Protokoll der Sitzung vom 28.09.2017

Ich kann mich, liebe Kolleginnen und Kollegen, als die Chatprotokolle dann veröffentlicht worden sind, an dieses Rumgeeiere erinnern – ich weiß gar nicht, ob er noch Fraktionsvorsitzender der Fraktion der AfD ist oder ob er sich jetzt schon um den neuen Posten in der Berliner Bundestagsfraktion der AfD beworben hat, deswegen nimmt er ja wohl offensichtlich auch nicht mehr an der Plenarsitzungswoche teil, obwohl er immer noch dafür bezahlt wird, und ob Herr Holm hier tatsächlich noch irgendwas zu sagen hat –, jeder von Ihnen wird sich vielleicht an das Rumgeeiere erinnern, mit dem er sich dann notgedrungen – notgedrungen! – zu den Umständen und zu den Äußerungen des Herrn Arppe äußerte. Distanzierung, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, sieht weiß Gott anders aus.

Wir haben alle zusammen von Ihnen bis zum heutigen Tage überhaupt kein Wort gehört zu diesen Äußerungen, die der Herr Kollege Arppe – nein, Kollege, das bleibt einem in dem Zusammenhang ohnehin im Hals stecken –, die Ihr ehemaliger Fraktionskollege Arppe hier an dieser Stelle geäußert hat. Herr Weber, Herr Dr. Jess und wie Sie alle heißen, wenn Sie sich an dieser Stelle nicht distanzieren, und zwar glaubwürdig distanzieren, dann werden wir Sie genauso behandeln, wie Sie dieses Parlament behandeln, wie Sie die Demokratie in diesem Lande behandeln.

Wenn Sie alle zusammen auf dem Standpunkt stehen, ja, dieses Land braucht noch ein paar ordentliche Nazis als Freiwillige, dann sagen Sie es wenigstens offen! Dann wissen auch die Wählerinnen und Wähler, wen Sie sich eigentlich zusammengewählt haben und wer ihre völkisch-nationalen Interessen vertritt. Aber dann tun Sie doch bitte nicht so, als ob Sie hier tatsächlich eine demokratische Fraktion wären, die politisch mitarbeiten will! So viel Anstand hatte selbst die NPD noch, dass sie das nicht glauben machen wollte. Aber Sie sind ja ohnehin auf dem Weg in diese Richtung, vielleicht lernen Sie das auch noch. – Vielen Dank.

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Ich rufe auf für die Fraktion der AfD den Abgeordneten Professor Dr. Weber.

Liebe Bürger von Mecklenburg und Vorpommern! Wertes Präsidium! Werte Kollegen! Liebe Gäste! Ich möchte zunächst und vorab mal beto

nen, einiges von dem, was Sie, Herr Ritter, und Sie, Herr Schulte, vorgebracht haben, war an sich völlig überflüssig, denn da sind wir uns einig:

Punkt 1. „Der Landtag verurteilt“ diese „Äußerungen“. Wir haben sie längst verurteilt. Wenn Sie gelesen hätten, was wir beschlossen haben: Wir haben die Äußerungen, und zwar in beiden Varianten, Gewalt und erst recht, was die sexuellen Ausführungen angeht, auf das Schärfste verurteilt. Deswegen sind wir in diesem Punkt auch völlig einig mit Ihnen. Den Punkt teilen wir.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Dazu gibt es an sich wenig zu sagen.

Ich möchte nur Sie korrigieren, Herr Schulte, wenn Sie sagen, Herr Arppe sei rechtskräftig wegen Volksverhetzung verurteilt. Herr Arppe ist in der ersten Instanz verurteilt. Dagegen ist ein Rechtsmittel eingelegt und darüber ist noch nicht entschieden.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Mehr fällt Ihnen dazu nicht ein?!)

„Rechtskräftig“ ist was anderes – nur zur Klarstellung.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Mehr fällt Ihnen dazu nicht ein?! Das spricht für Sie oder gegen Sie, Mann, Mann, Mann!)

