Protokoll der Sitzung vom 11.12.2020

(Unruhe vonseiten der Fraktion der CDU)

Über ganz Mecklenburg-Vorpommern gibt es Orte der Wissenschaft und Technik oder an den Hochschulstandorten gibt es Angebote für besonders wissbegierige Schüler, es gibt aber auch das Energie Lab im Leea oder das DLR_School_Lab in Neustrelitz, das phanTECHNIKUM in Wismar, das Luftfahrttechnische Museum in Rechlin,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das ist sehr gut.)

das Historisch-Technische Museum in Peenemünde, die Windmühlen in der Windmühlenstadt Woldegk, das Agroneum in Alt Schwerin,

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Zählst du jetzt alle auf?)

die Sternwarte in Schwerin, das Mikro-MINT-Forschungszentrum in Rostock oder die Astronomische Station in Rostock.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das Fritz-Reuter- Literaturmuseum in Stavenhagen.)

Hätte ich nachher noch gesagt in meinem Redebeitrag, aber …

(Peter Ritter, DIE LINKE: Echt?)

Erinnern Sie mich dran, wenn ich es da vergesse!

(Peter Ritter, DIE LINKE: Wehe! Wehe!)

Wäre ich noch drauf gekommen.

(Zuruf von Thomas Krüger, SPD)

Da kommt auch noch Herr Schliemann zur Geltung

(Peter Ritter, DIE LINKE: Sehr gut!)

und Herr Fallada auch.

SPD und CDU wollen mit diesem umfangreichen Antrag aufzeigen, dass es sich lohnt, über den Tellerrand hinauszuschauen, dass es die unterschiedlichsten Formen der Wissensvermittlung gibt, dass es eine Vielfalt von außerschulischen Möglichkeiten in MecklenburgVorpommern gibt, und das nicht nur in Rostock und Schwerin, sondern auch in kleineren Orten. Am Beispiel meines Heimatortes oder meiner Heimatregion werde ich das nachher mal kurz skizzieren.

Auch wenn heute im 122. Hinweisschreiben vom 14. Dezember Schulfahrten und Schulwanderungen untersagt, ab 14. Dezember untersagt sind, ist es nach dem Lockdown umso wichtiger, diese außerschulischen Lernorte mit zu nutzen. Ich rufe Sie auf, stimmen Sie unserem Koalitionsantrag zu! – Ich danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Vielen Dank, Herr Abgeordneter!

Im Ältestenrat ist vereinbart worden, eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 55 Minuten vorzusehen. Ich sehe und höre dazu keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen und ich eröffne die Aussprache.

Für die Landesregierung hat ums Wort gebeten die Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Bitte schön, Frau Martin!

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete! Es ist unbestritten, die Schule ist für unsere Kinder und für die Heranwachsenden ein ganz wichtiger Ort. Sie verbringen hier einen großen Teil ihrer Tage und ihrer Zeit, hier bekommen sie Wissen vermittelt, hier entwickeln sie soziale Kompetenzen und lernen für das Leben. Und weil das so ist, sind die Schulen auch kein abgeschlossener Mikrokosmos. Gute Schule ist eng mit dem verbunden, was in der Gesellschaft ist. Gute Schule ist Gesellschaft, aber verbindet sich auch in die Gesellschaft hinein.

Konkret heißt das, dass beispielsweise – und wir haben ja gerade eine lange Liste dessen gehört, was in Schule

alles auch passiert –, konkret heißt das also, beispielsweise Sportvereine, freiwillige Feuerwehr, ein Jugendklub oder benachbarte Forschungseinrichtungen sind Teil des Schulalltags. Und da gehört natürlich dazu, dass neben dem direkten Wissenserwerb im Unterricht diese außerschulischen Kooperationspartner eben auch ein Lernen auf ganz andere Art anbieten: sich auszuprobieren an einem Instrument, sich in der Theatergruppe auch mal auf die Bühne zu wagen vor ein Publikum, Teamgeist beim Sport beweisen, sich in der Feuerwehrgruppe engagieren oder vom DRK zum Sanitäter für die Mitschüler ausbilden zu lassen, einem Berufswunsch näher zu kommen – eben Kompetenzen fürs Leben zu erwerben, und das unter professioneller Anleitung und professioneller Begleitung. Manchmal ist es auch einfach nur ein tolles Erlebnis, das den Schulalltag bereichert.

