Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wieder einmal bejammern die LINKEN den zu erwartenden Fachkräftemangel bei den Erzieherinnen in den Kindertagesstätten im Land, ohne allerdings darauf hinzuweisen, dass die PDS von 1998 bis zum Jahre 2006 in der Landesregierung saß und in dieser Zeit bereits versagte.
Der Antwort auf eine Kleine Anfrage meinerseits aus dem November 2011, Drucksache 104, können Sie wesentliche Daten entnehmen. Im Zeitraum 2006 bis 2010 haben in Mecklenburg-Vorpommern knapp 1.000 Frauen und Männer die Ausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher absolviert. Wie viele der Fachkräfte im Land blieben beziehungsweise in andere Bundesländer abwanderten, weiß die Landesregierung hingegen nicht. Nicht einmal entsprechende Schätzungen liegen vor, wie die Verantwortlichen im Rahmen der Kleinen Anfrage einräumen mussten. Auf meine Frage, mit welchen konkreten Maßnahmen die Landesregierung zu erreichen gedenke, dass
gerade fertig ausgebildete Erzieher nicht in andere Bundesländer abwandern, wird entgegnet, Zitat: „Die Landesregierung hat dazu keine Maßnahmen geplant.“ Und das in Zeiten, in denen die Verantwortlichen nahezu pausenlos einen Fachkräftemangel bejammern.
Zum Ersten soll der Betreuungsschlüssel, die sogenannte Fachkraft-Kind-Relation, von jetzt 1 : 17 auf 1 : 15 zum Schuljahresbeginn 2015/2016 abgesenkt werden. Deshalb werden 500 neue Erzieher gebraucht. Aktuell sind insgesamt 392 Schülerinnen und Schüler im Bereich Sozialpädagogik im ersten Ausbildungsjahr erfasst. Sie werden ihre Lehre 2015 abschließen, nachdem beginnend mit dem Schuljahr 2010/2011 die Ausbildungszeit von 60 auf 48 Monate verkürzt worden war. Doch bleiben die jungen Leute alle im Land Mecklenburg-Vorpommern, wenn sie anderenorts bessere Bedingungen vorfinden? Was ist in diesem Zusammenhang von einer Landesregierung zu erwarten, die keine Maßnahmen geplant hat, um frisch ausgebildete Erzieher im Lande zu halten?
Zum Zweiten sind von den derzeit 9.057 Erziehern in den Kindertageseinrichtungen 3.602 älter als 50 Jahre, das sind rund 40 Prozent. Fast 3.000 Tätige gehören zur Altersgruppe 41 bis 50 Jahre.
Zum Abschluss noch ein wesentlicher Punkt aus der Kleinen Anfrage. Angaben zu den Monatsbruttoentgelten für Erzieher liegen der Landesregierung angeblich nicht vor. Möglicherweise handelt es sich auch bloß um Geheimwissen der Herrschenden, so wie einst bei den Mönchen im Mittelalter. Doch können dank moderner Technik selbst verborgene Schätze gehoben werden. Nachfolgend die durchschnittlichen monatlichen Bruttolöhne für Erzieher in den Nordländern: Bremen 1.689 Euro, Hamburg 1.744 Euro, Niedersachsen 1.752 Euro und Mecklenburg-Vorpommern – „M-V tut gut.“ – 1.427 Euro. Das sind 17 Prozent weniger als in den anderen Bundesländern. Bei solchen Unterschieden sind der Abwanderung aus MecklenburgVorpommern auch auf dem Gebiet des Erziehungswesens Tür und Tor geöffnet und die Landesregierung schaut zu. – Vielen Dank.
