Protokoll der Sitzung vom 17.12.2009

Ich darf Sie jetzt schon einmal um Ihre Zustimmung bitten.

Ich möchte eine zweite Bemerkung machen. Ich glaube, meine Damen und Herren, das Risiko, was wir haben, besteht nicht nur in dem heute so, gestern schon so und auch heute noch einmal geschmähten Wachstumsbeschleunigungsgesetz.

(Zuruf von Rudolf Borchert, SPD)

Ich glaube, e in viel größeres Risiko wäre es, wenn es uns nicht gelingt, durch geeignete Maßnahmen aus der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise herauszukommen. Was wir brauchen, sind sichere Arbeitsplätze. Was wir brauchen, ist entsprechende wirtschaftliche Entwicklung, und man muss darüber reden, welche Maßnahmen dahin führen können. Ich meine, mit dem Wachstumsbeschleunigungsgesetz geplante Maßnahmen sind durchaus richtig und notwendig, und ich glaube, darüber brauchen wir gar nicht zu diskutieren. Darüber hat auch der Koalitionspartner nie diskutiert. Das ist zum Beispiel die Absenkung der Umsatzsteuer auf sieben Prozent. Auch das muss man dann sagen.

(Rudolf Borchert, SPD: Das bringt aber kein Wachstum, null Wachstum.)

Wer gegen das Wachstumsbeschleunigungsgesetz ist, der muss dann auch sagen, dass er gegen die Absenkung der Umsatzsteuer für Beherbergungsbetriebe auf sieben Prozent ist.

(Rudolf Borchert, SPD: Ich habe das Gesetz nicht als Wachstums- beschleunigungsgesetz bezeichnet.)

Wenn wir dann immerzu nur das eine als Risiko darstellen,

(Rudolf Borchert, SPD: Das ist doch Etikettenschwindel.)

ich denke, wichtig ist wirklich die wirtschaftliche Entwicklung und die Überwindung der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise in Deutschland. Daran sollten wir gemeinsam arbeiten und in Mecklenburg-Vorpommern sollten wir alles dafür tun, dass uns dieses so gelingt.

Ein Letztes: Ich glaube, dass dieser Haushalt nicht nur sozialdemokratische Politik verkörpert, sondern genauso auch christdemokratische. Und eins will ich auch deutlich sagen: Eine konservative Haushaltspolitik ist immer auch eine gute Voraussetzung für solide Finanzen. In diesem Sinne, meine Damen und Herren, bitte ich um Ihre Zustimmung zum Doppelhaushalt 2010/2011

(Zuruf von Wolfgang Griese, DIE LINKE)

und freue mich auf die Umsetzung in den nächsten beiden Jahren auch mit dem Koalitionspartner. – Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der CDU – Harry Glawe, CDU: Sehr gut.)

Danke schön, Herr Löttge.

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Frau Reese von der Fraktion der FDP.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! „Solide trotz Krise“ lautete die Überschrift einer Pressemitteilung des Finanzministeriums nach dem Beschluss des Haushaltsentwurfes durch das Kabinett am 7. Juli dieses Jahres. Die Landesregierung hatte es sich zum Ziel gestellt, einen Doppelhaushalt aufzustellen, ohne zum Haushaltsausgleich neue Schulden aufnehmen zu müssen. Trotz erheblicher Steuerausfälle infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise konnte die Landesregierung dieses Ziel auch nach jetzigem Stand der Beratungen erreichen. Das erkennen auch wir als Opposition an.

Aber damit hört das Lob unsererseits dann schon auf. Von der groß verkündeten Solidität sind wir mit dem vorgelegten Haushalt weit entfernt. Schauen wir uns einige Eckdaten doch einmal genauer an:

Jedes Jahr gehen die Einnahmen aus dem Solidarpakt II um nahezu 80 Millionen Euro zurück. MecklenburgVorpommern wird also bis 2020 über stetig fallende und immer geringere Finanzmittel aus dem Solidarpakt verfügen. Das Ergebnis der Maisteuerschätzung konnte im Wesentlichen mit den Zahlen der Novembersteuerschätzung zwar bestätigt werden, das befürchtete weitere Einbrechen der Steuereinnahmen blieb glücklicherweise aus, das Haushaltsvolumen erhöhte sich gegenüber dem ursprünglichen Planansatz um fast 70 Millionen Euro in 2010 und fast 62 Millionen Euro in 2011. Trotzdem, auch wenn Mecklenburg-Vorpommern für dieses Jahr aller Voraussicht nach einen guten Haushaltsabschluss erreichen wird, so sind die guten Jahre erst einmal vorbei.

(Rudolf Borchert, SPD: Tja.)

Den nahezu vollständigen Verbrauch der gesamten Rücklagen des Landes

(Zuruf von Rudolf Borchert, SPD)

in den nächsten beiden Jahren zur Realisierung des Haushaltsausgleiches betrachtete meine Fraktion bereits bei der Haushaltseinbringung kritisch. Selbstredend ist die Nutzung eigenen Geldes besser als die Aufnahme neuer Kredite und somit die Finanzierungskosten und die Schulden noch weiter auf kommende Generationen zu verteilen. Aber wir kritisieren, dass auch die zusätzlichen Mittel aus der Ausgleichsrücklage von derzeit fast 52 Millionen Euro vollständig für den Haushalt wieder verfrühstückt werden sollen.