Für mich aber ist das Wichtigste bei der Diskussion über diesen Bereich – außerschulische Arbeit, außerschulische Kooperation –, dass gerade die Kinder und die Jugendlichen, die sonst vielleicht nicht bei Mathe und beim Aufsatzschreiben ganz vorne dabei sind, die Möglichkeit haben, durch diese Angebote sich auch mal auf andere Weise zu beweisen, eigene Stärken zu entwickeln und zu entdecken und eben auch mal vorne dabei zu sein bei ganz anderen Dingen. Das halte ich, wenn wir darüber sprechen, für einen der wichtigsten Aspekte bei diesem Bereich.

Und dass das so möglich ist an Schule – und der beste Rahmen dafür, den bietet die Ganztagsschule. Ganztägige Bildung und Betreuung ist ein wichtiger Beitrag zur gesellschaftlichen Teilhabe aller Kinder, schließt sie doch eben gerade jene ein, die in ihrer Freizeit nicht so die Möglichkeit haben, bei solchen Aktivitäten dabei zu sein. Und deswegen bin ich sehr froh, dass wir in MecklenburgVorpommern im Vergleich zu vielen anderen Bundesländern ein sehr breites Angebot an Ganztag haben, sowohl in der Kita als eben auch für Schulkinder.

Und es ist auch gut, dass die Große Koalition in Berlin dabei ist, gerade den Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung einzuführen. Die Verhandlungen zwischen Bund und Ländern, an denen auch Mecklenburg-Vorpommern sehr stark beteiligt ist, laufen auf Hochtouren, und von den zusätzlichen Mitteln werden auch die Schüler in Mecklenburg-Vorpommern, und dadurch, dass Ganztag auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie natürlich verbessert, werden also Schüler und Familien erheblich davon profitieren.

Sehr geehrte Damen und Herren, der vorliegende Antrag setzt auf die Stärkung von Kooperationen mit außerschulischen Partnern und Einrichtungen. Dieses Ansinnen teile ich ausdrücklich. Der Antrag dockt damit an Ziffer 223 des Koalitionsvertrages an,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Ach!)

und bereits im Rahmen der 2018

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das kam mir doch so bekannt vor!)

durch das Land ins Leben gerufenen Kooperationsinitiative für ganztägiges Lernen wurde die Umsetzung dieser Ziffer angestoßen und seitdem bereichert sie auch den Lernalltag. In dieser Kooperationsinitiative kooperieren aktuell 16 außerschulische Partner mit dem Ziel, die

Schule bei der Ausgestaltung des ganztägigen Lernens mittels vielfältiger unterrichtsergänzender Angebote zu unterstützen. Dabei handelt es sich – und wie gesagt, die Aufzählung haben wir gerade gehabt – zumeist um Dachorganisationen in ihrer regionalen Struktur. Sie wirken in diese regionalen Strukturen hinein, binden also Schule in die eigene Region. Wie gesagt, da geht es um vielfältige Themen, von der Feuerwehr über das Erleben von Natur und Umwelt bis hin zu Kulturprojekten.

Und auch das haben wir gerade gehört, diese Projekte haben es jetzt in den letzten Monaten und gerade ganz aktuell auch nicht sehr leicht. Die erheblichen Einschränkungen in den Schulen und natürlich auch in der Kooperation mit den außerschulischen Kooperationspartnern machen diesen Partnern schwer zu schaffen. Und da kann man nur hoffen, dass wir das so bald wie möglich auch wieder in Gang bringen können, auch dann, wenn uns die Pandemie das erlaubt.

Die im Antrag benannte Serviceagentur „Ganztägig lernen“ tritt in Erscheinung dann, wenn sie eben die Kooperationspartner unterstützt/berät bei der Arbeit in den Schulen. Und mit dem vorliegenden Antrag sollen die bereits bestehenden Kooperationen weiter befördert und ausgebaut werden und es sollen Möglichkeiten für eine Erweiterung der Bandbreite der unterschiedlichen außerschulischen Partner und Einrichtungen geschaffen werden. Wie gesagt, dieses Anliegen unterstütze ich ganz ausdrücklich.

