In der 13. Landtagssitzung am 15. März dieses Jahres hat Minister Mathias Brodkorb zur Drucksache 6/372 „Zukunft der Landesarchäologie sichern“ auf die Herausstellung des Stellenwertes von Archäologie für Kultur, Wissenschaft und Fortschritt in Mecklenburg-Vorpommern hingewiesen sowie die Entwicklung eines Stufenplanes angekündigt.
Bevor man etwas repräsentiert, bedarf es einiger Schritte, um die Voraussetzungen für eine Repräsentation zu schaffen: Sicherung, Dokumentation, Aufarbeitung archäologischen Kulturgutes.
Zu den bisherigen Aktivitäten: Das Standortentwicklungskonzept für die Stellingstraße Schwerin dient dem Ziel, Depots und Werkstätten für die Bewahrung der Kulturschätze des Landes auf den modernsten Stand zu bringen. Sie werden sowohl dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege als auch dem Staatlichen Museum Schwerin zur Verfügung stehen. Im Übrigen ist ein europaweiter Architektenwettbewerb eingeleitet und die Sitzung des Preisgerichts findet vom 5. bis 7. September dieses Jahres statt. Für die Übergangszeit bis zur Fertigstellung der Depots und Werkstätten konnte in SchwerinSüd ein Ort für die zentrale Unterbringung eingerich- tet und vor Kurzem seiner Nutzung zugeführt werden. Damit ist eine wesentliche Voraussetzung der Zentralisierung der im ganzen Land verteilten Außendepots geschaffen.
Zunächst ist es wichtig, das archäologische Freilichtmuseum Groß Raden in seinem jetzigen Status zu erhalten und seine Potenziale weiter zu erschließen. Bestehende dezentrale archäologische Ausstellungen sollen weiter im Land gezeigt werden, so die Sammlung Friedrich Lisch, Robert Beltz, Ewald Schuldt – Bewahrer archäologischer Schätze Mecklenburgs von 1835 bis 1981. Das war bisher in Neubukow bei Wismar zu sehen und jetzt in Groß Raden.
Einen großen Beitrag leisten neben staatlichen Institutionen viele Ehrenamtliche, insbesondere die Archäologische Gesellschaft für Mecklenburg und Vorpommern e. V. Sie begleitet das Thema „Archäologie entdecken“. Es regt an, per Exkursion Zeugen der Vergangenheit zu entdecken. Das wären zum Beispiel Ausstellungen wie das Freilichtmuseum der Slawenburg in Kap Arkona und das, was Sie sagten, Frau Berger, im Tollensetal, dieses Schlachtfeld, dass man solche Ideen aufgreift, um das dezentral zu machen. Das ist richtig.
Die Dokumentation und Aufbereitung der Funde mit dem Ziel, die Funde nicht nur der Wissenschaft zugänglich zu machen, sondern auch einer breiten Öffentlichkeit, ist Regelaufgabe des Landes. Die Wiedererrichtung eines archäologischen Landesmuseums in M-V steht auf der Agenda, jedoch sind neben der Dokumentation und Aufbereitung der Funde die Sicherung des benötigten Personals für eine Dauerausstellung zwingende Schritte im Vorfeld. Ziel ist es, einen Stufenplan zur langfristigen Sicherung des archäologischen Kulturgutes so zu gestalten, dass diese Sicherung auch tatsächlich realisiert werden kann. Standortdiskussionen zu einem archäologischen Landesmuseum sowie dezentrale Museumskonzepte müssen am Ende dieses Prozesses geführt werden. Da aber dieser Prozess noch nicht abgeschlossen ist, lehnen wir den Antrag ab. – Ich danke Ihnen.
Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Das Jubiläum, das sich in diesem Jahr zum 20. Mal jährt, ist leider keines, auf das wir stolz sein können: 20 Jahre ohne archäologisches Landesmuseum in Mecklenburg-Vorpommern – wer möchte das schon feiern?
