Protokoll der Sitzung vom 25.04.2013

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Zwei. Da sind Sie falsch informiert, Herr Renz.)

und wenn wir dann anfangen, dort Stunden vorzuziehen, wir aber gleichzeitig beim Abitur in Klasse 11 und 12 zwei

Stunden haben, dann kann man das aus meiner Sicht jeweils …

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Vier haben wir dort.)

Das ist Geschichte.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Für Politik, Geschichte, dann haben wir Sozialkunde und AWT.)

Frau Oldenburg, wir haben vier Stunden Geschichte und Politische Bildung und wir haben zwei Stunden Sozialkunde. Und wenn Sie das jetzt entzerren, zum Beispiel durch Vorziehen und Ähnliches, dann greifen Sie ganz einfach ein in so ein kleines Zahnrädchen, genau wie Sie es gesagt haben, und das funktioniert nicht, sondern Sie müssen das gesamte große Bildnis betrachten und möglicherweise überarbeiten.

(Zuruf von Dr. Margret Seemann, SPD)

Und wenn ich dann Ihren Antrag konkret nehme, den Punkt 1, ich finde ganz persönlich, da haben Sie auch eine entsprechende Vermischung stattfinden lassen.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Nein.)

Sie argumentieren, dass Sie hier mit Einführung des zwölfjährigen Abiturs, also Sie benennen das Problem G 9/G 8, werfen dann hinein die nächste Umstellung, die Sie richtigerweise beschreiben, die vollzogen wurde, nämlich, dass wir vom Kurssystem weggegangen sind auf die Pflichtfächer, und schlussfolgern daraus ganz einfach eine Überforderung der Schüler und Lehrer. Ich habe in den letzten Tagen auch sehr viel mit den Lehrern gesprochen. Also ich habe keinen Lehrer getroffen, der zu mir gesagt hat, er ist überfordert. Ich weiß nicht, ob ich da falsch gefragt habe,

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Bestimmt. Anzunehmen.)

ich habe jedenfalls keinen gefunden. Ich meine, Herrn Butzki habe ich gefragt. Der ist auch nicht überfordert, hat er mir gesagt.

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU – Simone Oldenburg, DIE LINKE: Nee, als Politiker vielleicht nicht in der Regierungspartei.)

Also ich weiß gar nicht, wo Sie die ganzen Lehrer finden, die dann auch noch sagen, sie sind überfordert. Ich habe sie nicht gefunden, das will ich Ihnen an dieser Stelle einfach mal sagen.

Und was ich jetzt schon ein bisschen amüsant finde, ist, dass ich jetzt für die CDU den damals im Jahre 2005 – der Herr Minister hat das hier mal angesprochen –, den Strategiewechsel von Herrn Metelmann, dass ich jetzt in den nachfolgenden Ausführungen im Prinzip darlegen muss, weil es einfach so ist, das, was Herr Metelmann da gemacht hat unter Rot-Rot in Begleitung Ihres Bildungsexperten Andreas Bluhm, das war ziemlich optimal und in der Sache kaum verbesserungsfähig.

(Zuruf von Dr. Margret Seemann, SPD)

Wir haben damals nicht zugestimmt. Ich habe das damals demokratisch akzeptiert.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Demokratisch!)

Ich habe mich heute damit auseinandersetzt und sage Ihnen ganz deutlich, das, was Sie dann unter den Rahmenbedingungen dort vollzogen haben, ist inhaltlich vernünftig. Und wenn ich Ihre Ausführungen hier richtig verstanden habe, dann wollen Sie ja einen richtigen Strategiewechsel, auch gerade wieder, was die Leistungskurse betrifft,

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Nee, nee, lesen, Herr Renz! Lesen! Prüfen!)

und dass, wenn ich Sie richtig verstanden habe in Ihren Ausführungen …

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Prüfen!)

Ja, ich habe geprüft, ich komme ja gleich dazu. Und die Prüfung hat ergeben: kein Handlungsbedarf.

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Ja, richtig. – Peter Ritter, DIE LINKE: Flüchtig gelesen, flüchtig gelesen.)

Wenn ich Ihren Ausführungen folge, was Sie hier heute vorgetragen haben, dann wollen Sie grundsätzliche Dinge infrage stellen.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Nein.)

Und da will ich einfach noch mal sagen, das hat mich selbst interessiert, weil ich an dem Tag auch gesprochen habe, im Juni 2005, und alle anderen Bildungspolitiker ebenso,

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

und interessant ist gewesen, dass keiner der Landtagsabgeordneten dieses Thema auch nur ansatzweise angesprochen hat. Frau Polzin wird sich erinnern. Wir haben hauptsächlich diskutiert: Erhalt Schulstandorte, Mindestschülerzahl und so weiter. Und in einem Absatz hat sich nur der Minister geäußert, und zwar wie folgt: „In den Hochschulen wird seit langem die unzureichende Studierfähigkeit der Abiturienten und Abiturientinnen beklagt. Diese wird zurückgeführt auf eine zu früh einsetzende Spezialbildung. Der Wissenschaftsrat hat seit Jahren, und zuletzt wieder in seinem Bericht der Enquetekommission im Januar dieses Jahres, eine Reform des Hochschulzuganges in den Ländern angemahnt. Mit der Schulgesetznovelle wird bei uns in MecklenburgVorpommern – und da sind wir tatsächlich die Ersten – wieder das Abitur zum Ausweis einer breiten Allgemeinbildung auf hohem Niveau. Hauptfächer bezeichnen den Kernbestand unserer Bildung.“ Und dazu hat er dann auch entsprechend diese Broschüre herausgegeben.

