Protokoll der Sitzung vom 20.11.2008

Kinder, die in der Familie Bindungsfähigkeit erfahren und im Kindergarten und in der Schulgemeinschaft Kameradschaft.

(Zurufe von Irene Müller, DIE LINKE, und Stefan Köster, NPD)

Die NPD bekennt sich zu einer Bildungspolitik, die die Förderung von Eliten zum Ziel hat. Wir setzen uns für eine Hochschulpolitik ein, die die Universitäten nicht zu Erfüllungsgehilfen der Wirtschaft degradiert. Und all dies findet sich in Ihrem Bericht nicht.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD – Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

Danke, Herr Lüssow.

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Frau Lochner-Borst von der Fraktion der CDU.

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! An der Stelle ist es recht schwierig, nach so viel gequirltem Unsinn von Rechts wieder zu einer sachlichen Debatte zurückzukommen.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Aber das schaffst du! – Raimund Borrmann, NPD: Dann schauen Sie doch nach links!)

Ich möchte aber eins aufgreifen, was Herr Lüssow gesagt hat, und ich denke, da spreche ich für alle demokratischen Fraktionen in diesem Hause: Ja, wir haben ein anderes Menschenbild als Sie.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP – Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig. – Michael Roolf, FDP: Ja.)

Meine Damen und Herren, am 28. Juni 2006 hat dieser Landtag nach einer langen und müßigen Debatte

(Michael Roolf, FDP: Müßigen?)

an einem oft viel zu ideologisch diskutierten Thema gezeigt, dass es durchaus möglich ist, trotz parteipolitisch völlig unterschiedlicher Grundüberzeugungen einen gemeinsamen Weg einzuschlagen. Wir haben nach einer

langen Diskussion alle einen Schritt nach vorne gewagt und hier im Landtag, sehr geehrter Herr Kreher, einen Beschluss gefasst, dass eine Expertenkommission eingesetzt wird, die sich den drängenden Fragen zur Zukunft der Erziehung und Bildung unter Berücksichtigung des lebenslangen Lernens in Mecklenburg-Vorpommern widmen sollte. Darüber gab es einen Konsens

(Andreas Bluhm, DIE LINKE: Einstimmig.)

und wenn ich richtig informiert bin, gab es auch einen ziemlich liberalen Professor in dieser Expertenkommission.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Andreas Bluhm, DIE LINKE: Einen ultraliberalen!)

Also dass Sie da nicht vertreten waren, kann ich an der Stelle gar nicht nachvollziehen.

Meine Damen und Herren, obwohl wir hier im Landtag eine sehr straffe Zeitvorgabe damals an die Expertenkommission gegeben hatten, ist es gelungen, dass der umfangreiche Auftrag eingehalten wurde. Deshalb möchte ich an dieser Stelle auch im Namen der CDUFraktion allen danken, die in dieser Kommission mitgearbeitet haben.

Wir haben heute einen Bericht vorliegen, der uns in seinem ersten Teil eine klare Iststandsanalyse gibt. Damit haben wir zum ersten Mal eine Sammlung von Daten, Zahlen und Fakten, die genau und vor allem in einem die aktuellen Zustände in unserem Land abbildet. Daraus ergibt sich dann der zweite Teil des Berichts, der Schlussfolgerungen zieht und Handlungshinweise gibt.

An dieser Stelle geschieht natürlich das, was uns damals allen schon klar war und was Frau Polzin auch in der damaligen Debatte ausgesprochen hat: dass es Empfehlungen geben wird, die uns politisch gefallen, und solche, die uns nicht gefallen, und dass wir an dieser Stelle wieder gefragt sind, uns der politischen Auseinandersetzung zu stellen, und darüber nachdenken müssen, was wir wollen oder was wir nicht wollen.

Der Minister hat es schon gesagt, Herr Bluhm, es gibt zahlreiche Punkte, die sich bereits im Entwurf der Schulgesetznovelle finden. Besonders hervorheben möchte auch ich an dieser Stelle die flächendeckende Einführung der Selbstständigen Schule. Aber wir bleiben an dieser Stelle in der Debatte natürlich nicht stehen und wir werden immer weiter um die besten Wege in der Bildungspolitik ringen. Der Bericht der Expertenkommission kann hierbei natürlich eine Basis darstellen. Ob wir sie eins zu eins umsetzen können oder wollen, das kann nur der Diskussionsprozess selbst ergeben.