Seit dem Einzug des Landtages in das Schloss, der, wie Sie sicher alle wissen, den Auszug des damaligen Archäologischen Landesmuseums mit sich brachte, wurde bis zum heutigen Tag kein umfassendes tragfähiges und praktikables Konzept für einen oder auch mehrere Standorte eines archäologischen Landesmuseums abschließend erarbeitet. Daher gibt es bis heute leider auch keinen Ort oder keine Orte, an welchen das archäologische Erbe angemessen, dauerhaft und professionell präsentiert wird und für eine breite Öffentlichkeit zugänglich ist. Das ist eine Lücke, die wir schließen müssen. Das ist etwas, was sich ändern muss.
In dem gemeinsamen Antrag der Fraktionen BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN und DIE LINKE fordern wir deshalb die Erarbeitung eines solchen Konzepts. Diese Forderung ist nicht neu, sie hat leider inzwischen auch schon eine fast 20-jährige Tradition. Das wissen wir alle, wie wir hier sitzen, und trotzdem werden wir nicht müde, immer
wieder darauf hinzuwirken, auf dass sich schließlich doch noch eine gute Perspektive für die Archäologie in Mecklenburg-Vorpommern eröffnet.
Dabei ist es uns wichtig, dass die Kompetenzen aus allen notwendigen Wissensbereichen zusammengeführt werden, um „sowohl die Sicherung des archäologischen Kulturguts als auch die wissenschaftliche Aufarbeitung und die museale Präsentation der Funde und Forschungsergebnisse für die Öffentlichkeit in MecklenburgVorpommern“ zu gewährleisten. Denn nur auf der Grundlage der Erfahrungsschätze der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Museen und der Museumspädagogen, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege und auf der Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse lassen sich bedarfsgerechte innovative museale Konzepte für unser Land erarbeiten.
In Punkt 2 unseres gemeinsamen Antrages finden Sie diese Forderung wieder, und meine Kollegin Frau Berger hat ja auch schon einige innovative Überlegungen hier geäußert.
Und da wir selbstverständlich auch wissen, dass für die Umsetzung eines solchen Konzepts natürlich auch die materielle Ausstattung erforderlich ist, finden Sie in unserem Antrag eine Befristung zur Vorlage des Konzeptes bis zum 30. April nächsten Jahres – also ein angemessen langer Zeitraum – mit der Zielstellung, für den Haushalt 2014/2015 entsprechend Vorsorge treffen zu können. Selbstverständlich erwarten wir auch, dass für die Erfüllung der zugeordneten Aufgaben- und Verantwortungsbereiche innerhalb eines zentralen oder auch dezentralen archäologischen Landesmuseums zukünftig qualifizierte Fachkräfte eingesetzt werden. Denn nur so kann die sach- und fachgerechte Behandlung und Lagerung des historischen Erbes ohne Werteinbußen und Verluste sichergestellt werden. Ausreichende Flächen und Räume für die Lagerung und die Präsentation der Kulturgüter müssen dringend zur Verfügung stehen.
Sehr geehrte Damen und Herren, archäologische Funde treten immer wieder zutage, ob nun aufgrund geplanter Maßnahmen, wie zum Beispiel während der Ausgrabungen bei größeren Bauvorhaben, oder zufällig, wie jüngst der Fund eines Silberschatzes, der hier auch schon erwähnt wurde.
Und zu verweisen ist auf die umfangreichen Aufgaben der Unterwasserarchäologie – an dieser Stelle der rechte Ort. Diese nimmt in Mecklenburg-Vorpommern eine Sonderposition ein, denn unser Bundesland ist das mit der längsten Küste, circa 1.700 Kilometer. Darüber hinaus sind 5,4 Prozent der Landesfläche mit Binnengewässern bedeckt. Diese Zahlen weisen auf ein überaus reiches Betätigungsfeld hin. Die Unterwasserarchäologie wird daher auch zukünftig einen wesentlichen Anteil an der Erforschung des kulturellen Erbes in MecklenburgVorpommern haben. Dies sollte sich auch in einer angemessenen Präsentation der Funde widerspiegeln und innerhalb der Konzepterarbeitung – unserer Auffassung nach – eine exponierte Rolle einnehmen.
