Protokoll der Sitzung vom 11.04.2019

(Peter Ritter, DIE LINKE: Gegen die Veranstaltungen der Bundeswehr in Schulen richtet sich das.)

Deswegen mussten wir natürlich einen Antrag stellen und wünschen, dass das hier im Landtag klargestellt wird,

dass das zumindest nicht die Auffassung einer deutschen Regierungspartei insgesamt sein kann. Das ist für uns eine elementare Feststellung oder auch eine elementare Forderung: Deutsche Regierungsparteien müssen sich zur Bundeswehr bekennen.

(Eva-Maria Kröger, DIE LINKE: Aber nicht zu Veranstaltungen in der Schule.)

Wenn sie anfangen, sich von der Parlamentsarmee zu distanzieren, distanzieren sie sich damit auch automatisch vom Parlamentarismus.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Ach Gott! Ach Gott! So weit hergeholt.)

So sehe ich das.

(Eva-Maria Kröger, DIE LINKE: Ach Gottchen! Armee und Parlamentarismus ist ja schon das Gleiche.)

Ja, DIE LINKEN können ja gleich ihre Meinung dazu vortragen.

(Zuruf von Marc Reinhardt, CDU)

Ich möchte auf den Antrag im Detail eingehen. Es gibt dabei zwei spannende Begriffe, einmal das Thema Parlamentsarmee. Was ist das überhaupt? Da sollten gerade DIE LINKEN mal zuhören, was überhaupt eine Parlamentsarmee ist.

(Eva-Maria Kröger, DIE LINKE: Das wissen wir sehr gut, was das ist, Herr Wildt.)

Das kannten Sie ja früher nicht. Eine Parlamentsarmee ist eine Armee, die wirklich der Kuratel des Parlaments unterliegt, das heißt, das Parlament hat nicht nur die Budgethoheit, legt den Verteidigungshaushalt fest und bespricht alle Angelegenheiten der Armee im Verteidigungsausschuss, genauso, wie wir das in allen anderen Ausschüssen tun, sondern es bestimmt auch über die Auslandseinsätze,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Schlimm genug.)

und zwar nach dem Parlamentsbeteiligungsgesetz. Diese Einsätze sind immer nur maximal auf zwölf Monate befristet und müssen dann wieder verlängert werden, wenn man sie verlängern möchte.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Und was haben sie dann für Ergebnisse gebracht bislang?)

Das heißt, alle Einsätze der Armee unterliegen ganz klar dem Deutschen Bundestag, dem frei gewählten Parlament unseres Landes.

Und, Herr Ritter, überlegen Sie jetzt wirklich, ob Sie mit Ihren Zwischenrufen in dieser Form fortfahren wollen!

(Peter Ritter, DIE LINKE: Welche Ergebnisse haben die Auslandseinsätze gebracht, will ich von Ihnen wissen. Die Ergebnisse der Einsätze?)

Und die Staatsbürger in Uniform – auch das ist ein zweiter, ganz wichtiger Begriff in unserem Antrag –, die

Staatsbürger in Uniform sind seit 1956 das Leitbild der inneren Führung der Bundeswehr. Das ist ein zentraler Aspekt zum Selbstverständnis unseres Soldaten.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Hannibal lässt grüßen!)

Das kennen Sie sicherlich aus Ihrer Vergangenheit, Herr Ritter, in der Form auch nicht. Seit 1956 gilt das Soldatengesetz.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Ja.)

Das vereinbart genau drei Dinge miteinander, nämlich den vollwertigen Soldaten, aber auch den guten Staatsbürger und vor allen Dingen den freien Menschen. Befehl und Gehorsam gehören zu jeder Armee dazu,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Ach was?!)

das ist selbstverständlich so, aber – und das ist das Besondere unserer Bundeswehr – bei uns ist es beschränkt auf rechtmäßige militärische Befehle. Das heißt, Kriegsverbrechen wären zum Beispiel mit unserer Bundeswehr überhaupt nicht möglich.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der CDU und Freie Wähler/BMV)

Jeder Soldat hat dann das Recht zu widersprechen und die Pflicht, diese Befehle nicht auszuführen. Deswegen ist unsere Bundeswehr eine einzigartige Armee – vorbildhaft in der gesamten Welt.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Vor allem hinsichtlich der Einsatzbereitschaft.)

Nicht nur bei uns im NATO-Bündnis, sondern auch viele darüber hinaus orientieren sich am Aufbau und am inneren Leitbild unserer Bundeswehr.

Es muss klargestellt werden, inwiefern die regierungstragenden Parteien – bei der CDU ist es selbstverständlich, darüber brauchen wir nicht zu reden, aber bei der SPD ist jetzt eben dieser Zweifel aufgekommen. Ich habe den Eindruck, dass es in Mecklenburg-Vorpommern nicht das Thema ist und dass wir das ganz leicht ausheben können.

