Wertes Präsidium! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Gäste! Werte Mäkelborger un Vörpommern! Das Schweriner Theater befindet sich unbestritten in einer kritischen Phase. Mit dem in finanzieller Sicht leicht nachgebesserten Theaterpakt, der eigentlich nur einem Inflationsausgleich entspricht, lässt sich die zuvor bereits in Gang gesetzte Abwärtsspirale von Personalabbau und den damit verbundenen Einbußen an Quantität und Qualität der Vorstellungen sowie den sich folgerichtig vermindernden Zuschauerzahlen und Einnahmen nicht mehr stoppen.
Der neue Intendant wurde auch in diesem nachgebesserten Pakt nicht davon entbunden, den mit Amtsantritt ihm bereits aufgebürdeten Personalabbau zu stoppen. Im Gegenteil, der planmäßige Abbau hat als Randbedingung festen Bestand im Pakt. Und nebenbei: Keinen Chef lässt es kalt, wenn er Personal abbauen muss. Ich kann also verstehen, dass der Intendant da etwas einsilbig gegenüber der Belegschaft erscheint. Hier liegen im Grunde die Ursachen für die derzeitigen Querelen, über deren Auswirkungen wir mit dem vorliegenden Antrag befinden sollen.
Vor diesem Hintergrund macht sich die Belegschaft berechtigte Sorgen über die Zukunft – ihre eigene, die der Sparten, die des Hauses. Einige sehen für sich keine befriedigenden Perspektiven mehr vor Ort und suchen sich anderweitige Engagements. Ein spartenübergreifender Aderlass, ja, Erosionsprozess ist erkennbar. Ein Teil der verbliebenen Belegschaft hat diese Situation derart unbefriedigend empfunden, dass er das Problem an die Öffentlichkeit gebracht hat, aber zum Leidwesen vieler anderer Mitarbeiter, die die laufenden Verhandlungen dadurch gefährdet sehen.
Es gibt also durchaus Stimmen aus der Belegschaft, die der Meinung sind, dass es derzeit noch der falsche Weg ist, das Parlament einzuschalten, liebe Kollegen von der Linksfraktion. Das wurde in einem Gespräch dort im Hause, bei dem auch der Mitarbeiter von Ihrem Herrn Foerster anwesend war, sehr deutlich gesagt. Deshalb hatte ich auch Herrn Foerster bereits am Rande des letzten Plenums gebeten, diesen dort noch als Eilantrag vorgelegten Antrag zurückzuziehen.
Sehr geehrte Damen und Herren, es ist nicht unsere Aufgabe, um jeden Preis Themen zu besetzen. Manchmal ist mit Zurückhaltung mehr zu gewinnen. Oder andersrum gesagt: „Gut gemeint“ kann auch das Gegenteil von „gut“ bewirken.
Wir Parlamentarier haben meiner Auffassung nach nicht das Recht, uns während laufender Verhandlungen politisch einzumischen und an den Verhandlungen vorbei womöglich Fakten zu schaffen aufgrund von Wissen vom Hörensagen.
Wie bereits festgestellt, ist der Verhandlungsreigen noch nicht abgeschlossen. Der Aufsichtsrat hat in der letzten Woche getagt und auf der einen Seite Maßnahmen zur Befriedung der Situation innerhalb des Hauses vorgeschlagen sowie auch Aufgaben für die Gesellschafterversammlung verabschiedet, was wir eben schon gehört haben, die am Dienstag tagte. Die Gesellschafterversammlung hat nun wiederum Maßnahmen mit einer Laufzeit bis weit in 2019 hinein eingeleitet, gerade auch im Hinblick auf die Verbesserung des Betriebsklimas.
Auch wurde kolportiert, dass die Theatervereine an der Zukunftsgestaltung des Staatstheaters mit beteiligt werden sollen. Darauf bin ich persönlich schon gespannt. Als langjähriges Mitglied des Schweriner Theatervereins habe ich mich hierzu kürzlich, also vor zehn Tagen, mit Herrn Dr. Jungrichter unterhalten, und ich kenne seinen Standpunkt in dieser Angelegenheit. Erst nach Abschluss der immer noch laufenden Verhandlungen und den möglicherweise erzielten Korrekturen kann eine Bewertung hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit des Theaters im Kontext mit dem noch bestehenden Pakt erfolgen.
Meine Damen und Herren, zuallererst ist jedoch hier die Hausspitze gefordert, die Hausspitze des Theaters, ein Konzept vorzulegen, welcher künstlerische Anspruch für die Zukunft besteht und mit welcher personellen Ausstattung in den einzelnen Sparten und im Backstagebereich die Umsetzung unter Einbindung der Spielorte erreicht werden soll.
