Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich begrüße Sie zur 102. Sitzung des Landtages. Ich stelle fest, dass der Landtag ordnungsgemäß einberufen wurde und beschlussfähig ist. Die Sitzung ist eröffnet. Die Tagesordnung der heutigen Sitzung liegt Ihnen vor.
Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 32: Beratung des Antrages der Fraktionen der CDU und SPD – Arbeiten, wo andere Urlaub machen – Zukunft der Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern, Drucksache 7/5453.
Antrag der Fraktionen der CDU und SPD Arbeiten, wo andere Urlaub machen – Zukunft der Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern – Drucksache 7/5453 –
(Der Abgeordnete Wolfgang Waldmüller spricht zunächst mit Mund-Nase-Bedeckung. – allgemeine Heiterkeit)
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wenn Sie die Überschrift lesen „Arbeiten, wo andere Urlaub machen – Zukunft der Arbeit in MecklenburgVorpommern“, dann kann man daraus ablesen oder erahnen, dass es sich um einen Antrag handelt, der sich auch mit veränderten Arbeitswelten, mit dem Thema Digitalisierung, mit neuen Chancen beschäftigt. Und in zahlreichen Metropolen entstehen aktuell neue Formen der Zusammenarbeit, sogenannte Co-Working-Spaces. Jetzt weiß ich nicht, wer von Ihnen sich da schon mal näher mit befasst hat, weil der Begriff ist ja nun doch nicht so modern, sage ich mal. Der eine oder andere hat sich damit beschäftigt, der andere nicht. Es handelt sich hier bei Co-Working um einen gemeinsamen Arbeitsort, es handelt sich um gemeinsames Leben auf Zeit, Co-Living heißt es dann. Es geht dort um gemeinsame Werte und natürlich das Thema Urlaub. Workation spielt eine Rolle. Und in dieser sich verändernden Arbeitswelt ist es auch ein Zeichen für Zurückziehen aus dem Alltag.
Meine Damen und Herren, dort in diesen Orten werden meist größere, verhältnismäßig offene Büroräume angeboten. Zeitlich befristet werden Arbeitsplätze und Infrastruktur, zum Beispiel Drucker oder Scanner, Netzwerke, Telefon, Beamer, alle diese Dinge, die man so im Büro auch hat, werden dort zur Verfügung gestellt, bis hin auch zum zeitweisen Wohnen. Und das klappt in Berlin gut, es klappt auch in Hamburg, es müsste in Mecklenburg-Vorpommern besser klappen, als es bisher schon klappt, wenngleich wir da schon die Anfänge haben, auch und gerade hier bei uns in MecklenburgVorpommern, abseits von Unistädten und Oberzentren. Ich bin überzeugt, dass Mecklenburg-Vorpommern für die neuen Arbeitsformen für Freiberufler, für Start-ups, digitale Nomaden, aber zum Beispiel auch ganz normal für Klausurtagungen, für kleine Projektgruppen großer Firmen hier zur Verfügung stehen kann.
Wir sind hier in unserem Bundesland gesegnet mit einer wunderbaren Landschaft, wo viele Menschen im Leben Urlaub machen und arbeiten. Da komme ich zum Titel „Arbeiten, wo andere Urlaub machen“, das könnte die Co-Working-Spaces erfüllen. Und aufgrund der Digitalisierung wird Arbeiten räumlich flexibler. Die Entwicklung einer neuen App zum Beispiel muss nicht in einem miefigen Berliner Hinterhof stattfinden. Und MecklenburgVorpommern hat den Raum und die Immobilien. An einigen Stellen des Landes gibt es die passende Infrastruktur und mit zum Beispiel dem Funkmastenprogramm werden wir immer besser werden. Wir haben attraktive Arbeitsbedingungen für kreatives Arbeiten.
Kurzum: Mecklenburg-Vorpommern hat für neue Formen der Zusammenarbeit mehr zu bieten als der genannte miefige Hinterhof in Berlin-Neukölln. Und bis jetzt gibt es sehr gute Einzelbeispiele für Co-Working-Spaces, beispielsweise Project Bay auf der Insel Rügen zum Beispiel.
