Ich bin Ihnen nämlich sehr dankbar, dass Sie die Leistungen und auch die Herausforderungen, die die Hochschulen in dem Bereich haben, noch mal explizit in Ihrer Rede herausgestellt haben. Das hat mir in dem Antrag, der vorliegt, ein Stück weit gefehlt und in der Einbringungsrede von Herrn Reinhardt ebenfalls.
Wenn man sich den Antrag anschaut, dann werden zwar den Hochschulen die Hausaufgaben diktiert, was sie in dem Bereich zu leisten haben, aber es fehlt aus unserer Sicht einfach auch der Punkt zu sagen, dass man die geleistete Arbeit der Hochschulen in dem Bereich entsprechend anerkennt.
Ja, Sie sagen, das ist selbstverständlich, aber ich finde das durchaus wichtig, denn es dürfte ja unbestritten sein, dass die Hochschulen bei der Internationalisierung viel erreicht haben.
Ich würde das gerne am Beispiel meiner Alma Mater, der Universität Rostock kurz illustrieren. Ich habe vor einiger Zeit eine Kleine Anfrage gestellt zum Thema „internationale Zusammenarbeit“. Ich habe stolze 85 Seiten aufgelistet bekommen, wie stark international vernetzt unsere Hochschulen bereits sind. Die Universität Rostock macht das sehr gut deutlich: 52 institutionelle Hochschulpartnerschaften rund um den Globus von Äthiopien bis Russland, von Südkorea bis Kuba, mit den verschiedensten Gegenständen der Kooperation, angefangen bei der Anerkennung von Studien- und Prüfungsleistungen über den Austausch von Studierenden, Lehrenden und Forschenden, bei nicht wissenschaftlichem Personal bis hin zur gemeinsamen Zusammenarbeit bei den Bibliotheken
oder auch – Herr Stamer hat es ausgeführt – bei gemeinsamen wissenschaftlichen Publikationen, um nur einige Punkte zu nennen. Zu den 52 institutionellen Partnerschaften gesellen sich dann noch mal auf Fakultäts- und Fächerebene – ich hoffe, ich habe das richtig ausgezählt – 274 Erasmus-Partnerschaften hinzu. Ich denke, das Beispiel ließe sich problemlos auf die anderen Hochschulen übertragen. Das will ich an dieser Stelle gar nicht machen. Aber ich glaube, es macht deutlich, dass hier zweifelsohne auch schon sehr viel passiert.
Zweitens war es uns noch einmal wichtig zu betonen – und ich glaube, der Auftritt der AfD über den ganzen Tag heute hat es auch deutlich gemacht –, wie wichtig es gerade in Zeiten eines zunehmenden Rechtsrucks und lauter werdender Rufe nach der Rückkehr zum Nationalstaat aus Teilen der Gesellschaft ist,
Anstrengungen zur Bewahrung von Weltoffenheit und Toleranz zu unternehmen und die Schlüsselrolle der Hochschulen hier auch noch einmal besonders zu betonen.
Ein dritter Punkt, auch darauf möchte ich kurz eingehen, ist der Fokus, den wir ganz bewusst auf die Ostseeregion legen möchten. Mecklenburg-Vorpommern ist im Ostseeraum eng vernetzt und der Landtag ja auch direkt, so wie ich als Abgeordneter, in dem Parlamentsforum Südliche Ostsee und in der Ostseeparlamentarierkonferenz vertreten. Letztere hat sich in ihrer Resolution im September einstimmig dafür ausgesprochen, einen expliziten Schwerpunkt auf die verstärkte Kooperation bei Wissenschaft und Forschung zu legen. Ich denke, wir als Landtag sind gut beraten, diesem auch zu folgen, wenn wir über Internationalisierung reden, und den Schwerpunkt auf die Kooperation im Ostseeraum zu legen.
Viertens. Es ist uns besonders wichtig – wir haben es unter dem Stichpunkt „Integration“ noch mal aufgenommen –, die Willkommenskultur und auch die sozialen Rahmenbedingungen rund um das Studium zu thematisieren. Ich denke da an ausreichend Sprachkurse, ich denke auch an die Einbindung auf dem Campus, neben dem Campus, aber insbesondere denke ich, ohne dem kommenden Tagesordnungspunkt zu sehr vorzugreifen, an gute und bezahlbare Unterbringungsmöglichkeiten. Hier sind die Studierendenwerke in besonderem Maße gefordert.
