Der Mangel an Bauingenieuren in einer ausgeprägten mittelständischen Wirtschaft – das hat Herr Waldmüller alles schon gesagt – ist natürlich ein erheblicher Nachteil. Es ist dort manchmal nicht möglich, mehr auszuschreiben. Ausschreibungen müssen wiederholt werden, man bekommt teilweise völlig überteuerte Angebote, hat enorme Preissteigerungen, und die Kosten, die man dort mehr hat, die kann man eben durch einen stärkeren Wettbewerb auf dem Markt, wenn man mehr Bauingenieure ausbildet, teilweise wieder ausgleichen, sodass die Mehrkosten, die dort entstehen, von den viereinhalb Millionen dort zumindest zum Teil wieder kompensiert werden, wenn auch möglicherweise auf der kommunalen Ebene. Die Hochschulausbildung ist ja Landessache, aber unter dem Strich ist es, denke ich, so, dass dadurch ein Teil des Geldes wieder hereingeholt wird.
Verdient gemacht um dieses Konzept haben sich ja, wie auch schon genannt, besonders der Ingenieurrat und auch die Vertreter von der Hochschule Wismar. Die haben ja dort ein Konzept ausgearbeitet, das jetzt ja quasi zu 90 Prozent umgesetzt wird. Das, was fehlt, ist die Wiedereinführung der Berufsausbildung mit Abitur. Das wollten die ja auch noch, so nach DDR-Vorbild. Ich gebe zu, dass das wahrscheinlich heute etwas schwierig ist, das wiedereinzuführen. Zusätzlich hat die Landesregierung beziehungsweise haben die die Landesregierung tragenden Fraktionen aber dort noch einen Bachelorstudiengang TGA hinzugefügt, „Technische Gebäudeausrüstung“. Das halte ich für sehr sinnvoll, vor allem vor dem Hintergrund, dass wir ja diesen Studiengang in
Norddeutschland eigentlich nur in Wolfenbüttel recht breit aufgestellt haben und ansonsten noch in deutlich schmalerer Ausführung in Bremerhaven und in Lübeck, sodass das durchaus Sinn macht, das hier zu tun. Wenn ich mal zurückdenke, vor 25/30 Jahren waren von der Bausumme etwa immer 15 bis 20 Prozent Auftragsvolumen technische Gebäudeausrüstung. Das wird immer mehr, das sind manchmal 30/40, bei einzelnen Gebäuden sogar 60 Prozent, sodass dort also ein erheblicher Bedarf an Ingenieurausbildung besteht.
Daher, weil der Kollege Waldmüller jetzt sagte, man hätte das vielleicht auch gern ein Jahr früher schon gehabt, möchte ich noch vielleicht anregen, dass man darüber nachdenkt, vielleicht nicht sofort, aber wenn man eine ein-/zweijährige Anlaufphase hat, ob man nicht auch einen Masterstudiengang „Technische Gebäudeausrüstung“ macht, weil der, der das studieren will, der muss immer derzeit weit fahren. Wie gesagt, Wolfenbüttel ist ein etablierter Standort, man kann das auch in Dresden oder in Berlin studieren. Aber wenn wir Studenten von außerhalb gewinnen wollen, um unsere Arbeitskräftedefizite hier zu lösen, aus anderen Bundesländern, dann ist das vielleicht gar keine schlechte Idee, wenn man dort noch vielleicht ein paar Euro mehr ausgibt, diesen Masterstudiengang dann hinzufügt im Bereich der technischen Gebäudeausrüstung und dadurch eben, wie ich schon sagte, dann, wenn man Ausschreibungen hat heutzutage, findet man ja … Manchmal bekommt der öffentlich Ausschreibende ja nicht mal mehr ein Angebot oder er bekommt Preise, die völlig überzogen sind teilweise, und dann muss man natürlich jetzt handeln, und das sollte man dann auch, denke ich, im Bereich der technischen Gebäudeausrüstung machen, wenn man sowieso vorhat, in diese Richtung zu denken.
Der Arbeitskräftebedarf wurde genannt. 120 Bauingenieure braucht man etwa jährlich im Bereich der Planung, der Ausführung und auch der staatlichen Baubehörden. Wir liegen da derzeit weit drunter, es wird ein großes Defizit auflaufen. Das läuft ja jetzt erst an, bis dahin wird der Mangel an Bauingenieuren noch größer werden, deshalb muss dort schnell gehandelt werden. Das muss auch zügig umgesetzt werden.
Aber im Grunde genommen finde ich dieses Konzept völlig richtig, mit dem einzigen Wunsch, dass man vielleicht noch mal darüber nachdenkt, dort einen Masterstudiengang für die TGA einzuführen, weil wir dann hier in unserer Region tatsächlich ein Alleinstellungsmerkmal hätten. Das gibt es nämlich auch in Hamburg nicht. Und das könnte man vielleicht machen, muss man nicht sofort machen, macht vielleicht auch gar keinen Sinn, wenn man es sofort macht, sondern man sollte das vielleicht mal ein, zwei Jahre anlaufen lassen, sich die Sache dann anschauen, wie viele Studienanfänger man gewinnt, und dann darüber noch mal neu nachdenken und dann vielleicht an der Stelle noch etwas draufsatteln. – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Abgeordnete! Werte Gäste! Mit dem Ihnen vorliegenden Antrag der Koalitionsfraktionen wollen wir nun das zähe Ringen um den Einsatz
der Lehrenden der Hochschule Wismar sowie der Verbände und Kammern der Bauwirtschaft in MecklenburgVorpommern nicht nur anerkennen, sondern auch das Bewusstsein für die Problemlage der Bauingenieurausbildung in unserem Land schärfen und erweitern.
