Das ist nicht ganz hervorgegangen aus seiner Rede und auch aus dem Antrag nicht. Von daher ist es tatsächlich eine Frage, die gestellt werden muss. Insofern, wir lehnen den Antrag ab. – Ich danke Ihnen.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die klare Sprache der Ministerin Drese ist zu begrüßen und sie hebt sich deutlich ab von der wesentlich weicheren Fassung bei der Beantwortung der Anfrage meines Kollegen Fernandes. Es ist deshalb tatsächlich aus meiner Sicht notwendig, über dieses Thema zu sprechen, auch wenn in MecklenburgVorpommern die Sache nicht aktuell zu sein scheint. Jedenfalls in anderen Bundesländern findet dieses Spiel ja wohl statt oder hat stattgefunden.
In der Debatte wurde jedenfalls deutlich, dass es sich bei „Original Play“ nicht um irgendein Bewegungsspiel zur körperlichen Ertüchtigung handelt, es geht um mehr, nämlich um ein angeblich pädagogisches Konzept, mit dem unser Leben bereichert und unsere Handlungsmöglichkeiten erweitert werden sollen. Das hört sich gleichermaßen verheißungsvoll wie nichtssagend und damit auf jeden Fall verdächtig an. Es wird behauptet, das ursprüngliche Spiel,
so, wie man es von kleinen Kindern und frei lebenden Tieren kenne, ein Spiel ohne Regeln und ohne Konkurrenz sei uns im Getriebe des Alltags verloren gegangen. Dieses Spiel sei ein Geschenk der Schöpfung, das mit „Original Play“ wiederentdeckt werde.
Nun, wir haben gehört, wie dieses Spiel in der Realität aussieht, und es stellt sich eine ganz andere Frage: Wie kommt es, dass über „Original Play“ und seine Tauglichkeit in Kindereinrichtungen überhaupt ein öffentlicher Diskurs stattfindet? Oder anders gefragt: Haben wir das Gefühl von Normalität komplett verloren? Nein, noch nicht, aber wir sind in einem stetigen Prozess auf dem Weg dahin.
Wir haben den inneren Kompass verloren beziehungsweise die Nadel pendelt orientierungslos umher. Und wenn man genauer hinsieht, hängt alles irgendwie zusammen.
Familie als Vater, Mutter, Kind – passé, Ehe eine Sache von Mann und Frau mit der Orientierung, Kinder zu bekommen – geradezu reaktionär. Nation als gewachsene Schicksalsgemeinschaft – was ist denn das? Jetzt heißt es, alle, die da sind.
Kulturgut Muttersprache – so nicht, nur noch gendergerecht verkünstelt und mit Anglizismen verziert. Frau in der Mütterrolle – völlig überholt.
(Martina Tegtmeier, SPD: Überholt! – Peter Ritter, DIE LINKE: Das Mutterkreuz wird nicht mehr verliehen.)
Vor diesem Hintergrund einer wabernden, geistig moralischen Gemengelage von dem, was gilt oder nicht mehr gilt, ist es oft ein Leichtes, neue fragwürdige Ideen in einer Gesellschaft, die zwar den Glauben verloren hat, dafür aber süchtig nach neuen Heilslehren ist, unterzubringen.
Da passt die Beschreibung des Spiels von „Original Play“ genau ins Bild, Zitatanfang: „,Original Playʻ fördert die emotionale Widerstandsfähigkeit, die Intelligenz, das Wohlbefinden und soziale Kompetenz. Dies schafft optimale Bedingungen für kognitives und sozial emotionales Lernen und ist gelebte Inklusion.“ Zitatende. Eine vielversprechende Rezeptur mit einer Prise Ideologie für perversen Schrott.
Auf dem Beipackzettel müsste zumindest stehen, bei dem Spiel kann es zu sexuellen Übergriffen kommen.