(Tilo Gundlack, SPD: Dann brauchen wir die Debatte hier auch nicht. Dann ist das völlig sinnlos.)

Aber ich glaube, dass unsere Bundeswehr einen Anspruch auf diese Rückendeckung aus der Gesellschaft, aus der Bevölkerung und auch aus den Parlamenten hat. Und da gibt es eben nicht nur den Bundestag, sondern 16 Landtage.

Dieser Rückenwind ist wichtig, denn die Soldatinnen und Soldaten setzen schließlich ihre Gesundheit und ihr Leben – und das ist auch richtig gewesen im Antrag oder in der Antragsbegründung der SPD, das ist richtig formuliert worden –, ihre Gesundheit und ihr Leben aufs Spiel und sie verlieren sie sogar teilweise, Gesundheit und Leben. Dann diese Soldaten und Soldatinnen auch noch zu verhöhnen und zu sagen, na ja, die haben sich jetzt hier für das Morden gemeldet und sind sozusagen selber schuld, das ist das Schlimmste, was ein Parlament oder

eine Partei einer Armee wie unserer Armee überhaupt zufügen kann.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der CDU und Freie Wähler/BMV)

Ich bin jetzt tatsächlich gespannt auf die Debatte. Es ist die Chance, glaube ich, für jede Fraktion, hier im Parlament klar Stellung zu beziehen. Ist man für eine Parlamentsarmee im Unterschied zu einer Präsidialarmee, wo der Präsident sagt, die Armee geht hier hin, die Armee geht da hin? Das ist eben bei uns gerade nicht möglich. Die frei gewählten Abgeordneten entscheiden darüber. Bekennt man sich zu einer Parlamentsarmee und bekennt man sich zu unserem Leitbild des Staatsbürgers in Uniform?

(Eva-Maria Kröger, DIE LINKE: Ich dachte, es geht um Werbung in den Schulen?!)

Ich bin angesprochen worden im Vorfeld zu dem Thema Werbung. Das Wort „Werbung“ könne unter Umständen missverständlich verstanden werden und Sie kennen mich, glaube ich, so, dass ich solche Hinweise ernst nehme und darüber noch mal nachdenke. Deswegen stelle ich jetzt hier mündlich einen Änderungsantrag in der Form, dass ich hinter das Wort „Werbung“ noch ergänzt haben möchte die Worte „für die Bundeswehr als Institution“,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Und genau das streitet die Bundeswehr ja ab. Sie macht keine Werbung, sie informiert nur.)

um das noch mal klarzustellen, dass es eben tatsächlich um die Bundeswehr als Institution geht, so, wie ich es gerade beschrieben habe: Parlamentsarmee, armeefreier Staatsbürger in Uniform. Das ist für mich noch mal wichtig.

Selbstverständlich geht es nicht um Werbung für Töten, das wäre mir nie eingefallen. Deswegen haben wir das in unseren Antrag nicht reingeschrieben. So hätte ich es nie verstanden. Aber ich möchte das gerne noch mal zur Klarstellung ergänzen, damit es auch der SPD vielleicht noch ein bisschen leichter fällt, damit es noch mal klarer gestellt ist, worum es geht. Es geht wirklich um unsere Bundeswehr als Institution eben, wie sie ist. Also noch mal fürs Protokoll: Bitte hinter dem Wort „Werbung“ ergänzen „für die Bundeswehr als Institution“!

Es geht darum, wenn die Jugendoffiziere in den Schulen auftreten, tatsächlich Werbung für unsere Bundeswehr so zu machen, wie sie ist, denn das ist nicht selbstverständlich. Es gibt Angriffe auf unseren Status der Bundeswehr.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Sie machen keine Werbung, sie informieren, Herr Wildt!)

Es gibt durchaus Stimmen, die sagen, nein, die Bundeswehr muss sich verändern, das Leitbild ist nicht mehr zeitgemäß, das muss sich anpassen und mehr dem einer Berufsarmee entsprechen. Diesen Stimmen trete ich ganz entschieden entgegen.

Ich wäre auch ganz offen für die Fortsetzung der Wehrpflicht gewesen, damit die Gesellschaft und die Bundeswehr weiterhin eine Einheit sind,

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD, CDU, AfD und Freie Wähler/BMV)

damit das fest ineinander verwoben ist, damit alle drei Monate neue junge Wehrpflichtige kommen. Wer das nicht möchte, kann ganz einfach den Wehrdienst verweigern. Das war ja überhaupt gar keine Schwierigkeit, dann den Zivildienst zu machen, auch aus meiner Sicht beides gleichwertig, aber es kamen alle drei Monate junge neue Staatsbürger in die Armee.

Solche Dinge, wie sie teilweise heute und in den letzten Jahren aufgedeckt worden sind, wären früher nicht möglich gewesen.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Ha, ha, ha!)