(Helmut Holter, DIE LINKE: Wir reden immer zum Thema, Herr Schubert. – Zuruf von Henning Foerster, DIE LINKE)
Wir wollen alles dafür tun zu helfen, neue Märkte für die heimischen Unternehmen zu erschließen, und wir haben gehört, dass wir dabei auf einem guten Weg sind.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, „schrumpfende Binnenmärkte“, „Notwendigkeit der Internationalisierung“, „Schwungrad für die Bruttowertschöpfung“ – diese Begriffe klingen theoretisch und abstrakt. Was bedeuten sie für die Unternehmen vor Ort?
Ich möchte das am Beispiel von Karlsburg darstellen. Das Klinikum Karlsburg ist als Mekka der Diabetes- forschung bekannt, zunehmend auch im arabischen Raum. In den vergangenen 18 Jahren hat das Klinikum Karlsburg unter anderem eine integrative Versorgung von herzkranken Diabetikern realisiert. Das Klinikum hat sich ein Alleinstellungsmerkmal im Osten und Norden Deutschlands erarbeitet.
Es ist offizielles Herz- und Diabeteszentrum Mecklenburg-Vorpommerns und akademisches Lehrkrankenhaus der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald.
Pro Jahr werden in Karlsburg circa 2.500 Herz- und Gefäßoperationen und über 5.000 kardiologische Eingriffe vorgenommen. Und in der Diabetesklinik werden jährlich über 2.000 Patienten behandelt.
Wie bereits angedeutet, insbesondere die Behandlung von Diabetes und Stoffwechselerkrankungen genießt seit Jahren einen hervorragenden Ruf. Die Behandlung und Diagnostik von Diabetes erfolgt in Karlsburg durch erfahrene Ärzte. Neben 5 Diabetologen, einem Angiologen und einem Nephrologen sind dies Krankenschwestern mit jahrzehntelangen Erfahrungen in der Behandlung diabetischer Patienten sowie Diabetesberaterinnen, Diätassistentinnen, Pädagogen und Podologen. Mit den Spezialisten der Abteilungen für Kardiologie, Radiologie und Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie des Hauses wird eng kooperiert. Gerade das haben die Besucher aus den Vereinigten Arabischen Emiraten auch erwähnt und deswegen haben sich viele entschlossen, sich dort behandeln zu lassen. Wohingegen früher einige Herzkranke sich in Schottland haben behandeln lassen – das können Sie alles in den Nachrichten nachlesen –, haben einige jetzt gesagt, nein, wir wollen jetzt nach Karlsburg gehen.
Das Klinikum Karlsburg hat seit vielen Jahren die An- erkennung der Deutschen Diabetes Gesellschaft als Behandlungseinrichtung für Typ-1-Diabetes und Typ-2Diabetes sowie für Diabetes bei Kindern und Jugendlichen. Außerdem ist das Klinikum Karlsburg als Fußbehandlungseinrichtung für Diabetiker von der Deutschen Diabetes Gesellschaft anerkannt.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, diese ausgewiesene Expertise des Klinikums Karlsburg ist von wachsender internationaler Bedeutung. Während der Fachmessen in Dubai hat das dortige Gesundheitsministerium auch Vertreter aus Mecklenburg-Vorpommern auf die Dramatik der Diabeteserkrankungen im arabischen Raum aufmerksam gemacht. Auch das Thema war im Wirtschaftsausschuss und hat Professor Klinkmann angesprochen. Knapp ein Viertel der dortigen erwachsenen
Bevölkerung leidet an Diabetes. Andere Quellen sprechen von knapp 50 Prozent. Diabetes ist bereits eine Volkskrankheit in den Emiraten und trotz der Dramatik dieser Situation fehlen vor Ort Fachkräfte.
Professor Klinkmann, das wurde nämlich von den beiden Oppositionsfraktionen hier auch nicht erwähnt, hat im Wirtschaftsausschuss betont, dass es ein besonderer Markt werden könnte, wenn man dort Konzepte vorstellt und erarbeitet.
Das haben Sie vier, fünf Jahre in Ihrer Verantwortung überhaupt nicht durchgesetzt. Wir können diesen Menschen helfen. Dafür müssen wir aber auf unser Knowhow aufmerksam machen. Und das machen wir. Gerade durch die Besuche und die Vorstellungen der Kliniken hier machen wir darauf aufmerksam.
Wir haben nun bereits mehrfach von der Arab Health in Dubai gehört, die auch durch das Wirtschaftsministerium begleitet wurde. Das Institut für Diabetes „Gerhardt Katsch“ in Karlsburg hat sich hier Anfang des Jahres abermals im Rahmen des norddeutschen Gemeinschaftsstandes mit Fachpersonal präsentieren können. Dass Mecklenburg-Vorpommern hierbei wahrgenommen wird, sehen Sie übrigens auch an den Gegenbesuchen aus dem arabischen Raum während der 9. Branchenkonferenz. Zahlreiche Gespräche hatten unter anderem gemeinsame Fortbildungen hiesiger Fachkräfte mit Experten aus den Vereinigen Arabischen Emiraten in Mecklenburg-Vorpommern zur Folge. Nicht nur, dass diese Fortbildungen nachhaltige Strukturen im Bereich der Gesundheitswirtschaft schaffen, nein, indem wir unser Know-how zur Verfügung stellen, wird der gute Ruf unseres Landes in der Gesundheitswirtschaft auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten zur Kenntnis genommen.
