Protokoll der Sitzung vom 23.04.2015

wir haben vor diesem Hintergrund und vor dem Hintergrund der Äußerungen, die Herr Kirchhof getätigt hat, nämlich mehr Pluralität, weniger politische Einflussnahme, Ihnen einen Antrag vorgelegt, bei dem wir uns sehr, sehr vorsichtig,

(Torsten Renz, CDU: Jetzt kommt er zum Antrag. Jetzt kommt er zum Antrag.)

sehr, sehr vorsichtig dem angenähert haben, von dem wir glauben, dass es sinnvoll gewesen wäre, dass es die Ministerpräsidenten in ihrem Vorschlag hätten aufgreifen müssen.

(Vincent Kokert, CDU: Wo war denn der nur aus Baden-Württemberg?)

Der erste Punkt: Der Antrag zielt darauf,

(Vincent Kokert, CDU: Wer hat den denn gemacht?)

die Vielfalt unserer Gesellschaft besser abzubilden, besser als dies bisher geschehen ist. Und wir machen im zweiten Punkt dazu einen konkreten Vorschlag,

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

einen konkreten Vorschlag, der nämlich die Kirchen betrifft. Und Sie wissen, in der Regel, so ist es jetzt vorgesehen, entsenden die Gruppen einen Vertreter oder eine Vertreterin in den Fernsehrat, die Kirchen entsenden jedoch zwei Vertreterinnen und zwei Vertreter,

(Vincent Kokert, CDU: Aus gutem Grund. Das ist auch eine große Bevölkerungsgruppe.)

und nach Ansicht meiner Fraktion wäre zumindest an dieser Stelle mehr Vielfalt möglich gewesen,

(Vincent Kokert, CDU: Da werden die Kirchen aber traurig sein.)

nämlich dann, wenn nur ein Mitglied – und damit wären sie immer noch gut vertreten gewesen, Herr Kokert –, nur jeweils ein Mitglied entsandt werden würde. Andere bisher nicht vertretene Gruppen wie Menschenrechts- und Bürgerrechtsorganisationen sollen dafür nach unserem Antrag die entsprechend frei werdenden Sitze einnehmen können. Dies wäre ein wirklicher Dienst an der Vielfalt, an der Pluralität bei der Besetzung dieses wichtigen,

(Vincent Kokert, CDU: Vertreten die Kirchen keine Menschenrechte, Herr Suhr?)

dieses wichtigen Gremiums und es würde mehr Vielfalt dort hineinbringen, unabhängig davon, dass wir es für richtig halten,

(Zuruf von Manfred Dachner, SPD)

dass der politischen Einflussnahme ein Riegel vorgeschoben wurde. Ich bitte um Zustimmung zu unserem Antrag. – Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von Manfred Dachner, SPD)

Im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 90 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.

Das Wort hat der Abgeordnete und Fraktionsvorsitzende Herr Kokert von der Fraktion der CDU.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich freue mich sehr, dass ich heute zu diesem Antrag sprechen darf. Einmal als medienpolitischer Sprecher

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Oh, da muss er jetzt raufgucken.)

und einmal als kirchenpolitischer Sprecher meiner Fraktion und dann noch für meinen FraktionsvorsitzendenKollegen Norbert Nieszery darf ich heute also...

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Ich musste ihm allerdings zusichern,

(Jürgen Suhr, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das ist ein einmaliger Vorgang.)

ich musste ihm allerdings zusichern,

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

dass ich mich vernünftig bewege,

(Jochen Schulte, SPD: Das werden wir kontrollieren.)

den GRÜNEN auch in seinem Sinne begegne. Und ich will mich mal bemühen, das zu tun.

(Zuruf von Jürgen Suhr, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Und, meine sehr geehrten Damen und Herren, das, was ich eben genannt habe, das ist dann schon das einzige Positive, was ich Ihrem Antrag abgewinnen kann, denn der Rest ist dann doch sehr auf Sand gebaut. Ich habe mir mal die Mühe gemacht, und ich weiß, ich habe Ihnen das ja schon so häufig gesagt, dass ich tatsächlich dann, kurz bevor ich reden muss, auch die Anträge lese, mich inhaltlich damit beschäftige. Nach oberflächlicher Recherche im Internet ist mir aufgefallen, dass wir es hier nicht nur mit einem doppelten Lottchen zu tun haben, sondern mit einem vierfachen Lottchen. Ich zitiere mal aus Ihrem Antrag: Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Mecklenburg-Vorpommern beantragt,

„1. Der Landtag stellt fest, dass mit dem 17. Rund

funkänderungsstaatsvertrag die Vorgaben aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu den Gremien des ZDF umgesetzt werden sollen. Dabei soll die

Vielfalt unserer Gesellschaft auch in der Zusammensetzung des ZDF-Fernsehrates besser abgebildet werden, als bisher.“

So die GRÜNEN. Dagegen gibt es erst mal nichts zu sagen.

Rein zufällig stoß ich, stieß ich auf den Landtag von Brandenburg,

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Bin ich gestoßen.)

bin ich gestoßen, Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – „Gesellschaftliche Vielfalt im ZDF-Fernsehrat verbessern … Der Landtag stellt fest, dass mit dem 17. Rundfunkänderungsstaatsvertrag die Vorgaben …“ und so weiter, wortgleich der gleiche Antrag.

(Jürgen Suhr, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das hätten Sie noch in ganz anderen Landesparlamenten finden können, Herr Kollege Kokert. In 16!)

Dann fällt mir rein zufällig auf, das Gleiche ist in Schleswig-Holstein.

(Johann-Georg Jaeger, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Nein, in 16!)

„Der Schleswig-Holsteinische Landtag wolle beschließen: … Der Landtag stellt fest, dass mit dem 17. Rundfunkänderungsstaatsvertrag...“ Sagen Sie mal, Herr Kollege Suhr,

(Zuruf von Jürgen Suhr, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

sagen Sie mal, Herr Kollege Suhr,

(Dr. Ursula Karlowski, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Das ist eine gute Idee.)

wollen Sie uns eigentlich hier unsere Zeit stehlen und sind Sie nicht mehr in der Lage, sich eigene Anträge auszudenken?

(Jürgen Suhr, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Wer sagt Ihnen, dass dieser Antrag nicht von uns ist?)

Und ich habe auch auf Ihrer Internetseite recherchiert. Da steht, der Kollege Suhr ist zuständiger Fachsprecher für Außenpolitik, Europapolitik, Osteuropa, Recht, Verteidigung, Demokratieentwicklung, Rechtsextremismus und Medien.

(Johann-Georg Jaeger, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Kein Neid! Kein Neid!)