Ich werde mich gern für die verbesserte statistische Datenerfassung auch auf Bundesebene einsetzen. Bei der Weiterentwicklung bestehender Datensätze müssen alle Aspekte sorgsam abgewogen und mit allen Ländern diskutiert werden. Die Tatsache, dass nur ein Teil der suchtgefährdeten alten Menschen in die Beratungsstellen kommt, weist schon darauf hin, dass die notwendigen Kompetenzen in das Altenpflegehilfesystem integriert werden müssen. Das gilt auch für den gesamten Bereich der Gerontopsychiatrie. In der Altenhilfe ist die Thematik bereits Bestandteil der Ausbildung und dieser Ausbildungsteil muss und wird stärker ausgebaut werden. Es ist wichtig, dass die Beschäftigten für Suchtfragen sensibilisiert sind.
Im Rahmen des von meinem Haus geförderten Modellprojektes „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“ wurden geeignete Netzwerke entwickelt und zum Teil implementiert. Diese Arbeit wird gegenwärtig im Rahmen des Projektes „Psychiatrie am Fall“ fortgesetzt. Besonders weit ist ein beispielgebendes Netzwerk in Rostock umgesetzt.
Die Landesstelle für Suchtfragen hat mit dem Bundesmodellprojekt „Sucht im Alter“ – Frau Gajek hat es bereits angesprochen – unter anderem das Ziel verfolgt, den
Auf- und Ausbau von verbindlichen Kooperationsstrukturen und die flächendeckende Vernetzung zu erreichen.
Die Projekte „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“ und „Sucht im Alter“ stimmen sich hier während ihrer Laufzeit ab. Die Abschlussberichte werden dann zusammen in den entsprechenden Gremien diskutiert. Dies wird insbesondere im Fachbeirat für Psychiatrie, beim Runden Tisch „Pflege“, bei der LAG der Sozialpsychiatrischen Dienste, bei der LAG der Psychiatriekoordinatoren der Landkreise und kreisfreien Städte und bei dem Geriatriebeirat der Fall sein. In diesen Arbeitskreisen sind alle relevanten Partner vertreten, die für die Koordinierung und Kooperation erforderlich sind.
Für eine sinnvolle Vernetzung muss in den Regionen die notwendige Kompetenz vorhanden sein. Dieser Aspekt wird in den Pflegeheim-Plus-Verträgen berücksichtigt. Er stellt sicher, dass den Pflegeheimen kompetente Ärzte konstant zur Verfügung stehen. Zudem bringen psychiatrische Institutsambulanzen ihre gerontopsychiatrische Kompetenz in die Alten- und Pflegeeinrichtungen ein.
Die von meinem Haus vorgegebene Richtlinie für die Gewährung von Zuwendungen an die Träger von Beratungs- und Behandlungsstellen für Sucht- und Drogenkranke und -gefährdete fordert bereits, die präventive Arbeit der Beratungsstellen zielgruppenspezifisch auszurichten und die Beratung von Facheinrichtungen, Fachdiensten, Behörden und Betrieben sicherzustellen. Ich begrüße es ausdrücklich, wenn sich die Beratungsstellen in diesem Zusammenhang und darüber hinaus von der ausschließlichen Kommstruktur wegbewegen. Der Bedarf ist jedoch nach den regionalen Besonderheiten auszurichten. Das gilt auch für zielgruppenspezifische Settings zum Beispiel in Pflegeeinrichtungen.
Sehr geehrte Abgeordnete, in Mecklenburg-Vorpommern sind die Kommunen für die Beratung Suchtkranker und von Sucht Bedrohter zuständig. Die Verantwortung für die kommunale Suchthilfeplanung liegt bei den Landkreisen und kreisfreien Städten. Ihnen obliegt die Verortung und Gestaltung regional begründeter Spezialisierungen, und darauf sollten wir auch Wert legen.
Wie im Antrag formuliert, finde ich es auch wichtig, Informationen über das Thema „Sucht im Alter“ zu geben. Kampagnen müssen jedoch gut durchdacht sein. Dazu gehört vor allem, dass man sich über die Adressaten klar und die Information auf sie zugeschnitten ist. Schon jetzt stehen wir mit den Multiplikatoren in den landesweiten Arbeitskreisen im Dialog, um Ideen zu beraten, wie die Informationen am besten zu unseren Zielgruppen gelangen. Diesen Weg möchte ich konsequent weiter- gehen.
