Und zur Aufklärung: Unsere Universitäten im Land sind nicht für die Weiterbildung der Fachärzte zuständig. Wesentlich für Mecklenburg-Vorpommern ist die Erhöhung der geförderten Weiterbildungsstellen. Zudem sollen die weiterzubildenden Ärzte im ambulanten Bereich die gleiche Vergütung wie Assistenzärzte im Krankenhaus erhalten. Das ist ein wichtiger Schritt für die Gewinnung von ambulanten Medizinern in Mecklenburg-Vorpommern. Auch über die Ärzteschaft in Mecklenburg-Vorpommern wird ein Großteil der Weiterbildungsarbeit abgedeckt. Jeder zehnte Arzt ist im Besitz einer Weiterbildungsbefugnis und unterstützt somit den ärztlichen Nachwuchs.
Ein wichtiger Bestandteil, meine Damen und Herren, in der medizinischen Versorgung ist die Telemedizin. Das haben wir erst im Juni mit einem Antrag beschrieben. Telemedizin ist insbesondere für das Flächenland Mecklenburg-Vorpommern eine wegweisende Perspektive. Zweitmeinungen können so schneller eingeholt werden und Patienten bleiben lange Wege zum Arzt erspart.
Das Versorgungsstärkungsgesetz, das seit Juli in seinen wesentlichen Teilen in Kraft ist, ist für MecklenburgVorpommern ein wichtiger Wegweiser. Das Gesetz unterstützt insbesondere die Niederlassung in unterversorgten oder strukturschwachen Gebieten, aber auch alternative Versorgungsformen, die für Mecklenburg-Vorpommern im ambulanten Bereich interessant werden, werden geför
dert, zum Beispiel die MVZ. Durch die Selbstverwaltung sind bei dem Thema sowohl die Krankenkassen als auch die Kassenärztliche Vereinigung in der Pflicht. Unser politisches Ziel bleibt, die Qualität der Gesundheitsversorgung sowohl im ländlichen als auch im städtischen Bereich in Zukunft auf einem hohen Niveau sicherzustellen. Wir geben dafür gute Rahmenbedingungen.
Diesbezüglich laufen noch Gespräche zwischen dem Land, der Universitätsmedizin Rostock und dem Südstadtklinikum der Stadt Rostock, das hat Frau Hesse gerade ausgeführt. Insoweit kann ich meine Rede an dieser Stelle beenden. – Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Stramm hat hier in dem Antrag auf Probleme hingewiesen, denen wir uns indirekt auch in der Enquetekommission widmen, nämlich wie kriegen wir eine medizinische Versorgung im Land mit dem demografischen Wandel geregelt und insbesondere mit den doch großen, weiten Gebieten der ländlichen Räume.
Ich bin so ein bisschen zwiegespalten bei dem Antrag, Frau Stramm, und würde ganz gern auch noch mal sagen, warum. Die Frage ist zum einen: Wer legt fest, welche Erkrankungen darunter fallen? Denn im IGES-Gutachten steht eindeutig drin, dass es eine große Verschiebung von der somatischen in die psychische Erkrankungslinie gibt. Dazu lese ich sehr wenig. Also von daher ist es immer so, wie titulieren wir oder ordnen wir schwere Erkrankungen ein. Ich denke, das ist ein grundsätzliches Problem und sollte dort vielleicht noch mal zu mehr Sensibilität führen.
Das Zweite ist, in der Enquetekommission diskutieren wir ja immer, wie kriegen wir eine dezentrale Struktur hin, bei der aber auch eine Spezialisierung möglich ist. Ich glaube, dass wir derzeit mit den Spezialkliniken oder spezialisierten Einrichtungen – bei aller Kritik an Weiterbildung und, und, und – gut aufgestellt sind. Ich würde lieber den Blick auf einen dritten Punkt richten.
Ich habe eben gelesen, dass die Kinderstation und die Geburtsstation in Wolgast zum 20.12. schließen. Also wir reden hier nicht mal mehr über eine Spezialisierung, sondern über die Rahmenbedingungen, wie unsere Kinder geboren werden. Sie kennen da meine Meinung und Sie wissen auch, dass ich in dem Bereich nicht nachlassen werde, für einen Erhalt oder für andere Möglich- keiten, beispielsweise für ein Geburtszentrum, man kann es ja auch Eltern-Kind-Zentrum nennen, zu kämpfen. Von daher würde ich gerne meine Rede noch mal auf den Anfang unseres gesamten Lebens fokussieren wollen,
denn es gibt ja in Deutschland eine erhöhte Kaiserschnittrate und es gibt immer wieder Erkenntnisse, dass Kinder, die einen Kaiserschnitt hatten, perspektivisch doch mehr Krankheiten haben. Für mich wäre es einfach wichtig, auch diesen Blick auf die Entwicklung, von der Geburt über die Kindheit bis hin ins Alter, im Fokus zu haben. Und von daher ist die Frage, diese Spezialisierung, die sie haben, die ja auch Gelder bindet, ist das im Kontext der Frage zu sehen: Sind nicht vielleicht Schwerpunktpraxen perspektivisch, also mit der Vernetzung von ambulant und stationär?