wieder wohlwollende Lippenbekenntnisse abgegeben und sogar verschiedene Ideen für ein archäologisches Landesmuseum entwickelt. Konkrete Taten sind jedoch nicht erfolgt. Das Standortentwicklungskonzept für den Depotneubau in der Schweriner Stellingstraße sieht vor, innerhalb der kommenden zehn Jahre die Fertigstellung eines zentralen Depots zu realisieren. Baubeginn soll nächstes Jahr sein. Das ist ein guter Anfang. Aber was spricht gegen die einstigen Überlegungen, größere Teile des Gebäudekomplexes im Bereich der Stellingstraße für ein archäologisches Landesmuseum nutzbar zu machen? Sinnvollerweise sollten bereits vorliegende Ideen im gleichen Zuge nochmals überprüft und überarbeitet werden.
Die jüngst geäußerte Überlegung des Ministers Brodkorb, der sich wohl von unserer Idee einer Vernetzung der Universitäten mit der praktischen Denkmalpflege im Frühjahr dieses Jahres inspirieren ließ und spontan den Vorschlag machte, er könne sich eine Doppelfunktion des Inhabers einer Professur für Ur- und Frühgeschichte an der Uni Rostock, der gleichzeitig als Leiter des zukünftigen archäologischen Landesmuseums eingesetzt würde, sehr gut vorstellen, könnte sehr wohl auch in diesem Konzept ihren Niederschlag finden.
Das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur hatte im Übrigen bereits für das Jahr 2011 in Aussicht gestellt, Maßnahmen zu ergreifen, die dem archäologischen Landesmuseum eine Perspektive geben. Da bislang keine entsprechenden Maßnahmen ergriffen wurden, möchten wir Ihnen mit unserem Antrag auch die Möglichkeit geben, Ihr Versprechen einzulösen. Sie müssen unserem Antrag lediglich nur zustimmen.
Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Renz! „Zu schade fürs Depot“, es ist gerade darauf hingewiesen worden, so lautet der Titel der ersten gemeinsamen Ausstellung der Landtagsfraktionen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und DIE LINKE, die wir vorgestern auf dem Flur in der 4. Etage des Schlosses eröffnet haben. Dort können Sie eine kleine Auswahl des reichen Schatzes der archäologischen Funde MecklenburgVorpommerns sehen. Und Sie werden mir sicher zustimmen, dass jedes einzelne Fundstück zu bedeutend ist, zu einzigartig, um hinter geschlossenen Türen aufbewahrt zu werden, ohne für die Menschen sichtbar zu sein, denn jedes erzählt seine eigene Geschichte, macht uns neugierig, wirft Fragen auf, fordert Antworten heraus und hilft uns so bei der Auseinandersetzung mit unserer Kultur- und Landesgeschichte.
Die Fotografien entstanden in den vergangenen Jahren durch verschiedene ehrenamtliche Bodendenkmalpflegerinnen und Bodendenkmalpfleger und dienten zuallererst der Dokumentation der archäologischen Funde. Ende des vergangenen Jahres reifte dann eine Idee, die seit Beginn dieses Jahres realisiert wurde. Mit einer Postkartenaktion wollen die ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegerinnen und Bodendenkmalpfleger auf das Fehlen eines archäologischen Landesmuseums bezie
hungsweise auf das Fehlen von geeigneten Ausstellungsmöglichkeiten für eine dauerhafte Präsentation der archäologischen Funde in Mecklenburg-Vorpommern aufmerksam machen. Die Postkarten sollen gezielt an Politikerinnen und Politiker im ganzen Land versendet werden, um an diesen Missstand zu erinnern. Beabsichtigt ist darüber hinaus, bei den Adressaten diese kleinen und auch größeren Schätze als wertvolle Zeugnisse unserer Kulturgeschichte wieder ins Bewusstsein zu rufen und sie aufzufordern, Verantwortung dafür zu übernehmen.