Das ist der nächste Antrag, das passt hier aber auch genau rein, weil es zusammengehört, denn wenn es das Ziel ist zu sagen, wir wollen die Quote ausländischer Studierenden steigern und wir begrüßen das ausdrücklich, dann brauchen wir auch dringend adäquaten Wohnraum. Zustände, wie es sie beispielsweise im letzten Semester an der Universität Rostock gab, wo ausländische Studierende aufgrund der vollen Belegung nach Wismar ausquartiert werden mussten und tagtäglich zwischen den beiden Hansestädten hin- und herpendeln mussten, sind leider – das muss man so sagen – eine verdammt schlechte Werbung für den Wissenschaftsstandort Mecklenburg-Vorpommern. Aber hierzu kommen wir ja noch ausführlicher.
Mit Freude habe ich zur Kenntnis genommen – das haben sowohl Herr Reinhardt als auch Herr Stamer ausgeführt –, dass Sie 500.000 Euro zur Verfügung stellen wollen, und nicht nur „bis zu“. Das ist ja immer ein bisschen schwammig. Deswegen haben wir das auch noch mal angepasst. Aber da scheinen wir uns dann ja einig zu sein und in dem Sinne scheint wenig dagegenzusprechen, dass Sie unserem Änderungsantrag zustimmen, worum ich hiermit bitte. – Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kollegen Landtagsabgeordnete! Jetzt haben wir ja mal ein richtig schönes Thema: die Internationalisierung der Hochschulen – ein schönes und wichtiges Thema. Ich möchte damit beginnen, was die Wirtschaft dazu sagt. Die Stiftung der Deutschen Wirtschaft attestiert den Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern eine deutlich zu geringe Internationalität und macht als Ursache eine zu geringe Attraktivität für Auslandsstudenten aus. Attraktivität – ich möchte mal sagen, wahrscheinlich ist auch der Bekanntheitsgrad einfach nicht ganz so gegeben wie bei anderen Universitäten.
In der Beziehung finden wir Ihren Antrag bei den Punkten 1 und 2 sehr gut. Die von den Universitäten bisher ergriffenen Maßnahmen sollen bewertet und weiterentwickelt werden. Weitere Maßnahmen sollen vorgelegt und darüber soll im zuständigen Ausschuss bis zum 30.06.2018 berichtet werden. Also mit diesen beiden Punkten sind wir einverstanden: Es soll bewertet werden, es sollen weitere Maßnahmen erarbeitet und es soll darüber berichtet werden. Der 30.06. ist mir jetzt naturgemäß ein bisschen spät. Wenn Sie es ein bisschen früher hinkriegen würden, wäre es besser, denn es geht ja am Ende darum, den Start in das nächste Wintersemester vielleicht schon beeinflussen zu können.
Mit Punkt 3 sind wir hingegen nicht so ganz einverstanden, denn zum einen schreiben Sie hier in „besonders geeigneten Ländern“. Da stellt sich uns die Frage: Was sind besonders geeignete Länder? Nach welchen Kriterien soll das eigentlich entschieden werden? Das Zweite ist dann dieser Betrag von 0,5 Millionen Euro. Wo kommt dieser Betrag eigentlich her? Wie ist er ermittelt worden? Wie gelingt es Ihnen, das zu ermitteln, bevor Sie die
Evaluation durchgeführt haben? Deswegen sind wir der Meinung, man muss das voneinander trennen. Erst Punkt 1 und 2 und anschließend kann man darüber reden, wie viel Geld wir dafür ausgeben sollten. Es kann sein, dass die 500.000 Euro genau richtig sind, vielleicht sind sie aber auch zu viel oder zu wenig. So gesehen sieht das Ganze ein kleines bisschen nach einem Schnellschuss aus.
Der Herr Stamer hat gerade einige wichtige Punkte gesagt. Die großen Unternehmen sind tatsächlich weltweit miteinander verbunden, ich glaube, nicht weniger als die Hochschulen, sondern genauso wie die Hochschulen. Auch da existiert eine enge Zusammenarbeit mit den Hochschulen, gerade bei den großen Unternehmen. Man muss allerdings deutlich machen, dass das nicht alle Unternehmen und auch nicht alle Universitätsfakultäten gleichermaßen betrifft. Besonders betroffen sind die Naturwissenschaften und die technischen Bereiche, die Ingenieure auch noch, aber vor allem die technischen Bereiche, die auch über die Grundlagenforschung verfügen.