Frau Bernhardt, ein schöner Antrag, den Sie uns hier heute vorgelegt haben: „Fachkräftemangel bei Kita-Erzieherinnen/Erziehern entgegenwirken“. Eine zukunftsweisende Idee, die ohne Zweifel zu unterstützen wäre, wenn es da nicht eine inhaltliche Kluft zwischen Ihrem genauen Antragstext, durch den Sie uns neue Berichtspflichten schmackhaft machen wollen, und der eigentlichen Kernfrage gäbe, nämlich inwieweit die Attraktivität des Berufes ausgebaut werden kann und muss, um in Ihrer gewählten Überschrift des Themas annähernd gerecht zu werden. Diese Kernthematik, der Sie leider nur in der Überschrift nachgehen, gilt es aufzugreifen: den Nachwuchs zu fördern, Arbeitsbedingungen und Vergütungen sozial gerecht auszugestalten und dadurch zu verbessern. Dabei müssen nicht Ausbildungskapazitäten be
Der Sinn Ihres Antrages ist einfach nicht nachvollziehbar. Der größte Anteil der Erzieherinnen und Erzieher ist über 50 Jahre alt, die Struktur ist also alterslastig und muss verjüngt werden. Über diese Erkenntnis muss ich hier heute nicht extra noch mal berichten, dies dürfte allen bekannt sein. Wir müssen nach vorne schauen, also Nachwuchs finden und fördern. Da ist es auch angebracht, in dieser Branche mal intensiver an Männer zu denken.
und die Perspektive müssen stark erhöht werden für diesen Beruf, und zwar für alle, die sich für diesen Beruf interessieren. Frauen und Männer in der Pädagogik wirken sich positiv auf die Vermittlung von männlichen und weiblichen Rollenbildern in der frühkindlichen Entwicklung aus. Und die frühkindliche Bildung muss auch unter diesem Aspekt in den Fokus der tatsächlichen Arbeit rücken. Ausschlaggebend ist, dass die entsprechenden Rahmenbedingungen passen müssen. In diesem Punkt muss ich Ihnen sagen, dass es eine Veränderung in der Vergütung geben muss.
Der Beruf muss lebenswert sein. Durch eine regelhafte 25- bis 30-Stunden-Woche wird man ja ersichtlich in die Teilzeit gedrängt. Vollzeit vor Teilzeit ist hier das Schlagwort! Dies gilt es, mit Leben zu erfüllen. Nur eine angemessene Vollzeitvergütung macht diesen Beruf lohnenswert, auch wenn es um die Versorgung und Sicherstellung der eigenen Familie beziehungsweise der Existenz geht. Deshalb spreche ich diesen unglaublichen Stundenlohn an. Warum gibt es trotz eines gesetzlichen Fachkräftegebotes keine weitergehende Tarifbindung der Träger? Ist es tatsächlich nicht möglich, eine ausreichende Bezahlung zu leisten? Gerade die pädagogischen Fachkräfte erfüllen einen so wichtigen gesellschaftlichen Auftrag, dies muss erhalten bleiben! Ich darf die Worte der Streitgesellschaft der anderen Bundesländer zitieren: „Wir sind es wert!“ Dem schließe ich mich uneingeschränkt an.
Anreize zu schaffen, betrifft auch Arbeitsbedingungen zum Beispiel im Bereich der Fort- und Weiterbildung. Ich denke da, dass die Praxis im ständigen Austausch mit den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen stehen muss. Gerade in den Kindern liegt unsere Zukunft, wenn wir mit ihnen nicht behutsam umgehen, geht eine wichtige Grundlage in unserer Gesellschaft verloren.
Natürlich muss man genau hinsehen. Laut KiföG besteht ein Erzieherschlüssel von 1 : 17, was die Kinder ab dem 3. Lebensjahr betrifft. Wie erfolgt die Umsetzung in den jeweiligen Einrichtungen? Welche Anforderungen kom
men ganz nebenbei auf die pädagogischen Fachkräfte zu? Ich denke da zum Beispiel an Vor- und Nachbereitung sowie an Elterngespräche. Sollte es zu einem akuten Krankenstand kommen, stellt sich heraus, inwieweit die Einrichtung über eine gute Arbeitskraftflexibilität verfügt. Diesen Fragen müssen wir uns unbedingt stellen!
Meine Damen und Herren der LINKEN, eine alleinige, Ihrem Antrag entsprechende Bedarfsanalyse der Fachkräfte wäre also eher dürftig und würde das Kernproblem nicht an der Wurzel packen. Die Botschaft lautet: Förderung der Fachkräfte gekoppelt an eine ordentliche Bezahlung. Wir haben Ihre Anregung Ihres Antrages mit Aufmerksamkeit gesehen und werden diesen ablehnen, weil er in der Sache lediglich das Modell Kinderschuh darstellt.
