Protokoll der Sitzung vom 11.04.2019

Auch wenn es nicht der große Wurf ist, aber wenigsten die halbe Distanz, denn, wenn wir die Ziele des Pariser Klimagipfels und die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad wirklich erreichen wollen, dann brauchen wir mehr als Experimentierklauseln. Wenn wir das schaffen wollen, dann muss der Energiebedarf bis 2040 für den Verkehr, für die Wärme- und für die Stromversorgung vollständig aus erneuerbaren Energien gedeckt werden.

Mit den bestehenden Zielvorgaben und Gesetzen können wir uns das als Ziel in die Haare schmieren. Und das gilt auch für Experimentierklauseln.

Ich möchte dem Energieminister sein Engagement überhaupt nicht kaputtreden. Es ist dringend erforderlich, dass die Bundesländer Druck auf den Bund ausüben. Wir sehen ja, dass die Koalition in Berlin pennt.

(Torsten Renz, CDU: Na, na, na!)

Sie würgen erst den Ausbau der Erneuerbaren mit Ausschreibungen und Deckeln ab, reden der Autolobby nach dem Mund und verschlafen so die Verkehrswende. Auch in Sachen Wärmeerzeugung ist die Bundesregierung immer noch in der Umkleidekabine, obwohl das Spiel schon lange seit 80 Minuten läuft. Solange das bleibt, können wir 100 Pilotprojekte in der Bundesrepublik anschieben

(Torsten Renz, CDU: Läuft!)

und uns darüber freuen, aber das wird nicht reichen.

Und das ist der einzige Punkt, wo ich Herrn Kollegen Obereiner recht gebe: Für eine wirkliche Sektorenintegration reichen keine Einzelprojekte, sondern es muss von Grund auf das gesamte System umgestellt werden.

Frau Abgeordnete Schwenke, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Grimm?

Nein, danke.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Das dauert immer so lange.)

Innovationsfeindliche Regeln, Abgaben und Steuern müssen abgeschafft oder zumindest vereinfacht werden. Das System ist durch politisches Handeln so kompliziert geworden, also kann es auch durch politisches Handeln, wenn man es denn will, vereinfacht werden.

Ich möchte noch auf die Bundesratsinitiative aus Schleswig-Holstein verweisen, wo genau auch die Fragen der Steuern und Abgaben bei Projekten der Sektorenkopplung Gegenstand sind. In dieser Initiative geht es um grundsätzliche Änderungen und nicht um Experimentierklauseln und Einzelprojekte. Ich teile nicht alles, was dort in dem Bundesratsantrag steht, aber ein Großteil geht in die richtige Richtung. Ich gehe einmal davon aus, dass die Landesregierung sich in diese Debatte konstruktiv einbringt und diesen Antrag auch unterstützen wird. Dazu sagt der Energieminister ja vielleicht noch was, wenn wir über den AfD-Antrag dazu sprechen.

Doch das Fazit bleibt am Ende dasselbe: Alles, was diese Landesregierung anpackt, ist immer nur ein Stückwerk. Irgendwie fehlen da oft der Wille und die Kraft, um ein Thema mal richtig anzupacken. In Ihrem Glas ist immer nur die Hälfte Wasser drin, eigentlich ist es dann auch egal, ob es halbvoll oder halbleer ist, es ist einfach nicht voll. Doch der Klimaschutz und die Energiewende brauchen Mut und Volldampf. Das bringt diese Landesregierung leider nicht zustande.

Meine Damen und Herren, es heißt ja, dass man am besten mit einem Lob enden soll. Das bekomme ich hin,

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

denn ein Gutes hat die Initiative: Sie kommt vielleicht ungewollt, aber zur richtigen Zeit.

(Sebastian Ehlers, CDU: Aha!)

Ich kann es nur betonen, jeder, der vor einigen Monaten noch gesagt hat, dass unsere Jugend sich für nichts interessiert und nichts macht, als vorm Fernseher oder dem Rechner zu sitzen, wird jeden Freitag eines Besseren belehrt.