Wir haben aber ein weitaus größeres Potenzial, das noch nicht genutzt ist. Und warum ist das so? Ich meine, es liegt zunächst mal an der landesseitigen Förderung der Co-Working-Spaces. Ich sage ganz klar, das soll auf gar keinen Fall jetzt ein Vorwurf sein. Wir wissen, dass zum Beispiel das Landwirtschaftsministerium sehr, sehr gute einzelfallbezogene Förderungen betreibt, und deswegen haben wir auch im Antrag unter Punkt II dies noch einmal auch gewürdigt. Ich sage aber auch, wir wollen landesweite Standards und die erreichen wir nicht mit uneinheitlichen Einzelprojektförderungen. Wenn wir eine ernsthafte Konkurrenz für Metropolen werden wollen, dann müssen auch Co-Working-Spaces endlich im landesweiten Zusammenhang gedacht werden.
Meine Damen und Herren, wir machen Ihnen heute Vorschläge, wie das besser als bisher klappen könnte. Wir wollen aus der Richtlinie für die Förderung der integrierten ländlichen Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern, der regionalen Wirtschaftsförderung und dem Digitalisierungsfonds zu einer ressortübergreifenden Regelförderung gelangen. Ich verspreche mir davon ein deutliches Zeit- und Bürokratieersparnis für alle Beteiligten. Ich kann Ihnen aus Einzelgesprächen allein aus Nordwestmecklenburg und dem Landkreis Rostock mehrere Projekte nennen, in denen das Öffnen von Fördertüren ziemlich gequietscht hat. Wir müssen diese Förderrestriktion abbauen, und deswegen fordern wir eine institutionalisierte, breite Förderung im ganzen Land und nicht nur für die Förderung einzelner Modelle. Ich verweise da auch auf Punkt III.2 unseres Antrages. Wichtig dabei wird sein, dass bestehende private Angebote – und das ist wichtig – nicht durch die staatlich geförderten Angebote kannibalisiert werden.
Meine Damen und Herren, ein nächster Punkt: Co-WorkingSpaces sind Gegenstand der digitalen Agenda, vielleicht noch nicht als eigener Punkt, aber doch schon ziemlich konkret. Aber was in der digitalen Agenda zum Thema „Digitales Dorf 4.0 und Revitalisierung der ländlichen Räume“, zum Beispiel durch Ansiedlung von Start-ups, steht, unterschreibe ich, und ich verweise auf die Langfassung der digitalen Agenda auf Seite 13. Ein altes Herrenhaus, das wiederbelebt wird, ein Co-WorkingSpace, das die alte Dorfmitte wiederbelebt, das ist ein starkes Zeichen, das ist gut. Aber wo sind diese Projekte? Die Digitale Agenda nimmt den ländlichen Raum in den Blick, aber aus unserer Sicht kann da noch mehr
passieren. Die in der Digitalen Agenda ebenfalls aufgeführten digitalen Innovationszentren in den Universitätsstandorten und Oberzentren sind entstanden. Lassen Sie uns dieses Konzept in die Fläche tragen und in Zusammenarbeit mit regionalen Partnern auch in den Mittelzentren digitale Innovationszentren mit Co-Working-Spaces für Gründer, Unternehmer und Wissenschaftler einrichten! Und dafür werben wir in Punkt III.1 unseres Antrages.
Und warum wird kein Förderwettbewerb aufgerufen, um auch kleine Kommunen dazu anzuregen? Das ist ein Vorschlag, dass man so etwas tun könnte, Konzepte für Co-Working- und Living-Spaces in geeigneten ländlichen Einrichtungen eben dann im ländlichen Raum vorzulegen. Und nur mit konkreten Ideen und geförderten Eigeninitiativen können wir die Revitalisierung des ländlichen Raumes mit diesen Projekten, Co-Working-Spaces mit voranbringen.
Und, meine Damen und Herren, wenn wir die ganzen Hausaufgaben dann gemacht haben und wenn auch der Digitalisierungsbeirat, wie von uns gefordert, stärker eingebunden wird, dann ist es Zeit, den finalen Schritt auch zu gehen. Wir haben lange mit der Fachebene des Landwirtschaftsministeriums gesprochen und, wie gesagt, ich bin davon fest überzeugt, dass dort wirklich eine fachlich sehr, sehr gute Arbeit geleistet wird. Und zum Beispiel mit dem Smart Doerp und den Bemühungen um Vernetzung, da wollen wir mit einer Landeskampagne Bestehendes, etwa Smart Doerp – Smart Doerp, da geht es um eine Marke, die dieses beinhaltet –, die Co-Working-Spaces als Marke eben auch transparent nach außen vermarkten und weiter vernetzen.