Das fällt mir dazu ein. Das ist eine Tatsache, die müssen auch Sie zur Kenntnis nehmen, auch wenn sie Ihnen nicht gefällt.

(Thomas Krüger, SPD: Der ist doch mit rechten Sprüchen aufgefallen. Das können Sie doch nicht ignorieren.)

Ich möchte im Namen der AfD ausdrücklich betonen, dass wir jegliche Form von Gewalt in der politischen Auseinandersetzung ablehnen.

(Zurufe von Philipp da Cunha, SPD, und Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE)

Das beginnt mit dem Beschmieren von Hausfassaden, mit Sprayereien, geht weiter mit dem Abreißen von Wahlplakaten, dem Blockieren von angemeldeten und genehmigten Demonstrationen, schließt auch die Versuche ein, Gastwirte durch Druck dazu zu bringen, andere Wahlkampfauftritte von anderen Parteien abzulehnen,

(Zuruf von Thomas Krüger, SPD)

und erstreckt sich selbstverständlich auf jede Form der Gewalt gegen Menschen. Eine solche Eindeutigkeit in der Ablehnung von Gewalt in jeder Form in der Politik lässt leider die SPD vermissen.

(Heiterkeit bei Ministerin Birgit Hesse und Peter Ritter, DIE LINKE)

Im Gegenteil, Frau Ministerpräsident Schwesig verteilt Lob für gesellschaftliches Engagement und Preise an Musikgruppen, die offen zur Gewalt gegen Polizisten aufrufen, und tritt mit solchen grenzkriminellen Gruppen dann auch noch öffentlich bei Festivals auf.

(Zuruf von Patrick Dahlemann, SPD)

Heute Morgen durfte ich der Presse entnehmen, dass Frau Nahles den Bundestagskollegen von der CDU mitteilen ließ, jetzt gibt es ordentlich „in die Fresse“. Keine Gewalt?! Oder wie sehen Sie das?

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Und Ihr Juso-Mitglied Yannick van de Sand ruft öffentlich zur Gewalt gegen AfD-Abgeordnete auf und möchte, Zitat, „Nazis aus dem Parlament boxen“.

(Rainer Albrecht, SPD: Zum Antrag!)

Abgesehen davon, dass es eine unverschämte und die Opfer der KZ verhöhnende Aussage ist, die Abgeordneten der AfD mit Nazis gleichzustellen,

(Heiterkeit bei Peter Ritter, DIE LINKE)

könnte man so eine Boxeinlage von dem jungen Kollegen vielleicht als Satire abtun. Das hat auch Herr van de Sand so versucht.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Stellen Sie sich nicht als Verteidiger der KZ-Opfer hin, Herr Weber!)

Das misslingt aber …

(Zuruf von Thomas Krüger, SPD)

Ich habe dasselbe Recht, die KZ-Opfer zu verteidigen, wie Sie.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Haben Sie nicht, Sie Biodeutscher! Sie nicht!)

Das habe ich mit genau derselben Berechtigung wie Sie, mehr noch: Wir haben keine Mauermörder gedeckt, wir haben keinen Staat unterstützt,

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

der die ausreisewilligen Bürger hat erschießen lassen

(Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE: Sie haben ganz andere erschießen lassen.)

und bei dem Folter und andere Grausamkeiten gegenüber Missliebigen

(Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE: Oh Gott!)

an der Tagesordnung waren.

(Ministerin Stefanie Drese: Sagen Sie mal was zu Herrn Arppe!)

Gerade Sie, Herr Ritter, sollten da mal in sich gehen.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Diese selbstgefällige,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Gerade Sie, gerade Sie haben kein Recht, Naziopfer hier verteidigen zu wollen, Herr Weber!)

diese selbstgefällige Gerechtigkeit, die Sie hier an den Tag legen,

(Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE: Schön von eigenen Dingen ablenken, ne?!)

ist ein Hohn, und gerade von Ihnen, mit Ihrer Vergangenheit, absolut unglaubwürdig.