Die Dynamisierung der Zuschüsse haben wir auf 2019 vorgezogen und die Gehälter der Theatermitarbeiter werden schrittweise an den Flächentarif angepasst.
Die Mehrkosten, die durch die Dynamisierung und die steigenden Gehälter entstehen, werden sich Land und Kommunen in einem, wie ich finde, fairen Verhältnis von 55 : 45 Prozent teilen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, was ist denn in den letzten Monaten passiert? Wenn ich jetzt hier und da lese, wir hätten die Reform gekippt, sie einkassiert oder beerdigt, dann klingt das nach einem „Weiter so“.
Mit diesem Theaterpakt ist aber sehr wohl eine Neuausrichtung verbunden. Mit ihm werden wir sehr wohl Veränderungen eingehen. Und dieses Modell, das wir dafür gefunden haben, ist eben nun anders als ursprünglich erwartet.
Warum das so ist, ist aus meiner Sicht schnell erzählt. Die Theaterreform oder -fusion in den östlichen Landesteilen hätte in dieser Form nicht mehr die notwendige Akzeptanz gefunden,
nicht bei Trägern, nicht bei den Theatern und nicht bei der Bevölkerung. Eine derartige Zäsur wäre aber nicht umsetzbar
ohne ein gewisses Maß an Goodwill aller Beteiligten. Im Zuge der Verhandlungen kristallisierte sich immer mehr heraus, dass sich bei einer Fusion nicht nur die Interessen von Land und Kommunen gegenüberstanden, sondern vor allen Dingen zwischen den Kommunen unterschiedliche Interessen herrschten. Das war alles eben nicht im Sinne des Erfinders. Stellen Sie sich eine Gesellschaft vor, in der sich die Mitgesellschafter nur belauern! Das kann nicht funktionieren. Für uns ging es deshalb darum, eine Alternative zu finden. Der Vorschlag, in
welche Richtung eine solche Alternative gehen könnte, kam von den Kommunen selber. Besser geht es doch gar nicht.
Aber auch beim Kooperationsmodell mussten und müssen sich alle bewegen, bisweilen sogar ordentlich strecken, denn ein einfaches „Weiter so“ funktioniert eben nicht. Während die öffentliche Hand vor allem mehr Geld geben wird, heißt es für die Theater, dass sie künftig mit einigen Stellen weniger auskommen müssen. Von den einst für die Theater im Osten angepeilten 60 Stellen werden nun 30 abgebaut. Und die GSA, unsere Landesbeteiligungsverwaltung, erhält dauerhafte Einblicke in die Gesellschaften. Die Theater, die nun alle als eigenständige Häuser erhalten bleiben, haben sich verpflichtet, zukünftig enger zusammenzuarbeiten, also künstlerische Schnittmengen zu schaffen und zu nutzen, die sich dann auch in den Spielplänen niederschlagen. Die Verhandlungen rund um eine Theaterfusion waren Grundlage für die nun gefundenen Lösungen, und das möchte ich ausdrücklich betonen, denn im Zuge all dieser Gespräche wurde detailliert geklärt, was gemeinsam geht, an welchen Stellen die Häuser voneinander profitieren können, woraus Neues entstehen könnte und wo es eben nicht passt. Auf all diesen Erkenntnissen können die Verantwortlichen nun aufbauen. Die angestrebten Kooperationen fangen also nicht bei null an.
Und dass die Bemühungen der vergangenen Jahre keineswegs ins Leere gelaufen sind, zeigt das Mecklenburgische Staatstheater, unter dessen Dach Schwerin und Parchim gemeinsam die regionale Theaterlandschaft prägen und für das nun im Zuge des Theaterpaktes das Land die alleinige Gesellschafterschaft angeboten hat.
All diese vergangenen Verhandlungsrunden, ich sage das hier ausdrücklich, hat mein Kollege Mathias Brodkorb bestritten und auch in seiner jetzigen Position hat er einen ganz wichtigen Beitrag zu diesem Theaterpakt geleistet.
Die Angleichung der Theatergehälter an den Flächentarif wäre ohne sein Zutun nicht möglich gewesen. Dafür möchte ich an dieser Stelle ganz ausdrücklich Danke sagen.
