(allgemeine Heiterkeit – Peter Ritter, DIE LINKE: Ach, deswegen! Ich habe mich schon gewundert. – Zuruf von Minister Dr. Till Backhaus)
Der Mink, auch amerikanischer Nerz genannt, lebt an Uferabschnitten unserer Seen und Flüsse. Ich möchte jetzt nicht alles wiederholen, was Frau Schlupp schon gesagt hat, das wäre zu eintönig, aber ich möchte sagen, dass der Mink auch den europäischen Nerz verdrängt hat, der sich nun bloß noch auf wenige Ostseeinseln zurückgezogen hat und dort unter Naturschutz steht, unter strengem Naturschutz, weil er nämlich die Weibchen begattet, und die werfen dann nur noch Totgeburten.
In den 90er-Jahren gab es diese Befreiungsaktionen, wovon Frau Schlupp schon gesprochen hat. Da wurden von Umwelt- und Tierschützern, von selbsternannten natürlich, sämtliche Käfigtiere entlassen und so konnten sich vom Mink nur noch 10 Prozent retten, denn die anderen 90 Prozent starben, weil sie als ehemalige Käfigtiere vollkommen degeneriert waren. Sie sind dann qualvoll gestorben. Aber diese 10 Prozent haben ausgereicht
Der Marderhund ist eigentlich der Gefährlichste von allen oder der größte Räuber besser gesagt, denn durch sein geringes Gewicht kommt er leicht in sämtliche Sträucher und Bäume rein und räumt dann natürlich auch die Nester dort oben aus.
Gut. Also über den Marderhund möchte ich hier nicht viel reden, das hat ja Frau Schlupp schon getan,
und hat sich jetzt sehr stark vermehrt. Er ist natürlich ein Kulturfolger und lebt deshalb nicht mehr auf dem Lande, sondern er kriecht auf die Hausböden und zerstört dort vieles.
So, jetzt kommen wir zum Waschbären. Wie gesagt, in meiner Gegend hat er ein Schwarzstorchennest ausgeräumt. Der steht natürlich unter strengem Naturschutz.
Ich möchte noch eins anmerken: Eine Ausrottung dieser Arten ist nicht möglich, sondern nur eine Dezimierung. Die letztlich nicht besonders effizienten Versuche in der DDR in den 50er-Jahren, die Fuchspopulation mit Vergasung der Bauten stark einzudämmen, zeigten grundsätzlich keine großen Erfolge. Es bleibt eine Aufgabe der Jägerschaft, mit traditionellem Waidwerk die Population dieser Schädlinge gering zu halten. Wenn diese drei invasiven Arten in Zukunft aber nur noch in Lebendfallen gefangen werden sollen, dann müssen für unsere Jäger
und Fallensteller auch finanzielle Anreize geschaffen werden. Unsere Fänger haben auch Ausgaben bei der Anschaffung der Lebendfallen: gefahrene Kilometer und so weiter. Ohne den Fang in Fallen ist eine erfolgreiche Reduzierung nicht möglich.
Ein weiterer Anreiz für unsere Jäger oder Fallensteller – die gibt es auch, es gibt ja nicht bloß Jäger – könnte die Verwertung der Felle sein. In Baden-Württemberg hat der Deutsche Jagdverband die Fellwechsel GmbH gegründet. Seit Anfang 2017 werden in einer Abbalgstation in Rastatt die Felle einer Weiterverwertung zugeführt. Sie werden entweder gegerbt, getrocknet oder sonst als weiterverarbeitendes Produkt auf den Markt gebracht. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es noch zwei Gerbereien: in Plau am See und bei Neubrandenburg. Um Kürschner ist es ebenfalls schlecht bestellt.