Zum Beispiel ist es in meinem alten Bereich, in der ITIndustrie natürlich total üblich, international zusammenzuarbeiten. Das kann man sich gar nicht anders vorstellen. Die Fachliteratur liegt im Übrigen auch fast vollständig auf Englisch vor. So gesehen sind die Einbeziehung der englischen Sprache und das Anbieten von englischen Kursen an den Universitäten unseres Landes natürlich wichtig. Und wenn man Auslandsstudenten und auch ausländische Lehrkräfte begeistern möchte, nach Mecklenburg-Vorpommern zu kommen, dann ist das schon in Ordnung, auch englischsprachige Kurse anzubieten, so, wie das alle großen Universitäten weltweit machen. Das heißt aber nicht, dass das Deutsche verdrängt wird. Natürlich bleibt Deutsch unsere Muttersprache und auch die Hauptsprache, in der unterrichtet wird. Aber zusätzlich – so machen das jedenfalls andere Universitäten –, zusätzlich werden eben englische Kurse angeboten oder eventuell auch Studiengänge, die komplett auf Englisch ablaufen und sich dann an Auslandsstudenten orientieren.
Es mag sein, Herr Professor Weber, dass das bei den Juristen nicht üblich ist, denn die Juristen arbeiten ja eher in ihrem nationalen Bereich –
das würde mich auch ein bisschen wundern –, im nationalen Bereich, weil ja nationales Recht gilt. Bei den Technikern ist es, wie gesagt, wirklich anders. Deswegen bin ich der Meinung, man sollte die Universitäten nicht nach den „besonders geeigneten Ländern“ auswählen, sondern nach den Fachbereichen, die besonders geeignet sind. Es geht nämlich um genau die Themen, die sehr forschungsintensiv sind, wo man wirklich die Globalisierung, die internationale Zusammenarbeit sehr deutlich sieht. Es spielt gar nicht so eine große Rolle, ob diese Universität jetzt in Schweden, in Südafrika oder in den USA ist.
Die USA sind natürlich ein ganz besonders wichtiger Bereich für uns, denn die sind in der Forschung eigentlich weltweit in den meisten Disziplinen vorne, und gerade da gilt es, den engen Kontakt herzustellen. Das schafft aber so ein kleines Land wie MecklenburgVorpommern weder mit 500.000 Euro noch mit ein biss
chen mehr Geld flächendeckend und in allen Fakultäten. Das heißt, wir werden Schwerpunkte setzen müssen. Man muss sich ein, zwei Bereiche aussuchen, wo wir besonders stark sind.
Das könnte zum Beispiel im Bereich Tourismus sein, das kann im Bereich der maritimen Wirtschaft oder auch im Bereich der Landwirtschaft sein. Wir haben heute viel über die Landwirtschaft und die verschiedenen Pestsorten gesprochen. Da sind wir auch sehr stark in der Landwirtschaft. Das ist ein wichtiger, der wichtigste Wirtschaftszweig. Auch da ist es möglich, internationale Kooperationen zu unterstützen. Das heißt, wir sind schon für Internationalisierung, aber bitte mit ein bisschen mehr Überlegung und ein bisschen gezielter. Vor allen Dingen sollte das Ganze eben vorher untersucht werden.
Dann möchte ich noch kurz zum Herrn Kolbe kommen. Die Linksfraktion hat sich da auch wieder sehr viel Mühe gegeben. Zum Thema Ostseeraum hatte ich gerade schon etwas gesagt. Natürlich drängt sich dieser Gedanke auf, weil wir die Zusammenarbeit im Ostseeraum ja generell favorisieren und immer weiter nach vorne bringen wollen, aber ich möchte noch mal diesen Gedanken von eben wiederholen: Es spielt jetzt gar nicht so eine große Rolle, ob die Universität in Stockholm, Kopenhagen oder in Los Angeles ist, es geht darum, ob wir wirklich in unserem Schwerpunkt, in dem Thema, wo wir selber auch schon gut sind, internationale Kontakte herstellen können. Deswegen wäre diese Eingrenzung auf den Ostseeraum meiner Meinung nach falsch, denn es würde uns Möglichkeiten nehmen, die vielleicht ganz woanders sind, auf die wir im Moment gar nicht kommen und an die wir vielleicht gerade gar nicht gedacht haben.