Meine Damen und Herren, ich möchte, bevor ich zum Ende komme, nur kurz noch mal auf den grundlegenden Tenor dieses Antrages eingehen: Es geht, wenn wir über die Kooperation mit außerschulischen Partnern sprechen, auch um die Idee der Jugendbildung und darum, Demokratie und demokratisches Handeln zu vermitteln. Und – auch darauf geht der Antrag ein – es geht um den Erwerb eines historischen Bewusstseins von Wissen und Empathie, und es geht um die Entwicklung einer demokratischen Grundhaltung und die Förderung von Urteilsvermögen und Handlungskompetenz. Gerade in diesen Zeiten ist das wichtiger denn je.

Gesprächsformate für Schülerinnen und Schüler mit Zeitzeugen im Rahmen des Geschichtsunterrichts und der politischen Bildung zum Beispiel sind hier großartige Formate. Und ich denke, wer einmal zum Beispiel in der Gedenkstätte Grenzhus Schlagsdorf war, der merkt auch dort, ein Besuch dort mit einer Klasse führt sicherlich den Kindern die Teilung Deutschlands, wie es wirklich war, viel stärker vor Augen als vielleicht ein Kapitel im Geschichtsbuch.

Auch aktuelle Themen wie Klimawandel, Naturschutz, nachhaltige Entwicklung sind wichtige Themen in der außerschulischen Kooperation. Da möchte ich dem Landwirtschafts- und Umweltminister ganz herzlich danken. Er ist hier wirklich höchst engagiert. Es gibt viele Bereiche, die dort entwickelt wurden im Landwirtschaftsministerium: Zooschulen, wir haben eben auch schon einiges gehört, die Waldpädagogik, ein großer Punkt – und da ist Till Backhaus wirklich mit Herz und Seele dabei –, und auch das werden wir weiterführen und ausbauen.

(Unruhe vonseiten der Fraktionen der CDU und DIE LINKE)

Ein letztes Wort noch zu den Möglichkeiten, die die Kooperation mit außerschulischen Partnern im Bereich des Ehrenamtes eröffnet, ganz wichtig, Kinder an das Ehrenamt heranzuführen. Oft ist die Begegnung in der Schule – sagen wir, mit der Feuerwehr oder dem THW – einer der ersten Schritte, um ein Leben lang im Ehrenamt zu arbeiten, eine wichtige Entwicklung gerade für Kinder, gerade für Jugendliche. Insofern machen diese Partner ganz wichtige Arbeit und ich möchte mich dem Dank des Abgeordneten Butzki anschließen, an diese Kooperationspartner.

(Peter Ritter, DIE LINKE: He!)

Ich danke Ihnen auch für diesen Antrag und bitte um Zustimmung dafür.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und CDU)

Danke schön, Frau Ministerin!

Für die Fraktion der AfD hat jetzt das Wort der Abgeordnete Schneider. Einen kleinen Moment noch, bitte!

(Das Rednerpult wird desinfiziert.)

Wertes Präsidium! Sehr geehrte Damen und Herren! Werte Abgeordnete! Liebe Landsleute! „Lernen am anderen Ort“ ist ein zentraler Begriff und ein wichtiges Instrument aus der Schulpraxis, dessen Bedeutung wohl unumstritten ist und das an unseren Schulen gepflegt wird. Es gibt dazu eine eigene Verwaltungsvorschrift, bis 2017 „Lernen am anderen Ort“, seitdem abgelöst durch die Verordnung „Durchführung von Schulwanderungen und Schulfahrten an öffentlichen allgemein bildenden und beruflichen Schulen“.

Der Antrag selbst bringt also nichts wirklich Neues, sondern ist eine Aufforderung an die Landesregierung, auf die verstärkte Nutzung dieses Instruments hinzuwirken, vor allem durch feste Kooperationen mit den außerschulischen Lernorten. Allerdings und gerade in CoronaZeiten erscheinen solche Veranstaltungen zur Abwechslung und Auflockerung des Schulbetriebes als eher fraglich,

(Der Abgeordnete Peter Ritter pfeift.)

wenn sie unter derzeitigen Auflagen überhaupt stattfinden können. Generell ist es sinnvoll.