Protokoll der Sitzung vom 11.06.2010

(Michael Andrejewski, NPD: Im Alleingang.)

Leute sitzen im Verteidigungsausschuss des Bundestages, meine sehr verehrten Damen und Herren!

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Allerdings!)

Ach ja, nachdem DIE LINKE ihren Antrag dann bei der Präsidentin abgab, kam heraus, dass auch die SPD genau zu diesem Thema einen Antrag in den Landtag einbringen wollte. Die CDU wollte das nicht. Vor allem wollte sie nicht, dass auch Wehrdienstkritiker und Hilfsorganisationen in der Schule zu Wort kommen. Warum eigentlich?

Als dann auch noch der Bildungsminister plötzlich ankündigte, einen Kooperationsvertrag mit der Bundeswehr schließen zu wollen, wurde es dem Ministerpräsidenten offenbar zu viel: Er bestellte seinen Minister zum Rapport und ließ den bereits verkündeten Termin zur Unterzeichnung platzen. Die Vereinbarung musste nachgearbeitet werden. Aber was in dieser nachgearbeiteten Vereinbarung steht, kennt das Parlament nicht. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob alle Abgeordneten der Koalitionsfraktionen diesen Text kennen.

Der CDU-Abgeordnete Peter Stein meinte, sich auch noch äußern zu müssen, und warf dem Ministerpräsidenten daraufhin vor, dem Land erheblich geschadet

zu haben. Ich bin gespannt, was der Ministerpräsident heute in der Debatte zu diesen Vorwürfen sagen wird.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Nix, Herr Ritter.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, mein letzter Kenntnisstand ist, dass die SPD heute zufrieden sei. Militärkritische Positionen kämen nach der neuen Vereinbarung endlich auch zu Wort.

(Zuruf von Heinz Müller, SPD)

Wirklich? Wir kennen diese Vereinbarung nicht.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Tja.)

Und sich nur auf die Einschätzung der SPD zu verlassen,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Kann man ruhig machen, Herr Ritter, das ist sehr vertrauenswürdig.)

das ist mir in diesem Haus zu wenig, lieber Kollege Nieszery.

(Zuruf von Heinz Müller, SPD)

Nach wie vor kennen wir die Kooperationsvereinbarung nicht. Deswegen haben wir unseren Antrag dem aktuellen Sachstand angepasst und wollen endlich informiert werden.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Sehr souverän.)

Wir halten es auch für angezeigt,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Änderungsantrag zum eigenen Antrag.)

dass der Landtag ein Jahr nach Inkrafttreten einer solchen Vereinbarung über die Entwicklung an den Schulen unseres Landes informiert wird. Dann können wir nachvollziehen,

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

ob die Ausgewogenheit und die Neutralität von Informationsveranstaltungen der Bundeswehr

(Beate Schlupp, CDU: Wie in der DDR, ja?)

in den Schulen unseres Landes tatsächlich gewahrt ist. Ich bitte daher um Zustimmung zu unserem Antrag in der geänderten Fassung. – Herzlichen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Vielen Dank, Herr Ritter.

Im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von 45 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre dazu keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.

Das Wort hat zunächst der Abgeordnete Herr Heinz Müller für die Fraktion der SPD.

(Beate Schlupp, CDU: Ihr habt wohl vergessen, was ihr zu DDR-Zeiten gemacht habt, was? – Andreas Bluhm, DIE LINKE: Darum geht’s doch jetzt überhaupt nicht. Darum geht es nicht.)

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Antrag der Fraktion DIE LINKE trägt das Datum vom 26.05., und wenn ich mir noch einmal die Presseberichterstattung jenes Datums

vor Augen führe, dann kann ich für eine solche Antragstellung zumindest noch sagen, dass ich sie bei der Presselandschaft für nachvollziehbar halte.

Inzwischen ist allerdings einiges passiert. Das sehen die LINKEN offenkundig auch selber und haben versucht, ihren eigenen Antrag mit einem Änderungsantrag der derzeitigen Situation anzupassen. So lobenswert dieser Vorstoß ist, den Antrag der aktuellen Situation anzupassen, so bleibt er doch im Ansatz stecken und ist nicht konsequent und weitgehend genug. Wenn er konsequent genug gewesen wäre, Herr Kollege Ritter, dann hätten Sie in der Tat Ihren Antrag zurückgezogen.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ja.)

Denn wenn Sie sich mit dem Thema ernsthaft befassen

(Helmut Holter, DIE LINKE: Das haben wir getan.)

und wenn Sie die Presse und die Verlautbarungen der Landesregierung und der Fraktionen nicht selektiv wahrnehmen, sondern umfassend, dann hätten Sie sehr wohl gemerkt, dass es in den Äußerungen des Ministerpräsidenten keinesfalls Widersprüche gibt,

(Andreas Bluhm, DIE LINKE: Das haben wir auch gar nicht gesagt.)

sondern dass wir in einem Diskussionsprozess in der Landesregierung waren und dass so ein Diskussionsprozess eigentlich doch etwas sehr Selbstverständliches ist. Dieser Diskussionsprozess, meine Damen und Herren, hat zu einem Ergebnis geführt, zu einem Text für eine Vereinbarung mit der Bundeswehr,

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

der als eine solide Grundlage für Veranstaltungen auch zu dem schwierigen Thema Auslandseinsätze der Bundeswehr dient. Schülerinnen und Schüler in einer Schule in der Demokratie sollen und müssen sich auch zu sehr schwierigen, zu kontrovers diskutierten Themen eine Meinung bilden.

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Wenn sie denn dürfen.)

Und zur Meinungsbildung gehört, dass der Grundsatz „audiatur et altera pars“, wir müssen auch die andere Seite hören – ein Grundsatz,

(Raimund Frank Borrmann, NPD: Das gilt aber nur für nicht verbotene Redewendungen.)

der eigentlich aus dem Gerichtsverfahren stammt –, dass der auch in der Behandlung eines solchen Themas in der Schule stattfindet, dass also beide Seiten gehört werden und dass die Schüler auf diese Art und Weise in die Lage versetzt werden, sich umfassend zu unterrichten, sich umfassend mit einem Thema auseinanderzusetzen und sich auf diese Art und Weise vernünftig und solide eine Meinung zu bilden.

Dieses, meine Damen und Herren, gehört zu einer Schule in einer Demokratie. Dieses wird durch diese Vereinbarung gewährleistet. Dieses passiert übrigens auch nicht nur beim Thema Bundeswehr und Auslandseinsätze, sondern auch bei einer Reihe von anderen Themen, auch andere Teile unseres Staates wie etwa die Bundespolizei. Die Polizeien sind ja auch in Schulen präsent. Auch hier findet Meinungsbildung statt. Auch hier gilt der Grundsatz: Wir hören alle Argumente.

(Zuruf von Helmut Holter, DIE LINKE)

Und auch hier werden Themen angesprochen, die für Schülerinnen und Schüler sicherlich schwierig sind, aber die für ihren Reifungsprozess von Bedeutung sind.

Also, meine Damen und Herren von den LINKEN, wenn Sie konsequent wären, dann würden Sie nicht nur einen Änderungsantrag vorlegen, dann würden Sie in der Tat sagen, das Thema ist erledigt, und würden Ihren Antrag zurückziehen. Dazu fordere ich Sie nochmals auf. Wenn Sie die Kraft nicht besitzen, dann werden wir Ihren Antrag ablehnen. – Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD)

Vielen Dank, Herr Müller.