Protokoll der Sitzung vom 14.09.2018

Einen Moment! Einen Moment, Herr Fraktionsvorsitzender!

Herr Dr. Jess, ich fordere Sie jetzt explizit auf, Sie haben alle noch genügend Redezeit, kommen Sie ans Pult und unterbrechen Sie nicht in permanenter Weise den Redner!

(Vincent Kokert, CDU: Wenn sich das nicht irgendwie vermeiden lässt, hätte ich was dagegen.)

Er muss auch die Möglichkeit …

(Unruhe vonseiten der Fraktion der AfD – Zuruf von Dr. Gunter Jess, AfD)

Jetzt erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf, weil Sie sich doch zumindest anzuhören haben, was ich hier zu sagen habe.

Also nochmals, ich fordere Sie auf, Zwischenrufe sind gestattet, aber das geht weit über das Maß von Zwischenrufen hinaus.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Herr Weber kommentiert die Aussage der Präsidentin.)

Herr Fraktionsvorsitzender, Sie haben das Wort.

Herzlichen Dank.

Herr Kramer hat sich gegen Rassismus ausgesprochen. Herr Kramer, dann sollten Sie mal mit Herrn Gauland sprechen! Sie kennen das Zitat über Herrn Boateng, dass man nicht sein Nachbar sein will?! Das ist doch Rassismus.

(Horst Förster, AfD: Das ist doch aus dem Zusammenhang gerissen.)

Oder der AfD-Vorsitzende des Baden-Württembergischen Schiedsgerichtes: Der nennt Barack Obama einen „Quotenneger“. Oder Herr Höcke mit seinem Zitat: „Im 21. Jahrhundert trifft der lebensbejahende afrikanische Ausbreitungstyp auf den selbstverneinenden europäischen Platzhaltertyp.“ Rassismus! Purer Rassismus von Ihrer Partei!

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE – Dr. Ralph Weber, AfD: Das ist kein Rassismus.)

Das ist Rassismus.

(Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD)

Was ist das denn, Herr Professor?

(Zurufe von Dr. Ralph Weber, AfD, und Dr. Gunter Jess, AfD)

Das ist die Wahrheit, sagt Herr Professor. Ja, meine Damen und Herren, da fällt mir nur noch Ihr Zitat ein von den Biodeutschen:

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Ja.)

Wir „‚Biodeutsche‘ mit zwei deutschen Eltern und vier deutschen Großeltern“. Das sind bei Ihnen die Biodeutschen. Und dann haben Sie noch mal nachgeschoben, dass es „Förderung nur für Deutsche“ gibt. Herr Professor, das ist der Ariernachweis bei den Nazis. Welchen Beweis brauchen wir denn noch, dass Sie in Richtung Rechtsextremismus unterwegs sind?!

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Doch nicht „in Richtung“, Thomas! Doch „nicht in Richtung“!)

Welchen Beweis brauchen wir noch?

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE – Simone Oldenburg, DIE LINKE: Längst angekommen. – Der Abgeordnete Nikolaus Kramer bittet um das Wort für eine Anfrage.)

Herr Fraktionsvorsitzender!

(Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD)

Herr Professor Weber!

Ich wollte gerade die Frage stellen, aber Sie setzen sich wieder hin, dann hat sich das erledigt.

(Nikolaus Kramer, AfD: Er hat schon abgelehnt.)

In der Tat. Ich lass mir meine Rede nicht kaputtmachen durch Zwischenfragen.

(Unruhe vonseiten der Fraktion der AfD – Dr. Ralph Weber, AfD: Da ist nicht viel kaputtzumachen.)

(Jens-Holger Schneider, AfD: Sehr souverän! Sehr souverän! – Simone Oldenburg, DIE LINKE: Die können das nicht kaputtmachen.)

Meine Damen und Herren, es gab in den vergangenen Tagen auch eine sehr merkwürdige Diskussion um die Frage, ob es in Chemnitz Jagdszenen oder Hetzjagden gegeben hat.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Ja.)

Ich sage dazu: Wer ignoriert, dass Polizisten, Journalisten, Migranten und Demokraten von Neonazis bedroht, verfolgt und angegriffen werden, wer in einer solchen Situation nicht wahrhaben will, was von vielen Journalisten und Augenzeugen übereinstimmend berichtet wurde, wer lieber eine Diskussion über die vermeintlich richtige Semantik führen will, der verharmlost die Gefahr eines immer weiter um sich greifenden Rechtsextremismus in unserer Gesellschaft,

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

und, meine Damen und Herren, der macht sich am Ende gewollt oder ungewollt zum Steigbügelhalter einer Partei wie die AfD, die die freiheitlich-demokratische Grundordnung, Herr Kramer, beseitigen will.

(Christoph Grimm, AfD: Unsinn! Völliger Unsinn! – Jens-Holger Schneider, AfD: Das ist eine Frechheit.)

Ja, Sie generieren sich als Opfer. Genau das ist doch das, was Sie immer machen. Das hat Herr Kramer hier auch versucht:

(Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE: Genau.)

die AfD als das Opfer.

(Zuruf vonseiten der Fraktion der AfD: Nö! – Zuruf von Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE)

Ich habe Ihnen doch gerade eine ganze Reihe von Zitaten gebracht. Sie sind nicht Opfer, meine Herren, Sie sind Täter!

(Jens-Holger Schneider, AfD: Oha!)

Sie sind Täter, und zwar sind Sie Täter mit Worten. Und was Worte auslösen, das hat mein Kollege Renz

(Horst Förster, AfD: Sie sind ein Verleumder!)

hier gerade ganz deutlich gemacht.

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD, Vincent Kokert, CDU, und Jacqueline Bernhardt, DIE LINKE – Unruhe vonseiten der Fraktion der AfD – Horst Förster, AfD: Sie sind ein Verleumder!)

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir können nicht hinnehmen, dass Menschen bedroht werden, weil sie anders aussehen. Wir können nicht hinnehmen, dass Menschen bedroht oder eingeschüchtert werden, weil sie von den Ereignissen berichten wollen als Journalisten. Wir können nicht hinnehmen, wenn Menschen durch Chemnitz ziehen und das Gewaltmonopol des Staates infrage stellen, und natürlich können wir nicht hinnehmen, dass Menschen durch die Straßen ziehen und den Hitler-Gruß zeigen. Um es ganz klar zu sagen: Wir werden es auch nicht hinnehmen.