... hatten wir an unseren Schulen wegen doch zurückgehender Schülerzahlen einen ziemlichen Lehrerüberhang. Wir haben das damals, alle wissen das, mit dem Lehrerpersonalkonzept gelöst. Das bedeutete, alle Lehrer arbeiteten weniger und bekamen auch etwas weniger Geld, dafür musste es bei uns zu keinen größeren Entlassungen kommen. Es gab dann eine gewisse Kehrtwende, so ab dem Jahr 2006/2007. Seitdem steigt der Lehrerbedarf stetig an. Das hat zum einen wieder mit steigenden Schülerzahlen zu tun, das hat aber auch damit zu tun, dass ziemlich viele Lehrer seitdem dann auch in Pension gegangen sind und auch gehen werden.
Wir reagierten darauf auch mit der Beendigung des Lehrerpersonalkonzeptes – ich glaube, in der letzten Legislaturperiode haben wir das quasi komplett beendet –, und wir sind auch seitdem, man kann fast sagen, stets bemüht, an den Universitäten die Ausbildungs-,...
... die Ausbildungskapazitäten in einem guten Dialog mit den Universitäten zu erhöhen. Wir haben auch schon über andere Modelle wie die pädagogische Hochschule nachgedacht und werden sicherlich auch weiter darüber nachdenken, dazu will ich aber heute nicht weiter ausführen.
Wir haben heute, und das haben ja alle ausgeführt, einen starken Bedarf an Lehramtsbewerbern und -bewerberinnen. Wir wissen, wir werden so im Durchschnitt die nächsten Jahre 700 brauchen. Die Zahlen sind so, wir stellen ziemlich – 654, glaube ich, waren es dieses Jahr, die wir einstellen konnten, darunter, Herr Wildt hat es gesagt, 30 Prozent Seiteneinsteiger. Wir wissen alle hier im Hohen Haus, dass das gerade unter unseren Bildungsleuten und auch unter unseren Lehrern, die wir hier im Landtag haben – Herr Renz, Herr Butzki
oder Frau Oldenburg –, immer sehr umstritten war oder auch noch vielleicht umstritten ist, das Thema mit den
Seiteneinsteigern, da sie ja alle eine komplette Ausbildung durchgemacht haben und es jetzt ja hier nicht der Fall ist. Trotzdem geben auch sie am Ende zu, es ist ja kaum eine Alternative dazu zurzeit zu finden. Genug Lehramtsstudenten sind nicht auf dem Markt.
Und deshalb wird am Ende auch mein Kollege Renz zustimmen, auch wenn er vielleicht nicht fröhlich zustimmt, dass an dem Bedarf und auch an dem Einstellen von Seiteneinsteigern zurzeit kein Weg vorbeiführt
und wir ja auch wissen – ich will nicht sagen, an der einen oder anderen Stelle kann das ja durchaus auch zur Belebung im Schulalltag beitragen, gerade auch an Berufsschulen haben wir damit ja gute Erfahrungen gemacht –, aber es ist ganz klar, und da gebe ich Ihnen recht, Herr Wildt, das pädagogische Grundkonzept fehlt hier natürlich zunächst.
Wir haben da seit dem letzten Jahr einige Verbesserungen erreicht, die Bildungsministerin ist darauf eingegangen. Ich gebe Ihnen aber recht, Herr Wildt, wir müssen da deutlich weitere Verbesserungen anstreben. Sie haben das mit dem Geld angesprochen, es ist in der Tat zurzeit im Landeshaushalt dabei wenig zu sehen. Es ist aber so, wir haben ja das Schulpaket mit den 200 Millionen vereinbart.
Dort sind wir noch in der Diskussion, aber auch da ist schon klar zu sehen, dass auch ein gewisser Teil des Geldes für die Qualifizierung von Seiteneinsteigern verwendet wird. Die Bildungsministerin ist darauf eingegangen, dass wir auch dabei sind, mehr Leute einzustellen, um diese Ausbildung zu forcieren.
Ich gebe Ihnen recht, wir müssen das hier durchziehen. Wir brauchen eine stärkere berufsbegleitende und auch begleitende Ausbildung der Seiteneinsteiger, müssen es auch schaffen, sie möglichst vor dem Dienstantritt zu qualifizieren. Das hängt aber leider immer ein bisschen mit der Einstellung zusammen. Wenn sie halt erst im August eingestellt werden, ist es noch schlecht mit der Qualifizierung davor. Trotzdem, glaube ich, sind wir hier in guten Gesprächen, das zu verbessern.
freue ich mich schon darauf, dass wir nächstes Jahr gucken, ob wir hier wieder erheblich vorangekommen sind
und wir dann hier vielleicht auch zu weiteren positiven Aussagen kommen. – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Ja, sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Ja, die Anträge von heute und vom letzten Jahr gleichen sich, und das hat sicher einen Grund. Das haben wir heute Abend ja schon das eine oder andere Mal gehört. Und da hat meine Fraktion dann auch gleich mitgemacht, denn auch unser Änderungsantrag von heute gleicht ja – wortgleich – dem aus dem letzten Jahr. Wenn man das so fortführen würde, könnte ich die Rede meiner Kollegin Simone Oldenburg hier in Gänze zitieren aus dem letzten Jahr,
und auch, wenn ich die Situation der Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger beschreiben müsste, kann ich das sagen, was wir letztes Jahr schon kritisiert haben.
