Protokoll der Sitzung vom 07.07.2010

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich begrüße Sie zur 99. Sitzung des Landtages. Ich stelle fest, dass der Landtag ordnungsgemäß einberufen wurde und beschlussfähig ist. Die Sitzung ist eröffnet. Die vorläufige Tagesordnung der 99., 100. und 101. Sitzung liegt Ihnen vor.

Im Ältestenrat bestand Einvernehmen darüber, den Tagesordnungspunkt 16 mit dem Tagesordnungspunkt 19 zu tauschen. Wird der so geänderten vorläufigen Tagesordnung widersprochen? – Das ist nicht der Fall. Damit gilt die Tagesordnung der 99., 100. und 101. Sitzung gemäß Paragraf 73 Absatz 3 unserer Geschäftsordnung als festgestellt.

Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 1: Aktuelle Stunde. Die Fraktion der NPD hat gemäß unserer Geschäftsordnung eine Aktuelle Stunde zu dem Thema „Volkes Wille achten – Volksbeteiligung zur Kreisgebietsreform“ beantragt.

Aktuelle Stunde Volkes Wille achten – Volksbeteiligung zur Kreisgebietsreform

Das Wort hat der Fraktionsvorsitzende Herr Abgeordneter Pastörs für die Fraktion der NPD.

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Komödie um die Neuwahl des Bundespräsidenten in der letzten Woche könnte Pate gestanden haben für das, was sich hier in Mecklenburg-Vorpommern in Bezug auf die Kreisgebietsreform abgespielt hat.

(Reinhard Dankert, SPD: Sie haben doch mitgespielt.)

Das eine wie das andere, man muss schon sagen, Theater stück wird unter Ausschluss der Bevölkerung von oben durchgedrückt. Uns Nationale verwundert nicht, dass die größten Schreihälse für eine Kreisgebietsreform die gleichen sind, die noch vor wenigen Jahren diese sogenannte Reform in Bausch und Bogen ablehnten. Als Oberchamäleon in dieser Sache kann hier beispielhaft der CDU-Innenminister Caffier genannt werden.

(Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

Sie, Herr Caffier, sind es, der sich mit unglaublicher Arroganz einer Reform verschrieben hat, die keine ist. Original ton Caffier vor genau einem Jahr in einer Dringlichkeitssitzung hier in diesem Hause, Zitat: „Die Bürger werden die Namen und die Sitze der neuen Landkreise durch Bürgerentscheide selbst bestimmen dürfen. Das ist deutschlandweit einmalig.“ Zitatende, Herr Caffier. Das, was Sie hier im Zusammenhang mit den Sozis von der SPD jetzt durchziehen,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Die Sozialdemokraten meinen Sie, ja?)

ist wirklich deutschlandweit einmalig, meine Damen und Herren.

Aber auch der edle Ritter von den Postkommunisten

(Peter Ritter, DIE LINKE: Ja, Post kriege ich jeden Tag.)

ist in Bezug auf Bürgerentscheid umgefallen, Herr Ritter, und dies erstaunlich geräuschlos. Es war ja eben DIE LINKE, Herr Professor Methling,

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Ja?)

und Sie ganz vorne mit dabei,

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Ja, ja.)

die kategorisch auf einen Bürgerentscheid bestand, um jetzt stromlinienförmig wie immer gemeinsam mit der restlichen Blockparteienbrühe in dieselbe Richtung zu fließen.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Muss man sich das gefallen lassen?)

Herr Abgeordneter Pastörs!

(Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

Nein, meine sehr verehrten Damen und Herren, …

Herr Abgeordneter Pastörs, ich bitte Sie, einen Moment zu unterbrechen.

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Bitte lassen Sie diese diskreditierenden Äußerungen in Bezug auf die Abgeordneten, die hier im Haus …

(Reinhard Dankert, SPD: Wir wissen ja, dass wir uns nicht mögen.)

Nein, meine …

… Repräsentanten der Bevölkerung von Mecklenburg-Vorpommern sind. Und ich weise ebenso zurück Ihren unparlamentarischen Vergleich in Bezug auf den Innenminister.

Nein, meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie wollen keine mündigen Bürger, Sie wollen auf allen Ebenen der politischen Entscheidungsfindung unter Ausschluss des Volkes nur Ihre Pfründe sichern.

(Reinhard Dankert, SPD: Wir wollen keine NPD.)

Die Bürger unseres Landes mitbestimmen zu lassen – das haben Sie erkannt –, würde für Sie, also die Apparatschiks dieses Systems, ein großes Risiko bedeuten. Die Kreisgebietesreform wird kommen und ihre Ausgestaltung wird ausschließlich von der CDU-SPD-Regierung definiert sein.

Die ganze, ja, Charakterlosigkeit der sogenannten herrschenden Klasse des Landes wird jedem noch einmal deutlich vor Augen geführt, der sich näher mit der Notwendigkeit dieser Gebietsreform beschäftigt. Überschuldung – vom Juli bis Oktober 2009 ging eine wahre Flut an Stellungnahmen hier im Landtag ein. 144 Verbände, 12 Kreise, 6 kreisfreie Städte, 35 amtsfreie Städte und Gemeinden, 78 Ämter und 777 amtsangehörige Städte und Gemeinden wurden angeschrieben. Auf diese insgesamt über 1.000 Schreiben gingen 161 Stellungnahmen ein und zusätzlich wurden 4 Stellungnahmen unaufgefordert vorgelegt.

All dies war, wie wir heute wissen, ein reines Showprogramm. Sie, meine Damen und Herren der Landesregierung, können schon längst nicht mehr Politik gestalten. Sie sind bankrott. Sie können nur noch reagieren und nicht mehr agieren. Aktion ist jedoch der Primat von Gestaltungswille.

(Zurufe von Wolfgang Griese, DIE LINKE, und Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

Sie versuchen durch Zentralisierung, zum Nachteil des Bürgers

(Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

Konzentrierungen durchzuführen, die, was die Einsparungseffektivität angeht, höchst zweifelhaft sind.

Zum Abschluss noch ein paar Worte zu den LINKEN zu meiner Linken.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Ja?)

Herr Fraktionsvorsitzender Holter: erst hü, dann hott –

(Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

wie im Reichstag letzte Woche.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Na, Ihr Auftritt war ja auch gerade berauschend.)

Und Herr Ritter und Sie selbst rührten kräftig die Werbetrommel für eine Bürgerbeteiligung, wurden alsdann über Nacht fahnenflüchtig und verkündeten laut Pressemitteilung vom 10. Mai des Jahres dem Sinne nach, das Volk habe den Mund zu halten, der Gesetzgeber, also die hier im Landtag vertretenen Parteien allein, sollte über die zukünftigen Kreissitze entscheiden. Was für ein Widerspruch!

(Helmut Holter, DIE LINKE: Wenn wir entscheiden könnten, würden Sie schon längst verboten sein.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren der LINKEN, was sind Sie doch für eine, ich muss schon sagen, Heuchlerbande, Herr Holter.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Es gibt nur eine Bande.)

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren Abgeordnete, die Kreisgebietsreform wird zum Nachteil aller Bürger kommen. Es wird eine Kreisgebietsreform sein, die die Bürger unseres …

Herr Abgeordneter Pastörs, Ihre Rede…

(Der Abgeordnete Udo Pastörs spricht bei abgeschaltetem Mikrofon.)