Gerne kann das auch bundesweit vernetzt werden. Denkbar wäre dann eine zentrale landesseitige Unterstützung, Co-Working-Anlaufpunkt Mecklenburg-Vorpommern zu schaffen, vielleicht bei Coworking in Ludwigsburg bei Greifswald oder der Project Bay auf Rügen oder vielleicht in Gut Pohnstorf. Und ausgehend von einer solchen zentralen Anlaufstelle muss dann die Vernetzung in das ganze Land erfolgen mit dem Aufzeigen von Fördermöglichkeiten und Ansprechpartnern für die Betreiber und mit Angeboten für Kunden und vielleicht auch mit einer eigenen App. Und dafür werben wir heute.
Meine Damen und Herren, gestatten Sie mir eine abschließende Bemerkung: Vor mehr als zwei Jahren haben wir eine heftig geführte Debatte über die desolate Mobilfunkerreichbarkeit in Mecklenburg-Vorpommern angestoßen. Diese Debatte mündete dann, Sie wissen das, in ein Funkmastenprogramm von 58 Millionen Euro. Eine Genehmigung des Finanzministeriums und die notarielle Bestätigung der Gründung der Funkmastengesellschaft wurde im August vollzogen. Ich kann dann natürlich sagen, endlich! Das finde ich, auch wenn es länger gedauert hat, als wir uns das gewünscht, als ich mir das gewünscht habe, aber das ist gut so. Und warum sage ich das noch einmal? Nicht, um die CDU-Initiative noch einmal nach vorne zu rücken,
sondern ich sage es deswegen: Mit vorliegendem Antrag wollen wir mit Ihnen heute einen zweiten Schritt gehen und ich wünsche mir, dass wir dabei nicht ins Stolpern geraten. Und deswegen muss das Engagement für die digitale Infrastruktur, also Funkmastenprogramm, mit den
Ideen, die daraus entstehen können, Schritt halten. Und Co-Working-Spaces ist so eine reale Idee, die eine Lösung und ein Angebot aufgrund der Digitalisierung in der sich verändernden Arbeitswelt bietet. Und in diesem Sinne, mit diesen auch zukunftsweisenden Themen bitte ich Sie heute um Zustimmung zu diesem Antrag. – Vielen Dank!
Im Ältestenrat ist vereinbart worden, eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 58 Minuten vorzusehen. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.
Das Wort hat für die Landesregierung der Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung Herr Pegel.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herzlichen Dank für den Antrag, der aus der Sicht der Arbeitswelt ganz vieler Beteiligter erst mal sich irgendwie fremd anfühlt, das ist mir wohl bewusst. Co-Working – man kann darüber streiten, ob wir immer Anglizismen brauchen, um es zu beschreiben – ist am Ende, und da sind wir wieder beim Anglizismus, zum Teil Shared Economy,
also das, wo man sagt, wir teilen uns einfach gewisse Infrastruktur und Wirtschaftsgüter, es hat nicht mehr jeder sein Büro. Das finden Sie im Übrigen auch in großen Unternehmen. Die Zeit ist also vorbei, wo jeder seine kleine Einheit braucht, die Tür zumachen kann, sondern ich kann mich erinnern, schon zu Beginn des Jahrtausends begann bei Neubauten durchaus die Debatte, ob man nicht größere Einheiten benötigt, größere Büros und ob jeder seinen Schreibtisch braucht, erst recht dann, wenn ich Beschäftigte habe, die nur einen Teil ihrer Arbeitszeit hinter dem Schreibtisch verbringen. Sie werden das in großen Berliner Büros übrigens zunehmend erleben, dass am Anfang Schließfächer sind, wo ich meine Dinge einschließe, und dann gibt es wenige Schreibtische für die Bürozeiten, die ich habe, die ich nicht zu Hause verbringe oder unterwegs. Und in ähnlicher Weise ist auch das, was man unter Co-Working-Space, ich sage mal, kurzfristig anmietbare Großraumbüros, was darunter sich verbirgt, für viele mit bislang eher klassischen Arbeitsläufen und Arbeitsplatzgestaltungen etwas weiter weg.
