Ziel dieses Tages ist es, über die Ursachen von Entgeltunterschieden zwischen Männern und Frauen aufzuklären und zum gesellschaftlichen Umdenken beizutragen. Initiiert wurde dieser Tag von einem der weltweit größten
Netzwerke Business and Professional Women Germany, das diesen Tag im letzten Jahr aus der Taufe hob und in diesem Jahr gemeinsam mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauenbüros und Gleichstellungsstellen der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände sowie dem Deutschen Frauenrat und dem Verband Deutscher Unternehmerinnen ausführte. Bei gleicher Ausbildung, gleichem Alter, gleichem Beruf und im gleichen Betrieb verdienen Frauen zwölf Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern hat sich gegenüber dem Stand vor 15 Jahren kaum verändert. Das belegt eine Studie, die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung gemeinsam mit der Universität Konstanz durchgeführt hat.
Die Analyse legt offen, unter dem Strich beruht die geringere Entlohnung von Frauen aber weniger auf finanzieller Ungleichbehandlung im Einzelfall, sondern vor allem auf gesellschaftlichen Strukturen, die Frauen seltener als Männer in gut bezahlte Jobs gelangen lassen. Im Durchschnitt war der Lohn von vollzeitbeschäftigten Frauen in den alten Bundesländern im Jahr 2006 sogar rund 24 Prozent geringer als der Lohn von deren männlichen Kollegen. Die unterschiedliche Berufswahl von Frauen und Männern spielt dabei eine große Rolle, aber eine geringere, als häufig angenommen wird. Aus der Studie geht auch hervor, dass selbst innerhalb des gleichen Berufs Frauen rund 21 Prozent weniger als Männer verdienen. Und ich sagte es bereits, wenn alle Parameter gleich sind, also wenn Männer und Frauen mit gleicher Ausbildung, gleichem Beruf und gleichem Alter im gleichen Betrieb verglichen werden, beträgt der Lohnunterschied immerhin laut IAB-Berechnungen immer noch zwölf Prozent.
Der Lohnunterschied in Ostdeutschland ist nicht so hoch. Er liegt laut Bundesfamilienministerium bei sechs Prozent, ist damit jedoch ebenfalls deutlich messbar. Und das ist auch kein besonderes Verdienst unserer Politik, denn größtenteils ist dieser im Bundesvergleich geringer ausfallende Lohnunterschied dem Umstand geschuldet, dass ostdeutsche Männer wesentlich weniger verdienen als ihre westdeutschen Kollegen. In Führungspositionen hingegen haben Frauen in Mecklenburg-Vorpommern sogar, wenn man den Ausführungen im „Zweiwochendienst“ Glauben schenken darf, leichte Vorteile. Leider ist, wie Sie alle wissen, hier die Frauenquote deutlich niedriger als die der Männer. Insgesamt arbeiten Frauen häufiger als Männer in extrem niedrig bezahlten Jobs. Der allgemein festgestellte Lohnunterschied lässt sich zum Teil auf statistisch nicht erfasste Faktoren zurückführen. Männer machen in einem höheren Ausmaß als Frauen Überstunden, sodass die längere tatsächliche Arbeitszeit einen Teil des Lohnunterschiedes erklären kann.
Ein weiterer Faktor sind Hierarchien innerhalb der Berufe. Männer werden häufiger Gruppen- oder Teamleiter und in der Folge dann besser bezahlt. Vor allem aber wirken sich die längeren Erwerbsunterbrechungen und Phasen der Teilzeitbeschäftigung bei Frauen auf den Verdienst und auf die Aufstiegschancen aus. Erwerbsunterbrechungen werden, wie Sie alle wissen, oftmals durch die Erziehung von Kindern, aber auch durch die Pflege von alten beziehungsweise kranken Familienmitgliedern in Kauf genommen. Um hierauf zurückführende Lohnunterschiede wirkungsvoll abbauen zu können, müssten eventuell Maßnahmen eingezogen werden, die diese Erwerbsunterbrechung gleichmäßig auf die Geschlech
ter verteilen. Als Beispiel könnte man den Erziehungsurlaub gleichmäßig zwischen Vätern und Müttern aufteilen, aber da haben wir politisch, glaube ich, noch sehr hart zu kämpfen.
Die wichtigsten Gründe also lassen sich folgendermaßen zusammenfassen, die den Einkommensabstand zwischen Frauen und Männern dokumentieren. Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der HansBöckler-Stiftung sagt dazu Folgendes:
Eine Internetumfrage, sehr aktuell, vom Anfang dieses Jahres, unter 25.000 Befragten bundesweit brachte auch zutage, dass nicht nur beim monatlichen Gehalt, sondern auch bei den Sonderzahlungen Frauen das Nachsehen haben.
53,8 Prozent der befragten Männer haben nach eigenen Angaben eine Sonderzahlung in Form eines Weihnachtsgeldes erhalten, Frauen dagegen nur zu 44,4 Prozent. Männer bekamen zu 59,8 Prozent ein Urlaubsgeld, Frauen nur zu 54,9 Prozent. Männer erhielten zu 17,7 Prozent eine Gewinnbeteiligung, Frauen dagegen nur zu 9,8 Prozent. Und sogar in tarifgebundenen Betrieben bestehen Lohnunterschiede, wenn auch weniger ausgeprägt, zwischen den Geschlechtern, aber die Tarifbindung in Mecklenburg-Vorpommern ist ja insgesamt nicht so groß wie im Durchschnitt der Bundesrepublik.