Die Voraussetzungen dafür, das Modell aus BadenWürttemberg auf Mecklenburg-Vorpommern zu übertragen, sind nicht allzu gut. Dennoch sollten Wirtschafts- und Agrarminister ein Pilotprojekt starten. Das wäre wünschenswert. Wir brauchen mehr Gerbereien und Abbalgstationen, um lange Transportwege zu vermeiden und die Verarbeitungskapazitäten zu steigern, denn ein Jäger, der ein paar Tiere gefangen hat, kann sie nicht noch 100 oder 150 Kilometer durch die Gegend fahren, der möchte das jetzt irgendwo in der Nähe abliefern. Eine Unterstützung müsste auch die Kürschnerausbildung erfahren, dann könnte die Nachfrage nach Pelzen durch intensivere Lebendfänge gestillt werden. Laut Aussage des Geschäftsführers einer Pelztierfarm, der im NDR zitiert wurde, ist eine Wirtschaftlichkeit der Pelztierzucht durch zu viele Vorschriften und Gesetze unwirtschaftlich geworden. Wenn das beabsichtigt war, dann ist das von Erfolg gekrönt.
Jetzt wird sicherlich der Bedarf an Fellen durch die skandinavischen Länder, Russland und China gedeckt, und wie es in Russland und China mit dem Tierschutz aussieht, kann sich jeder denken. Es muss eine Einfuhr von Fellen, die in Käfighaltung produziert wurden, verhindert werden. Vermieden werden kann das nur, wenn die Verwertung des von der Jägerschaft erlegten Raubzeuges grundlegend verbessert wird, und das sollte möglich sein. In der DDR hat das beispielsweise auch schon gut funktioniert.
Fellverwertung schafft Arbeitsplätze und verbessert die Einnahmen der Jäger und Fänger. Das ist ein guter Ansporn und sichert einen dauerhaften Erfolg, um das Raubzeug in Grenzen zu halten. Durch diese Schädlinge werden die Nester unserer Bodenbrüter aufgesucht. Selbst Junghasen und Rehe fallen ihnen zum Opfer. Warum sollten irgendwelche neuen Wege beschritten werden, um die Raubzeugpopulationen einzuschränken, wo es uns doch unsere Vorfahren gezeigt haben, wie wir hier vorgehen können? Ursprünglich wurde der Rohstoff Fell nur von Wildtieren gewonnen und dahin sollten wir wieder zurückkommen. – Danke schön.
Jetzt hat ums Wort gebeten der Minister für Landwirtschaft und Umwelt. Herr Dr. Backhaus, Sie haben das Wort.
Ja, nach einer hitzigen Debatte zur EU-Agrarpolitik sind wir jetzt beim Mink, Waschbären und Marderhund angekommen. Leider ist diejenige, die das Thema eingebracht hat, jetzt nicht da, aber vielleicht hört Frau Schlupp mich ja.
Ich soll berichten, wenn man es so will, wie sich in den letzten fünf Jahren die Populationen entwickelt haben. Da kann ich schon sagen, insbesondere für die drei Arten, beim Mink – ich gehe sogar in das Jahr 1972 zurück, seitdem haben wir Daten darüber, da gab es ihn hier noch nicht – hatten wir im letzten Jagdjahr, was uns zur Verfügung steht, 2016/17 74 Stück, im Jahr davor 37 oder in den Jahren 2012/13 waren es 109. Beim Mink ist es noch nicht das Problem, aber ich glaube, es geht vor allen Dingen auch darum, mal deutlich zu machen, wie sich die sogenannten Neozoen, also die nicht heimischen Arten und damit invasiven Arten, die sich hier mittlerweile eingelebt haben, entwickeln und welche Auswirkungen sie letzten Endes auf den gesamten Organismus der Region haben.
Wenn ich das beim Waschbären andeuten darf, dann ist es ja auch noch etwas Besonderes. Er ist, wenn man es so will, ein Generalist, wobei er eher vegetarische Züge hat, aber er ist auch in der Lage, tierische Produkte sehr gut zu verwerten. Da sieht die Sachlage dann schon deutlich anders aus: 1972 Null. Wenn ich mir allein das letzte Jagdjahr ansehe, wo 7.957 Waschbären durch die Jägerschaft erlegt worden sind, muss man heute feststellen, der Waschbär ist, wenn man es so will, seit 1990/91 massiv auf dem Vormarsch und er breitet sich immens aus. Man kann auch sagen, wir haben zum Teil eine Plage.
