Protokoll der Sitzung vom 30.08.2012

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Erwägen?)

sondern wiederholen, worin das Konzept besteht:

Erstens, in der Sicherung des Kulturgutes. Wir wissen, wir haben hier schon oft gestanden, ob es Einbäume oder andere Funde waren, dass die Lagerbedingungen bei uns im Land in den letzten Jahren nicht gerade die besten sind. Und wir haben da jetzt den ersten Schritt getan, dass die Depots und Werkstätten in der Stellingstraße auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden sollen. Wir haben es gehört, da wird jetzt im nächsten Monat der Architektenwettbewerb ausgewertet und der Zuschlag erteilt. Das ist so der erste Punkt, dass es dort dann auch losgehen kann, und das dauert sicherlich viele Jahre. Wir haben einen Zeitraum von zehn Jahren gehört.

Und wir wissen zweitens, es ist für die Übergangsfrist in Schwerin-Süd ein Ort gefunden worden, wo wir diese Sachen bis dahin unterbringen können und wo wir sogar die Sachen aus den Bunkern in Wiligrad, wo auch nicht die besten Bedingungen herrschen, wo wir selbst diese Sachen dort im Herbst einlagern können. Dieser Zustand ist, wie ich finde, ein vernünftiger Übergang und am Ende hat man auch eine vernünftige Unterbringung gefunden.

Und dann haben wir drittens, auch das kam heute schon zur Sprache, es gibt schon zahlreiche Ausstellungen.

Jetzt gibt es auf den Fluren in der 4. Etage eine kleine archäologische Ausstellung mehr. Es gibt ja mehrere, es ist nicht nur Groß Raden, es ist sicherlich auch PIPELINE I ARCHÄOLOGIE, es gibt sicherlich auch im Tollensetal einige Sachen. Es gibt sehr viele ehrenamtliche Strukturen, wo wir auch archäologische Funde im Land ausstellen. Und das wäre für mich der zweite Schritt, dass wir diese unterstützen, sie auch nach ihrem touristischen und kulturellen Potenzial abklopfen, sie weiter unterstützen und vielleicht mal gucken: Was herrscht da schon alles im Land vor?

Dann können wir nachher den letzten Schritt machen, zu sagen, ja, ist es tatsächlich gewollt, entweder, so, wie Frau Berger gesagt hat, dass es mehrere dezentrale Ausstellungen im Land gibt, oder machen wir tatsächlich ein archäologisches Landesmuseum bei uns hier im Land. Dafür müssen Voraussetzungen geschaffen werden, das hat mit Geld, das hat mit Personal zu tun.

Und nun kann man sich natürlich darüber streiten, man kann das auch alles parallel laufen lassen und sagen, wir machen jetzt sowohl die Depots und die Werkstätten in der Stellingstraße und fangen gleichzeitig noch an, ein archäologisches Landesmuseum aufzubauen. Aber da bitte ich Sie doch alle, bei den vielfachen anderen Problemen, die wir vor allem in der Kultur – und ich rede von Theatern und Orchestern – oder auch in der Bildung haben, dass man mit den Finanzen des Landes hier sorgsam umgeht und wir einen Schritt nach dem anderen tun und ganz am Ende, wenn das Kulturgut gesichert ist, wenn wir erfahren, wo zeigen wir schon etwas, wo gibt es solche Ausstellungen schon, dazu kommen: Wo könnte so ein archäologisches Landesmuseum im Land sein? Kann es in Schwerin sein, können es vielleicht auch einzelne Schlösser wie Ivenack oder Kummerow sein, können es mehrere Orte sein? Aber das muss am Ende der Diskussion stehen!

Zunächst steht die Sicherung des Kulturgutes im Vordergrund und dann zum Schluss plädiere ich dafür, dass wir uns gemeinsam darüber unterhalten: Wie kommen wir an das Geld, wie kommen wir an das fähige Personal und wie kommen wir dann an so ein Museum? – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Den Antrag lehnen wir daher ab, wollte ich noch sagen.

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU)

Das Wort hat der Abgeordnete Herr Petereit von der NPD-Fraktion.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Meine Fraktion begrüßt die vermeintliche Hinwendung der GRÜNEN und der LINKEN zu einem für unser Volk wichtigen Thema wie hier den Erhalt und die Ausstellung von Kulturgut.