Ich lade trotzdem herzlich ein, Sie können in diesem Lande, wenn Sie selbst auch sagen, ich habe noch nicht so richtig das Gefühl, was geschieht da eigentlich, kann ich nur herzlich einladen in die zumindest großen Städte unseres Landes, da gibt es die unisono. Es gibt sie zum einen in den digitalen Innovationszentren, an den fünf Hochschulstandorten und in der Landeshauptstadt. Es gibt sie aber zum Teil, wenn Sie nach Stralsund gucken, nach Rostock, nach Greifswald, auch schon vorher und parallel in privater Hand, zum Teil in Rostock sogar mit mehreren unterschiedlichen Angeboten.
Viele dieser Co-Working-Spaces sind eben nicht leer und völlig neu, sondern zumindest für meinen Wahlkreis Greifswald kann ich sagen, das Co-Working-Space, was dort betrieben wird, ist seit vielen Jahren voll. Und dann treffe ich auch Beteiligte, die ich jedes Mal sehe, wenn ich dort hingehe, weil die einfach sagen, als Gründer oder als Unternehmer, als kleiner Unternehmer nur mit begrenztem Arbeitsplatzbedarf an einem festen Schreibtisch reicht mir das vollkommen aus, wenn ich mich für ein paar Stunden und auch nur hin und wieder, aber dann über Monate an so einem Schreibtisch oder an einem der Schreibtische hier in diesem Raum bewegen kann. Ich finde aber auch durchaus kurzfristige Besucherinnen und Besucher, die ein bisschen Urlaubsland und Arbeitsland für einen kurzen Zeitraum miteinander verbinden. Wir finden auch Start-ups, die dort beginnen und dann rauswachsen, aber die Welt ist dort bunt gemischt.
Und ich glaube, dass mit Corona die Lebensrealität in der Arbeitswelt sich noch mal deutlich einen Schub nach vorne bewegt hat, zumindest in dem Bereich, wo ich es häufiger beobachten darf, für die Landesverwaltung. Ich glaube, es geht auch in der Landtagsverwaltung, es geht bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fraktionen, da haben wir einen deutlichen Schub in Richtung Homeoffice erlebt, also die Bereitschaft von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, dass man sagt, es ist vielleicht gar nicht dumm, wenn ihr einen Teil der Zeit von zu Hause arbeitet. Und auch das ist übrigens schon ein erster echter Kulturwandel in der zumindest deutschen Arbeitswelt. Ich nehme an, das geht nicht nur hier so. Der Glaube, dass ich Beschäftigte um mich haben muss, Kolleginnen und Kollegen, um tatsächlich kontrollieren zu können, arbeiten die auch, und um koordinieren zu können, diesen Glauben ein bisschen aufzugeben, ist vielleicht nicht ganz leicht mit dem, was wir über 100 oder 150 Jahre tradiert gelernt haben, hat aber mit Corona einen irren Schub bekommen, zumindest, wenn ich bei uns ins Haus schauen darf, bei den Kolleginnen und Kollegen.
In der Hochzeit der Corona-Epidemie waren wir zum Teil unter 20 Prozent der Beteiligten, die im Ministerium waren. Und ich bin überzeugt davon, dass ich nicht um eine einzige Arbeitsstunde als Dienstherr betrogen worden bin, dass dieser Landtag, dieses Land nicht um eine einzige Arbeitsstunde berummst worden ist, sondern dass wir eher ganz viel Arbeitszeit geschenkt bekommen haben, weil die Kolleginnen und Kollegen sehr wohl wertgeschätzt haben, dass sie viel freier einteilen konnten, dass die besonderen Herausforderungen durch Kindererziehung und so weiter parallel von ihnen durch unser Entgegenkommen auf der Arbeitgeberseite gehändelt werden konnten, und umgekehrt, dann, wenn man abends noch mal eine Viertelstunde die Mail gelesen und beantwortet hat, nicht jeder jedes Mal tatsächlich im Nachgang das auch ins Arbeitszeitkonto aufgenommen hat. Ich werbe sehr dafür, dass diese modernen Formen von Arbeitsorganisation nichts sind, wo man Kontrollverlust hat, sondern dass sie etwas sind, wo mehr Selbstbestimmtheit ins Leben kommt, und nichts anderes ist Co-Working-Space auch.