Übrigens habe ich von Professor Motz erfahren, dass es auch enge Kontakte in die Russische Föderation gibt und auch da der Bedarf ist, sich hier an der Klinik in Karlsburg behandeln zu lassen. Auch mit dem Servicezentrum Gesundheitswirtschaft, an dem sich Mecklenburg
Vorpommern beteiligt, bringt sich unser Land als Kontakt- und Ansprechpartner für den arabischen Raum ins Gespräch – Firmen für die Investitionsakquise und den Markteintritt.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir tun gut daran, weiter in unser Potenzial zu investieren. So hat
das Wirtschaftsministerium Mitte September eine Förderzusage – und das ist ganz konkret – für den Bau des Diabetesinnovationszentrums mit integriertem Klinikbereich mit 20 bis 30 Patientenbetten übergeben. Der Grundstein für den rund 9 Millionen teuren Bau soll noch in diesem Jahr gelegt werden. Das Raumkonzept des Diabetesinnovationszentrums ermöglicht zugleich die Anwendungserprobung und wissenschaftliche Evaluierung innovativer Techniken für eine spätere Vermarktung. Das kann auch die Basis für eine weitere Intensivierung der Kontakte in den arabischen Raum sein. Und das ist eine ganz konkrete Investition an einem Beispiel. Das ist aus meinem Landkreis, und deswegen habe ich das mal vorgestellt.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, das konkrete Beispiel Karlsburg zeigt, wie mit einer Internationalisierung und mit punktgenauen Investitionen – darauf kommt es nämlich an – in innovative Lösungsansätze ein Schwungrad für Bruttowertschöpfung und auch für den ersten Arbeitsmarkt geschaffen werden kann. Ähnliche Beispiele finden Sie im ganzen Land. Denken Sie an die hochmoderne Klinik der Universität Greifswald. Denken Sie an die Verbundforschungsinitiativen. Die Gesundheitswirtschaft nutzt das Zusammenspiel aus Forscherdrang und Unternehmergeist, etwa in der Form, wie es seitens des Instituts für Implantattechnologie – auch das hat der Minister schon erwähnt – durch Professor Dr. Schmitz in Rostock vorangetrieben wird. Denken Sie aber auch an den Gesundheitstourismus, und zwar nicht nur auf der Gesundheitsinsel Rügen. Das durch das Wirtschaftsministerium geförderte Kurzentrum in Waren etwa ist Beleg für die Attraktivität neuer touristischer Angebote auch im Binnenland.
Sie sehen, so können vor Ort Exportinitiativen der Landesregierung im Bereich der Gesundheitswirtschaft einen ganz konkreten Beitrag zur Wertschöpfung und auch zur Sicherung von Arbeitsplätzen leisten.
Noch eine Bemerkung zu Ihrem Änderungsantrag. Wir brauchen da keine Daten und Zeiten, denn der Wirtschaftsminister wird im Wirtschaftsausschuss ständig über die Initiativen, die er entwickelt hat, aus seinem Ministerium berichten.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich muss da noch zu einigen Dingen hier als Abgeordneter was sagen. Die „Export- initiative Gesundheitswirtschaft“ ist genau richtig defi- niert.
Warum sag ich das? Wir haben als Land hervorragende Rahmenbedingungen, wir haben 39 Krankenhäuser, wir haben über 60 Rehaeinrichtungen, wir haben die Wissenschaft im Land und wir haben vor allen Dingen Biomedizintechnik und Medizintechnik, erfahrene Wissenschaftler, aber auch Produzenten. Und da stellt sich Herr
Holter hier hin und kritisiert das, dass wir jetzt in der Exportwirtschaft zulegen wollen und müssen, um die Vernetzung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft auf den Weg zu bringen, um neueste Produkte zu entwickeln. Das kann doch wohl nicht wahr sein, dass DIE LINKE hier solche Reden hält!
(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU – Heiterkeit bei Helmut Holter, DIE LINKE: Doch. – Silke Gajek, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Herr Glawe!)
Ich finde es eigentlich unerhört. Und die GRÜNEN haben ja nach meiner Meinung gar nichts verstanden.
Worum geht es? Insgesamt mit Blick auf das Bruttosozialprodukt haben wir in der Gesundheitswirtschaft über 4 Milliarden im Land, in jedem Jahr.
Bruttoinlandsprodukt in Mecklenburg-Vorpommern – 37 Milliarden, Frau Gajek, noch mal zum Nachrechnen.
So. Worauf kommt es an? Wir haben den Master- plan 2020. Das ist der politische Auftrag, den der Landtag der Regierung gegeben hat. Als Sie dankenswerterweise, Herr Holter, damals unter Rot-Rot diese Initiative Gesundheitswirtschaft auf den Weg gebracht haben, war das der Startschuss. Das heißt, man musste sich natürlich auch entwickeln, man musste die Dinge vorantreiben. Was wir jetzt machen, ist, dass wir unsere Aufmerksamkeit einmal in die Werbung legen. Wir gehen andererseits in die Märkte dort, wo wir die sehen, und wir sehen das im Vergleich zu den Möglichkeiten des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Einer der Märkte ist Diabetes, Diabetes im arabischen Raum.
(Helmut Holter, DIE LINKE: Unstrittig. – Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Als Markt?! Als Markt?!)
Von daher ist dieses Angebot völlig richtig. Und ich verstehe die GRÜNEN nicht, dass sie ihre Augen zumachen, dass sie uns da kritisieren und meinen, wir wüssten gar nicht, worüber wir reden.