Sehr geehrter Herr Brodkorb, ich habe Ihnen nicht vorgeworfen, dass das Gesetz nicht eingehalten wird. Wir haben lediglich in unserem Antrag darauf aufmerksam gemacht, dass der Berichtspflicht nach Paragraf 11 Absatz 5 KiföG noch mal nachzukommen ist, weil wir einfach meinen, der Bericht aus dem Jahr 2011 ist veraltet.
weil mittlerweile Umstände eingetreten sind, die den Bericht als veraltet ansehen lassen. Dazu gehört unter anderem, dass in Ihrer Koalitionsvereinbarung steht, dass Sie den Betreuungsschlüssel senken wollen, was natürlich zu mehr Fachkräftebedarf führt, dass Sie die Elternbeiträge senken wollen, was natürlich zu mehr Fachkräften führt. Insofern kann ich das nicht verstehen, dass Sie uns hier vorwerfen, wir würden Ihnen Gesetzesbruch vorwerfen.
Und dass wir in unserem Antrag eine 3-Monats-Pflicht eingeführt haben, wo wir sagen, innerhalb von drei Monaten ist der Bericht vorzulegen – Sie haben es doch
selber gesagt, nach dem KiföG haben Sie selber eine gesetzliche Pflicht, eine aktualisierte Bedarfsplanung vorzunehmen. Insofern verstehe ich das nicht, dass Ihnen die Zahlen nicht vorliegen. Sie müssen Ihnen doch vorliegen.
Zu der Ausbildung, die Sie positiv stimmt: Die stimmt mich überhaupt nicht positiv. 500 Erzieherinnen werden ab dem nächsten Jahr ausgebildet. Wie lange dauert so eine Ausbildung? Mehrere Jahre. Ab wann stehen uns dann sozusagen diese 500 zur Verfügung? Zwei, drei Jahre vergehen bestimmt. Und dann hatte ich auch drauf hingewiesen, dass nicht alle dieser 500 Absolventen den Beruf des Kita-Erziehers beziehungsweise der KitaErzieherin ergreifen werden, sondern dass nur 65 Prozent diesen Beruf dann tatsächlich aufnehmen. Das haben Studien belegt. Insofern bin ich nicht positiv oder optimistisch gestimmt.
Und, meine sehr geehrten Damen und Herren von der CDU, ich bin ja froh, dass zumindest Sie dann den Fachkräftemangel erkannt haben im Bereich der KitaErzieherinnen und -Erzieher. Das haben Sie ja mit Ihrer Pressemitteilung vom 13. März 2012 deutlich gemacht. Ich bin wirklich froh, dass das bei Ihnen angekommen ist, denn bei dem SPD-geführten Bildungsministerium scheint das nicht der Fall gewesen zu sein. Ich hatte Ihnen ja vorhin die Antwort auf meine Kleine Anfrage vorgelesen. Noch mal, die Antwort war: „Die Landesregierung geht davon aus, dass der Bedarf an Fachkräften durch die bestehenden Ausbildungskapazitäten abgedeckt werden kann.“ Zitatende.
Ich möchte einmal bei Ihrer Pressemitteilung bleiben. Die hat mich sehr beschäftigt, sehr geehrter Herr Renz, der ist ja heute nicht da,
und sehr geehrter Herr Lindner. Sie meinen ja, wir brauchen weder neue Statistiken noch neue Berichte. Da waren Sie aber 2009 schon mal weiter. Damals forderte auch Ihre Fraktion eine Ausbildungsplatzplanung, die regelmäßig fortgeschrieben werden sollte. Bisher habe ich einmal einen Bericht gesehen, der war 2011, und der war im nicht öffentlichen Teil der Ausschüsse. Vielen Dank!
(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE – Helmut Holter, DIE LINKE: Sehr gut. – Zurufe aus dem Plenum: Bitte, bitte.)
Welche Probleme wir mit diesem veralteten Bericht von 2011 haben, habe ich vorhin versucht, Ihnen begreiflich zu machen. Wir brauchen aktuelle Daten, die öffentlich zugänglich sind. Wie wollen Sie denn sonst den Ausbildungsbedarf erkennen? Wollen Sie ins Blaue hinein ausbilden? Wie wollen Sie, meine Damen und Herren von der CDU, ein ganzheitliches Konzept erarbeiten, wenn Sie die Zahlen nicht kennen? Für mich ist dieses Handeln konzeptlos und blauäugig.