Und dann sind wir bei der einen Dimension, für die ich sehr werben würde, die Dimension, dass man damit junge Start-ups auch im ländlichen Raum einbinden kann. Dann glaube ich aber, dass wir sie unbedingt mit den digitalen Innovationszentren verknüpfen sollten, dass jedes dieser digitalen Innovationszentren für einen gewissen Bereich um sich herum Verantwortung überneh
men muss, ein Stück weit Kontakt halten muss, damit die, die dann an die Hand genommen werden wollen, die Hilfe brauchen, aber auch ein Stück weit, um Angebote in die Fläche zu bringen, dort unterstützen. Und auf der anderen Seite gilt das auch für – in Anführungszeichen – „ganz normale Beschäftigte“. Vielleicht ist genau das auch eine der Chancen, die wir bisher erst mit Corona angeschoben und bisher nicht hinreichend gesehen haben.
Ich freue mich immer sehr, wenn ich beim Kollegen Butzki in seinem Wahlkreis bin. Die Neustrelitzer haben sich durch ihre Berlin-Nähe, durch die zwischenzeitlich relativ intensiven Fern- und Nahverkehrsanbindungen Richtung Berlin als Wohnstandort bewusst schon vorher profiliert und sind – angereizt im Übrigen aus dem Berliner Raum durch Hinweise – auf den Gedanken verfallen zu sagen, wir werben mal ganz bewusst, ich glaube, auf S- und U-Bahnhöfen in Berlin, für den Wohnstandort Neustrelitz mit seiner überschaubaren Dauer, was ganz gut geklappt hat und dann leider durch Corona abrupt unterbrochen ist, sodass man nicht richtig sagen kann, welchen Erfolg hätte es gehabt, wenn es weitergelaufen wäre, aber die Wohnungswirtschaft eben bewusst Berlinerinnen und Berliner, die nicht jeden Tag nach Berlin müssen, die aber diese Nähe wollen und teilweise dort arbeiten wollen, die abzuholen.
Und umgekehrt sagt uns die Wohnungsgesellschaft jetzt sehr klar, jetzt brauchen wir ergänzend einen Co-WorkingSpace. Warum? Weil dann, wenn ich von fünf Tagen drei Tage – in Anführungszeichen – nicht in meinem „klassischen Büro“ in Berlin arbeite, trotzdem nicht jede und jeder sagt, ich will das zu Hause tun. Das ist schon eine Frage, ob ich einen Tapetenwechsel habe, ob ich irgendwie auch ein Stück weit einen Wechsel in der Räumlichkeit habe, ob ich andere technische Angebote habe. Auch das kann man mit Co-Working-Spaces gut verbinden, eine technische Infrastruktur zu schaffen, die nicht jeder für sich einzeln zu Hause herstellen kann, die ich aber dann nutzbar mache. Und da war der klare Ruf zu sagen, jetzt den Berlinerinnen und Berlinern ein Wohnangebot zu machen.
Natürlich geht das nicht für jeden Arbeitsplatz. Wer jeden Morgen die Ladentür aufschließen muss, weil er Kundschaft im Laden braucht, ist für Co-Working-Spaces und Homeoffice nicht perfekt geeignet. Es gibt eine Menge beruflicher Tätigkeiten, wo das geht, und genau darauf zielt Neustrelitz ab. Aber auch andere Städte, mittelgroße Städte hier im Land können das wunderbar und werden das nutzbar machen. Und Neustrelitz ist ein tolles Beispiel dafür, dass man es einfach ausprobiert, sich rangetastet hat, momentan spürt, das funktioniert.