Und sie ist gut beraten, das unabhängig vom Korsett, das der Pakt hier finanziell und personell oktroyiert, zu tun. Dadurch entsteht der Handlungsdruck für die Landesregierung als Hauptgesellschafter. Dann kommt auch das Parlament ins Spiel, wenn es gilt, einen Maßstab für die Grundsatzfrage festzulegen, wie viel Theater wollen wir uns leisten, also wie viel Geld ist dafür im Haushalt erforderlich.
Es geht in dieser Frage ums Leistenwollen, meine Damen und Herren, nicht ums Können, denn nur so viel Theater, wie auch tatsächlich gewollt ist, werden wir am Ende des Tages auch vorfinden.
Da der vorliegende Antrag aber über die Betrachtung der Symptome nicht hinausgeht oder, wie Kollege Ritter es sagen würde, „Schaum schlägt“, werden wir ihn ablehnen. Die Zukunft des Hauses ist uns wichtiger, als an der falschen Stelle mit einer wenig hilfreichen Sündenbockdiskussion in die laufenden Verhandlungen hineinzugrätschen. – Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Im Juni standen wir hier noch im Landtag und haben uns über den Theaterpakt gefreut und über die gesicherte Zukunft der Theater in unserem Land. Keine sechs Monate später reden wir wieder über das Theater. Diesmal reden wir nicht über das Ob, heute reden wir über das Wie. Es geht nicht darum, ob wir uns Theater leisten, es geht darum, wie unsere Theater aussehen sollen.
Ins Rollen gebracht hat das Thema die Belegschaft des Mecklenburgischen Staatstheaters selbst. Es geht um Kürzungen, es geht ums Betriebsklima, es geht um das Programm, um den künstlerischen Anspruch. Das Land ist Hauptgesellschafter des Mecklenburgischen Staatstheaters – 74,9 Prozent –, und damit gehen uns als Landtag Probleme und Beschwerden der Mitarbeiter grundsätzlich etwas an.
(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU – Eva-Maria Kröger, DIE LINKE: Sehr richtig, Frau Kollegin!)
Meine Fraktion fragt sich aber, ob das Plenum nun unbedingt der richtige Ort ist, um zunächst darüber zu sprechen.
(Henning Foerster, DIE LINKE: Was ist es denn dann? – Eva-Maria Kröger, DIE LINKE: Was ist es denn sonst?)
Immerhin geht es um Betriebsinterna wie Mitarbeiterverträge. Ist eine öffentliche Debatte im Plenum darüber der richtige Ort? Wir hatten intern angeregt, das Thema im Ausschuss zu besprechen. Unser Koalitionspartner wollte wohl erst die Gespräche abwarten, und so sprechen wir nun doch hier im Plenum über die Problematik. Meine Fraktion hätte ja lieber mit den Beteiligten gesprochen, anstatt nur über sie.
(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU – Eva-Maria Kröger, DIE LINKE: Das haben wir auch getan. – Zuruf aus dem Plenum: Sehr richtig!)
Grundsätzlich findet meine Fraktion es sehr schade, dass nach dem Ende der jahrelangen Fusionsstreitigkeiten
das Mecklenburgische Staatstheater immer noch nicht durchstarten kann. Natürlich hat ein künstlerisches Ensemble einen anderen Anspruch als der Kaufmann, der auch die Finanzen und die Wirtschaftlichkeit im Blick haben muss. Als Eigentümer des Mecklenburgischen Staatstheaters und mit der Verantwortung für die Steuergelder, die nämlich in das Theater fließen, haben wir kein Interesse an experimentellen, künstlerisch herausfordernden, aber unrentablen Stücken, sondern es muss auch immer der wirtschaftliche Faktor betrachtet werden. Das ist eben der Nachteil, wenn sich das Land finanziell einbringt. Dann sind die Geschäftsführer und die einzelnen Theaterabteilungen künstlerisch vielleicht nicht mehr so frei, wie es in freier Trägerschaft wäre. Wir können es uns aber nicht leisten, dass hier Steuergelder verschwendet werden, um es mal unliebsam zu sagen.
Auf der anderen Seite haben wir als Hauptgesellschafter Erwartungen an den Anspruch eines Staatstheaters. Es handelt sich hier nicht um irgendeine Kleinkunstbühne. Unser Staatstheater soll niveauvolle Kunst und Kultur anbieten. Es soll aber auch verschiedenste Geschmäcker bedienen, es soll neue Theaterinteressierte werben und bereits Theaterbegeisterte immer wieder neu überraschen. Absolut kontraproduktiv für all diese Ansprüche sind da ungelöste Streitigkeiten. Es ist deshalb wichtig, dass den Gesprächen jetzt auch Taten folgen und dass innerhalb des Theaters und der Belegschaft kommuniziert wird, dass es nur gemeinsam und unter Betrachtung aller Aspekte funktioniert.
