Protokoll der Sitzung vom 04.10.2011

Und, meine Damen und Herren, auch das ist eine Frage der Würde, eine Frage der Fähigkeit unseres Landes,

(Stefan Köster, NPD: Welche Sie gegen die Wand gefahren haben.)

seine Zukunft selbst zu gestalten. Über die Frage, wie wir denn nun diese Herausforderung im Einzelnen meistern, lässt sich trefflich streiten, politisch im Landtag, und nicht in einem Bus und nicht in einem Unterrichtsraum einer Schulklasse, sondern in einem würdevollen Plenarsaal.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU und DIE LINKE – Udo Pastörs, NPD: In einem Luxussaal.)

Dabei müssen wir immer daran denken, wer hier der Souverän ist:

(Udo Pastörs, NPD: Ach so!)

unsere Bürgerinnen und Bürger!

(Stefan Köster, NPD: Machen wir einen Volksentscheid darüber.)

Artikel 3 unserer Verfassung bringt es ganz klar auf den Punkt und ich zitiere: „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.“

(Udo Pastörs, NPD: Ja, ja, um dann missbraucht zu werden.)

Und unsere Aufgabe als gewählte Volksvertreterinnen und Vertreter des Volkes ist es, Lösungen anzubieten für tatsächliche Probleme. Da haben wir in den vergangenen Jahren einiges bewegt und haben auch noch einiges zu bewegen.

(Udo Pastörs, NPD: Ja, Sie haben eine Menge bewegt. – Zuruf von Stefan Köster, NPD)

So lag die Arbeitslosenquote im Durchschnitt des Jah- res 2006 bei 20,8, das entsprach mehr als 167.000 arbeitslosen Menschen. Im Jahresdurchschnitt 2009 lagen wir dann bei knapp über 13 Prozent. Vor gut einem Monat, Anfang September, lag die Arbeitslosenquote landesweit bei 11,1 Prozent.

(Udo Pastörs, NPD: Vergessen Sie nicht die 250.000, die abgehauen sind, die da nicht drinstehen!)

Im Bereich Ludwigslust/Parchim haben wir eine Arbeitslosenquote von 8,5 Prozent.

(Udo Pastörs, NPD: Das ist ja ein Lügenbericht.)

Und ich möchte, dass Sie mich hier richtig verstehen: Das sind immer noch 94.700 Menschen, die keine Arbeit haben,

(Udo Pastörs, NPD: Auf der Flucht aus unserem Land.)

und diese Zahl ist immer noch zu hoch. Wir haben immer noch zu viel Arbeitslose. Doch bezogen auf den Beginn der letzten Wahlperiode ist die Arbeitslosigkeit immerhin fast halbiert. Wir sollten alles daransetzen, auf diesem Weg weiterzugehen.

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Und es bleiben weitere Baustellen: das Lohnniveau, die Armutsbekämpfung. Denn es ist wichtig, dass die Menschen, die Arbeit haben, auch davon leben können.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Auch das ist ein Element von Würde.

Gemeinsam mit der Wirtschaft und den Gewerkschaften im Land, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern im Land werden wir auch dort Verbesserungen schaffen. Und dann ist mir nicht bange vor einer Sitzung, die hier in fünf Jahren stattfinden wird und wo dann wieder neu beraten wird darüber, wie es weitergeht und wo man Bilanz ziehen kann.

(Udo Pastörs, NPD: Na, warten wir mal ab!)

Unsere Beratungen hier in den kommenden fünf Jahren können auch ein Baustein sein, damit wieder mehr Bürgerinnen und Bürger in diesem Lande aktiv von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen, ein Baustein gegen die sogenannte Politikverdrossenheit. Und es gibt sicherlich auch eine Politikerverdrossenheit, eine Verdrossenheit gegenüber einzelnen Personen, manchmal auch gegen Politiker insgesamt. Herr Tack ist darauf schon eingegangen. Hier ist jeder von uns gefragt, durch seine Haltung und durch seine Arbeit ein Beispiel zu setzen, deutlich zu machen, dass wir willens und in der Lage sind, den Menschen in unserem Lande zuzuhören und bei der Lösung ihrer Probleme dabei mitzuhelfen, sie in die Lage zu versetzen, ihre Probleme, so sie können, auch selbst zu lösen.