Ihnen wird es dabei sicher nicht um die Heimat und deren Geschichte gehen, mit dem Antrag wird am eigenen Image gearbeitet und um Wählergunst gebuhlt. Da der Antrag auf Forderungen und Vorschläge von Fachleuten zurückgeht, ist ihm in der Sache nichts hinzuzufügen. Es handelt sich um einen ergebnisoffenen Prüfauftrag, der im Interesse aller liegen sollte. Steigerung und Attraktivität der Museen aus wirtschaftlicher und touristischer Sicht kann aber nicht der Hauptgrund für den Schutz und Erhalt und die Ausstellung von archäologischen Funden

sein. Das hehre Ziel, das wir bei Ihnen nicht erkennen können, muss der Erhalt deutscher Kulturgüter zur Wahrung der eigenen Identität und Geschichte sein, der Erhalt des eigenen Volkes.

(Thomas Krüger, SPD: Geschichte ist wichtig.)

Der Erhalt der mecklenburgischen und pommerschen Kulturgüter ist ein Hauptanliegen der Nationalen.

Ich erinnere hier an die Anträge aus der vergangenen Legislaturperiode, in denen wir ein Konzept zur Sicherung der archäologischen Kulturgüter forderten und die sachgemäße Lagerung der Sammlung verlangten. Davon wollten Sie hier natürlich nichts wissen und stimmten jedes Mal dagegen. Wir werden im weiteren Verlauf aber auf die Zielrichtung achten, die die Beschlussumsetzung eingehen wird. Es wäre nicht das erste Mal, dass anfänglich positive Sachen ins Gegenteil verkehrt werden. Besonders werden wir darauf achten, ob das Konzept für alle archäologischen Funde gilt oder nur für die politisch korrekten Funde.

(Michael Andrejewski, NPD: Nicht für die aus Eichenholz. – Udo Pastörs, NPD: Tja!)

An dieser Stelle, Frau Berger, möchte ich Ihnen jedoch noch einen Hinweis mit auf den Weg geben.

(Zuruf von Ulrike Berger, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Sie sagen, dass andere Bundesländer längst bewiesen hätten, wie archäologische Museen zum Publikumsmagneten werden können, man solle dabei an die Ausstellung der Himmelsscheibe von Nebra denken. Zahlreiche Münzschätze oder Ausgrabungen, wie das bronzezeitliche Schlachtfeld Tollensetal, würden das hohe Potenzial für ein Landesmuseum auch in Mecklenburg-Vorpommern zeigen.

Frau Berger, die Himmelsscheibe von Nebra ist die älteste bekannte korrekte Himmelsdarstellung und einer der wichtigsten archäologischen Funde aus der Bronzezeit. Der Anziehungskraft der Scheibe werden Sie nicht mit Münzen aus dem Tollensetal das Wasser reichen können.

(Zuruf von Marc Reinhardt, CDU)

Eine derartige Argumentation ist unqualifiziert und, sollten Sie sie wider besseres Wissen getätigt haben, auch höchst unseriös. – Vielen Dank.

(Beifall vonseiten der Fraktion der NPD)

Das Wort hat nun der Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur Herr Brodkorb.

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe mich bei Vorlage dieses Antrages wirklich gefragt, warum er überhaupt gestellt wurde.

Erst im März des Jahres 2012 hat es zum Thema der Landesarchäologie eine breite und intensive Diskussion

gegeben und ich habe für die Landesregierung, glaube ich, sehr deutlich erklärt, was bevorsteht, und habe genau die Erarbeitung eines solchen Konzeptes angekündigt. Ich bin deswegen den Koalitionsfraktionen dankbar, dass sie schon aus Gründen der parlamentarischen Selbstachtung einen Antrag ablehnen, der die Regierung dazu auffordern soll, das zu tun, von dem sie Monate zuvor bereits angekündigt hat, dass sie tun wird, was sie tun wird. Ich habe mich gefragt: Was ist denn aber der Sinn dieses Antrages? Was ist der Zweck? Und der Abgeordnete Koplin – ich bedauere sehr, dass er nicht mehr zugegen ist – hat dann auch deutlich gemacht, worum es geht.

