Protokoll der Sitzung vom 07.07.2010

(Udo Pastörs, NPD: Toll! Gesichert!)

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit, meine Damen und Herren, und empfehle im Namen der Mehrheit des Innenausschusses, die beiden Gesetzesentwürfe auf der Grundlage der Beschlussempfehlungen anzunehmen. – Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und CDU – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Vielen Dank, Herr Dr. Timm.

Im Ältestenrat wurde eine verbundene Aussprache mit einer Dauer von 210 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre dazu keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.

Das Wort hat der Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern Herr Sellering.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Landtag entscheidet diese Woche über die beiden wichtigsten Gesetzgebungsvorhaben der Landesregierung in dieser Legislaturperiode, heute über die Verwaltungsreform und morgen über das KiföG. Das ist die Woche der wichtigen Entscheidungen für MecklenburgVorpommern.

(Gino Leonhard, FDP: Woche der Wahrheit. – Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Meine Damen und Herren, über kein anderes politisches Thema ist in den letzten Jahren in unserem Land so kontrovers diskutiert worden wie über die Verwaltungsreform: hier im Landtag, in der Öffentlichkeit, zwischen dem Land und den Kommunen.

(Zuruf von Toralf Schnur, FDP)

Viele Vertreter der Kommunen sind heute zu dieser Sitzung nach Schwerin gekommen. Ich werbe gerade auch bei Ihnen für diese Reform, meine Damen und Herren, denn diese Verwaltungsreform ist notwendig und rich

tig für unser Land. Sie ist notwendig und richtig, weil die Bürgerinnen und Bürger einen Anspruch darauf haben, dass wir die Verwaltung in unserem Land so sparsam und effizient wie nur irgend möglich organisieren. Und man muss sagen, da können wir auf allen Ebenen besser werden. Sie ist notwendig und richtig, weil wir uns auf eine veränderte Bevölkerungszahl einstellen müssen.

(Udo Pastörs, NPD: Die Sie zu verantworten haben.)

Anfang der 90er-Jahre gab es 1,9 Millionen Einwohner, zurzeit sind es 1,65.

(Udo Pastörs, NPD: Woran liegt das wohl?)

2020 werden es 1,55 Millionen Einwohner sein und darauf müssen wir unsere Verwaltungsstrukturen ausrichten. Und schließlich ist diese Reform notwendig und richtig, weil wir nicht nur wegen der geringeren Bevölkerungszahl, sondern auch weil der Solidarpakt II ausläuft,

(Udo Pastörs, NPD: Ein Bankrott, ich wiederhole das.)

künftig mit deutlich weniger Geld auskommen müssen als bisher. Und da sage ich ganz klar: Es ist besser, es ist unabweislich, die knapper werdenden Mittel für Familie und Kinder, für Wirtschaft und Arbeit, für Bildung auszugeben und nicht für zu viel Bürokratie und nicht für eine zu große Verwaltung. Das ist die richtige Schwerpunktsetzung auf unserem Weg zu einer Zukunft aus eigener Kraft.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und CDU)

Meine Damen und Herren, mit dieser Reform schaffen wir zukunftsfähige Verwaltungsstrukturen für Mecklenburg-Vorpommern. Im Zuge der Kreisgebietsreform reduzieren wir die Zahl der Landkreise und kreisfreien Städte. Es wird künftig in Mecklenburg-Vorpommern sechs Kreise und zwei kreisfreie Städte geben.

(Toralf Schnur, FDP: Na, das werden wir noch sehen.)

Mit der Funktionalreform übertragen wir Aufgaben vom Land auf die Kommunen, insbesondere in den Bereichen Immissionsschutz und Abfallwirtschaft sowie beim Wasser-, Boden- und Naturschutz. Damit bauen wir Doppelzuständigkeiten ab und straffen die Verwaltung.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das glauben nur Sie, Herr Ministerpräsident.)

Das ist der Inhalt der beiden Gesetze, über die wir heute hier reden. Zur Verwaltungsmodernisierung in Mecklenburg-Vorpommern gehört aber, Herr Schwarz, noch viel mehr.

