Protokoll der Sitzung vom 02.07.2015

Schon das Problem als solches ist nicht gelöst und das muss hier benannt werden, sehr geehrte Damen und Herren.

Ähnlich ist es mit den Schulabbrecherquoten, die hat Herr Müller auch genannt. Sehr geehrte Damen und Herren, neun bis zehn Prozent Schulabbrecher sind nicht ein paar zu viel, sondern das ist eine Größenordnung, von der ich auch ableiten könnte, dass die Politik nicht in ausreichendem Maße das getan hat, was notwendig gewesen wäre, um diese Zahl zu reduzieren. Wir sind am Ende der Fahnenstange, am Ende der Tabelle im Vergleich mit den anderen Bundesländern. Das sind die jungen Menschen, die darunter zu leiden haben, und das sind diejenigen, die keinen Schulabschluss haben, die in den nächsten Jahren und Jahrzehnten wieder viele soziale Probleme mit sich bringen. Das ist eine Konsequenz, der wir uns stellen müssen. Das tun Sie nicht in ausreichendem Maße, sehr geehrte Damen und Herren.

Ich will einen Punkt ansprechen, der für mich eigentlich weniger vom Inhalt her, sondern von der Frage des Stils ein Licht auf die Landesregierung wirft, welches, finde ich, durchaus Kritik vertragen kann. Ich habe vorhin gesagt, ich empfinde es als sehr, sehr positiv, dass ich im Ostteil des Landes viele Menschen erlebe, die ich vorher noch nie in irgendeinem politischen Kontext gesehen habe, die sich für die Theater und Orchester verwenden, dass sie ein Bürgerbegehren initiieren, dass sie Unterschriften sammeln, dass sie Menschen ansprechen, dass sie politisieren im besten Sinne des Wortes. Es mag all denen nicht passen, die auf Fusionskurs sind, aber es ist für mich ein hervorragendes Beispiel für demokratische Teilhabe. Und die bekommen in diesem Prozess der

Auseinandersetzung mit, dass sie nicht ernst genommen werden, weil es einen Bildungs- und Kulturminister gibt, der mit Druck, ja, mit Erpressung arbeitet.

(Heinz Müller, SPD: Oh!)

Das ist für meine Begriffe nicht akzeptabel.

(Beifall vonseiten der Fraktionen DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Meine Redezeit ist leider zu Ende. Ich habe genügend Punkte benannt, wo es Veränderungsbedarf gibt. – Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktionen DIE LINKE und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ums Wort gebeten hat nun der Minister für Wirtschaft, Bau und Tourismus Herr Glawe.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kollegen! Sehr geehrte Landtagsabgeordnete! Das Thema „20 Jahre Verfassung des Landes MecklenburgVorpommern“ in Verbindung mit der Großen Anfrage der Fraktion DIE LINKE ist nicht ungewöhnlich. In der Opposition ist es immer üblich, Große Anfragen zu stellen vor Wahlen. Das hat die CDU gemacht, das haben auch andere vor uns schon gemacht.

(Zuruf von Regine Lück, DIE LINKE)

Das ist nicht das Entscheidende, sondern wichtig ist, glaube ich, dass man feststellen kann, dass sich das Land Mecklenburg-Vorpommern, die Bundesrepublik Deutschland und die Kommunen nach der Wende einem tollen Aufholprozess gestellt haben. Wir haben es hier, wenn man es so wie in der Debatte vergleicht, mit zwei verschiedenen Sichten zu tun. Die CDU hat damals mit Helmut Kohl, ich glaube am 19. Dezember 1989, gesagt, es werden blühende Landschaften entstehen. Wer heute guckt, der kann sie sehen.

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU – Egbert Liskow, CDU: Genau. – Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Wer aber jammern will auf hohem Niveau, der sieht sie natürlich nicht.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das liegt aber am Frühling, dass es blüht.)

Dazu gehört nach meiner Ansicht absolut DIE LINKE, denn Sie fahren wahrscheinlich mit verbundenen Augen durchs Land.

(Heiterkeit bei Peter Ritter, DIE LINKE: Das würde ich nie machen.)

Herr Ritter, Sie können ruhig zugeben, dass es so ist.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Nein! Nein! Ich habe immer die Augen auf beim Autofahren. – Heiterkeit vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Meine Damen und Herren, wir haben nach 1990 verschiedene Themen anpacken müssen. Der Strukturwandel

musste geschafft werden und wir mussten einen Umstieg von der Planwirtschaft einer pleite gegangenen DDR

(Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE: Jaja.)

zu einer sozialen Marktwirtschaft organisieren. Das hat alle gefordert:

(Peter Ritter, DIE LINKE: Richtig.)

die Menschen in erster Linie, denn sie waren davon betroffen, die Unternehmen mussten neu aufgestellt werden, es mussten neue Strategien zur Entwicklung des Landes Mecklenburg-Vorpommern auf den Weg gebracht werden.

(Stefan Köster, NPD: Jawohl, Herr Glawe.)

Dazu gehörte zum Beispiel auch – ein erster Schritt – der Aufbau der Infrastruktur.

(Egbert Liskow, CDU: Genau. – Peter Ritter, DIE LINKE: Richtig.)

Ohne Infrastruktur keine Entwicklung der Wirtschaft. Und falls Sie es vergessen haben, Herr Holter und DIE LINKE, Sie sind 1994 in den Wahlkampf gezogen gegen die A 20. Diese A 20 sollte nicht nach Vorpommern kommen.

(Vincent Kokert, CDU: Ach so?! Ohne Ausschreibung.)

Das haben Sie schon vergessen. Heute fordern Sie in besonderer Weise Hilfe für Vorpommern ein mit 50 Millionen. Das ist ja politisch richtig, aber ich kann Ihnen sagen,

(Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

dass wir allein in den letzten Jahren über 400 Millio- nen Euro in den Bereich Vorpommern als Investitionsvorhaben gesteuert haben in 182 Unternehmen, …

(Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

Hören Sie zu!

… in 182 Unternehmen in Vorpommern.

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Meine Damen und Herren, es geht darum, als Politiker den Rahmen zu schaffen für den Maschinenbau, für die erneuerbaren Energien, für die Mobilität, die Gesundheitswirtschaft,

(Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

das verarbeitende Gewerbe, die Ernährungswirtschaft und natürlich die Tourismuswirtschaft. Das sind Dinge, bei denen man, glaube ich, sagen kann, das ist weitestgehend eine Erfolgsgeschichte für Mecklenburg-Vorpommern.

Die Arbeitslosenzahlen lagen in den 90er-Jahren bei knapp 30 Prozent. Herr Holter, Sie als Arbeitsminister damals wussten ja, dass Sie auch dort Verantwortung tragen. Und Sie haben uns damals, vor gut zehn Jahren, nicht ganz, eine Arbeitslosenquote von knapp unter 20 Prozent übergeben.

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Und welche haben wir übernommen von euch? Ja?!)

Ja, genau.

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Ja?!)

Wir haben …

(Heiterkeit bei Barbara Borchardt, DIE LINKE: Jaja.)

Jaja.

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Jaja, Herr Glawe.)

Jaja, ich habe gerade die Zahl genannt, Frau Borchardt. Wenn Sie zuhören würden, dann würden Sie es ja verstehen.

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Ja, über 20 Prozent. – Heiterkeit vonseiten der Fraktion DIE LINKE)