Protokoll der Sitzung vom 24.01.2018

Das Wort zur Begründung hat der Abgeordnete JensHolger Schneider für die Fraktion der AfD.

Wertes Präsidium! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Gäste sind kaum noch welche da. Und liebe Landsleute! Seit über drei Jahrzehnten gibt es die Forderung nach gendergerechter Sprache, eine Forderung, die nicht von Sprachwissenschaftlern erhoben wurde, sondern aus der Ideologie des Feminismus erwuchs.

(Martina Tegtmeier, SPD: Ach was?!)

Diese Forderung beruhte von Anfang an auf einem Irrtum, nämlich der Verwechslung von grammatikalischem und biologischem Geschlecht. Mit unserem Antrag wollen wir eine Korrektur dieses Irrwegs veranlassen,

(Martina Tegtmeier, SPD: Ich lach mich gleich tot!)

um die deutsche Sprache auf allen Ebenen vom bürokratischen Ballast überflüssiger Doppelbenennungen und sonstiger nur scheinbar gendergerechter Spielereien zu befreien.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Zuruf von Martina Tegtmeier, SPD)

In unserer indoeuropäischen Sprachfamilie gibt es seit Jahrtausenden die gängige Erscheinung, dass manche Wortformen sowohl biologisch männliche als auch weibliche Lebewesen bezeichnen, und zwar unabhängig davon, welches grammatische Geschlecht die Wörter haben. So sind zum Beispiel „Eidechse“ und „Spinne“ grammatisch weiblich, obwohl biologisch beide Geschlechter, …

(Peter Ritter, DIE LINKE: Und „Spinner“ ist männlich. – Heiterkeit vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Vielen Dank! Der war gut,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Der war gut, ne?!)

aber nicht zielführend, nicht wahr?

(Peter Ritter, DIE LINKE: Der hat gesessen.)

… obwohl biologisch beide Geschlechter gemeint sind. Oder man nehme den Satz: „Mädchen sind die besseren Schüler“, wobei in dem Zusammenhang „Schülerinnen“ gar keinen Sinn machen würde.

(Zuruf von Martina Tegtmeier, SPD)

Hier zeigt auch das Deutsche ganz klar, dass „Schüler“ beide Geschlechter umfasst, obwohl es grammatisch maskulin ist.

(Ministerin Birgit Hesse: Das ist ein Schwachsinn!)

Ein weiterer Irrtum liegt darin, dass in völliger Verkennung der sprachhistorischen Entwicklung die maskuline Form als Ausdruck männlicher Dominanz gewertet wurde. Noch bis vor vier Jahrzehnten wäre niemand auf die Idee gekommen, in den gewachsenen Sprachstrukturen eine Diskriminierung der Frauen zu sehen.

(Die Abgeordnete Karen Larisch hält ein Blatt hoch.)

Wenn man vom Willen „des Wählers“ oder „des Bürgers“ sprach …

(allgemeine Unruhe)

Einen Moment! Einen Moment bitte, Herr Abgeordneter!

Frau Larisch, das ist nicht gestattet. Ich erteile Ihnen einen Ordnungsruf.

Also fange ich noch mal an der Stelle an: Wenn man vom Willen „des Bürgers“ oder „des Wählers“ sprach, hätte niemand dabei nur an Männer gedacht. Erst nachdem die Genderideologie auf allen öffentlichen Kanälen verbreitet worden ist, gab es Umfragen, die sie scheinbar bestätigten. Tatsächlich gaben diese Umfragen aber nur wieder, was man den Menschen eingeredet hatte.

In den ältesten Belegen aus dem indogermanischen Sprachraum gibt es überhaupt keine Unterscheidungen zwischen Maskulinum und Femininum, sondern nur ein Standardgenus für beide Geschlechter.

(Torsten Renz, CDU: Wie viele Geschlechter gibt es überhaupt?)

Und diese Erscheinung hat sich in bestimmten Formen sowohl in den alten wie auch in den neuen europäischen Sprachen erhalten,

(Torsten Renz, CDU: Das habe ich nicht genau verstanden, das muss ich nachfragen.)

so zum Beispiel im Latein bei den zweiendigen Adjektiven oder im Plural der Substantive, wo die maskuline Form auch Feminine einschließen kann. Man denke dabei auch an das Englische, wo Wörter des Typs „teacher“ oder „dancer“ genusneutral verwendet werden oder anders, das nicht nur Frauen bezeichnet. Übrigens kennt auch das Türkische kein grammatisches Genus.

(Jochen Schulte, SPD: Aber dafür kennen Sie deutsche Panzer.)

Das ist ja eine andere Geschichte. Das ist nicht Teil des Antrages.

(Zuruf von Marc Reinhardt, CDU)

In der angestrengten Suche nach Diskriminierungsbelegen hat sich der postmoderne Feminismus vor über drei Jahrzehnten auch auf die Sprache gestürzt. Bürokratisch umständliche Sprachmonster wurden geschaffen, um die vermeintliche Ungleichbehandlung der Geschlechter abzustellen.

(Thomas Krüger, SPD: Und da haben Sie was gegen, stimmts?)

Es wird sich nie feststellen lassen, welch horrende Kosten die Einführung gendergerechter Sprache verursacht hat, welch menschliche Lebenszeit damit sinnlos vergeudet wurde und weiterhin wird.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Peter Ritter, DIE LINKE: Und was wir jetzt auch vergeuden.)

Meine Damen und Herren, wie ist die Sprache Goethes und Schillers ideologisch überfrachtet und entstellt worden?! Ihre Eleganz verkommt zu lächerlicher Wort- und Formenakrobatik, die Lesbarkeit wird behindert, der Lesefluss gestört.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Oooh!)

Kein anderes Volk der Welt gibt sich einer derartigen Gendermanie in seiner Sprache hin. Und wem hat die Einführung dieser gendergerechten Sprache genützt? Wohl in erster Linie den etwa 250 gut bezahlten GenderprofessorInnen, deren Tätigkeit im Übrigen nie wirklich evaluiert wurde.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Meine Damen und Herren, lesen Sie einmal nach, worüber diese WächterInnen der reinen Genderlehre forschen. Da finden Sie zum Beispiel in einer Tagung – und das muss ich jetzt wirklich ablesen, damit ich das halbwegs korrekt wiedergebe –, da finden Sie zum Beispiel in einer Tagung „Zur Kritischen Intersektionalen Männlichkeitsforschung“ Vorträge über „kontext- und biografieverstehende Analyse am Beispiel von Geschlechtsrolle und Herkunft in Narrationen Balletttanzender“ –

(Heiterkeit vonseiten der Fraktionen der CDU und AfD)

ich habe es nicht verstanden, beim Lesen auch nicht, wie auch immer –

(Zuruf von Martina Tegtmeier, SPD)

und ähnliche für Außenstehende unverständliche Titel. Schottet man sich hier bewusst sprachlich ab, um einer öffentlichen Evaluation zu entgehen? Es wäre höchste Zeit, die Wissenschaftlichkeit der sogenannten Genderstudies zu überprüfen.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD – Thomas Krüger, SPD: Das sind Probleme!)

Das sind Probleme. Genauso ist es.

Den Frauen, denen man einredete, sie würden sprachlich diskriminiert, haben die Sprachverrenkungen keinerlei Nutzen gebracht.

(Thomas Krüger, SPD: Das sagen Sie als Mann vielleicht.)

Eher suggerieren sie bloß Verbalgleichstellung, wo Unterschiede herrschen, und schaffen künstlich einen sprachlichen Graben zwischen den Geschlechtern.