Im Jahr 2010 soll die zusätzliche Entnahme aus der Rücklage 29,2 Millionen Euro und in 2011 22,9 Millionen Euro betragen. Das Land steht trotz des angekündigten guten Ergebnisses des Jahres 2009 wieder an der gleichen Stelle wie bei der Planerstellung. Mit dem Beschluss des Haushaltes verfügt das Land über keine weiteren Rücklagen nach 2011. In den letzten Jahren …

(Rudolf Borchert, SPD: Ja, wem haben wir das denn zu verdanken?)

Herr Borchert, wenn Sie die Sachen immer,

(Hans Kreher, FDP: Das war bei der Haushaltseinbringung schon deutlich, ne?)

wenn Sie die Sachen immer wiederholen, werden sie trotzdem nicht richtiger.

(Rudolf Borchert, SPD: 78 Millionen haben oder nicht haben.)

In den letzten Jahren war es so, dass Rücklagen wegen höherer Einnahmen des Landes gebildet werden konnten. Sollten die Einnahmen ab 2012 nicht wie erwartet steigen,

(Rudolf Borchert, SPD: Nee.)

verfügt das Land über keine weiteren finanziellen Puffer.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Ja, was schlägt denn die FDP jetzt vor? Was schlägt die FDP konkret vor?)

In einer Zeitungsmeldung des „Nordkurier“ rief die Finanzministerin zu weiterem Sparen auf.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Entweder Neuverschuldung oder Ausgabenkürzung.)

Von diesem Ansatz ist auch nach Vorlage der neuen Zahlen nichts zu spüren. Es wird weiterhin keine Vorsorge für kommende Zeiten getroffen. Dies ist keine nachhaltige Haushaltsführung. Gerade bei der derzeitigen Praxis des Stellenabbaus in der Landesverwaltung ist die Äußerung der Finanzministerin, weitere Einschnitte abzulehnen, für mich nicht nachvollziehbar. Zwar werden in der Kernverwaltung immer weniger Stellen ausgewiesen, diese werden aber oft nicht real abgebaut, sondern lediglich in die Maßnahmegruppe 96 „Disponibler Überhang“ verschoben und stehen somit weiterhin auf der Gehaltsliste.

Weiterhin kritisiert meine Fraktion, dass es seitens der Landesregierung keine Ansätze gibt,

(Rudolf Borchert, SPD: Und was ist jetzt Ihr Vorschlag?)

aufgenommene Kredite zu tilgen.

(Rudolf Borchert, SPD: Sie müssen jetzt laut sagen, was Sie wollen!)

Dabei bleibt der Schuldenstand konstant bei 10,4 Milliarden Euro und durch die Bevölkerungsabnahme

(Rudolf Borchert, SPD: Kündigung, betriebsbedingt, schnellstmöglich.)

steigt die Pro-Kopf-Verschuldung der Bürger automatisch. Das Land lässt jede Perspektive vermissen, wie der Schuldenberg abgebaut werden kann.

Wir wollen die Auswirkungen der Krise für MecklenburgVorpommern nicht verkennen. Da muss der Gürtel enger geschnallt werden und den Forderungen seitens der Landesregierung nach Einsparungen müssen auch Taten folgen.

(Rudolf Borchert, SPD: Dann machen Sie mal konkrete Vorschläge!)

Dieser Stillstand beim Schuldenabbau kann doch nicht unser Ziel und Ansatz sein. Mecklenburg-Vorpommern kann sich nicht auf den jetzigen Ergebnissen ausruhen. Es ist gut, dass der durchschnittliche Zinssatz für Kredite des Landes leicht unter dem Bundesdurchschnitt liegt, aber letztendlich hilft das der Entwicklung des Landes auch nicht weiter. Ein Verbleiben beim Status quo ist kein zukunftsgerichteter Ansatz für unser Land. Letztendlich bleibt die alte Forderung meiner Fraktion das Hauptcredo einer jeden Haushaltsberatung: Die Ausgaben haben sich grundsätzlich an der Höhe der Einnahmen zu orientieren.

(Egbert Liskow, CDU: Machen wir.)

Aufkeimende Begehrlichkeiten sind konsequent gegeneinander abzuwägen. Mit Blick auf DIE LINKE muss ich sagen, wir können nicht ständig über unsere Verhältnisse leben und die Lasten weiter auf zukünftige Generationen verschieben.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Helmut Holter, DIE LINKE: Wo ist denn nun die Strategie der FDP? Was wollen Sie denn jetzt?)

Betrachten wir den Haushalt etwas genauer, dann ist festzustellen, dass die Landesregierung gerade die sächlichen Verwaltungsausgaben im IT-Bereich erhöht. Ein Rationalisierungseffekt ist mit den getätigten höheren Sachausgaben aber nicht zu erkennen. Nach Auffassung meiner Fraktion sollten gerade erhebliche Ausgabenerhöhungen im IT-Bereich dazu führen, die Verwaltung effizienter zu gestalten