Schon gar nicht wird es uns gelingen, Kapazitäten aus dem Ausland hierher zu holen. Also der künftige Nobel
Den interessiere ich gar nicht, Herr Ritter, überhaupt nicht. Der kommt nicht hierher, weil es nichts zu bieten gibt und weil die Forschungsangebote nicht entsprechend sind. Außerdem würde das gesamte Gehaltsgefüge an der Universität zusammenbrechen, wenn man das wirklich ernsthaft wahrnehmen wollte. Das mal zur Seite der Lehrenden.
Natürlich ist Wissenschaft international. Ich glaube, niemand, der in der Wissenschaft tätig ist, blickt nicht über den Tellerrand des eigenen Landes hinaus, liest nicht die Fachzeitschriften aus anderen Ländern. Das ist damit nicht gemeint. Aber Internationalisierung im Sinne von, ausländische Lehrende hierher zu holen,
Nun kommt ein Weiteres hinzu: An der Uni Rostock hatten wir einige ausländische Lehrende, ohne dass ich jetzt sagen würde, dass es Kapazitäten waren, aber ausländische Lehrende. Nur haben die Studierenden sie nicht verstanden, weil deren Deutschkenntnisse nicht so waren, dass sie in der Vorlesung adäquate Lehre hätten machen können.
Das waren vielleicht Forschungsprofessuren. Das heißt, wer wirklich in wissenschaftlicher Hinsicht internationalisieren will, der muss erst mal trennen zwischen Wissenschaft, also Forschung, und Lehre, denn ein Lehrprofessor, der seine Achtstundendeputate im Hörsaal abzuleisten hat, der muss entsprechende Deutschkenntnisse haben. Und das zu finden bei ausländischen Wissenschaftlern, ist noch schwerer, als allein nur jemanden hierher zu holen.
Abgesehen von diesen fachlichen Diskrepanzen möchte ich noch was zu den sogenannten Fachkongressen sagen. Ich war gerade wieder auf einem Fachkongress: 68 Teilnehmer, 67 davon muttersprachlich Deutsch, Fachsprache Englisch. Dann steht man da und stottert auf dem Niveau eines halben Analphabeten, nicht seinen eigenen Vortrag, aber es fängt schon bei den Fragerunden an. So geht es sehr vielen der Teilnehmer. Der Antrag, die Fachsprache ins Deutsche umzuwandeln – übrigens der Einzige, der nicht deutscher Muttersprachler war, war ein Italiener, dessen Deutsch deutlich besser war als sein Englisch, trotz der Fachsprache Englisch –, der Antrag, wenigstens die Diskussion auf Deutsch zu führen, ist abgelehnt worden. Begründung: Sonst ist der Kongress nicht mehr drittmittelfähig. Mal so viel zum Blick hinter die Kulissen dessen, was Internationalisierung bedeutet.
Dann der Blick in die Lehre: Wir haben gerade einen erschütternden Bildungsbericht bekommen, wonach die
Wir merken das in der Uni in den Kursen für die Erst- und Zweitsemester. Regelmäßig von Kohorte zu Kohorte nimmt das Bildungsniveau ab. Wenn wir es erreichen könnten, statt Internationalisierung und Vorlesungen auf Englisch wenigstens unser Bildungsniveau an den Universitäten zu halten und dass das Abitur Studierfähigkeit wieder umschreibt, dann wäre viel mehr gewonnen als mit Alibivorlesungen auf Englisch, die von den meisten ohnehin nicht wahrgenommen würden.
erstes oder zweites Semester in Rostock und in Greifswald, die sehr beliebt ist bei Erasmus-Studierenden. Die kriegen Punkte einfach dafür, dass sie kommen. Dazu muss man ihnen aber bestätigen, dass sie an der Vorlesung teilgenommen haben. In der Vorlesung sitzen knapp 400 Teilnehmer. Jetzt bestätigen Sie mal jedem Einzelnen, dass er teilgenommen hat. Das ist unmöglich. Also habe ich gesagt, dann müsst ihr vor oder nach jeder Vorlesung zu mir kommen und euch einen Zettel abzeichnen lassen, dass ihr da wart. Das war für 80 Prozent der Erasmus-Studierenden zu aufwendig. Dann gehen sie lieber in andere Vorlesungen. Das mal dazu.