Deswegen haben wir wissenschaftliche Projekte, unter anderem in der Lewitz, ausprobiert und sind in der Lage, bei Prädatoren, also diesen Räubern, eine Nutzen- und Beutestrategie mal aufzustellen und welche Auswirkungen die insbesondere auf das Niederwild haben. Dazu hat es aus meiner Sicht ein sehr, sehr schönes und sehr gutes Symposium gegeben mit wissenschaftlicher Begleitung der Universität Tharandt, das haben wir auf den Weg gebracht, und da ist deutlich geworden, ja, es ist möglich mit der Prädatorenbekämpfung, wenn man es so will. Insbesondere spielt da nicht die Bejagung die Rolle, denn welcher Jäger macht so was schon gerne. Die Jägerschaft nun auch noch miteinzuspannen, halte ich nicht für den richtigen Weg, sondern hier geht es tatsächlich um die Fallenjagd oder andere Maßnahmen.
Ähnlich verhält es sich mit dem Marderhund, wobei wir hier in den letzten Jahren einen Einbruch hatten. Wir haben, wenn man es so will, seit Anfang der 90er-Jahre ein ganz massives Ansteigen: 1991 mit 23 Stücken auf der Strecke und im Spitzenjahr 2007/2008 waren wir bei 23.000 Stücken oder Tieren. Im letzten Jagdjahr waren es 8.645. Es zeigt also, die invasiven Arten sind massiv auf dem Vormarsch und wir haben wirklich große Mühe, diese Arten noch zu beherrschen. Deswegen brauchen wir weitere wissenschaftliche Erkenntnisse. Da sind wir am Arbeiten, und das werde ich auch im Agrarausschuss vorstellen, so ist es ja gewünscht.
Auf der anderen Seite ist es natürlich so, dass wir Strategien haben, insbesondere auf den Vogelschutzinseln, die für uns von großer Bedeutung sind, wo wir prioritäre Lebensräume von besonderen Arten im Ostseeraum im Rahmen der FFH-Sensibilisierung umzusetzen haben. In gleicher Weise gilt es auch in der Fläche oder in den Gebieten, wo wir sehr starke Vogelschutzgebiete haben, auch hier diese Arten möglichst zurückzudrängen und dazu die Sensibilisierung der Bevölkerung zum Selbstschutz – im Übrigen auch vor volkswirtschaftlichen Schäden, denn wenn man erst mal einmal so einen Marderhund oder insbesondere die Waschbären im Haus drin hat, ist das ein Riesenproblem, erstens, ihn wieder loszuwerden, und zweitens, die Schäden, die er auch im zivilen Bereich, wenn ich das so sagen darf, anrichtet, zu regulieren – voranzutreiben. Insofern brauchen wir geeignete Maßnahmen, die wir aber eingeleitet haben.
Das alles will ich im Agrarausschuss vorstellen und ich gehe davon aus, dass sich dann diejenigen, die den Antrag eingebracht haben, an dieser Debatte beteiligen und vor allen Dingen auch an den Sitzungen teilnehmen. – Herzlichen Dank.
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Bei diesem Thema muss ich mich vielleicht doch stark zurücknehmen, denn als Geograf, auch wenn ich von der Wirtschafts- und Sozialgeografie komme, ist genau dieses Thema seit Langem, ja ich möchte vielleicht sagen, sogar ein Lieblingsbeschäftigungsnebenbeithema. Deswegen werde ich versuchen, das doch sehr zu straffen, damit das nicht den Charakter einer Vorlesung bekommt.
Die heutige Debatte könnte man vielleicht mit zwei Zeilen aus Goethes Zauberlehrling zusammengefasst überschreiben.