(Dr. Ralph Weber, AfD: Genau, schulschwänzen.)

Vielleicht bringt der Druck von der Straße, die Rufe der Generationen, deren Zukunft wir hier mitbestimmen, die Bundesregierung zur Vernunft und vielleicht hilft das auch dem Energieminister bei der Stimmensammlung im Bundesrat. – Ich danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE)

Das Wort hat jetzt für die Fraktion Freie Wähler/BMV der Abgeordnete Herr Borschke.

(Andreas Butzki, SPD: Na, Ralf, jetzt bin ich ja mal gespannt! – Simone Oldenburg, DIE LINKE: Ich nicht. – Zuruf von Thomas Krüger, SPD)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Sehr geehrtes Präsidium! Ihr System wird krachend scheitern, daher brauche ich hier auch nicht auf Details oder Einzelheiten einzugehen.

(Manfred Dachner, SPD: Weil Sie sich nicht auskennen.)

Es geht mir ums Prinzip. Sie versuchen etwas zu retten, was nicht zu retten ist. Gerade im Hinblick auf den Klimawandel, Herr

(Thomas Krüger, SPD, und Sebastian Ehlers, CDU: Herr da Cunha.)

da Cunha, ist es wichtig zu reagieren.

(Heiterkeit bei Dirk Stamer, SPD)

Ja, unsere funktionierende Energiewirtschaft umweltfreundlich und zukunftssicher zu gestalten, das wäre eine Aufgabe gewesen. Das wäre marktwirtschaftlich möglich gewesen, aber das Marktwirtschaftliche stört Sie daran, zumal, wenn ich aus dem Fenster gucke und schon wieder sehe, dass wir eine Wetterlage haben, die der im letzten Jahr sehr ähnlich ist. Wir müssen reagieren, unser Klima ändert sich

(Andreas Butzki, SPD: Wetter ist aber was anderes als Klima, ne? – Thomas Krüger, SPD: Also doch menschgemacht.)

und daher müssen wir natürlich reagieren, aber was Sie machen, ist die Verschwendung von Volksvermögen. Nichts anderes ist das.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Allein die Behauptung …

(Thomas Krüger, SPD: Also doch menschgemacht. – Zuruf von Dr. Ralph Weber, AfD)

Das habe ich nicht gesagt, das war Ihre Interpretation, Herr Krüger.

(Thomas Krüger, SPD: Natürlich, sonst brauchten wir ja nicht zu reagieren.)

Allein Ihre Behauptung, Wasserstoffenergie Power-toGas wäre nur wirtschaftlich, weil es so hoch besteuert würde, ist Unfug.

(Beifall vonseiten der Fraktion der AfD)

Das stimmt natürlich nicht, und hätte dieses Institut IKEM etwas anderes geschrieben, als es Ihnen recht wäre, würde es das Institut wahrscheinlich nach kurzer Zeit nicht mehr geben.

(Elisabeth Aßmann, SPD: Das ist aber eine Vermutung. – Heiterkeit bei Susann Wippermann, SPD)

Meine Damen und Herren, zu dem Thema „Sozialistische Planwirtschaft marktwirtschaftlich gestalten“ kommen wir heute auch noch.

(Heiterkeit bei Thomas de Jesus Fernandes, AfD)

Aber ich möchte mal mit einem Zitat

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Beginnen!)

beginnen:

(Zuruf von Andreas Butzki, SPD)

„Deshalb müssen wir Schrecken einjagende Szenarien ankündigen … Um Aufmerksamkeit zu erregen, brauchen wir dramatische Statements und keine Zweifel am Gesagten.“

(Philipp da Cunha, SPD: Und das versuchen Sie gerade.)

„Jeder von uns Forschern muss entscheiden, wie weit er ehrlich oder eher effektiv sein will!“ – Stephen Schneider, Stanford, Professor und Autor beim IPCC. Das sind also Ihre Wissenschaftler, auf die Sie sich stützen!