Deswegen muss ich es noch mal sagen, Frau Hesse, es ist eigentlich sehr gut, wenn wir uns dieses halbe Jahr Zeit nehmen und dann zielgerichtet entscheiden, was wir wirklich machen wollen. Es kann sein – ich weiß, dass auch haushaltsrechtliche Hintergründe dahinterstehen –, dass Sie sagen, die 500.000 Euro möchte ich wenigstens schon mal sichern, dass wir die haben.
Es kann sein, dass es das ist. Das würde ich sogar verstehen, aber das kann eigentlich von der Sache her, vom Fachlichen her nicht das Ausschlaggebende sein. Dann muss man das Geld irgendwo anders mobilisieren.
Zu der Rückseite des Antrages der LINKEN: Es ist alles nicht verkehrt, was Sie schreiben, aber ich bin der Meinung, man kann das Thema auch überstrapazieren. Also ständig und überall nur Kampf gegen rechts – das nutzt sich dann doch ein bisschen ab. Man sollte die Themen auseinanderhalten. Internationalisierung ist gut und die Effekte sind wahrscheinlich auch so, wie Sie sagen, aber das immer wieder nach vorne zu stellen bei den verschiedensten Anträgen, halte ich nicht für zielführend. Deswegen lehnen wir den Änderungsantrag der LINKEN ab.
Und noch mal zurückkommend auf den Antrag der CDU und SPD beantragen wir Einzelabstimmung über die drei
Punkte. Wir stimmen den Punkten 1 und 2 zu, den Punkt 3 würden wir ablehnen mit der Bitte, in einem halben Jahr noch mal darüber abstimmen zu können. – Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Kollegen! Ich stelle zumindest bei vier Fraktionen im Schwerpunkt eine große Einigkeit fest. Wir haben erlebt, wie Herr Kolbe und Herr Wildt ganz unabhängig voneinander begründet haben, warum der Antrag genauso bleiben sollte, wie er ist.
Herr Kolbe hat gesagt – ich fange mal mit Punkt 3 an, den Sie auch sehr ausführlich besprochen haben –, dieses „bis zu“, wir wollen lieber festschreiben, dass es die 500.000 Euro sind. Herr Wildt hat gesagt, das könnten ja weniger als 500.000 Euro sein, es könnten 500.000 Euro sein, es könnten auch mehr als 500.000 Euro sein. Da haben Sie sicherlich recht. Aber zum einen hat es ein bisschen was mit dem Haushalt zu tun. Und ich glaube, wenn wir schreiben „bis zu“ 500.000 Euro, dann ist gewährleistet, dass wir die 500.000 erreichen können. Es können durchaus auch weniger sein, weil wir das in der Tat noch nicht ganz genau wissen können. Wenn tatsächlich rauskommt, dass wir in einem halben Jahr sagen, es ist mehr Geld zur Verfügung, dann kann man sicherlich den Weg gehen und versuchen, es über eine andere Finanzierung aufzustocken. Deshalb werbe ich sehr dafür, dass wir Punkt 3 so lassen.
Was den Ostseeraum betrifft, da stimme ich am Ende durchaus Herrn Wildt zu. Der ist nicht ausgeschlossen in dem Antrag, aber wir wollten uns jetzt nicht nur auf den Ostseeraum fokussieren. Sie haben die Uni genannt, dann mache ich es mit meiner Hochschule: Die Hochschule Wismar ist zum Beispiel sehr im asiatischen Raum und in vielen anderen Ländern unterwegs, einige sind in Südeuropa unterwegs. Deshalb wollen wir uns dem auch nicht so anschließen und wollen das durchaus geöffnet lassen.
Am Ende ist es klar, mit 500.000 Euro können wir nicht in jedem Land der Erde eine Hochschulwerbekampagne für Mecklenburg-Vorpommern machen. Deshalb soll es ja die Untersuchung zusammen mit den Hochschulen geben. Jede Universität, jede Hochschule und auch das Bildungsministerium wissen, in welchen Quellbereichen sie stark sind und wo es sich für sie lohnt, vielleicht noch stärker auf die Hochschule aufmerksam zu machen. Deshalb wird am Ende in dem Bericht rauskommen, dass es Regionen in Europa und auf der Erde gibt, wo es sinnvoll ist, für die eine oder andere Hochschule oder für Mecklenburg-Vorpommern zu werben, und das werden wir dann auch machen.