Es ist ja nicht so, dass SPD und LINKE nichts gemacht haben in dem Zusammenhang. Sie haben Folgendes gemacht: Sie haben die Orientierungsstufe eingeführt, Klasse 5 und 6 vom Gymnasium weggenommen, und sie haben gleichzeitig dann die Hauptfächer festgelegt, indem sie sechs Hauptfächer ab vier Stunden eingeführt haben. Den Rest der Fächer haben sie mit zwei Stunden auf den Weg gebracht.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Und drei, die gibt es auch noch.)

Durch das Einziehen dieser beiden Grundsäulen, sprich, Klasse 5, 6, Orientierungsstufe, und auf der anderen Seite konkret die Fächer benannt und die Spezialisierung, sprich, das Kurssystem, aufgelöst, haben sie zwei Prämissen geschaffen, die es kaum noch ermöglichen, hier irgendwie korrigierend einzugreifen. Das ist der Fakt.

Ich sage im Nachgang, es ist auch richtig, dass Sie das gemacht haben, dass Sie eine breite Allgemeinbildung und das Kurssystem verlassen und damit das Niveau des Abiturs auf eine andere Stufe gestellt haben. Und gleichzeitig haben Sie – auch das wird ja heute, der Minister hat es schon gesagt, unverständlicherweise von Ihnen infrage gestellt – die Anzahl der Prüfungen definiert. Ja, im Rahmen der KMK haben wir Spielraum: bis zu fünf Prüfungen. Wir sagen in Mecklenburg-Vorpommern: vier schriftlich, eine mündlich, unter Ihrer Beteiligung. Ich kritisiere das nicht, ich sage, das ist richtig. Sie fangen heute hier an zu diskutieren, dass Sie das möglicherweise infrage stellen wollen. Das kann ich nicht nachvollziehen.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das liegt aber nicht an uns, dass Sie das nicht nachvollziehen können.)

Das Nächste, wovon ich glaube, es geht in der öffentlichen Diskussion etwas unter – ich will nicht fragen warum, ich mache mir natürlich auch meine Gedanken –, aber gleichzeitig mit dieser Einführung hat das Bildungsministerium ab dem Schuljahr 2006/2007 neue Kerncurricula eingeführt.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Nee, nee, eben nicht! Die differenzieren nach Grund- und Leistungskurs.)

Und damit haben Sie den Lehrern genau das Instrument an die Hand gegeben, um nämlich hier erfolgreich zu lehren. Sie haben die Möglichkeit als Lehrer, nicht wie früher, dass Sie einen Stoffverteilungsplan hatten oder einen Lehrplan,

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Den muss man trotzdem haben. Selbstverständlich.)

der Ihnen vorgeschrieben hat, vier Stunden hier, zwei Stunden da, drei Stunden da, nein, Sie haben heute Themengebiete, wo fächerübergreifende Vernetzungen stattfinden, wo der Lehrer vor Ort entscheiden kann. Ich habe einen Rahmen, eine Gesamtstundenzahl in dem Fach XY, meinetwegen in Geschichte, und da habe ich eine Themenauswahl,

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Nein.)

wo ich als Lehrer entscheide, in welcher Art und Weise und in welchem Umfang ich das unterrichte.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Nein.)

Und ich habe zufällig auch noch zwei Tage vor der Debatte mit einer Geschichtslehrerin gesprochen, die in diesem Bereich tätig ist, die mir gerade gesagt hat, sie hat jetzt wieder eine 11. Klasse. Sie bekomme zum Ende des Jahres die Schwerpunkte für die Prüfung in Klasse 12,

sodass sie genau die Möglichkeit habe, dieses Instrument, was richtigerweise eingeführt wurde, hier zur Anwendung zu bringen, um erfolgreiche Abiturausbildung in Mecklenburg-Vorpommern stattfinden zu lassen.

Und der letzte große Schwerpunkt war: neue Lern- und Arbeitsformen. Da sind die Stichworte, ich will sie hier noch mal nennen, vernetztes Denken, fächerverbindendes wissenschaftliches Arbeiten. Das sind die Instrumente, die damals die Landesregierung unter Rot-Rot auf den Weg gebracht hat, um hier die Abiturausbildung auf neue Füße zu stellen. Das hat man getan. Und wenn Sie heute so wie mit der Sozialkunde agieren oder mit der Geschichte, da sind ja so einzelne Dinge, die hören sich auch gut an, muss ich ganz ehrlich sagen. Also wenn Sie dem Journalisten sagen, lass uns doch einfach mal zwei Stunden Geschichte in Klasse 5 vorziehen – ja, warum eigentlich nicht, darüber kann man ja nachdenken.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Anscheinend ja nicht.)

Oder Geografie können wir auch bündeln, so, wie Sie sagen, also statt einer Stunde machen wir dann in der Klasse zwei. Sie führen das nicht weiter aus, dazu sind Sie auch nicht verpflichtet, es ist ja nicht genug Zeit. Wenn Sie den Stundenumfang dort bündeln, dann haben Sie möglicherweise in dem anderen Jahr keine Geografie. Ob das dann alles Vor- und Nachteile, die man abwägen muss, nach sich zieht, das sollte man sich im Detail, aus meiner Sicht, angucken.

Genauso müssen wir schauen: Sie sagen aus meiner Sicht zu vorschnell, die Schüler in Klasse 5 sind besonders motiviert durch den Schulwechsel – das habe ich zumindest so gelesen – und damit könnten wir sie möglicherweise noch mehr belasten. Wenn man sich die Stundentafeln anschaut, dann ist es eben so, die Grundschüler kommen mit 27, 28 Stunden aus Klasse 4

(Dr. Margret Seemann, SPD: Sie reden ja voll an dem Thema vorbei, Herr Renz. Das ist ja unglaublich.)