Und, meine Damen und Herren Abgeordnete, auch das ist eine Form von Würde, die Hilfe zur Selbsthilfe, das Ernstnehmen der Bürgerinnen und Bürger.

(Udo Pastörs, NPD: Bla, bla, bla!)

Ich bin überzeugt, die Menschen in unserem Land sind weltoffen, sie stehen für ein friedliches MecklenburgVorpommern in der Ostseeregion an der Seite der Nachbarn und Freunde in Europa. Und in der Tat: Europa und die Welt – beides ist kompliziert geworden. Rettungsschirme, Bürgschaften, Staatsschulden, Staatspleiten –

(Udo Pastörs, NPD: Wie kommt das wohl?)

das sind nur einige Überschriften aus der Diskussion in den letzten Monaten.

Ich halte es vor diesem Hintergrund für enorm wichtig, dass wir unsere Arbeit mit den Partnern insbesondere im Ostseeraum, so, wie die Verfassung uns das aufträgt, fortsetzen und, wo es geht, intensivieren.

(Udo Pastörs, NPD: Tranfers intensivieren.)

Wir haben uns in den vergangenen Wahlperioden eine Tradition in der Zusammenarbeit mit anderen erarbeitet,

die wir fortsetzen sollten. Wir haben uns auch als Landtag hohes Ansehen in der Zusammenarbeit mit anderen Parlamenten im Ostseeraum erworben. Und, meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist kein Selbstzweck.

(Udo Pastörs, NPD: Nein.)

Denn als kleines Land werden wir auch in Europa besser gehört, wenn wir gemeinsam mit Nachbarn und Verbündeten unsere Stimme erheben. Und wir werden dafür zu sorgen haben, diese Weltoffenheit, die wir für uns in Anspruch nehmen, den Kindern und Jugendlichen bei uns im Land zu vermitteln, ihnen die Chancen zu eröffnen, die sie in einem geeinten Europa haben.

Lassen Sie mich mit einem Wunsch für die Zukunft enden, den ich an ein chinesisches Sprichwort anlehne,

(Udo Pastörs, NPD: Oh!)

das da lautet: „Es gibt Menschen, die fangen Fische, und es gibt Menschen, die nur das Wasser trüben.“

(Udo Pastörs, NPD: Oh, das war ja ein tolles Ding! Das ist ja ein Niveau!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns gemeinsam an die Arbeit gehen, lassen Sie uns gemeinsam Fische fangen! – Vielen Dank, dass Sie mir zugehört haben.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 4: Beratung des Antrages der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Wahl eines dritten Vizepräsidenten, auf Drucksache 6/3. Gemäß Paragraf 2 Absatz 2 unserer Geschäftsordnung kann der Landtag beschließen, weitere Vizepräsidenten zu wählen. Auf dieser Grundlage hat die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN beantragt, einen dritten Vizepräsidenten zu wählen.

Bestimmung der Anzahl der Vizepräsidenten

Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Wahl eines dritten Vizepräsidenten – Drucksache 6/3 –

Das Wort zur Begründung hat der Fraktionsvorsitzende der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Herr Jürgen Suhr. Bitte schön.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Präsidentin hat gerade die Rechtsgrundlage genannt, vor deren Hintergrund wir Ihnen heute diesen Antrag vorlegen, und ich möchte gerne kurz begründen, warum wir dies tun. Wir haben gerade von der besonderen Bedeutung dieses Parlaments und des Präsidiums gehört. Frau Bretschneider hat das, wie ich finde, richtig ausgeführt.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Ich möchte auf einen Punkt eingehen, der mir von besonderer Bedeutung ist: Das Präsidium beziehungsweise die Präsidentin wahrt die Würde und die Rechte des Landtages. Und lassen Sie mich an dieser Stelle eine

Bemerkung machen. Ich habe ja die überaus zweifelhafte Ehre, dort auf der rechten Seite sehr nah zu hören, was von den Rechtsextremen immer wieder an Zwischenrufen hier in dieses Plenum hineingeworfen wird.