Protokoll der Sitzung vom 22.10.2009

Sehr geehrter Herr Präsident! Nachdem es heute Morgen auch schon das Ansinnen gab, einen Dringlichkeitsantrag zu stellen, freue ich mich sehr, dass wir uns heute gleich zweimal zu dem Thema „Angeln, Fischen, Fischerei“ in diesem Hohen Hause austauschen werden.

Ich will gleich an den Anfang meiner Ausführungen stellen, dass ich dankbar bin, dass meine Fraktion diese Initiative ergriffen hat, und wir innerhalb der Koalition beim

Thema Angeln in Mecklenburg-Vorpommern weiterkommen wollen.

Und, Frau Schildt, ich glaube, eins darf man auch dem Landesanglerverband ausdrücklich sagen: Jawohl, wir erkennen selbstverständlich die Leistung, die der Landesanglerverband im Sinne der Gemeinnützigkeit leistet, hochgradig an. Das war so und das wird auch so bleiben. Hinzu kommt, der Landesanglerverband ist ein für mich selbstverständlich anerkannter Naturschutzverband, einer der wichtigsten Partner auch bei der Umsetzung von Naturschutzzielen. Ich kann mir im Übrigen auch vorstellen, da bin ich gespannt, was die LINKE dazu sagt, unentgeltlich heißt ja noch lange nicht, dass man keine Leistungen zu erbringen hat.

(Wolfgang Griese, DIE LINKE: Richtig.)

Man kann sich ja auch darauf verständigen, dass man an Naturschutzprojekten mitwirkt. Oder: Wir wissen alle, welche Leistungen der Landesanglerverband ehrenamtlich zum Beispiel beim Frühjahrsputz leistet, um Gewässer zu reinigen oder das Umfeld aufzuräumen, um da auch junge Menschen heranzuführen, eine Leistung zu erbringen. Aber ich glaube, wir würden ein sehr gutes Signal in dieses Land senden, wenn wir Kindern und Jugendlichen das Angeln deutlicher erleichtern, als das zurzeit der Fall ist, und da stehen wir in der Verantwortung.

Es ist auf den demografischen Wandel hingewiesen worden. Wir werden in Kürze – und ich habe immer dafür plädiert, das ist auch meine dringende Bitte – mit dem neuen Fischereigesetz kommen, nämlich die Fischereischeinpflicht für unter 14-Jährige abzuschaffen. Im Übrigen war das auch mal der Vorschlag unseres Hauses. Leider ist dieses Hohe Haus dem so nicht gefolgt. Ich kann uns nur gemeinsam empfehlen, dieses schnellstmöglich zu tun, damit wir mehr Kinder an Umweltschutz, an die Schöpfung, an die Kreatur und an das Selbstverständnis für den gesamten Umweltablauf heranführen. Ich werde sicherlich auch nicht der Einzige sein, der sich an das Abenteuer in seiner Kindheit erinnern kann, nämlich mit der Stippangel an ein Gewässer gegangen zu sein und geangelt zu haben.

(Wolfgang Griese, DIE LINKE: Meine erste Angel war eine Weidenrute.)

Alles schon ganz schön lange her, für den einen etwas länger, für den anderen nicht ganz so lange.

(Zuruf von Ute Schildt, SPD)

Vielleicht hat die eine oder andere Dame von uns aus dem Hohen Hause auch geangelt.

(Andreas Bluhm, DIE LINKE: Posen aus Korb gebastelt. – Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Genau.

Oder all die Erlebnisse, die einem da so durch den Kopf gehen. Herr Ritter, Sie waren wahrscheinlich auch ein kleiner Strolch.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und CDU – Jochen Schulte, SPD: Ist er heute noch!)

Ist er heute manchmal auch noch, ja, aber das soll gar nichts Schlechtes sein.

(Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

Auf der anderen Seite ist darauf hingewiesen worden, wir haben es mit dem Landesanglerverband in Mecklenburg-Vorpommern mit rund 45.000 Mitgliedern mit dem mitgliederstärksten Verband zu tun. Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass ich ihn als anerkannten Naturschutzverband ähnlich bewerte wie die Kleingärtner.

(Angelika Peters, SPD: Richtig.)

Auch da würde ich mir ein noch größeres Engagement gerade für Kinder und Jugendliche in den Schulen, in den Kindertageseinrichtungen wünschen,

(Zuruf von Angelika Peters, SPD)

um damit tatsächlich auch wichtige Beiträge für die Zukunftsprägung junger Menschen geben zu können.

Erschwerend kommt hinzu, und das erkennen wir doch alle, dass Kinder und Jugendliche heute zum Teil leider deutlich andere Vorstellungen haben von der Freizeitgestaltung, als wir sie noch kennen. Da spielen im Vordergrund natürlich das Computerzeitalter, das Internet, aber selbstverständlich auch das Fernsehen eine wichtige Rolle.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Da betreiben sie aber ein anderes „Fishing“. – Jochen Schulte, SPD: Wir können ja auch den Computer in den Teich werfen und hinterherfischen. – Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

Das kann man auch nach dem Fischen machen.

Und da stellt sich die Frage: Kriegen wir die Kinder vom Computer oder vom Laptop oder vom Gameboy oder was auch immer weg und wie kriegen wir sie stärker integriert in Vereine auf Ortsebene, um damit tatsächlich auch hier Hilfestellung zu geben? Und wenn Sie mich fragen, wir haben hervorragende Beispiele im Lande, wo das gelingt.