Zum neuen Schuljahr wurden 220 Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger in den Schuldienst eingestellt, mehr als je zuvor. Das ist die einzige grundlegende Neuerung und gleichzeitig eine dramatische Verschlechterung, und das, obwohl es doch besser werden sollte, denn der Kollege Butzki hatte uns ja in der letzten Debatte am 12. September zugesichert, ich zitiere mal: „Aber in der Hinsicht gebe ich Herrn Wildt recht“ – also das bin nicht ich, das ist Herr Butzki –,
„der hat jetzt einen ganz konkreten Vorschlag gemacht. Deswegen werden wir heute diesem Antrag nicht zustimmen, aber ich sichere Ihnen zu, dass wir auch als Fraktion eine Evaluation verlangen und dass wir uns dann im Januar/Februar“, also vor ein paar Monaten, „im Bildungsausschuss noch mal intensiv damit beschäftigen, wie im nächsten Jahr“, also jetzt, „die Ausbildung der Seiteneinsteiger vonstattengeht. Also das sichere ich Ihnen jetzt als schulpolitischer Sprecher unserer Fraktion zu.“
Herr Butzki, was sagen denn die Ergebnisse Ihrer Evaluation? Was sind die Ergebnisse Ihrer intensiven Gespräche aus dem Januar und Februar? Was hat sich grundlegend verbessert? Doch nichts! Wenn ich jetzt Frau Ministerin Martin gehört habe, hat sie gesagt, sie sind jetzt im Gespräch mit den Seiteneinsteigern, wie man es besser machen könnte,
sie sind jetzt in der Evaluation. Und ich muss Ihnen sagen, wir haben seit zehn Jahren Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger im System, seit vielen Jahren warnen wir vor dem Problem. So, jetzt sind die Probleme da und wir überlegen immer noch, wie wir die Qualität besser machen können. Das kann es doch nicht sein! Da müssen wir endlich aus dem Muspott kommen, meine Damen und Herren!
Inzwischen gibt es ja den Kompaktkurs in den Ferien, das wurde angesprochen, fünf Wochen pädagogische Vorbereitung für die neuen Kolleginnen und Kollegen. Aber gerade einmal 41 neu eingestellte Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger, Sie hatten gesagt, insgesamt 86,
aber nach unserer Kenntnis sind es von den 220 neuen 41, die neu ausgebildet wurden, und das heißt dann, dass gerade einmal 20 Prozent
sämtlicher neu eingestellter Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger eine Schmalspurausbildung von 25 Tagen erhalten hatten. Vier von fünf Seiteneinsteigern wurden also keine einzige Minute in Pädagogik oder in Didaktik oder in Methodik fortgebildet. Das heißt dann eben auch, dass genau 179 Lehrkräfte ohne Lehrbefähigung alleine in diesem Jahr wiederum ohne pädagogische Grundkenntnisse vor den Klassen stehen. Das kann es doch wirklich nicht sein! Da müssen Sie zugeben, zum Besseren hat sich grundlegend nichts geändert, rein gar nichts. Mehr als 16 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer sind inzwischen Seiteneinsteiger, also das ist jede sechste Lehrkraft ohne ein Lehramtsstudium. Ich finde diese Zahlen dramatisch, das muss ich wirklich so sagen.
Und an dieser Stelle erlaube ich mir dann doch, meine geschätzte Kollegin Oldenburg aus der Debatte zu zitieren, die da sagte, „eine Lösung des Problems ist diese Flickschusterei angesichts des Lehrermangels jedenfalls nicht. Offenbar fehlen immer noch tragfähige Konzepte, und das, obwohl derzeit absehbar ist und auch schon längere Zeit absehbar war, dass wir künftig auf Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger angewiesen sind. Aber bis die Landesregierung endlich diese Realität zur Kenntnis nimmt und die Lehramtsausbildung so gestaltet und personell so ausstattet, dass Lehramtsstudierende ihr Studium auch effektiv und in der Regelstudienzeit absolvieren können, ziehen noch Jahre ins Land.“
Nun haben wir die Haushaltsdebatte und vielleicht wird das eine oder andere dann ja auch umgesetzt, aber wir kommen nicht voran. Das dauert einfach alles zu lange.
Frau Oldenburg sagte weiter: „Durch eine dreimonatige Grundausbildung und durch einen Vorbereitungsdienst geben wir den Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern das nötige Wissen und vor allem die pädagogischen Grundlagen. Eine Schmalspurausbildung, eine Lehrerschnellbesohlung, wie man es auch immer bezeichnen möchte, können wir uns nicht leisten. Dafür haben wir eine zu hohe Verantwortung im Bereich der Bildung, eine zu hohe Verantwortung für die Kinder und für die Jugendlichen.“ Ende des Zitats.
Sehr geehrte Damen und Herren, die von uns geforderte Vorgehensweise ist ohne großen Aufwand möglich, denn
die Kapazitäten sind seit Jahren vorhanden. Im aktuellen und auch im künftigen Haushalt stehen insgesamt über 860 Stellen im Vorbereitungsdienst zur Verfügung, und Sie wissen, dass regelmäßig fast die Hälfte nicht besetzt werden kann. Andere Bundesländer wie Berlin, Brandenburg und Thüringen gehen diesen sinnvollen Weg mit einem Vorbereitungsdienst für Seiten- und Quereinsteiger bereits seit Längerem.