Die Sprachfähigkeit, sich in Englisch auszudrücken und entsprechende Klausuren zu bestehen, ist bei den allermeisten Studierenden, deutschen Studierenden, die aber jetzt auch Kurse und Vorlesungen im Fach Englisch belegen müssen, so gering ausgeprägt, dass bei uns in der Fakultät die Dame, die die Prüfungen durchführt, eine Durchfallquote von etwa 80 Prozent in der Sprachprüfung Jura-Fachenglisch hat. Die ausländischen Studierenden, die es hin und wieder auch gibt und die kommen, die kommen hierher, weil sie Deutsch lernen wollen. Das sind überwiegend studierende Studentinnen und Studenten aus China, aus Südkorea, aus Japan. Die sind superfleißig.
Ich hatte gerade im letzten Semester wieder eine Studentin, die kam am Anfang des Semesters in die Vorlesung. Dann habe ich ihr gesagt, Sie werden keine Chance haben, die Abschlussklausur zu bestehen mit den Deutschkenntnissen. Am Ende des Semesters kam die, ich will nicht sagen, perfekt in Deutsch, aber sehr fit geworden in der deutschen Sprache, und die hat die Abschlussklausur locker bestanden. Das heißt, die, die hierherkommen und bei uns unsere Vorlesungen anhören, die kommen nicht in englischsprachige Vorlesungen, die wollen die deutschen Vorlesungen hören, die wollen hier Deutsch lernen an unseren Unis. Insofern geht dieses ganze Gerede über die Internationalisierung an den Bedarfen und an den wirtschaftlichen Fähigkeiten der
(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Birgit Hesse, SPD: Dann sprechen Sie mal mit Ihren Rektoren!)
Ja, ich spreche mit meiner Rektorin. Ich weiß, die haben ja alle irgendwie den Höhenflug. Die sind doch gar nicht mehr im Hörsaal tätig, sondern nur noch wissenschaftspolitisch. – Danke schön.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Noch bevor der Begriff der Globalisierung in aller Munde war, haben die Hochschulen bereits die dringende Notwendigkeit des internationalen Austausches und der Zusammenarbeit erkannt und umgesetzt. Den Hochschulen ist es entgegen alternativer gesellschaftlicher Strömungen, Herr Weber, bewusst, dass internationale Zusammenarbeit mehr Vor- als Nachteile bringt und notwendig ist. Forschung überschreitet hier nationale Grenzen.
Hochschulen sind international meist stärker vernetzt als viele große Unternehmen, da Wissen universell und die weltweite Suche nach Erkenntnissen notwendig sind. Möglichst heterogene Arbeitsgruppen erzeugen, wie das Projektmanagement weiß, die besseren Arbeitsergebnisse, da ein Problem aus unterschiedlichsten Perspektiven betrachtet wird. Man kann also daraus ableiten, dass Wissen dort entsteht und Lernen dort passiert, wo Grenzen überschritten werden. Daher sind kosmopolitische Werte an Hochschulen auch stark ausgeprägt und haben einen Einfluss auf die gesamte Gesellschaft.
Internationalisierung ist also wichtig für Hochschulen und als gesetzlicher Auftrag bereits im Landeshochschulgesetz verankert. Der Umkehrschluss gilt für uns ebenfalls. International isolierte Hochschulen verschwinden früher oder später in der Bedeutungslosigkeit. Das Ansehen und die Qualität der Forschung und der Lehre würden sinken. Es ist also kein Argument zu fragen, warum wir Geld für ausländische Studierende ausgeben sollen, wir haben direkt selbst einen Vorteil davon.
Dieser Antrag hat daher zum Ziel, die Internationalisierung unserer Hochschulen zu verbessern und somit ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
Dazu soll zunächst der Istzustand der Internationalisierung erfasst und bewertet werden. Weitere Maßnahmen sollen daraus abgeleitet, entwickelt und im zuständigen Ausschuss soll darüber berichtet werden. Zur Anwerbung von Studierenden und Lehrkräften sollen als dritte Maßnahme eine halbe Millionen Euro direkt bereitgestellt werden.
Was ist eigentlich Internationalisierung? Internationalisierung ist mehr, Herr Professor Weber, als der reine Austausch von Menschen. Internationalisierung umfasst
verschiedene Aspekte des Austausches. Für die Forschung, also dem Erzeugen von Wissen, ist es beispielsweise notwendig, den aktuellen Stand des Wissens zu kennen. Es muss also bekannt sein, wo die Forschung bereits ist, um mit der eigenen Arbeit das Wissen an dem Punkt beginnend weiterzuentwickeln. Es ist schließlich peinlich, nach Abgabe einer Arbeit festzustellen, dass das abgelieferte Ergebnis bereits vorher erreicht worden ist. Dazu müssen Forscher ihre Arbeit international diskutieren können, zum Beispiel auf Konferenzen oder über Publikationen. Internationale Forschungsprojekte sind ebenfalls eine weitere gute Möglichkeit des Austausches.