Und, Herr Kollege Bluhm, diesen Diskussionsprozess unter Berücksichtigung der Empfehlungen der Expertenkommission gibt es bei den Elternräten, in den Kitas, in den Schulen, in den Hochschulen. Und wie die Fraktionen, die Parteien und die Landesregierung damit umgehen, das obliegt ihnen beziehungsweise uns selbst. Ich habe in den letzten Wochen und Monaten nicht eine Debatte zum Schulgesetz erlebt, in der nicht auch die Expertenkommission eine Rolle gespielt hätte. Aber, Herr Bluhm, ein Bericht ist ein Bericht und ein Gesetz ist ein Gesetz. Und wir können die notwendigen Veränderungen in den Schulen des Landes nicht aufschieben, bis jede einzelne Empfehlung der Expertenkommission politisch ausdiskutiert ist.

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Aber das weiß Herr Bluhm.)

Wir können sie aber sehr wohl in unsere Überlegungen einfließen lassen.

Und dann habe ich noch eine Bitte an Sie, Herr Bluhm: Lassen Sie uns gemeinsam damit aufhören, diese leidige Schulartendebatte zu führen. Darum geht es in der Schulgesetznovelle schon lange nicht mehr.

(Andreas Bluhm, DIE LINKE: Habe ich doch gar nicht gemacht. Habe ich doch gar nicht gemacht.)

Es gibt keine Schlechterstellung der Gesamtschulen an sich.

(Vincent Kokert, CDU: Ganz im Gegenteil, ganz im Gegenteil. – Zuruf von Andreas Bluhm, DIE LINKE)

Es gibt problematische Einzelfälle und über die sollten wir in Ruhe gemeinsam reden.

(Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

Und, Herr Kreher, auch die Diskussion über das längere gemeinsame Lernen haben wir längst hinter uns.

(Irene Müller, DIE LINKE: Gucken Sie sich mal die Stellungnahmen an!)

Während Sie nachdenken und überlegen, wird bei uns gearbeitet, und Sie sind ganz herzlich eingeladen, endlich Ihre eigenen Vorschläge auf den Tisch zu packen.

(Zuruf von Michael Roolf, FDP)

Meine Damen und Herren, ich habe bei meiner Rede zur Ersten Lesung des Schulgesetzes ein Zitat von Sir Eddington vor meine Ausführungen gestellt, das möchte ich heute ans Ende meiner Ausführungen stellen:

(Udo Pastörs, NPD: Dann haben wir es wenigstens hinter uns.)

„Wir dachten immer, wenn wir Eins kennen, dann kennen wir auch Zwei, denn Eins und Eins sind Zwei. Jetzt kommen wir langsam darauf, dass wir noch eine ganze Menge mehr über das Und lernen müssen.“

Ich betrachte den Bericht der Expertenkommission als einen Beitrag, noch mehr über das Und zu lernen, und freue mich auf weitere bildungspolitische Reformdebatten in diesem Haus. Und ich möchte den Vorschlag des Ministers aufgreifen, als Ausschussvorsitzende an dieser Stelle auch gerne mit der Kommission über den Bildungsausschuss im Gespräch zu bleiben. Das sollten wir schon in der nächsten Ausschusssitzung gemeinsam miteinander besprechen. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der CDU)

Danke, Frau Lochner-Borst.

Das Wort hat jetzt noch einmal der Vizepräsident und Abgeordnete der Fraktion DIE LINKE Herr Bluhm.

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Also ich glaube, wir haben, wenn man mal von einem Diskussionsbeitrag absieht, eine insgesamt sehr fachliche, in die Zukunft weisende, die Gemeinsamkeiten in den Mittelpunkt stellende Debatte gehabt. Ich möchte die Gelegenheit nut

zen, für meine Fraktion zu erklären, dass wir natürlich daran interessiert sind, dass ein Schulgesetz, wenn es novelliert wird, so ausgestaltet ist, dass es praktikabel ist, dass es den Kindern in diesem Lande zugutekommt, und dann werden wir, und das haben wir noch nie getan, uns auch einer Zustimmung zu Einzelregelungen oder einer Gesamtregelung, wenn sie denn für uns in sich schlüssig ist, nicht widersetzen.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das ist ja schon mal gut. – Zuruf von Jörg Vierkant, CDU)

Das, glaube ich, ist etwas, was die Beratungen des Landtages der letzten Wahlperiode in Bezug auf diesen Bericht der Expertenkommission deutlich gemacht haben, denn es war ja schon heiße Phase des Wahlkampfes. Das wollen wir mal alle nicht vergessen.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig, richtig. Völlig richtig.)

In einer heißen Phase des Wahlkampfes einen einstimmigen Beschluss dieses Parlamentes zu dieser sensiblen Frage Entwicklung des Bildungswesens zu erreichen,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das war ziemlich gut, ja.)

das war schon etwas Gutes, wo ich glaube, alle Fraktionen haben damals in Verantwortung vor der Zukunft dieses wichtigen gesellschaftlichen Bereiches gehandelt.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das war ziemlich gut, ja.)