Gegen eine Rückbesinnung auf die Natur, auf natürliches Verhalten, auf das spielerische Verhalten kleiner Kinder und frei lebender Tiere ist nichts einzuwenden, auch nicht, sich über naturnahes, ursprüngliches Spielen Gedanken zu machen. Das könnte sogar, wenn man sich die Logistik in heutigen Kinderzimmern ansieht, die Sicht für einen angemessen kindgerechten Ausstattungsbedarf schärfen. Wer sein theoretisches Wissen erweitern möchte, kann zudem in Schriften der Pädagogik und der Verhaltensforschung viel zur Bedeutung des Spiels nachlesen. Um sich eine Meinung zu „Original Play“ zu bilden, reicht allerdings die Vernunft oder noch deutlicher der gesunde Menschenverstand vollkommen aus.
Das natürliche Spiel kleiner Kinder ist nirgends verboten, findet insbesondere unter Geschwisterkindern, aber auch sonst unter kleinen Kindern statt, wenn man sie gewähren lässt. Wir sehen es bei Haustieren, im Zoo oder in
Tierfilmen, wie kleine, uns im Verhalten doch oft sehr ähnliche Säugetiere miteinander spielen, und wir finden das meist niedlich und entzückend. Aber noch nie habe ich beobachtet, dass sich fremde erwachsene Menschen oder Tiere aus einem anderen Rudel in engem Körperkontakt mit Kindern oder Jungtieren am Boden herumwälzen. Zudem leben wir nicht in der Steinzeit und müssen auch nicht dahin zurück. Es ist schlicht und einfach absurd, was mit „Original Play“ hier propagiert wird.
Wer in diesem Hohen Hause würde denn je auf die Idee kommen oder einer entsprechenden Einladung folgen, sich in einer Kita mit fremden kleinen Kindern auf dem Boden herumzuwälzen? Das ist vollkommen abwegig.
Das kann ich mir nur bei einem Mann vorstellen, der eine pädophile Neigung hat. Und wenn dies auch nicht für alle gilt, ist zumindest davon auszugehen, dass sich allein pädophil veranlagte Männer für diese Aktivitäten interessieren. Daraus allein ergibt sich ein nicht akzeptables Risiko. Hier kommt hinzu, dass von den Akteuren nicht einmal ein Führungszeugnis verlangt wird.
Das Bedürfnis nach Berührung und Verbundenheit, was mit dem Spiel befriedigt werden soll, besteht, keine Frage, allerdings sehr individuell und damit sehr unterschiedlich. Wie dies gelebt, gefördert oder in die rechten Bahnen gelenkt wird, ist eine Sache derer, die für das Kindeswohl verantwortlich sind, und das sind zuallererst die Eltern. Auf keinen Fall sind es irgendwelche wildfremden Leute, vornehmlich sogenannte ausgebildete Lehrlinge, die mit den Kindern in einen engen Körperkontakt treten. Normal entwickelte Kinder suchen gerade keinen Körperkontakt mit Fremden. Das Spiel ist, auf den Punkt gebracht, ein Konzept zur Übergriffigkeit an Kindern und gehört deshalb verboten.
Und es ist ja schon interessant, wie Frau Bernhardt hier argumentiert, sie hält das Ganze schon für ein pädagogisches Konzept, nicht für primitiven Irrsinn. Sie ist skeptisch,
Nein, es ist ein pädagogisches Konzept, sie ist sehr skeptisch und findet es auch nicht gut, aber man diskutiert darüber.
Ich diskutiere in der Richtung, dass es eigentlich schon bezeichnend ist für den Stand unserer Gesellschaft – ich will jetzt nicht die Tassen im Schrank erwähnen –,
dass überhaupt in unserem Land und jedenfalls in anderen Ländern dieser Republik das praktiziert wird
ob das nun besonders geeignet sei oder nicht und wo man vielleicht mal nachgucken müsse, wo man näher prüfen müsse und so weiter.