Die Ergebnisse der Forschung haben wiederum einen Rückfluss auf die Lehre, dem zweiten wichtigen Aspekt an Hochschulen. Es soll dort schließlich aktuelles Wissen vermittelt werden. Internationale studentische Projekte, wie zum Beispiel das an der Universität Rostock am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik durchgeführte SAPProjekt in Kooperation mit der Technischen Universität Riga, sind eine gute Möglichkeit für Studierende, internationale Zusammenarbeit zu trainieren und dabei Fachwissen zu erlernen. Das Überwinden von Sprachbarrieren und das reifende Verständnis für kulturelle Unterschiede sind dabei zu begrüßen. Studierende werden hierbei auf einen internationalen Arbeitsmarkt vorbereitet.
Eine weitere Möglichkeit sind sogenannte Double-DegreeProgramme. Studierende können durch das Schreiben einer zweiten Abschlussarbeit an einer anderen internationalen Hochschule zwei Abschlüsse zugleich erlangen. Die Wirtschaftsinformatik der Universität Rostock hat auch hier ein derartiges Abkommen mit Sankt Petersburg geschlossen. Die vorherigen Studienleistungen werden dafür beidseitig anerkannt. Dies erhöht den Marktwert der Studierenden. Internationalisierung betrifft neben der gerade beschriebenen wechselseitigen Anerkennung von Systemen, zum Beispiel durch Double-Degree-Programme, auch die Internationalisierung der curricularen Inhalte und deren Vermittlung, zum Beispiel durch Lehrveranstaltungen in englischer Sprache oder, wie beschrieben, studentische Projekte.
Ein weiterer Aspekt ist die Mobilität von Menschen, also von Professoren, wissenschaftlichen Mitarbeitern und Studierenden – wohl bemerkt nur einer von vielen. Darauf muss eine Hochschule ebenfalls vorbereitet sein, zum Beispiel durch Beratungsangebote für Auslandsaufenthalte, Einbindung der Studierendenwerke, Betreuungsangebote und so weiter.
All die aufgezeigten Aspekte von Internationalisierung haben den Zweck, die Lehre und die Forschung unserer Hochschulen weiter zu verbessern und für unsere Absolventen bestmögliche Perspektiven für ihre Zukunft zu bieten. Ich bitte Sie daher, dem Antrag zuzustimmen. – Ich danke für die Aufmerksamkeit.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich glaube, bei allen Problemen, die auch meine Fraktion an den Hochschulen sieht und bei denen sie auch immer den Finger in die Wunde legt, muss ich doch schon über den
Befund und über das Bild, was Herr Professor Weber hier gezeichnet hat, ein bisschen staunen. Wenn man das zusammenfassen würde, könnte man sagen, die Hochschulen und die Forschungseinrichtungen in unserem Land sind unattraktiv durch und durch. Die Studierenden sind zu dumm, um nach zwölf Jahren Abitur Englisch zu sprechen. Wenn ich mir das alles angucke, dann kann ich wirklich nur mit dem Kopf schütteln, das tut mir leid.
Ich möchte mich angesichts der fortgeschrittenen Zeit kurz auf das Wesentliche konzentrieren, insbesondere etwas zu unserem Änderungsantrag meiner Fraktion ausführen, denn grundsätzlich – das dürfte Sie wenig überraschen – geht der Antrag der Koalition zur Internationalisierung der Hochschulen auch aus unserer Sicht in die richtige Richtung. Frau Hesse und auch Herr Stamer haben ausgeführt, dass Spitzenforschung und Lehre eben nicht an nationalen Grenzen haltmachen und das, meine Damen und Herren, ist auch gut so. Und wenn ich dann schon mal am Loben bin, Frau Ministerin, dann mache ich das gleich noch bei einem zweiten Punkt.
(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Nicht übertreiben, Karsten! Nicht übertreiben! – Heiterkeit bei Birgit Hesse, SPD)
Ich bin Ihnen nämlich sehr dankbar, dass Sie die Leistungen und auch die Herausforderungen, die die Hochschulen in dem Bereich haben, noch mal explizit in Ihrer Rede herausgestellt haben. Das hat mir in dem Antrag, der vorliegt, ein Stück weit gefehlt und in der Einbringungsrede von Herrn Reinhardt ebenfalls.