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Dazu gehört die bereits erfolgte Neuordnung der Kommunalfinanzen mit Stärkung der Zentren, dazu gehört E-Government,

(Udo Pastörs, NPD: E-Government!)

dazu gehört Deregulierung – mit Bürokratieabbau und Deregulierung habe ich bereits in meiner Zeit als Justizminister begonnen – und dazu gehört auch die Straffung der Landesverwaltung. Minister Dr. Backhaus hat die Landwirtschafts- und Umweltämter zusammengeführt. Das ist nach der Zusammenlegung der beiden Ministerien der zweite richtige Schritt.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD)

Und diese Zusammenlegung erfolgt im Übrigen in einer Viererstruktur, sodass diese Aufgaben, wenn die neuen Kommunen es selbst wollen, zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls auf die kommunale Ebene übertragen werden können.

Meine Damen und Herren, es ist heute also weder der erste noch der letzte Schritt zur Modernisierung unserer Verwaltung, aber es ist der wichtigste. Es ist völlig klar, diese Reform ist von vitalem Interesse für unser Land.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD)

Die Argumente für die Reform liegen auf dem Tisch: Wir straffen die Verwaltung. Wir stärken die Selbstverwaltung, indem wir zukunftsfähige Strukturen schaffen und Aufgaben übertragen, und wir sparen bei den Verwaltungsausgaben.

(Udo Pastörs, NPD: Das warten wir erst mal ab, ob das eintritt.)

Sie wissen, dazu gibt es Gutachten. Diese Gutachten gehen von unterschiedlichen Methoden aus, aber sie kommen alle zu demselben Ergebnis: Es wird nach einer Anlaufzeit Einsparungen in zweistelliger Millionenhöhe geben, etwa 50 Millionen Euro pro Jahr. Auch dafür lohnt sich diese Reform.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und CDU)

Meine Damen und Herren, welche Argumente bringen die Gegner vor? DIE LINKE fordert eine Verschiebung der Reform, es sei noch nicht genug diskutiert worden.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Nein, das stimmt doch gar nicht. – Zuruf von Toralf Schnur, FDP)

Dazu will ich eines sehr deutlich sagen: Wir diskutieren seit 2002 über diese Verwaltungsreform.

(Toralf Schnur, FDP: Davon ist sie aber nicht besser geworden.)

Seit dieser Zeit sind zahlreiche Konzepte, Papiere und Gutachten geschrieben worden. Sie sind in der Regierung, im Landtag, zwischen Land und Kommunen, in der Öffentlichkeit sehr ausführlich diskutiert worden.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Sie hätten mal die Anhörungsprotokolle lesen sollen.)

Auf der Grundlage, lieber Herr Ritter, des Urteils des Verfassungsgerichts

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das auch. Das hätten Sie auch lesen sollen.)

haben Landesregierung und Landtag zunächst ein Leitbild für die Reform diskutiert und verabschiedet, übrigens auch hier. Auf dieser Basis hat die Landesregierung einen Gesetzentwurf erarbeitet. Wir haben Anhörungen durchgeführt. Wir haben nach Auswertung dieser Anhörungen dann das Gesetz in den Landtag eingebracht. Hier hat es wieder Anhörungen gegeben und ausführliche Beratungen in den Ausschüssen. Dabei sind immer wieder Alternativen geprüft worden

(Toralf Schnur, FDP: Zu keinem Zeitpunkt.)

und bei entsprechenden Ergebnissen auch Änderungen an den Gesetzentwürfen vorgenommen worden.

(Toralf Schnur, FDP: Von dem ursprünglichen Gesetz ist nichts mehr da.)

Wir haben immer gesagt, diese Reform wird kommen, aber wir sind offen für gute Vorschläge, für Verbesserungsvorschläge. Und daran haben wir uns gehalten, meine Damen und Herren.

(Toralf Schnur, FDP: Nicht eine Minute!)

Dieses Gesetz ist sorgfältig beraten worden und jetzt ist es Zeit für die Entscheidung.