Protokoll der Sitzung vom 24.01.2018

Eher suggerieren sie bloß Verbalgleichstellung, wo Unterschiede herrschen, und schaffen künstlich einen sprachlichen Graben zwischen den Geschlechtern.

(Thomas Krüger, SPD: Sagt ein Mann! – Zuruf von Martina Tegtmeier, SPD)

Und dabei ist der Genderwahn in unserem Land noch längst nicht am Ende. Laufend werden neue Wörter entdeckt, die noch genderisiert werden müssen. Das dritte

Geschlecht stellt die Sprachschöpfer schließlich vor ganz neue Herausforderungen. Wohin soll das alles führen?

(Thomas Krüger, SPD: Hören Sie sich selbst zu, Herr Schneider?)

Ja, ich höre mir zu. Das ist genau das, was ich auch voller Überzeugung hier zum Ausdruck gebe.

Diese Entwicklung, und das ist der Punkt, diese Entwicklung kollidiert auch mit der vielfach erhobenen Forderung nach Vereinfachung der Sprache von Ämtern und Behörden sowie von Nachrichten in sogenannter einfacher Sprache. Erklären Sie das mal irgendjemandem, dem Sie Nachrichten in einfacher Sprache vermitteln müssen, was der von genderisierter Sprache hält! Vielen Dank!

(Karen Larisch, DIE LINKE: Einfache Sprache ist nicht gegendert.)

Das ist der Punkt.

(Karen Larisch, DIE LINKE: Da müssen Sie sich überlegen, was Sie sagen!)

Es geht genau darum, Sprache einfach zu halten. Blicken wir auf die Sprachgeschichte, so stellen wir fest,

(Zuruf von Thomas Krüger, SPD)

so stellen wir fest, dass es in der Regel die Sprache des Volkes war, die sich durchgesetzt hat, nicht die Sprache irgendwelcher Gruppen. Die gendergerechte Sprache hat es auch nicht geschafft, nachhaltig in die Alltagskonversation der Menschen einzudringen.

(Karen Larisch, DIE LINKE: In meine schon.)

Benutzt wird sie fast nur dort, wo sie vorgeschrieben ist oder aus ideologischen Gründen erwartet wird.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Im Übrigen hat eine Sprache generell die Tendenz zu ökonomischer Ausdrucksweise. Aus diesen Gründen ist nicht zu erwarten, dass sich diese umständliche ideologische Modeerscheinung auf lange Sicht durchsetzen wird. Eines Tages wird sie nur noch eine Fußnote der deutschen Sprachgeschichte sein.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Und jetzt kommts: In Frankreich hat Premierminister Philippe, der Premierminister unter Ihrem heiß geliebten Macron,

(Thomas Krüger, SPD: Ich liebe nur meine Frau. – Ministerin Stefanie Drese: Aber heiß! – allgemeine Heiterkeit)

dieser Premierminister Philippe hat den genderisierenden Schreibweisen einen Riegel vorgeschoben. Auch die über die französische Sprache wachende Académie française lehnt derartige Schreibungen ab. Mit unserem Antrag nehmen wir das sicher nicht frauenfeindliche Frankreich zum Vorbild und fordern, in unserem Bundesland den Anfang zu machen, diesen Irrweg verballhornter Sprache zurückzunehmen. Daher bitte ich Sie um Ihre Zustimmung. –

(Thomas Krüger, SPD: Mit Sicherheit nicht.)

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Im Ältestenrat ist vereinbart worden, eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 120 Minuten vorzusehen. Ich sehe und höre dazu keinen Widerspruch. Wir werden so verfahren und ich eröffne die Aussprache.

Zunächst hat ums Wort gebeten die Ministerpräsidentin,

(allgemeine Unruhe)

nein, falsch geschrieben, okay,

(allgemeine Heiterkeit – Torsten Renz, CDU: Das wäre doch das Thema gewesen!)

die Sozialministerin Frau Drese.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Die Sprache ist ein Spiegel für das Denken der Menschen, für ihr Zusammenleben in der Gesellschaft, für Werte und Normen, die die Gesellschaft bestimmen.

(Thomas Krüger, SPD: Das hat man beim AfD-Abgeordneten gerade gehört.)

Zudem ist Sprache wandelbar und sehr flexibel. Diese Eigenschaft von Sprache ermöglicht es auch, aktiv das wiederzugeben, was das Denken und Handeln von Menschen, was ihre Kultur bestimmt.

(Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD)

Sprache ändert sich – das merkt man, wenn man Texte aus dem 17., 18. oder 19. Jahrhundert liest – und von daher ist es völlig normal, wenn sich Sprache wandelt. Wenn es in einer demokratischen Gesellschaft darum geht, Gerechtigkeit in der Behandlung von Frauen und Männern herzustellen, so muss sich das auch im Sprachgebrauch widerspiegeln.

(Jens-Holger Schneider, AfD: Und was ist mit Intersexuellen?)

Maskulinum und Femininum sind in der Regel in jahrhundertelanger Tradition in der Rechtssprache für Personen entsprechend dem natürlichen Geschlecht verwandt worden. Rechte bezogen sich auf Männer, dementsprechend waren sie im Maskulinum bezeichnet. Davon ausgeschlossen oder eingeschränkt waren Frauen. Ihren Ausschluss von der Norm signalisierte das Femininum in Sondervorschriften. So trug das Recht das Seinige dazu bei, dass sich das Maskulinum als das das Normale schlechthin anzeigende Genus herausbildete. Somit unterliegen eine Sprache und die von ihr getragenen Weltansichten dort, wo lebendiger Austausch demokratisch gewährleistet ist, auch kulturellem Wandel.

Noch immer allzu verbreitet ist die Auffassung, dass geschlechtergerechtes Formulieren umständlich sei, zu Wort- und Satzungetümen führe, der schönen deutschen Sprache Gewalt antue. Und in der Tat, das passiert nicht selten, da gibt es auch Beispiele, die abschrecken und

verkomplizieren. Natürlich werden diese dann von interessierter Seite hervorgehoben und lächerlich gemacht. Und wenn theoretisch eine Fraktion aus 14 Männern und keiner Frau besteht, dann ist man sich schnell einig, dass geschlechtergerechtes Formulieren Blödsinn ist, der Mann ist die Norm, alle anderen haben sich unterzuordnen.

(Zuruf von Eva-Maria Kröger, DIE LINKE)

Herr Professor Weber macht hier im Landtag ja schon beinahe niedliche Verrenkungen,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Herr Professorin!)

um ja keine weibliche Form benutzen zu müssen. Dabei erleichtert die Unterscheidung manchmal enorm. So macht es einen gewaltigen Unterschied an der Uni Greifswald, ob von Professor oder Professorin Weber die Rede ist.

(Dr. Ralph Weber, AfD: Das stimmt. – Heiterkeit und Zuruf von Patrick Dahlemann, SPD)

Und es wirkt etwa bei einem Frauenfußballspiel heutzutage völlig deplatziert und aus der Zeit, wenn man zur Torfrau „Tormann“ sagt.

(Zuruf vonseiten der Fraktion der AfD: Bitte?! Da sagt man „Torwart“! – Heiterkeit und Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Sehr geehrte Damen und Herren, Sie sehen, es reicht einfach nicht aus, mit dem Argument, geschlechterspezifisches Formulieren sei kompliziert, Frauen weiterhin sprachlich und damit auch real auszugrenzen. Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die belegen, dass beispielsweise beim Nennen von Berufsbezeichnungen je nach Endung der entsprechenden Wörter unterschiedliche Personen assoziiert werden. Wird zum Beispiel nach Politikerinnen und Politikern oder Sportlerinnen und Sportlern gefragt, sehen die Befragten mehr Frauen als auf die Frage nach Politikern und Sportlern.

Kurz und gut, der Antrag ist ein weiterer Beleg für das Frauenbild in der AfD, wie der Abgeordnete Professor Weber ja auch schon in seinen Beiträgen zu dem Bericht zur Umsetzung der Gleichstellungskonzeption deutlich gemacht hat. Zitat: Die „männliche Fassung“ umfasse „immer“ das Weibliche mit, denn das hätten „schon die Römer“ gewusst. Zitatende. Zurück in der Antike, meine Damen und Herren!

Dieses Frauenbild der AfD schimmert auch im Antragstext hervor, wenn man diesen genau liest. Da sprechen die Herren von „Spielereien mit Geschlechtern und Zeichen sowie Doppelbenennungen“, die beendet werden müssen.

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Gleichberechtigung als Spielerei? Dazu passen dann auch die Interviewaussagen von AfD-Fraktionschef Nikolaus Kramer Ende des letzten Jahres. Kramer spricht darin sinngemäß den Frauen das Interesse an politischen Fragen und einem Gestaltungswillen ab und kommt dann zu dem Schluss, Männer seien mehr für die Politik gemacht. Mitzubestimmen und mitzugestalten, sei