Genau das tun wir mit dem vorliegenden gemeinsamen Antrag der Landtagsfraktionen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und DIE LINKE. Sie sehen, wir haben uns verantwortungsvoll mit der Thematik auseinandergesetzt und hoffen, dass auch Sie das tun werden, denn die aktuelle Situation der Archäologie in Mecklenburg-Vorpommern gibt nach wie vor Anlass zur Sorge. Also sorgen auch Sie sich und tragen Sorge, übernehmen Sie Ihren Teil einer gemeinsamen Verantwortung für die Kulturgüter unseres Landes! Es besteht dringender Handlungsbedarf, und das nicht erst, wie eingangs erwähnt, seit heute.
Das Land Mecklenburg-Vorpommern ist doch per Gesetz verpflichtet, die archäologischen Kulturgüter zu sichern, auszuwerten und für die Bevölkerung nutzbar zu machen. Darauf möchte ich noch mal dezidiert am Ende meiner Rede hinweisen. – Ich muss dann gleich zu meiner Besuchergruppe, deswegen nur in gebotener Kürze.
Ich habe jetzt in meiner ganzen Rede darauf auch noch mal abgestellt und dafür geworben, dass Sie, trotz der Ankündigung abzulehnen, sich das noch mal überlegen und hier doch zustimmen. Die Argumente sind von Frau Berger und von mir genannt worden. Die Argumente, die bislang hier im Raum stehen als Gegenposition, sind eher verstörend. Zu sagen, wir wollen die Fundstücke erst einmal sortieren oder uns sortieren, wie auch immer, also etwas sortieren,
kann doch nicht ohne Richtung, ohne Sinn und Verstand erfolgen. Das möchte ich Ihnen nicht unterstellen, und ich denke, da würden wir uns alle in diesem Land auch einen Bärendienst erweisen, wenn das so wäre. Es muss doch alles eine bestimmte Grundlage, wir meinen, eine konzeptionelle Grundlage haben.
Und was die Standortdebatte angeht – sicherlich ist die nicht die erste, die am Ufer steht. Aber sehr wohl ist die Standortdebatte mit Fragen der Personalentwicklung, mit Fragen der finanziellen Ressourcen und letztlich also inhaltlichen und konzeptionellen Fragen verbunden. Und wenn dann die Frage aufkommen sollte oder der Einwand kommen sollte, ja, dafür wäre also nicht das Geld da, dann muss ich Ihnen sagen, wir wollen auch hier nichts übers Knie brechen. Uns ist ja völlig klar, dass das ein länger währender Prozess ist. Und deswegen möchte ich noch mal darauf hinweisen, uns geht es darum, dass Vorsorge getroffen wird, beginnend mit dem Haushalt 2014/2015.
Und wenn dann wieder der Einwand kommen würde, also dafür wäre kein Geld da, dann möchte ich ent- gegenhalten: Wir haben in der Mittelfristigen Finanzplanung eine Erhöhung der Steuereinnahmen von 323 Millionen Euro und wir haben zugleich eine Absenkung der
Zuweisungen von Dritten in Höhe von 315 Millionen Euro, im Saldo also 8 Millionen Euro plus. Das Geld wäre da. Es ist wie überall in der Politik, letztendlich,
letztendlich entscheiden Prioritäten und entscheiden Nachrangigkeiten. Und letztendlich ist es so, was politisch gewollt ist, wird auch bezahlt.
Wir werben dafür, den politischen Willen für ein landesarchäologisches Museum aufzubringen und letztendlich an dieser Stelle auch Prioritäten zu setzen. Ich danke für die Aufmerksamkeit und werbe noch mal wärmstens für unser gemeinsames Anliegen. – Schönen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! GRÜNE und LINKE fordern erneut ein Konzept, was das archäolo- gische Landesmuseum betrifft und wenn wir uns die Reden – eigentlich von allen dreien – angehört haben, geht man davon aus, habe ich so das Gefühl, alle sind sich darüber einig, eigentlich gibt es dieses Konzept bereits. Wir haben das ja auch schon in einer der letzten Landtagssitzungen vom Minister gehört, was vorgesehen ist.
Was ich so festgestellt habe, bei Herrn Koplin – gut, er hatte sich entschuldigt, er muss jetzt zu seiner Besuchergruppe –, Frau Berger, man ist sich vielleicht ein wenig über die Zeitpläne uneins. Aber ich will das an dieser Stelle noch mal erheben, nicht erheben,