Und jetzt ist Ihre Initiative, der beiden Regierungsfraktionen, vollkommen richtig zu sagen, jetzt muss da eigentlich ein Co-Working-Space ergänzend hinzu und dann kriegen wir die ein Stück weit sich aufschaukelnden Bewegungen positiv für das Land nutzbar gemacht. Und das wird man zumindest entlang der klassischen Verkehrsinfrastrukturen aus den großen Metropolen ins Land hinein jeweils organisieren und auch propagierend anbieten können. Und umgekehrt gibt es mindestens zwei kleinere Co-Working-Spaces, die mir in Erinnerung sind, die sich eher auf Herrenhäuser spezialisiert haben. Und in beiden, wenn Sie dort zu Gast sind, werden Sie auf Unternehmerinnen, auf Start-ups aus den Metropolen stoßen, die bewusst gesagt haben, wir glauben, dass
leben oder arbeiten, wo andere Urlaub machen, leben dort, wo andere Urlaub machen, und arbeiten dort, wo andere Urlaub machen, in den großen Metropolen zunehmend nachgefragt ist, und überzeugt sind auch von solchen Konzepten. Wichtig ist mir, dass wir denen nicht die Standbeine wegschlagen, sondern ihnen Unterstützung zuteilwerden lassen. Wir müssen also in der Konkurrenz aufpassen, aber das lässt sich in einem konkreten Prozedere alles ausbaldowern.
Project Bay ist schon angesprochen worden – im Übrigen auch der Glaube, um ein bisschen den Argumenten, das ist alles Spinnerei, vorzubeugen –, Project Bay, also ein Projekt, ein Arbeits- und Wohnprojekt in Lietzow auf der Insel Rügen, kurz vor Sassnitz, direkt an einer wunderschönen Stelle gelegen. Wer dort mal durchgefahren ist Richtung Sassnitz, der fährt irgendwann eine längere Zeit am Wasser, an dieser Bucht, fährt dann hoch am Blitzer vorbei, hoffentlich ungeblitzt, und hat dann linker Hand ein besonders prägendes Gebäude, was über und über eine Glasfront hat, und hinter dieser Glasfront verbarg sich bisher lediglich ein Callcenter, zwischenzeitlich eben auch ein Co-Working- und Co-Living-Space.
Die Idee stammt von dem Berliner Investor, der da sagt, finden wir nicht die Möglichkeit, einen Teil dieser Immobilie für aus der ganzen Republik an Arbeitsteilung Interessierte nutzbar zu machen, die dort auch kurze Zeit leben, die einfach surfen, arbeiten, ein Projekt gründen, aber dann eben vielleicht auch das erste Mal in ihrem Leben das Land Mecklenburg-Vorpommern kennenlernen, indem wir die abholen. Genau dafür hat er zwei junge Unternehmer gefunden, die sich getraut haben. Beide im Übrigen ursprünglich von der Insel Rügen, dann viele, viele Jahre, auch zum Teil auf der ganzen Welt, für große Konzerne unterwegs, die jetzt mit diesem Start-up sich getraut haben, das zu tun. Ich drücke denen die Daumen.
Aber die Signale von großen Konzernen zu sagen, wir nehmen da auch mal für ein paar Stunden ein Büro, wir schicken mal Leute, von denen wir glauben, die müssen mal raus, die müssen mal zwei Wochen einen Bruch haben mit dem ständigen Sehen der großen Büroräume, weil die neue Ideen entwickeln sollen, da sehen wir schon, es ist angebissen worden. Jetzt tut uns Corona da besonders weh und ich drücke denen trotzdem den Daumen, dass wir über diese Zeit hinwegkommen. Das zeigt, dass da Chancen drinstecken.
Was ein bisschen wie Science-Fiction klingt, ist real in diesem Lande, auch bundesweit, und es wird noch realer werden, weil genau die Project Bay, ein Berliner Investor, daran glaubte, zeigt, die von außen auf uns schauen, sagen, eigentlich seid ihr ein genialer Standort, um Arbeiten und Leben zu verbinden, das Ganze im Sommer und auch im Herbst mit wunderbarer Küste. Nicht jeder kommt für ein Leben lang, aber auch, wer als Multiplikator wieder weggeht, nimmt auf jeden Fall Netzwerkkontakt und Wahrnehmung dieses Landes mit. Deswegen ganz herzlichen Dank für die Idee!
Eine erfolgreiche Debatte, und ich hoffe für uns gemeinsam, dass wir dann in drei, vier Jahren sagen, wir haben ein Netz, das wir vielleicht noch digital abbilden können von Co-Working-Spaces für die Menschen, die hier leben, für die Menschen, die hierherkommen, um hier zu leben und zu arbeiten, aber auch für die, die nur zeitweilig kommen, weil alle drei Gruppen wollen wir damit gern
Guten Morgen, Frau Präsidentin! Kollegen Abgeordnete! Liebe Landsleute! Die CDU legt uns hier einen interessanten Antrag vor.