Sehr geehrte Damen und Herren, es ist gut, dass wir das Thema „Sucht und Prävention im Alter“ heute diskutieren und ihm damit eine gewisse Öffentlichkeit verschaffen,
Liebe Silke Gajek, ich freue mich, dass Sie die Kleine Anfrage, die Sie an die Landesregierung gerichtet hatten – sowohl hier in unserem Land als auch inhaltsgleich in Sachsen-Anhalt, dort waren Ihre Kollegen sogar noch etwas schneller –,
Abhängigkeit im Alter bekommt eine andere Bedeutung, wenn man damit nicht, wie im allgemeinen Sprachgebrauch üblich, das Angewiesensein auf Unterstützung bei Hilfs- und Pflegebedürftigkeit meint, sondern eine Suchtproblematik. 325 Flaschen Bier, 27 Flaschen Wein, 5,5 Flaschen Schaumwein und 7 Flaschen Spirituosen trinkt jeder von uns statistisch gesehen jährlich.
(Peter Ritter, DIE LINKE: Früher oder später. – Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Und wie viele Medikamente?)
(Unruhe vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU – Torsten Renz, CDU: Wer trinkt denn meinen Anteil mit?)
Wir Deutschen, wir Deutschen trinken zu viel Alkohol und Mecklenburg-Vorpommern liegt im bundesweiten Vergleich an der Spitze.
und Männer haben doppelt so häufig ein Alkoholproblem wie Frauen, so schreibt es jedenfalls der NDR auf seiner Homepage am 15.05.2013. Bei Rentnern ist es oft das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, dass sie zur Flasche greifen lässt, wusste das Fernsehen zu berichten.
Aber, meine Damen und Herren, auch die ältere Bevölkerung in unserem Lande ist zum Teil nicht nur dem Alkohol zugetan, es wird auch übermäßig geraucht, am Handy, am Computer oder im Internet gespielt, gekifft
Und, um mal bei den Medikamenten zu bleiben, im Alter steigt nicht nur der Medikamentenkonsum, sondern auch der Bedarf oder der gefühlte Bedarf.
Es gibt zum Beispiel ein Projekt der Uni Rostock, das zeigt, dass bei mehr Zeitinvestition der Ärzte der Medikamentenbedarf bei den Probanden zurückgeht. Es ist daher im Einzelfall zu unterscheiden,
ob Medikamente indikationsgerecht angewandt und bestimmungsgemäß verbraucht werden oder ob eine Abhängigkeit zugrunde liegt.
Dass durch die demografische Entwicklung der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung steigen wird, ist bekannt. Schon dadurch würde bei gleichen Prozentzahlen die Gesamtzahl der suchtkranken Älteren steigen. Hinzu kommt jedoch, dass in jüngeren Jahren erworbene Konsumgewohnheiten beibehalten werden. Die jetzige Wohlstandsgeneration ist mit einem erheblich höheren Konsum an psychoaktiven Substanzen aufgewachsen, als die Menschen, die heute in einem höheren Lebensalter sind. Dadurch ist eine Steigerung des Anteils Suchtkranker an dieser Bevölkerungsgruppe zu erwarten, so die Statistiker.
Das Thema „Sucht und Prävention im Alter“ ist aber auch so ein Thema, mit dem man sehr viel Stimmung machen könnte. Ich möchte eigentlich nicht erleben und daran teilhaben, dieses berechtigte gesellschaftliche Thema populistisch aufzublähen.
Ich möchte mich ernsthaft mit Fragen der Vernetzung der Alten- und Suchthilfe, der Beratungsangebote und vor allem mit den kommunalen Vernetzungsmöglichkeiten auseinandersetzen
und natürlich interessieren wir uns für die Ergebnisse des Bundesmodellprojektes, das in Rostock und Greifswald umgesetzt wurde. Allerdings,
Bis dahin haben wir jedenfalls auch keinen Leerlauf und jede Menge andere Baustellen, die vielleicht sogar stärker zu gewichten sind.
Die Nutzung regionaler Strukturen und Netzwerke, so, wie es in dem Projekt der Fall war, und vor allem
eine nachhaltige Implementierung müssen wir uns vor Augen führen. Das wird ohnehin immer wichtiger, auch in anderen Bereichen. Die Enquetekommission „Älter werden in Mecklenburg-Vorpommern“ wird sich dem Thema Gesundheit noch widmen und da könnte die Problematik auch eine Rolle spielen. Dort werden Handlungsempfehlungen erarbeitet und dort gehört das Thema mit Sicherheit auch beleuchtet. Die Enquetekommission ist in ihrem Selbstverständnis zudem ein Gremium, das über Parteigrenzen hinweg zielorientiert arbeitet.