Protokoll der Sitzung vom 23.04.2015

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Genau.)

Denn wichtig ist nicht, wer die Arbeit macht, sondern ob die Leistung am Ende stimmt. Mehr Frauen in Berufen

der Männer, die Akzeptanz von Männern, dass die Frauen vieles ebenso gut können wie Männer, keine Gehalts- beziehungsweise Lohnunterschiede für gleiche Arbeit – ja, dann hätte die Frauenquote, die selbst Frauen für eine unsägliche Erfindung halten, Gott sei Dank ausgedient.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das sagen Sie. Das sagen Sie. – Zuruf von Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das sage ich, genau.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Sie sagten „die selbst Frauen“.)

Ich nenne dies doch mal einen positiven Ansatz und damit möchte ich es auch bewenden lassen. – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU)

Das Wort hat der Abgeordnete Herr Ritter von der Fraktion DIE LINKE.

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! „Ich habe bisher gedacht, dass Politik langweilig ist, aber heute habe ich gesehen, dass es anders ist.“ So schreibt eines der Mädchen in der Extraausgabe unserer Fraktionszeitung heute, die wir alljährlich zum GirlsʼDay gemeinsam mit den Mädchen erarbeiten und herausgeben.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, seit vielen Jahren findet der GirlsʼDay auch in Mecklenburg-Vorpommern statt. Und wie so vieles hat auch dieser Tag seinen Ursprung in den USA. 1993 wurde in New Orleans eine Vorläufervariante des GirlsʼDay veranstaltet. „Nehmt unsere Töchter mit zur Arbeit“ hieß es damals. Die Kinder sollten die Arbeitsplätze ihrer Eltern kennenlernen. Der GirlsʼDay geht heute darüber hinaus. Dieser Tag soll einen umfassenden Einblick vor allem in männerdominierte Berufe geben. Die demokratischen Landtagsfraktionen beteiligen sich in unterschiedlicher Intensität am GirlsʼDay, auch der Landtag und, Herr Dahlemann, auch die Sozialministerin selbstredend.

(Patrick Dahlemann, SPD: Genau. – Zuruf von Martina Tegtmeier, SPD)

„Frauen in die Politik, Frauen in der Politik“ – so ist das Motto des GirlsʼDay in meiner Fraktion. Und die fünf Mädchen, die ich eben noch vorm Schloss verabschiedet habe, haben mir gesagt, es hat ihnen sehr viel Spaß gemacht, einen Tag Politik im Landtag direkt zu erleben.

Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, ob nun Politik oder Wirtschaft – ob Mädchen, die am GirlsʼDay in männerdominierte Berufe hineingeschnuppert haben, diese Berufe dann auch ergreifen, hängt nicht nur vom GirlsʼDay ab.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nee. – Maika Friemann-Jennert, CDU: Na ja, das ist richtig.)

Wir haben im letzten Monat am Equal Pay Day auf den Lohnabstand zwischen Frauen und Männern hingewiesen. Es gab hier in Schwerin eine interessante Fachtagung zu dieser Problematik. Fast alle demokratischen

Landtagsfraktionen waren vertreten. Im Bundesdurchschnitt – das wurde dort dargestellt – verdienen Frauen 22 Prozent weniger als Männer, in Mecklenburg-Vorpom- mern beträgt dieser Lohnabstand 7 Prozent.

(Heiterkeit bei Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Weil die Männer so viel verdienen.)

Das liegt aber nicht daran, dass die Frauen so viel verdienen in Mecklenburg-Vorpommern, sondern das liegt daran, dass die Männer in Mecklenburg-Vorpommern so wenig verdienen. Und würde man den Frauen noch weniger geben, wären das sittenwidrige Löhne. Gleiches – und da muss ich Frau Friemann-Jennert durchaus recht geben – trifft übrigens umgekehrt auch für die Jungs zu. Auch am JungsTag, wo versucht werden soll, zum Beispiel Jungen …

(Udo Pastörs, NPD: „BoysʼDay“ müssen Sie den nennen!)

Nein, der heißt JungsTag, Herr Pastörs! Da können Sie mal wieder sehen, dass Sie von nichts eine Ahnung haben, aber die Klappe aufreißen.

(Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Am JungsTag sollen vor allen Dingen die Jungen animiert werden, in sozialen Berufen zu arbeiten.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Genau, im Kindergarten!)

Marcel Helbig vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung stellt in einem Interview in der „Süddeutschen Zeitung“ Anfang des Jahres fest, ich zitiere: „Wenn die Lohnlücke zwischen typisch männlichen und typisch weiblichen Berufen nicht so weit aufklaffen würde, könnten sich mehr Männer mit dem Gedanken anfreunden, in einem ursprünglich frauendominierten Beruf zu arbeiten.“ Zitatende. Es ist vor allen Dingen also auch eine Frage des Einkommens, sowohl bei Mädchen und Jungen als auch bei Männern und Frauen.

Und, liebe Kolleginnen und Kollegen, einen weiteren Kritikpunkt möchte ich erwähnen. Mittlerweile gehört die Bundeswehr mit zu den größten Anbietern beim GirlsʼDay, auch in Mecklenburg-Vorpommern. Trotz einer Selbstverpflichtung der Bundeswehr, nur Mädchen der Klassenstufen 9 und 10 zuzulassen, belegen eigene Statistiken – von der Bundeswehr herausgegeben, geführt seit 2006 –, dass alljährlich auch Mädchen ab 11 Jahren den GirlsʼDay beim Bund absolvieren.

Das internationale Kinderhilfswerk terre des hommes kritisiert diesen Zustand. Ich zitiere: „Es handelt sich um eine Verletzung der Kinderrechte und der Schutzpflichten des Staates gegenüber diesen Kindern, die schwerwiegende Folgen haben kann.“

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Wie heißt es denn, Herr Pastörs?

So der Pressesprecher der Organisation Wolf-Christian Ramm.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Es gibt verschiedene Organisationen,

(Udo Pastörs, NPD: Jaja.)

zum Beispiel auch Terre des Femmes.

(Heiterkeit bei Udo Pastörs, NPD)

Das meinten Sie vielleicht.

(Udo Pastörs, NPD: Nee.)

Ha, ha! Nee, nee, Sie sind mir schon ein Schelm.

Also, liebe Kolleginnen und Kollegen, daraus folgt: Nicht nur am GirlsʼDay gilt es, Berufsperspektiven für Mädchen und junge Frauen zu erweitern. Gleiches gilt für Ausbildungschancen für Mädchen und Jungen, dazu gehört gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Insofern hoffe ich, dass die Mädchen, die heute hier im Landtag unter den demokratischen Fraktionen zu Gast beim GirlsʼDay waren, einen interessanten Tag hatten und vielleicht auch später Lust auf Politik haben, und zwar in den demokratischen Fraktionen dieses Landtages. – Herzlichen Dank.

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Das Wort hat nun die Abgeordnete Frau Tegtmeier von der Fraktion der SPD.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen!

(Stefan Köster, NPD: Danke, dass Sie uns ausgenommen haben.)

Frau Gajek, als ich diese Überschrift gelesen habe,

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Na?)

da habe ich erst mal gedacht, das ist eine Frechheit.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Echt?)

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Warum?)

Weil die Überschrift erst einmal suggeriert,

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Müssen wir Sie erst fragen?)