(Julian Barlen, SPD: Herr Ringguth staunt. – Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Jaja, ich staune. – Zuruf von Henning Foerster, DIE LINKE)
Aber es ist ja die Frage, und das haben die Gutachten immer wieder gezeigt, Frau Stramm, inwiefern kann man hier eine Strategie auf den Weg bringen. Wenn Sie jetzt hier von einem Zentrum sprechen, geben Sie etwas vor, wo ich sage, das ist jetzt aber nur ein Teil. Zumutbare Wegezeiten wollen wir alle. Die Frage ist doch, was kann man in einer Entwicklung, wenn ich die Schwerpunktpraxen beispielsweise auch in den MVZ und Gesundheitszentren ausbaue, mit der stationären Versorgung verzahnen – darum geht es doch eigentlich –, um dann zu gucken, wenn zum Beispiel perspektivisch auch die psychischen Erkrankungen mehr in den Fokus kommen, wie werden die denn dem gerecht, weil das auch schwere Erkrankungen sind.
Also die Frage ist tatsächlich: Was können wir als Strategie für die nächsten Jahre machen? Da muss ich sagen, das überzeugt mich nicht. Das ist gut gemeint, aber es ist nicht wirklich mit einer Strategie versehen und von daher werden wir uns enthalten.
Ich kann jetzt nur noch mal appellieren, lassen Sie uns für die Kinderstation in Wolgast und ein Geburtszentrum in Wolgast kämpfen, sodass wir kurze Wege haben, weil mir das Sorgen macht, wenn ihr hier Stationen tauscht gegen die Geriatrie. Was wir auch hinbekommen müssen, ist eben eine Generationengerechtigkeit. Vielleicht kriegen wir einen dritten Weg hin, um zu guten Lösungen zu kommen, denn ich denke, da ist einiges zu tun.
Wie gesagt, Frau Stramm, wir werden uns enthalten, weil ich etliche Punkte nicht in Ihrem Antrag finde. – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir sind uns hinsichtlich der grundsätzlichen Analyse hier im Landtag offensichtlich sehr einig. Auch wir als SPD-Fraktion sind der Auffassung, dass die Schaffung und Sicherung zukunftsfester Anker der medizinischen Versorgung insbesondere in der Fläche eine vorrangige Herausforderung sind. Das betrifft selbstredend die Grundversorgung ebenso wie die spezialisierte Hochleistungsmedizin. Und gleichzeitig, auch da besteht hier hoffentlich Einigkeit, gibt es eine zweite mit diesen Standortfragen untrennbar verbundene Herausforderung, und das ist die Aus- und Weiterbildung, das sind die Anwerbung und das Halten qualifizierter und spezialisierter Fachkräfte vor allem, aber nicht nur im ärztlichen Bereich.
Meine Damen und Herren, die Beratungen, die vielfältigen Treffen in den letzten Tagen, Wochen und Monaten zum Thema – große Überschrift – „Zukunftsfeste medizinische Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern“, in diesem speziellen Fall im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin, zeigen uns vor allem eins: Wir müssen hinsichtlich der Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für den langfristigen Bestand solcher Versorgungseinrichtungen eine ganz gehörige Portion Realismus an den Tag legen und uns ehrlich machen. Nur dann werden wir es schaffen, im Interesse der Patientinnen und Patienten wirklich langfristig tragfähige Lösungen zu erreichen. Unrealistische Forderungen oder leichtfertige Versprechungen – alles bleibt beim Alten, wenn wir es nur wollen –, aber vor allem auch Anschuldigungen gegen die beteiligten Akteure helfen am Ende niemandem und vor allen Dingen helfen sie nicht den medizinisch und pflegerisch hilfsbedürftigen Kindern und Jugendlichen und deren Angehörigen.
Zum Thema „Realismus und ehrlich machen“: Das, finde ich, ist eine wichtige Aufgabe, auch in der Landespolitik, nicht die Sachen irgendwie in grellen Farben und nach dem Motto „Wünsch dir was“ zu besprechen, sondern wirklich nach realistischen Optionen zu suchen und diese zu gestalten. Es wird in einer gemeinsamen Anstrengung nur dort gelingen, hoch spezialisierte Versorgungsstrukturen langfristig zu sichern, wo zunehmend relevante Qualitätskriterien und Strukturvoraussetzungen erfüllt sind, das sind also Mengenvorgaben, Leitlinienerfüllung, Fallzahlen.
Es wird dort gelingen, wo Beschränkungen hinsichtlich der Abrechnungsmöglichkeiten und mangelnde Kooperation und Abstimmung innerhalb der Selbstverwaltung weitgehend minimiert sind, und vor allen Dingen, wo durch eine räumliche Bündelung aller wesentlichen Disziplinen gute Voraussetzungen für die Aus- und Weiterbildung und vor allem generell attraktive Arbeitsbedingungen gegeben sind. Das ist definitiv nicht dort der Fall, wo es wenig Disziplinen gibt, wo es wenig Patienten gibt und wo es eine unklare Perspektive gibt.
