Protokoll der Sitzung vom 19.11.2009

Ich werde mich jedenfalls weiter dafür einsetzen.

Ich will insofern noch mal deutlich unterstreichen: Ich meine, dass wir insbesondere für die hier wirtschaftenden Unternehmen, aber auch für die, die Bodenreformland bekommen haben, noch mal dokumentieren, dass wir alles daransetzen, dass Rechtssicherheit bestehen bleibt, erhalten bleibt und dass es keine irgendwie geartete Besserstellung geben wird.

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Das ist doch keine Rechtssicherheit. – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Zu den Diskussionen um die Privatisierung habe ich hier immer wieder auch deutlich gemacht, dass wir im Vordergrund natürlich die Unternehmen sehen. Ich gehe davon aus, dass Sie in Kürze, Herr Roolf, Ihre Fraktion, aber auch insbesondere die CDU-Fraktion, sicher von den Landwirten und vom Bauernverband, der mich direkt auf dieses Problem angesprochen hat,

(Michael Roolf, FDP: Nicht nur Sie, Herr Backhaus, nicht nur Sie!)

Briefe erhalten werden, auch vor dem Hintergrund, Ihre Position dazu wirklich eindeutig darzustellen. Und da bin ich sehr gespannt, wie Sie dann darauf antworten werden.

(Harry Glawe, CDU: Da haben wir kein Problem. Übertreiben Sie nicht immer so! – Dr. Armin Jäger, CDU: Kein Problem, Herr Backhaus, kein Problem. – Udo Pastörs, NPD: Genau, wie Sie das machen.)

Wahrscheinlich, ich höre das schon,

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

wird das dann heißen, bleibt ruhig, an den Dingen ist nichts dran, aber unterm Strich ist die Beunruhigung wirklich außerordentlich hoch.

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Ich will abschließend nur noch mal ein paar Zahlen nennen, Herr Glawe.

(Harry Glawe, CDU: Ja, ja, Sie sollten sich ein wenig zurücknehmen.)

Fakt ist, wir haben allein im Jahr...

(Harry Glawe, CDU: Sie sollten sich ein wenig zurücknehmen, habe ich gesagt.)

Ich nehme mich überhaupt nicht zurück, weil ich das freie Recht habe, ich bin frei gewählter Abgeordneter, Herr Glawe,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das müsst ihr ihm nicht raten, das ist der falsche Weg. – Michael Roolf, FDP: Sie sprechen aber als Minister, Sie sprechen aber als Minister für die Landesregierung, Herr Backhaus. Für die Landesregierung sprechen Sie.)

und werde hier meine Meinung sagen, und da vertrete ich auch die Auffassung der Landesregierung.

(Michael Roolf, FDP: Ja, genau. Als Minister sprechen Sie.)

Ich vertrete hier auch die Interessen der Landesregierung.

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Als Minister sollten Sie sich ein bisschen zurückhalten.)

Allein im Jahr 2008...

Vielleicht hören Sie jetzt einfach noch mal zu

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Vielleicht sollten die Koalitionäre mal eine Auszeit nehmen.)

und die Aufregung nehmen wir dann auch ein Stückchen zurück.

Wenn Sie sich die Fakten anschauen, dann sind im Jahr 2008 allein in Mecklenburg-Vorpommern über 100 Millionen Euro an Liquidität für Bodenkäufe zum Verkehrswert in den Betrieben ausgelöst worden oder diese Investitionen getätigt worden, davon die Hälfte, 55 Millionen, nur durch die BVVG. Hinzu kommen weitere 55 Millionen Euro im Rahmen der EALG-Käufe. Daran wird deutlich, wozu auch die Betriebe in den letzten Jahren, ja, in den letzten 20 Jahren gezwungen worden sind.

Ich habe immer gesagt und versucht, die Meinung in der Landesregierung mit durchzusetzen, dass wir auch die langfristige Verpachtung als eine Art der Privatisierung ansehen. Wir hätten damit deutlich mehr Investitionen in die Veredlung ausgelöst, denn 1,6 Milliarden Euro sind mittlerweile durch landwirtschaftliche Unternehmen in den Kauf von Grund und Boden getätigt worden, und dieses dann zulasten von anderen Investitionen und selbstverständlich auch zulasten von Arbeit und Entwicklung in unserem Land. Das war damals der Wille des Einigungsvertrages und insbesondere getragen durch die CDU/CSU und FDP, nämlich Privatisierung tatsächlich vor Sanierung zu setzen.

Ich halte dieses, das habe ich immer wieder deutlich gemacht, für einen der Kardinalfehler,

(Helmut Holter, DIE LINKE: Richtig.)

die in der Deutschen Einheit entstanden sind. Und darunter leiden heute auch und immer noch die Landwirtschaftsbetriebe, weil sie einfach gezwungen werden, diese Flächen zu erwerben.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Sehr richtig.)

Und deswegen hoffe ich, dass wir auch in den Diskussionen, die ja zu dem Privatisierungskonzept für die Landwirtschaft geführt haben, wo wir die Federführung hatten und wo wir zurzeit auch im Rahmen des Moratoriums

verhandeln, tatsächlich die Aussetzung der Verkehrswertprivatisierung solange aufrechterhalten bekommen, bis wir zu Lösungen gekommen sind, und zwar im Einvernehmen mit den neuen Ländern. Ich hoffe, dass nun endlich die nächsten Termine anberaumt werden, damit wir schnell zu einer Lösung kommen.

Und insofern darf ich noch mal ausdrücklich sagen: Wir wollen keinen Konflikt zwischen Alteigentümern, die hier wirtschaften, sich eingebracht haben, und denjenigen, die sich hier 20 Jahre engagiert haben, sondern wir brauchen endlich Ruhe an dieser Bodenfront und Sie haben daran mitzuwirken, dass uns das gelingt. – Herzlichen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE – Zuruf von Raimund Frank Borrmann, NPD)

Vielen Dank, Herr Minister.

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Dr. von Storch für die Fraktion der CDU.

Frau Präsidentin! Meine Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Die CDU-Fraktion lehnt den Antrag der LINKEN ab.

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Echt?!)

Was für ein Wunder!

(Regine Lück, DIE LINKE: Das ist eine Interessenfrage.)

Die Linkspartei nimmt eine...

(Zurufe von Torsten Koplin, DIE LINKE, und Raimund Frank Borrmann, NPD)

Ich glaube, dass Sie mich erst einmal ausreden lassen sollten!

(Helmut Holter, DIE LINKE: Das sagen Sie mal Ihrem Fraktionsvorsitzenden!)

Das hat schon vorhin Ihr Kollege gefordert, nicht zu Unrecht.

Die Linkspartei nimmt eine Passage der Koalitionsvereinbarung zwischen CDU, CSU und FDP auf Bundesebene zum Anlass, um Unsicherheiten zu schüren,

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Wir haben ja schließlich auch die Pflicht, die Leute aufzuklären.)

Populismus zu verbreiten

(Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

und die Exzesse der Bodenreform als stalinistisches Unrecht zu verteidigen.