Würde ich das kommentieren dürfen, was die Präsidentin sagt, dann würde ich mich noch mehr bedanken.
In der Erhebung, also in der Drucksache 7/193, frage ich: „An welcher Anzahl von öffentlichen allgemein bildenden Schulen wird gemäß der Abfrage des Ministeriums“, und so weiter und so fort, Wiederbelebungsunterricht durchgeführt? Da antwortet mir die Landesregierung: „In der Erhebung wurde lediglich erfragt, ob und wie eine zukünftige Umsetzung des Wiederbelebungsunterrichtes an den Schulen denkbar/vorstellbar wäre. Somit sind keine Angaben zur Frage möglich.“ Das ist diese Landesregierung! Und wenn hier einer Schuld hat, dann ist es die Landesregierung, aber sicherlich nicht die Linksfraktion!
Ich schließe die Aussprache, möchte aber trotzdem den Hinweis geben, dass auch jeder Konjunktiv in gewisser Weise ein Kommentar zur Ausführung der Präsidentin ist, und von daher möchte ich nur freundlich darauf hinweisen, auch wenn wir alle gern gelobt werden, der Konjunktiv wird zukünftig als Kommentar gewertet werden.
Im Rahmen der Debatte ist beantragt worden, den Antrag der Fraktion der BMV auf Drucksache 7/1810 zur Beratung an den Bildungsausschuss zu überweisen. Wer stimmt für diesen Überweisungsvorschlag? – Die Gegenprobe. – Gibt es Stimmenthaltungen? – Gibt es Kommentare zur Geschäftsordnung? – Damit ist der Überweisungsvorschlag einstimmig angenommen.
Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 24: Beratung des Antrages der Fraktionen der SPD und CDU – Insektensterben stoppen – Forschungen intensivieren, Drucksache 7/1817. Hierzu liegt Ihnen ein Änderungsantrag der Fraktion DIE LINKE auf Drucksache 7/1892 vor.
Antrag der Fraktionen der SPD und CDU Insektensterben stoppen – Forschungen intensivieren – Drucksache 7/1817 –
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich kann mir vorstellen, dass jeder von Ihnen schon mal nachts im Bett gelegen hat
und das kleine, piepsende Biest, das um seinen Kopf rumfliegt, wirklich verteufelt hat und gehofft hat,
dass es keine Mücken mehr gibt. Und wenn Sie doch gestochen worden sind, dann werden Sie am nächsten Tag noch mehr geflucht haben und sich aufgeregt haben über diese schrecklichen Mücken.
Aber wenn man sich das ein bisschen versachlicht, Herr Ehlers, dann kommen wir doch zu der Erkenntnis, dass gerade die Mücken oder allgemein die fliegenden Insekten von ganz herausragender Bedeutung sind, wenn es darum geht, bei uns auf der Welt die Nahrungsgrundlage für Vögel zu sein oder eben auch andere fliegende Insekten als Bestäuber für Blühpflanzen. Wenn sie nicht da wären, hätte das enorme Auswirkungen auf alle anderen Tierarten und uns ganz natürlich mit dazu, denn der Mensch ist nur das letzte Glied der Nahrungskette und wenn vorher was fehlt, dann haben auch wir irgendwann ein Problem.
Die Ergebnisse der Krefelder Studie – viele von Ihnen werden sie wahrscheinlich nur medial verfolgt haben und nicht richtig reingeschaut haben –, aber das Hauptergebnis, was immer wieder durch die Medien ging, war ja, dass 75 Prozent der Insekten oder der Insektenbiomasse nicht mehr vorhanden seien. Das ging hoch und runter und da gab es unterschiedliche Kommentare. Wenn man dann aber direkt reinschaut, dann sieht man schon auch, dass die Autoren gesagt haben, es ist natürlich etwas, worauf wir achten müssen, und das sollte uns alle aufschrecken. Die Messmethoden sind zum Teil selbst durch die Autoren oder die Ergebnisse, die sie finden konnten, nicht so ganz als Beleg gesehen worden, aber nichtsdestotrotz ist das der Anfang einer Diskussion, der damit gelegt wurde, den wir ernst nehmen müssen. Wir müssen diese Diskussion vor allen Dingen mithilfe der
Wissenschaft und Forschung weiterführen und wir dürfen uns nicht von Argumenten wie Insekten an Windschutzscheiben unserer Autos leiten lassen. Das ist doch was, was sehr subjektiv ist, und das nimmt auch die Ernsthaftigkeit aus der Situation leider heraus.
