Protokoll der Sitzung vom 24.09.2015

Wir halten aber gerade angesichts der gegenwärtigen Ausnahmesituation eine völlige Freizügigkeit der Entscheidungen für jeden einzelnen Flüchtling nicht für sachgerecht. Den Antrag der GRÜNEN lehnen wir ab. – Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Al-Sabty von der Fraktion DIE LINKE.

(Udo Pastörs, NPD: Jetzt kommt mit weinerlicher Stimme der Herr Professor Dr. Al-Sabty.)

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja, das Dublin-System ist gescheitert. Ja, das Dublin-System ist bürokratisch und teuer. Ja, das Dublin-System hat versagt, und ja, das Dublin-System ist unmenschlich,

(Udo Pastörs, NPD: Der Muezzin hat gerufen.)

liebe Kolleginnen und Kollegen, denn dieses System reißt Familien auseinander. Ich habe Geschichten erlebt!

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

In den letzten 15 Tagen stand ich im Hauptbahnhof in Rostock und wir haben die Flüchtlinge aus den Zügen empfangen, wir haben sie auch betreut.

(Udo Pastörs, NPD: Schön.)

Unter ihnen waren 14-/15-Jährige, die ihre Eltern verloren haben, weil die Älteren von Ungarn nach Italien zurückgeschickt wurden und sie mit den Flüchtlingen bei uns in Rostock gelandet sind. Das ist für mich unmenschlich.

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist sicher viel gesagt worden. Ich werde meine Rede heute ein bisschen auf einige Punkte beschränken.

(Udo Pastörs, NPD: Ja, das ist gut.)

Der vorliegende Antrag fordert erstens von der Landesregierung, sich auf Bundesebene und auf europäischer Ebene für eine andere, für eine humane Flüchtlingspolitik einzusetzen. Ich glaube, es gibt zurzeit kein aktuelleres Thema als die Asyl- beziehungsweise Flüchtlingspolitik.

(Udo Pastörs, NPD: Klar, deutsche Probleme spielen keine Rolle im Moment.)

Jetzt zeigen sich die engen Verflechtungen zwischen Europa, der Bundesrepublik, den Bundesländern und den Kommunen, allerdings auf dramatische Weise. Der Antrag ist nicht nur zulässig, er ist auch berechtigt. Die demokratischen Fraktionen sollen ihre Zustimmung geben.

(Heiterkeit bei Udo Pastörs, NPD)

Meine Damen und Herren, die EU-Staaten fallen in der Asyl- beziehungsweise Flüchtlingspolitik derzeit in nationale Kleinstaaterei zurück. Statt eine solidarische und offene Gesamtlösung anzustreben, dominiert das Gegeneinander. Das schadet nicht nur Europa und der europäischen Idee, das schadet vor allem den Menschen, die vor Verfolgung, Diskriminierung, Not und Elend aus ihrer Heimat fliehen.

Meine Damen und Herren, meine Fraktion fordert eine grundlegende Änderung der Dublin-Verordnung. Diese bürdet die Hauptverantwortung für die Aufnahme von Flüchtlingen einseitig den EU-Mitgliedsstaaten mit relevanten EU-Außengrenzen auf. Aktuell sind dies vor allem Griechenland und Italien. Diese Länder sind aber mit der Aufnahme eines großen Teils der Flüchtlinge, die nach Europa, die zu uns wollen, völlig überfordert. Das hat meine Kollegin Kaselitz auch gesagt.

Griechenland befindet sich, wie wir alle wissen, selbst in einer extremen Notlage, in der große Teile der Bevölkerung um die eigene Existenzsicherung kämpfen.

(Zuruf von David Petereit, NPD)

Deutschland hat hingegen von der Wirtschaftskraft und von der Finanzkrise noch profitiert.

(Heiterkeit bei Udo Pastörs, NPD: Aus Deutschland ist noch mehr rauszuholen, meinen Sie, ja?)

Deswegen ist es richtig, wenn Deutschland entsprechend seiner Wirtschaftskraft eine größere Zahl von Asylsuchenden aufnimmt.

(Udo Pastörs, NPD: Natürlich! Eine Million jedes Jahr.)

Sehr geehrte Damen und Herren, Punkt 2 des vorliegenden Antrages fordert,

(Udo Pastörs, NPD: Wahnsinn!)

dafür zu sorgen, dass aus Mecklenburg-Vorpommern keine Überstellungen mehr nach Italien und Ungarn erfolgen.

(Beifall Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Gelächter bei Udo Pastörs, NPD)

Das können wir auch unterstützen, meine Kolleginnen und Kollegen. Was geschieht aber, wenn neben Italien, Ungarn und Griechenland weitere EU-Staaten systemische Schwachstellen aufweisen?

(Michael Andrejewski, NPD: Italien ist der Horror! Das ist unmenschlich.)

Sehr geehrte Damen und Herren, die Europäische Union ist eine Union von 510 Millionen Menschen.

(Udo Pastörs, NPD: Ja.)

Dieses Europa erstickt nicht, wenn es Kriegsflüchtlinge aus Syrien aufnimmt. Es erstickt aber an seiner Heuchelei, wenn es die Flüchtlinge nicht aufnimmt. Jetzt muss sich zeigen,

(Udo Pastörs, NPD: Es erstickt an seiner Heuchelei, wenn es sie aufnimmt!)

was die europäischen Grundrechte wirklich wert sind.

(Udo Pastörs, NPD: Das ist das!)

Klappe, Pastörs! Halt die Klappe! Lass mich ausreden!

(Udo Pastörs, NPD: Nein, das mache ich nicht, Mohammed! Noch nicht, Mohammed, noch nicht!)

Und jetzt muss sich auch zeigen, was es wirklich auf sich hat mit dem Motto „Raum des Rechts, der Freiheit und der Sicherheit“.

Sehr geehrte Damen und Herren, die zentrale Alternative zum jetzigen Dublin-System und zu Vorschlägen einer Verteilungsquote ist die freie Wahl des Zufluchtsortes für Flüchtlinge.

(Michael Andrejewski, NPD: Oder das ungarische Modell.)

Für dieses Modell habe ich an dieser Stelle geworben. Sofort würden Kontrollen und Abschiebungen innerhalb der EU zur Durchsetzung eines ungerechten Verteilungsprinzips überflüssig.

(Stefan Köster, NPD: Die beste Verteilung ist, wenn sie alle zu Hause bleiben.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn das DublinSystem durch die freie Wahl des Zufluchtsortes für Flüchtlinge ersetzt werden könnte, dann hätte das vor allem auch eine menschliche Wirkung. Bestehende Familienbeziehungen der Flüchtlinge und vorhandene Sprachkenntnisse könnten positiv genutzt werden,

(Udo Pastörs, NPD: Natürlich.)

statt dass die Menschen gegen ihren Willen von einem Land zu einem anderen Land geschickt werden.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Sehr geehrte Damen und Herren, zu einem System der freien Wahl des Zufluchtsortes, zur Abschaffung des Dublin-Systems gehört natürlich auch noch etwas anderes. Eine mögliche Ungleichverteilung im Ergebnis einer freien Wahl müsste dann selbstverständlich vor allem auf finanzieller Ebene ausgeglichen werden.

(Heiterkeit und Zuruf von Udo Pastörs, NPD)