Ich kann nur vermuten, dass die Opposition ganz genau weiß, dass, wenn ich ankündige, dass sich in diesem Bereich einiges bewegen wird, es auch passiert. Und dann gibt es ein Problem, dann kann man sich nämlich auf diese Welle nicht mehr draufsetzen. Und es soll natürlich am Ende in diesem Lande die Geschichte erzählt werden, es wäre die Opposition gewesen, die die Regierung dazu gezwungen hätte, sich endlich zur Landesarchäologie zu bekennen. Das sage ich schon heute, weil ich in drei oder vier Jahren diese Rede zitieren werde, wo genau diese Argumente kommen werden: Ohne uns hätten Sie das niemals angepackt.

Da wir allerdings schon vor Monaten genau das angekündigt haben, wovon Sie wollen, dass wir uns heute dazu bekennen, ist Ihr Antrag ein Schaufensterantrag.

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Und warum ich mir sicher bin, dass das die eigentliche Motivation ist: Das hat Herr Koplin selber vorgeführt in seiner Rede – ich weiß nicht, ob Sie das mitbekommen haben –, er hat das dann genau auch zugegeben.

Ich habe beim letzten Mal vorgeschlagen, dass wir im Rahmen der Umstrukturierung des LAKD prüfen, ob es uns gelingt, durch vertretbare Maßnahmen Personalstellen freizusetzen, die wir einer Universität zur Verfügung stellen können, um den Studiengang für Ur- und Frühgeschichte wieder einzuführen in diesem Land und den Lehrstuhlinhaber zum Direktor eines archäologischen Landesmuseums zu machen. Jetzt hat Herr Koplin sich heute ernsthaft zu einem solchen Kindergartenspiel herabgelassen, anzudeuten, also auf diese Idee wäre ich ja nur dadurch gekommen, dass die Linkspartei mal angeregt hätte, die Universitäten und die Landesarchäologie sollten zusammenarbeiten. Das ist genau das Kindergartenspiel, das uns wahrscheinlich zukünftig bevorsteht.

Es braucht diesen Antrag nicht, weil das Konzept der Landesregierung aus genau sieben Punkten besteht, die bereits in Arbeit sind. Das habe ich beim letzten Mal gesagt und ich kann das hier gerne noch mal referieren, was diese sieben Punkte sind:

Erstens. Das LAKD ist beauftragt, eine stringente Aufgabenkritik vorzunehmen, denn das LAKD steht vor der Situation, eine Reihe von Stellen zu verlieren. Es muss mit den Stellen, die das Land ihm zur Verfügung stellt, auskommen. Also ist es erforderlich, eine Aufgabenkritik vorzunehmen und gegebenenfalls auch die entsprechenden gesetzlichen und untergesetzlichen Normen zu verändern und dem Aufgabenprofil anzupassen. Dieser Prozess ist im Gange.

Zweitens. Wir, die Kollegen und Abgeordneten der Koalitionsfraktionen haben das bereits angesprochen, als zweiten Teil eines solchen Konzeptes: das Problem der Konzentration der Funde und ihre sachangemessene Unterbringung, nämlich hier am Standort Schwerin für eine Zwischenlösung. Und der Abgeordnete Reinhardt hat die Einbäume angesprochen.

Das ist ein schönes Thema, da wäre ich nämlich beim dritten Bestandteil dieses Konzeptes: Sicherung der Bestände und Selektion. Ich selbst habe mir die Situation angesehen in der Außenstelle Neustrelitz. Der Staatssekretär war in Stralsund in der Außenstelle des LAKD, hat auch die Grabung im Tollensetal besucht, und das, was wir dort vorgefunden haben, was den Zustand der Funde angeht, ist katastrophal. Dieses Land ist voller Einbäume, was die archäologischen Funde in Mecklenburg-Vorpommern angeht. Und bevor an dieser Stelle nicht ein Notmaßnahmenplan erarbeitet und umgesetzt ist, um überhaupt die vorhandenen oder gefundenen Güter zu sichern, zu erhalten, so lange muss hier niemand über einen Neubau eines Museums philosophieren, weil wenn bis dahin die ganzen Dinger verrottet sind, dann haben wir am Ende nichts mehr auszustellen. Insofern ist das aus meiner Sicht im Moment eine Hauptpriorität.