Experimente, teure Produktionen, viele Neuaufführungen – das ist doch alles erst dann möglich, wenn der finanzielle Background stimmt. Deshalb kann ich die Intention hinter den Einsparvorgaben grundsätzlich erst mal nachvollziehen. Ich kann aber auch das künstlerische Ensemble verstehen, was die Ansprüche an das Niveau eines Staatstheaters und den Glanz der Vergangenheit umgesetzt sehen will. Kunst und Wirtschaftlichkeit sind manchmal schwer unter einen Hut zu bekommen. Der Aufsichtsrat und die Gesellschafter haben Lösungsschritte vorgegeben, die erst einmal umgesetzt werden müssen. Jetzt muss geschaut werden, wie man das zusammen – alle gemeinsam vor Ort – hinbekommt.
Meine Fraktion erwartet, dass alle Beteiligten zusammenarbeiten. Ziel ist ein abwechslungsreiches, spannendes und finanziell kalkulierbares Theaterrepertoire. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Sehr geehrte Landtagspräsidentin! Sehr geehrte Mitglieder des Staatstheaters! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete!
Wer ein Theater füllen will, bedient sich der Dramaturgie, um es zu leeren, genügt Ideologie. Und ich glaube, genau das ist der Kern des Antrages der LINKEN.
Ich bin vom Kreistag Ludwigslust-Parchim in den Aufsichtsrat entsandt, das heißt, ich war aktiv bei den Aufsichtsratssitzungen beteiligt, weiß also genau, was besprochen und was beschlossen worden ist.
Ich weiß, was die Schauspieler bewegt, das wurde mir in der fünfstündigen Sitzung bei der Anhörung der zwölf Mitglieder des Staatstheaters klar. Was ich hier heute noch mal besonders lobend erwähnen möchte, auch unsere Ministerin Birgit Hesse war bei einer der Sitzungen dabei und hat sich intensiv mit dem Thema beschäftigt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mein lieber Herr Foerster! Ich weiß, welche großartige Arbeit in den Häusern in Parchim und in Schwerin geleistet wird, und ich sage Danke für die vielen großartigen Stunden, die ich als Zuschauer im Theater verbringen durfte. Mir wurde in der Aufsichtsratssitzung deutlich, welche Gefühle sie gerade durchleben und welche Erwartungen sie an ihr Theater und auch an uns Politiker haben. Das Mecklenburgische Staatstheater zusammen mit dem jungen Staatstheater Parchim befindet sich gerade im größten Umbruch seiner Geschichte.
Wir haben die finanziellen Rahmenbedingungen für alle Beteiligten neu geordnet. Wir haben den Theaterpakt beschlossen, das heißt, wir haben das Theater finanziell auf sichere Beine gestellt. Wir bauen in Parchim die alte Eldemühle zur Kulturmühle mit Theater und Museum aus, in der dann endlich das junge Staatstheater und die Reuterbühne eine neue Wirkstätte finden. Der neue Intendant bringt neue künstlerische Ideen auf die Bühne. Dass das nicht immer auf Gegenliebe bei den direkt Beteiligten trifft, das ist klar, dass neue künstlerische Eindrücke auf das Publikum wirken, ist auch klar, und dass Kunst und Künstler von Emotionen auf und hinter der Bühne leben und davon geprägt sind, dürfte jedem, der schon einmal im Theater gewesen ist, klar sein.
Kurzum, wer so ein Theater leitet, der braucht viele Fähigkeiten: künstlerischen Spürsinn, das richtige Händchen im Umgang mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und natürlich kaufmännischen Sachverstand. Wenn diese Dinge zusammenkommen und das Publikum vom Inhalt begeistert ist, dann steigen nicht nur die Besucherzahlen, dann strahlt unser Staatstheater weit über die Landesgrenzen hinaus. Um das umzusetzen, braucht man Mut, aber auch die Rückendeckung aller Beteiligten, gerade auch die Rückendeckung der Gesellschafter und die Rückendeckung der Politik, und es braucht das Vertrauen der Politik in die gewählten Gremien der Gesellschafterversammlung und des Aufsichtsrats.
Ich persönlich finde es äußerst unverantwortlich, in dieser wirklich angespannten Situation politisches Kapital herauszuschlagen, so, wie es hier mit dem Antrag der LINKEN gemacht wird.
(Unruhe vonseiten der Fraktion DIE LINKE – Simone Oldenburg, DIE LINKE: Ja, euer Handeln ja auch nicht.)