Das ist ja auch das, was Frau Stramm in ihrer Einbringungsrede interessanterweise schon betont hat, selbst die hoch spezialisierten, interdisziplinär aufgestellten Zentren
der Versorgung haben heute in unserem Bundesland schon Probleme, entsprechendes Fachpersonal zu halten.
Meine Damen und Herren, das Stichwort ist, es wird dort gelingen, wo eine gemeinsame Anstrengung von Erfolg gekrönt ist. Gemeinsame Anstrengung! Dieses Bündel an Anforderungen und Maßnahmen, das ist wahrlich nicht Sache der Landesregierung alleine, Frau Ministerin Hesse ist darauf eingegangen, sondern das ist ein Appell an alle Planungsbeteiligten, also auch die Kassenärztliche Vereinigung, Stichwort „Ambulanzen“, die Krankenhäuser, die Krankenkassen, die Kammern, Stichwort „Weiterbildung“, die kommunale Familie und weitere mehr.
Und das möchte ich an dieser Stelle noch mal betonen, wenn wir über den vorliegenden Antrag der Fraktion DIE LINKE sprechen, der in meinen Augen wieder mal vorgibt, man könne das als Landesregierung quasi im Handstreich regeln, wenn man, Zitat, „die Voraussetzungen dafür“ schafft, „damit alle schwer- und chronisch kranken Kinder in Mecklenburg-Vorpommern die notwendige spezialisierte medizinische Versorgung erhalten können, innerhalb einer zumutbaren Wegezeit“, Zitatende.
In Wirklichkeit müssen wir hier – Frau Ministerin Hesse hat das angesprochen, deshalb möchte ich nur noch kurz etwas dazu sagen – zwischen der Grund- und Regelversorgung unterscheiden und eben dieser hoch spezialisierten Versorgung im Bereich der Vollversorger. Letztere hoch spezialisierte Kliniken dürften nämlich, wenn es um das Thema Schwerkranke, chronische, seltene Erkrankungen geht, gemeint sein. Diese hoch spezialisierten Versorger, die gibt es schon heute und die werden auch in Zukunft nur an wenigen zentralen Orten bestehen, weil sie dort den fachlichen, wissenschaftlichen und personellen Anforderungen genügen. Allen voran betrifft das also die Universitätsstandorte Rostock und Greifswald sowie die großen Krankenhäuser in Schwerin und Neubrandenburg.
Diese Einschätzung hinsichtlich der spezialisierten Versorgungsstrukturen ist übrigens nicht nur eine Einschätzung, sagen wir mal, aus dem politischen Raum, sondern das ist auch die Einschätzung der Fachöffentlichkeit in Mecklenburg-Vorpommern, also der Kinder- und Jugendmedizinerinnen und -mediziner.
Um einmal ein Beispiel zu nennen, das Ihnen wahrscheinlich, wenn ich Ihren Antrag lese, nicht völlig unbekannt sein dürfte: So bringt sich da der Direktor der Kinder- und Jugendmedizin der Universität Rostock, Professor Radke, ein. Er hat jüngst ein umfassendes Papier zu Stand und Perspektiven der spezialisierten Kinder- und Jugendmedizin in Mecklenburg-Vorpommern veröffentlicht und nimmt sehr konstruktiv an dieser Debatte teil. Ich gehe davon aus und ich wünsche mir, dass dieser gemeinschaftliche Prozess, der dort skizziert wird, sehr zügig und ergebnisorientiert fortgesetzt wird.
In unserem Bundesland werden wir die Sicherung von Versorgungsangeboten insgesamt, egal übrigens, in wel
chem Bereich, nur meistern, wenn alle beteiligten Akteure uneigennützig ein Ziel verfolgen und kooperieren.
Meine Damen und Herren, ich bin schon der Auffassung, dass die LINKEN es sich mit den diesbezüglichen Forderungen in dem vorliegenden Antrag tatsächlich zu leicht machen.
Das ist ja auch bei Frau Gajek angeklungen und bei Frau Friemann-Jennert. Wenn wir über das Thema „Hoch spezialisierte Medizin“ sprechen, dann sind die hier skizzierten Forderungen vollkommen unzureichend. Wenn Sie etwas anderes meinten, was ich jetzt aus den Zwischenrufen so herausdeuten könnte, dann müssten Sie das bitte deutlicher machen und andere Anträge stellen.
Abschließend noch ein Wort zum angesprochenen ElternKind-Zentrum in Rostock. Auch wir als SPD-Fraktion befürworten die Einrichtung eines solchen integrierten Zentrums ausdrücklich und halten dessen Einrichtung für sehr relevant für die Versorgung und Nachwuchsgewinnung in der Region, aber auch in unserem Bundesland. Entsprechende Vorbereitungen und Abstimmungen zur Errichtung dieses Eltern-Kind-Zentrums laufen bereits ganz engagiert. Ich bin da auch selber immer hinterher,