Um diesen Schritt Richtung Tarif dann auch wirklich zu gehen, ist es nun an den Theatern, ihre Stellen- und Finanzpläne vorzulegen. Erste Gespräche dazu sind bereits terminiert. Schließlich sind sich alle der großen Chance bewusst, die sich für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter da auftut.
Meine Damen und Herren, für mich ist dieser Theaterpakt vor allem eine Attraktivitätsgarantie, und das für eine ganze Dekade. Mit dem Fortbestand der einzelnen Häuser besteht auch das vielfältige Kulturangebot der verschiedenen Sparten weiter. Der Pakt sichert aber nicht nur ab, sondern er schafft Anreize für künstlerische Innovation und eine Qualitätssteigerung. Bessere Gehälter machen die Arbeit an unseren Theatern wieder interessanter für neue Künstler. Die zugesagten Investitionen für die Standorte Rostock und Greifswald werden dazu beitragen, dass neben dem Programm auch die Spielstätten selber neue Strahlkraft entfalten.
Denkt man an den Theaterpakt vom NDR, ist er eine Art Entwicklungshilfe im besten Sinne, nämlich Hilfe zur Selbsthilfe. Schließlich geht es darum, die Theater zukunftsfest zu machen, und das nicht nur in Bezug auf die hohe Kunst an sich, sondern auch auf die hohe Kunst der Wirtschaftlichkeit. Das eine hängt am anderen und deshalb passte es sehr schön, dass unsere Ministerpräsidentin, der ich an dieser Stelle für ihr großes Engagement
(Unruhe vonseiten der Fraktion DIE LINKE – Simone Oldenburg, DIE LINKE: Auch danken möchte. – Heiterkeit bei Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE)
Ich finde das Gemurmel absolut deplatziert, weil ohne unsere Ministerpräsidentin dieser Pakt nicht zustande gekommen wäre,
die gesagt hat, das Theater um das Theater muss beendet werden. Und ich finde es nach wie vor deplatziert, ein gutes Engagement der Landesregierung mit der Koalition hier zu belächeln.
Dass andere das, was wir hier gemacht haben, gut finden, beweisen Schreiben, die ich bekommen habe. Und das sind Institutionen, die uns hier geschrieben haben, wo wir sonst selten Lob bekommen. Ich möchte mit Erlaubnis der Präsidentin zitieren aus einem Schreiben des Deutschen Bühnenvereins, dem Bundesverband der Theater und Orchester. „Sehr geehrte Frau Ministerin, liebe Frau Hesse!“
„Wir möchten heute einfach die Gelegenheit nutzen, um uns bei Ihnen im Namen des Deutschen Bühnenvereins sehr herzlich für Ihr Engagement für den Theaterpakt in Mecklenburg-Vorpommern zu bedanken.“
Es geht weiter: „In der positiven Erwartung, dass auch die Kommunen dem Pakt zustimmen, hat durch Ihre Initiative nicht nur eine schwierige und lange Debatte zu einem guten Ende gefunden, Mecklenburg-Vorpommern bekennt sich damit auch zu seinen Mehrspartenhäusern, was nicht nur den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den Häusern, sondern auch der gesamten Gesellschaft
Ver.di schreibt heute in seiner Pressemitteilung: „Besonders hervorgehoben und begrüßt wurde der jüngste Theater-Gipfel mit Ministerpräsidentin Schwesig in Mecklenburg-Vorpommern. Die Landesregierung hat nach vielen Jahren untertariflicher Bezahlungen in den meisten Theatern den kommunalen Trägern landesweit ein neues Angebot unterbreitet. Die Theatergesellschaften bleiben eigenständig und das Land bietet an“,
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie hören, dieser Theaterpakt ist auf einer breiten Zustimmung, in einem großen Konsens beschlossen worden. Insofern möchte ich mich noch mal bei allen Beteiligten bedanken. Wir haben hier etwas Gutes erreicht und dieses Gute lassen wir uns auch nicht schlechtreden. – Vielen Dank.
Die Ministerin hat die angemeldete Redezeit um zweieinhalb Minuten überschritten. Diese steht nach Paragraf 85 unserer Geschäftsordnung den nicht an der Regierung beteiligten Fraktionen zusätzlich zur Verfügung.