Wenn ich mir ein paar Zahlen anschaue, die für mich jedenfalls sehr spannend sind, dann ist eins klar: Wir haben im vergangenen Jahr 97.112 Fischereiabgabemarken in Mecklenburg-Vorpommern verkauft. Das ist ja als Teufelszeug auch hier in diesem Hohen Hause von der einen oder anderen Fraktion angesehen worden.

Frau Schlupp, ich gehe mal davon aus, Sie werden dazu noch reden. Der zeitweilig begrenzte Fischereischein ist ja mal von Ihrer Fraktion als sehr kritisch angesehen worden.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Das war früher. Das war früher.)

Das war früher,

(Ute Schildt, SPD: Wir hatten viele kritische Punkte.)

heute ist alles gut. Ich habe die Prügel bezogen.

(Beate Schlupp, CDU: Hier gibt es ja auch immer noch Probleme.)

Aber unterm Strich haben wir 11.437 Menschen, die sonst nach Dänemark oder nach Norwegen gegangen wären, anstatt auf die wunderschönen Inseln Rügen oder Usedom oder an die Müritz oder an kleinere Seen, um dort dem Angelerlebnis zu frönen, hier behalten.

(Zuruf von Andreas Bluhm, DIE LINKE)

Was mich auch beeindruckt, ist, wir haben im letzten Jahr in unserem Land, in Mecklenburg-Vorpommern, immerhin 3.114 Kinder und Erwachsene in der Fischereischeinausbildung begleitet und sie haben erfolgreich diese Prüfung abgelegt. Im Verhältnis zu den 45.000 oder 48.000 Mitgliedern ist das aus meiner Sicht eine bemerkenswerte Zahl. Das heißt unterm Strich, wir wollen, dass das noch verbessert wird, und wir wollen natürlich damit auch gewährleisten, dass gerade Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien die Möglichkeit erhalten, damit ihrem Hobby und hoffentlich damit auch in der Zukunft ihrer Passion nachgehen zu können.

Deswegen werden wir als Gesetzgeber, ich habe das schon angedeutet, in Kürze mit dem Fischereigesetz kommen. Da werden wir Vorschläge unterbreiten. Wir werden den zeitweilig begrenzten Fischereischein und damit den Tourismusangelschein flexibilisieren. Das ist im Übrigen der Wunsch auch der Verbände, insbesondere der Kutter- und Küstenfischerei, aber auch der Binnenfischer. Mittlerweile gibt es auch innerhalb des Landesanglerverbandes sehr positive Aspekte, die zu einer Verlängerung dieser Möglichkeit genutzt werden sollen. Insofern bin ich davon überzeugt, dass mit der Umsetzung dieser Maßnahme eine Verbesserung der Angelbedingungen in Mecklenburg-Vorpommern erreicht werden kann, und, ich werde es nachher auch noch mal andeuten, wir können damit natürlich einen wichtigen Beitrag für den Tourismus leisten.

(Detlef Müller, SPD: Sehr richtig. – Zuruf von Angelika Peters, SPD)

Wir können auch einen wichtigen Beitrag für die Berufsfischerei in diesem Lande leisten, denn wenn die Fischer schon weniger Fisch, insbesondere Hering oder auch Dorsch, fischen können, dann können sie aber geführte Angeltouren unternehmen,

(Zurufe von Angelika Peters, SPD, und Raimund Frank Borrmann, NPD)

um damit auch ein Einkommen zu erzielen. Letzten Endes leisten wir damit einen wichtigen Beitrag

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Auf dem Meeresgrund, oder wo? – Zuruf von Angelika Peters, SPD)

auch innerhalb des Landes Mecklenburg-Vorpommern für den gesamten Wirtschaftszweig, alles rund um das Wasser und rund um den Tourismus. – Herzlichen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und CDU – Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Jetzt weiß der Minister, was er zu tun hat, Frau Schildt, mit dem Beitrag. – Zuruf von Ute Schildt, SPD)

Danke, Herr Minister.

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Professor Dr. Tack von der Fraktion DIE LINKE.

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Angeln gehört wohl mit zu den schönsten und vielleicht auch sinnvollsten Freizeitbeschäftigungen, die bei Einhaltung der notwendigen Regeln zugleich wertvolle Beiträge zum Erhalt von Natur und Umwelt liefert.

(Angelika Peters, SPD: Na, das sollten nicht die Sportler hören!)

Nicht umsonst ist zum Beispiel, und das wurde anhand der Zahlen bereits gesagt, der Landesanglerverband mit seinen mehr als 43.000 Mitgliedern zugleich ein gesetzlich anerkannter Naturschutzverband.

(Angelika Peters, SPD: Richtig.)

Auch die Verbindung von Angeln und Tourismus wird immer mehr zu einer tragenden Säule in unserem Urlaubsland Nummer eins, wie die bereits von Frau Schildt erwähnten Zahlen eindeutig belegen. Mit dem von der rot-roten Koalition eingeführten Touristenfischereischein wurde gegen alle anfänglichen Widerstände ein erfolgreicher Weg abgesteckt, der weiter beschritten werden sollte.