Da möchte ich aber auch ganz klar sagen, zur Sicherung der Bestände – und die Kolleginnen und Kollegen des LAKD erarbeiten gerade einen solchen Plan – gehört auch die Selektion der Bestände. Es kann kein Konzept sein, alles, was man in der Erde findet, in ein Museum zu bringen. Nicht alles, was man dort findet, ist wirklich ausstellenswert. Ich sage Ihnen ein Beispiel: Der Staatssekretär hat gefunden das Skelett eines Pferdes, ausgegraben in der Stadtarchäologie. Was sollen wir damit? Was sollen wir mit dem Skelett eines Pferdes? Ich sage Ihnen, das brauchen wir nicht. Und es gibt eine Reihe von anderen Dingen, die wir nicht brauchen.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Kommt auf das Pferd drauf an.)

Mir ist vollkommen klar, da ich in meinem Studium ja – wahrscheinlich im Unterschied zu Ihnen, Herr Holter – auch Veranstaltungen zur Archäologie besucht habe, das gehörte zu meinem Pflichtprogramm als Altphilologe,

(Helmut Holter, DIE LINKE: Warum werfen Sie mir das jetzt vor?)

welche Kritik man sich natürlich damit aufziehen kann, mit einer solchen Selektionsforderung, weil man nämlich ein hohes Risiko eingeht, wenn man entscheidet, das ist relevant und das ist nicht relevant. Das kann man nämlich 20 Jahre später ganz anders sehen.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Sie haben ja gar keine Ahnung, welche Veranstaltungen ich besuche und welche nicht.)

Es geht also nicht um die Frage, da rigide vorzugehen, aber es ist nicht jeder Fund, der sich in der Erde dieser Landschaft befindet oder geborgen wurde, tatsächlich auch etwas, was man in einem Landesmuseum ausstellen muss. Also zur Sicherung der Bestände gehört auch deren sachgerechte Selektion.

Dann sind wir beim vierten Punkt: Dem Antrag ist zu entnehmen, die zukünftige museale Präsentation soll

Gegenstand eines Konzeptes sein, und zwar soll dieses Konzept dann überprüfen einen zentralen oder einen dezentralen Standort. Der Abgeordnete Reinhardt hat darauf hingewiesen, wie lange das dauert, bis wir ein archäologisches Landesmuseum hätten, sei es ein zentrales. Was wollen wir denn in der Zeit machen?

Die zukünftige museale Präsentation bezieht sich in Ihrem Antrag auf die Zeit, weiß ich nicht, 2020 plus. Ich sage Ihnen, das wird nicht sein, sondern wir arbeiten gerade an einer Vorstellung darüber, wie kann die Zeit bis zu einem möglichen Landesmuseum angemessen überbrückt werden durch temporäre, gegebenenfalls auch im gesamten Land zeigbare Ausstellungen. Auch das ist ein Arbeitsauftrag, an dem gerade gearbeitet wird. Für mich kommt es nicht infrage, 10 oder 15 Jahre zu warten, bis man irgendwann ein Gebäude hat, um dann erstmals etwas umfassender die Funde zu präsentieren, sondern die werden in den nächsten 10 bis 15 Jahren auf angemessene Weise präsentiert werden müssen, wenn auch nicht in der Größe und Schönheit, in der man sich das vielleicht wünscht.

Dann haben wir die fünfte große Baustelle: Das ist der Bau der Werkstätten und Depots hier in Schwerin. Über die Zeiträume hat Herr Reinhardt auch schon entsprechende Ausführungen gemacht. Und selbstverständlich muss man erst die Funde sichern, bevor sie vergammeln, und muss sie entsprechend katalogisieren, museal einbinden und präsentationsfähig machen, bevor man ein Museum eröffnen kann. Deswegen ist auch der Bau der Werkstätten und Depots als eine dieser vorbereitenden Maßnahmen relevant.

Nun hat Herr Koplin – da bin ich bei meinem sechsten Baustein – sich über die Reihenfolge der Maßnahmen ein bisschen unterhalten und hat gesagt, das Landesmuseum muss doch erst kommen, dann kann man das andere machen. Ich sage Ihnen, für mich ist sechstens, und das ist mein Wunsch – ob wir das hinbekommen, weiß ich nicht, aber mein Wunsch ist es –, dass wir es schaffen, den Studiengang für Ur- und Frühgeschichte in diesem Lande wieder zu eröffnen.