Ich persönlich gehe davon aus, dass dieser beschriebene Rückgang des Insektenvorkommens insgesamt ganz verschiedene Ursachen hat, die sehr vielfältig sind. Und da müssen wir natürlich schauen, wie das auch wissenschaftlich zu erklären ist, dass gerade an diesen Messstellen, die nämlich in Naturschutzgebieten lagen, dann so ein Rückgang zu verzeichnen ist bei Fluginsekten. Wo kommen die Schwankungen her in den Populationen, die gemessen wurden? Welchen Einfluss hat das Wetter, welchen Einfluss hat die Witterung, unser Klima auf die Fluginsekten, also Sonne, Regen, Frost? Wie wirken sich aber auch unterschiedliche Wirtschaftsweisen unserer landwirtschaftlichen Betriebe auf Fluginsekten aus und welchen Einfluss nimmt künstliches Licht, weil auch das beschreiben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass künstliches Licht auf den Hormonhaushalt bei Insekten solche Auswirkungen hat, dass da doch ganz schön viel schiefgehen kann. Und wenn man dann wieder in die Krefelder Studie guckt, sind die Messstellen genau um Ballungsgebiete herum gewesen, wo viel künstliches Licht ist. Auch das ist ein Indiz dafür, dass man tiefer in die Materie gucken muss, als es leider viele getan haben, die sich eine Zahl herausgreifen und damit durch die Gegend rennen.
Ich stelle mir auch die Frage, welche Schadstoffe bei Fluginsekten möglicherweise eine Rolle spielen. Und weil es eben so viele mögliche Ursachen gibt – da ist meine Liste unter Garantie nicht vollständig –, ist es so wichtig, dass wir jetzt endlich stichhaltige Daten bei diesem wichtigen Thema bekommen. Das heißt, eine gesicherte Datenlage ist für mich ganz oben auf der Prioritätenliste, das können Sie wissen. Nur wer Ursachen kennt, kann Einfluss darauf nehmen, was wirklich verbessert werden kann.
Das ist auch der Grund, warum wir mit dem vorliegenden Antrag nicht nur einen Bericht haben wollen, was tatsächlich hier bei uns in Mecklenburg-Vorpommern der Status quo ist und welche Maßnahmen im Moment sinnvoll einzusetzen sind in Mecklenburg-Vorpommern. Ich denke da zum Beispiel an Blühstreifen, ich denke da aber auch an Randstreifen und Hecken, Biotopverbünde und so weiter und so fort.
Ich gehe natürlich auch davon aus, dass der Bienenkatalog, den wir vor einigen Jahren schon hier im Parlament durch meine Kolleginnen und Kollegen beschließen konnten, jetzt vorgelegt wird und der Minister ganz klar auch Aussagen machen kann, wie es denn weitergehen kann mit welchen Pflanzen.
Und wir fordern natürlich auch auf, dass die Forschung in diesem sensiblen Bereich weiter vorangetrieben wird
und wir dann einen wissenschaftlich belegbaren, wissenschaftlich fundierten Plan an die Hand bekommen können. Das heißt, wir brauchen – und das steht im Antrag drin – einheitliche Messstandards, wir brauchen eine einheitliche Vorgehensweise, wir brauchen klar gefasste Handlungsempfehlungen und wir müssen schauen, dass wir mit allen Beteiligten das umsetzen. Und was brauchen wir dafür? Am Ende ein Finanzbudget.
Im Ältestenrat ist vereinbart worden, eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 120 Minuten vorzusehen. Ich sehe und höre dazu keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Also wenn ich Frau Nahles wäre, dann würde ich jetzt singen:
„Summ, summ, summ, Bienchen, summ herum.“ Aber das Thema ist äußerst ernst zu nehmen. Wir gehen jetzt mal in die Geschichte dieser Erde zurück und Sie machen mit mir einen Ausflug 440 Millionen Jahre zurück.
440 Millionen Jahre zurück. Wissenschaftler haben festgestellt, dass wir in dieser Epoche, in 440 Millionen Jahren, mittlerweile vier große Phasen gehabt haben von Artensterben. Die fünfte läuft zurzeit. Das heißt, wir haben in der Evolution zu verzeichnen, dass wir gut 50 Prozent – das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen –, 50 Prozent der Arten in den letzten 440 Millionen Jahren verloren haben. Wenn wir die Krefelder Studie ernst nehmen – ich nehme das sehr ernst – und uns auch mit unseren analytischen Auffassungen in diesem Lande und innerhalb der Bundesrepublik Deutschland befassen, nehmen wir zur Kenntnis, dass wir einen Artenschwund haben und dies ganz weitreichende Konsequenzen für die Menschheit und das Leben auf dieser Erde haben wird. Denn eins ist auch vollkommen klar, es gibt kein Pflanzenwachstum auf der Erde ohne die Organismen.
Und auch da noch eine interessante Zahl, finde ich jedenfalls. Wenn man bedenkt, wir nehmen uns mal einen Quadratmeter, nur einen Quadratmeter Boden vor, stelle ich die Frage an uns: Können Sie in etwa einschätzen, wie viele Organismen dort aktiv sind, wie viele unterschiedliche Arten? Es sind 2.000, 2.000 unterschiedliche Arten, und auf einem Quadratmeter agieren etwa durchschnittlich 100.000 Lebewesen, 100.000!