppen. Verstärkt wird dieser Effekt durch die Änderung der Essgewohnheiten. Ein Kilogramm Getreide benötigt 1,5 Kubikmeter Wasser. Ein Kilogramm Rindfl eisch erfordert schon 5 bis 20 Kubikmeter Wasser. Woher sollen das Wasser und die landwirtschaftliche Nutzfl äche kommen, wenn bis 2025 der Bedarf an Milch und Gemüse um 70 Prozent steigen, der an Fleisch sich gar verdoppeln soll?
7. der Ruin kleinbäuerlicher Existenzen in den Entwicklungsländern durch subventionierten Export der Industrieagrarüberschüsse der EU
Das BRD-System hat als größter Nettozahler der Union, über Jahrzehnte von Brüssel ausgepresst, mit deutschen Steuergeldern dieses Strukturverbrechen mitverursacht. Die ehemals sich selbst versorgende Landbevölkerung wurde so gezwungen, Zufl ucht in unregierbaren Metropolen zu suchen.
8. Die Debatte um die globale Klimaerwärmung spitzt die weltweite Ernährungssituation dramatisch zu. Der Weltklimarat empfahl eine Politik der Verwandlung von Nahrungsmitteln in Autobenzin. Warum schlägt dies für die Hungerleider dem Nahrungsmittel-Fass den Boden aus? Wenn nur die Pläne zur Erhöhung der weltweiten Beimischung von Biosprit umgesetzt werden und sich dessen Produktion bis 2020 verdoppeln wird, hat das International Food Policy Research Institute eine Verdreifachung des Nahrungsmittelpreises prognostiziert.
Dies kann nicht Ziel der Politik sein. Deshalb fordern wir, dass die Umwandlung, die energetische Verwertung von Lebensmitteln sofort beendet wird.
Meine Damen und Herren, im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von 45 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ein ehemaliger Abgeordneter dieses Hohen Hauses, Landwirtschaftsminister a. D. Martin Brick, war bekannt für markige Sprüche.
Der eine oder andere hat auch mal gepasst, aber einen habe ich im Kopf gehabt, als ich diesen Antrag und die Begründung dazu gelesen habe. Und den möchte ich zitieren, denn er passt meines Erachtens wie die Faust aufs Auge:
Und, Herr Borrmann, wir haben es jetzt ja schon öfter erlebt, dass Sie sich als Poet versucht haben, auf verschiedene Weise, auch als Märchenerzähler, aber das war heute ein Thriller,
Wir wollen das zur Kenntnis nehmen, was wir auch in diesem Hohen Haus schon diskutiert haben, den Klimawandel, die Folgen des Klimawandels, die Energiekonzepte, die Notwendigkeiten, sich darauf einzustellen. Das gehört alles dazu. Das wollen wir auch sachlich diskutieren. Und deshalb will ich Ihren Antrag nicht einfach so abtun.
Sie beziehen sich auf unser Land. Meine Damen und Herren, seit 1957, mit den Römischen Verträgen haben die Mitgliedsländer der Europäischen Union, das war ja die Gründungsveranstaltung, dafür gesorgt, dass unsere landwirtschaftliche Produktion die Versorgung der Bevölkerung in diesen Ländern sicherstellt. Das war unter wesentlich schwierigeren Bedingungen, als wir sie heute haben. In diesen Jahren ist die Landwirtschafts politik kontinuierlich angepasst worden. Der wissenschaftlichtechnische Fortschritt, die Sortenzüchtung, der Einsatz von Pfl anzenschutzmitteln und Düngemitteln mit immer neuer Qualität und geringeren Mitteln im Einsatz haben dazu geführt, dass wir Leistungssteigerungen zu verzeichnen haben, von denen wir vor 20 Jahren noch nichts geahnt haben. Ich war im Getreidehandel, ich weiß, wovon ich spreche. In meinen ersten Jahren haben wir 27 Doppelzentner Raps geerntet, heute spricht man von 50 und mehr. Und ähnlich ist die Entwicklung auch bei anderen Getreidesorten zu verzeichnen.
(Udo Pastörs, NPD: Sie müssen doch so viel ernten, sonst können sie gar nicht existieren, die Bauern.)
Und weil diese Entwicklung so fortgeschritten ist, haben wir viele Jahre Überproduktion in Europa gehabt. Wir haben Lagerbestände gebildet und die Agrarproduk
tion anpassen müssen, um diese Überproduktionen zu verhindern. Dafür haben wir Flächen stillgelegt. Dann haben wir gesagt, es muss auf diesen Flächen auch etwas anderes möglich sein, nämlich die Produktion nachwachsender Rohstoffe als Energiepfl anzen oder als Baustoffe oder ähnliche Stoffe. Dafür gab es ganz klare Konzepte und die werden kontinuierlich umgesetzt. Und trotzdem haben wir Stilllegungsfl ächen gebraucht. Zehn Prozent der Flächen wurden stillgelegt, damit wir nicht diese Überproduktion, die wir bezahlen müssen, darstellen müssen und lagern können.
In diesem Jahr wird erstmalig dadurch, weil wir Produktionskapazitäten geschaffen haben, Raps zu Biodiesel und Sojaschrot, welcher als Futtermittel eingesetzt wird, verarbeitet.
Man darf nicht vergessen, dass beispielsweise Zuckerrübenschnitzel zu Bioethanol umgewandelt werden. Auch der Zucker ist vorher daraus.
Das ist ja Unsinn, was Sie da sagen an der Stelle. Wir machen Biogas an Stellen, wo ohnehin die Gülle anfällt, um für unsere Klimapolitik etwas zu tun.