60 Prozent der Männer und 53 Prozent der befragten Frauen arbeiten im Allgemeinen mehr als vertraglich vereinbart. Die Vergütung der Überstunden fällt jedoch unterschiedlich aus. Bei den Frauen spielt der Freizeitausgleich mit fast 38 Prozent eine deutlich größere Rolle als bei den Männern mit 27,5 Prozent. Bezahlung mit Überstundenzuschlag gar kommt bei den Männern mit 10,3 Prozent deutlich häufiger vor als bei Frauen mit nur 3,4 Prozent. Im Übrigen erhalten beide Gruppen zu 39 Prozent überhaupt gar keine Vergütung für die geleisteten Überstunden.
Knapp 18 Prozent der Frauen, aber 26,6 Prozent der Männer geben an, dass sie in dem Betrieb, in dem sie arbeiten, einmal befördert worden sind. Entsprechend unterschiedlich bewerten sie ihre Aufstiegschancen. Männer halten ihre Aufstiegschancen zu 24,4 Prozent für gut, Frauen dagegen nur zu 17,4 Prozent. Und noch aussagekräftiger ist die folgende Frage gewesen: Nahezu 70 Prozent der Männer sind der Auffassung, dass Männer und Frauen die gleichen Aufstiegschancen haben. Frauen sind da deutlich skeptischer, nur 54 Prozent stimmen dieser Aussage zu.
Sehr geehrte Damen und Herren, die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen sind in Deutschland auch stärker verfestigt als in anderen Ländern der Europäischen Union. Alle Länder der Europäischen Union, in denen nach der EU-Statistik 1995 die Lohnunterschiede überdurchschnittlich hoch waren, konnten die Lohnungleichheit bis 2005 verringern mit einer Ausnahme, und das war die Bundesrepublik Deutschland. In Deutschland haben die Unterschiede in den 90er-Jahren zwar etwas abgenommen, sind jedoch seit der Jahrtausendwende wieder angestiegen. Diese Entwicklung wird vor allem auf das Wachsen des Niedriglohnsektors und die generelle Zunahme der Lohnungleichheit zurückgeführt. Da Frauen überdurchschnittlich häufig zu Niedriglöhnen arbeiten, wirkt sich das immer stärker auf das Auseinanderklaffen der Einkommensschere bei ihnen besonders stark aus und dies trifft insbesondere auf die Situation ostdeutscher Frauen, also auch hier in MecklenburgVorpommern zu.
Fazit bleibt: Zum Teil werden Frauen einfach schlechter bezahlt, weil sie Frauen sind, und das muss endlich ein Ende haben. Unser Wirtschaftsminister hat vorhin Schlagworte benutzt: Stärken stärken, Fachkräfte und Fachkräftemangel. Und, sehr geehrte Damen und Herren, ich denke, hier ist eine Chance, ganz speziell bei uns im Land mehr Lohngerechtigkeit, wenn nicht gar Lohngerechtigkeit herzustellen. – In diesem Sinne vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich bin auf dem Wege hierher schon aufgefordert worden, es kurz zu machen. Ich werde mich auch bemühen, dieses zu tun, aber lassen Sie mich trotzdem einige Bemerkungen machen zu dem, was wir hier heute hören durften.
Ich glaube schon, dass die SPD-Fraktion das Thema sehr gut gewählt hat und dass das Thema, so, wie es gewählt wurde, auch in die aktuelle politische Situation im Lande passt. Allerdings was dann in der weiteren Debatte zu diesem Thema so vorgetragen wurde, das lässt einen schon verwundern.
Herr Pastörs, erlauben Sie, dass ich mal mit Ihnen beginne. Er ist, glaube ich, gar nicht da, aber es reizt mich ja schon. Also lassen Sie mich eines feststellen: NPD-Plakate sind für nichts gut und werden erfreulicherweise auch den Wähler nicht beeindrucken.
Sie schaffen sogar begrenzt Arbeitsplätze, nämlich irgendwo bei der Abfallentsorgung. Allerdings reichen diese Arbeitsplätze, die dort geschaffen werden, nicht aus, um die, die Sie im touristischen Bereich,
Und, meine Herren der NPD, wenn ich mir auch sonst so betrachte, was Sie auf Ihre Plakate schreiben oder wie die Plakate aussehen und was Sie so äußern,
dann fällt mir dazu sofort der Begriff der Umweltverschmutzung ein, und der sollte man zunehmend entgegenwirken.
Aber, meine Damen und Herren, ich habe auch mit Erstaunen die Einlassungen des Kollegen Holter zur Kenntnis genommen.
Lieber Herr Holter, Sie sprechen bei dem Vorschlag der SPD von heißer Luft und Wahlkampf, Ihr Vortrag war aber auch nichts anderes. Ich frage Sie ganz ernsthaft bei aller Wertschätzung …
(Helmut Holter, DIE LINKE: Doch, acht Vorschläge. – Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Aber nicht umsetzbare. Da war nicht einer bei.)
Ich fand Ihren Beitrag insofern schon enttäuschend und, wie gesagt, wenn einer heute den Anspruch von heißer Luft erfüllt hat – es tut mir ja leid, weil so toll finde ich auch nicht alle Plakate der SPD –, dann war es Ihrer.
Und, Herr Roolf, wenn Sie von Ehrlichkeit reden und gleichzeitig die Entscheidungsreife bestimmter Maßnahmen infrage stellen, dann sollten Sie sich an dieser Ehrlichkeit aber auch selber messen lassen. Nämlich so, wie Sie es dargestellt haben, stimmt es definitiv nicht,
und, lieber Herr Roolf, insofern ist auch Ihr Beitrag das, was Sie anderen unterstellen, nämlich unseriös.