Meine Damen und Herren, ich bin überzeugt, das ist ein gutes Reformpaket. Ich sage das, auch wenn ich weiß, bei einer Reform dieser Größenordnung kann man es niemals allen recht machen.
Soweit es möglich war, haben wir die Vorschläge der kommunalen Ebene aufgenommen. Aber selbstverständlich ging das nicht für jedes geltend gemachte Einzelinteresse. Die Landesregierung trägt Verantwortung für das gesamte Land und bei Berücksichtigung dieser Gesamtverantwortung fällt die eine oder andere Abwägungsentscheidung anders aus, als dies unter dem Blickwinkel eines speziellen Einzelinteresses wünschenswert erscheint. Die Landesregierung hat jedenfalls alles getan, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, die Zukunftsfähigkeit und Leistungsfähigkeit der Kommunalverwaltung in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt zu sichern.
Der Innenminister wird gleich die Gesetzentwürfe ausführlich vorstellen, deshalb von mir nur einige grundsätzliche Anmerkungen zu den einzelnen Vorhaben.
Zum Kreisstrukturgesetz: Da war es unser Ziel, starke und leistungsfähige Kreise zu schaffen, die ihre Aufgaben, die alten wie die neu übertragenen, effizient erfüllen können. Wir haben uns dazu für das 6-plus-2-Modell entschieden.
Das basisiert auf einem Richtwert von 175.000 Einwohnern pro Kreis zum Jahr 2020. Das ist ein vernünftiger Wert.
Schwerin erfüllt diesen Richtwert zwar nicht, ist aber als Landeshauptstadt sicherlich in einer besonderen Situation, der wir auch Rechnung tragen. Die Umsetzung dieses Richtwertes bedeutet, dass Kreise zusammengelegt werden und dass die bisher kreisfreien Städte, bis auf Rostock und Schwerin, ihren Status nicht behalten können. Ich habe Verständnis dafür, dass einige Oberbürgermeister und Landräte sehr engagiert dafür eintreten, dass sich in ihren Kommunen nichts ändert. Aber wer jegliche Veränderung beim Zuschnitt der Kreise ablehnt, der übersieht, dass die jetzigen Strukturen so nicht überlebensfähig sind. Es ist nicht seriös und es ist auch nicht verantwortungsvoll zu sagen,
unsere Stadt muss kreisfrei bleiben, unser Landkreis muss selbstständig bleiben, und im gleichen Atemzug vom Land mehr Geld zu fordern, weil die jetzigen Strukturen einfach zu teuer sind.
Im Gesamtinteresse, meine Damen und Herren, des Landes muss jetzt so gehandelt werden, wie wir das tun.
Den massivsten Widerstand gibt es bei den bisher kreisfreien Städten, die eine Schwächung befürchten.
(Unruhe bei Abgeordneten der Fraktionen der FDP und NPD – Zurufe von Egbert Liskow, CDU, und Regine Lück, DIE LINKE)
Dem ist entgegenzuhalten, Herr Liskow, die vorgesehenen Einkreisungen stärken gerade – Herr Liskow, sind Sie noch sachlich interessiert? – die Rolle der Städte als Motoren ihrer Region und des gesamten Landes. Und ich füge hinzu: Die bisher kreisfreien Städte, die eine gewisse Motorenfunktion übernehmen müssen,
Meine Damen und Herren, ich bin außerdem davon überzeugt, dass größere Strukturen auch qualitativ bessere Verwaltung ermöglichen,
zum Beispiel bei der Investorenwerbung und bei schnelleren Genehmigungsverfahren. Ich finde es erstaunlich, dass bei diesem wichtigen Reformvorhaben Einzelne hier im Hause sachliche Argumente offenbar nicht aushalten können. Das finde ich schade.
dass die ehemals kreisfreien Städte weiter eine besondere Rolle spielen werden. Das ist doch klar. Sie erhalten dazu als große kreisangehörige Stadt einen besonderen Status mit besonderen Kompetenzen.
Herr Fraktionsvorsitzender, Herr Abgeordneter Pastörs, ich erteile Ihnen einen Ordnungsruf für die Beleidigung des Ministerpräsidenten.
Meine Damen und Herren, neu ist der Vorschlag, dass die Bürger über Kreissitz und Kreisnamen selbst entscheiden können. Wo ist meine Kreisstadt, mit welchem Autokennzeichen fahre ich künftig durch die Gegend? Das sind Fragen,
hier den Bürgerinnen und Bürgern selbst das letzte Wort einzuräumen. Das könnte auch die Akzeptanz der neuen Kreise und der Reform insgesamt erhöhen.
Vielleicht kann die Diskussion in einer Form durchgeführt werden, die dem Charakter dieses Hohen Hauses angemessen ist. Darüber würde ich mich freuen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, zur Gebietsreform kommt als Zweites die Funktionalreform hinzu, das Aufgabenzuordnungsgesetz.
(Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktion der CDU – Unruhe bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Peter Ritter, DIE LINKE: Welche? Was kommt dazu? Die Funktionalreform habe ich nicht gefunden.)