Auf dem Parlamentarischen Abend des Ingenieurrates im September 2017 wurde der Auftrag hierfür initiiert. Seitdem wurden zahlreiche Gespräche seitens der Branchenvertreter unter anderem mit den Landtagsfraktionen der SPD und CDU sowie mit dem Infrastruktur-, Bildungs- und Finanzministerium geführt.
Im Ergebnis der vielfältigen Gespräche, Aktivitäten und Diskussionen wurde uns Anfang 2019 das auch Ihnen bekannte BLU-Konzept vorgestellt. Der Einsatz der Interessenvertreter der Bauingenieurausbildung in unserem Land ist besonders deshalb enorm wertzuschätzen, da die Umsetzung des Konzepts für sie selbst nicht weniger, sondern im Gegenteil – wie auch schon die Erarbeitung und die Bekanntmachung des Konzepts – mehr Arbeit bedeutete, zum Beispiel durch ein erweitertes Angebot an Lehrveranstaltungen und weitere Fahrtwege durch die Kooperation der Hochschulen und der Universität Rostock.
Meine Damen und Herren, wie aus dem Antrag ersichtlich reicht die Zahl der jährlich ausgebildeten Bauingenieure von rund 55 – das war der Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2017 – nicht annähernd aus, um derzeit und auch in Zukunft den Bedarf an Fachkräften, hier circa 120 Bauingenieure pro Jahr, im Bereich des Bauingenieurwesens für unser Land abzudecken. Ich denke, die Bedeutung des Bauingenieurnachwuchses für die Zukunft der Baubranche und damit auch die Zukunft des gesamten Landes mit seiner Infrastruktur war und ist allen Beteiligten bewusst.
Die Baubranche verzeichnet über 48.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Ein Bauingenieur bindet circa zehn Arbeitnehmer beziehungsweise Angestellte. Im Bauwesen in Mecklenburg-Vorpommern sind im Schnitt ein Drittel mehr Menschen beschäftigt als im Bundesdurchschnitt. Der Mangel an Bauingenieuren in den Planungsbüros, in den Baubetrieben und in den öffentlichen Verwaltungen führt somit zum Hemmnis bei der Umsetzung der vielfältigen Aufgaben und Maßnahmen im Bereich Bauen, Landesentwicklung und Umwelt und somit auch zu Kostensteigerungen.
Die Studierenden um den Professor Glaner sind bereits in der Vergangenheit neue Wege gegangen, um Werbung für das Studium an der Hochschule Wismar zu machen. So sind die Studenten in die Schulen gegangen im Land und haben dort durch interessante Vorträge die hervorragenden Studienbedingungen mit ihren Laboren an der Hochschule Wismar vorgestellt. Die SPD-Fraktion hat dieses Projekt mit 10.000 Euro aus dem Strategiefonds des Landes unterstützt.
Meine Damen und Herren, ein ewiges Thema war die Auslastung des Studiengangs am Standort Wismar, wir haben es ja auch von der Bildungsministerin gehört. Der Lehrstuhlinhaber Professor Glaner ist nicht müde geworden, immer wieder über die irreführende Berechnungsgrundlage mit den damals übernommenen Professuren aus Neubrandenburg aufzuklären. Der Betreuungsschlüs
sel von Studenten zu den wissenschaftlichen Mitarbeitern am einzig verbliebenen Bauingenieurstandort Wismar beträgt mittlerweile 24 : 1 – Herr Waldmüller hat es auch schon ausgeführt –, während er im Mittel aller Studiengänge in Mecklenburg-Vorpommern bei 4,8 : 1 liegt und im Durchschnitt 7,5 : 1 für andere Ingenieurwissenschaften.
Zwischenzeitlich ist nun der Bedarf erkannt, geklärt und Anreize zur Aufnahme eines Bauingenieurstudiums in Mecklenburg-Vorpommern wurden zusammengetragen und finden nun in der aktuellen Version des BLUKonzepts ihre Ausgestaltung. Bei der Entstehung des Konzepts und seinen zahlreichen Präsentationen durch die Entwickler und Begleiter kann man die so wünschenswerte und hervorragende Zusammenarbeit der beiden Hochschulen und der Universität Rostock gar nicht hoch genug anerkennen. Es steht außer Frage, dass beim gemeinsamen Ziel und Hauptinteresse, dem das Konzept dient, viele Einzelinteressen zu vereinen waren und es immer noch sind. Aber genau das ist den Hochschulen gelungen, und das haben sie mit dem Konzept eindrucksvoll bewiesen. Wir sind daher zuversichtlich, dass die Umsetzung in gleicher Weise vonstattengehen wird, und haben unsere volle Unterstützung dabei zugesichert.
Meine Damen und Herren, die Inhalte des BLU-Konzepts, die Kosten und die zeitliche Umsetzung – das kann ich mir jetzt sparen, das ist im Antrag ja ausführlich beschrieben und teilweise von meinen Vorrednern auch schon dargelegt. Deshalb lege ich die Blätter jetzt mal zur Seite und beginne dann sofort mit der...
Die Besetzung der Stellen für den Mittelbau an der Hochschule Wismar und an der Universität Rostock erfolgt dann 2020 im dritten Quartal beziehungsweise in Neubrandenburg 2021. Um dieses Konzept aber auch umsetzen zu können, wollen wir nun auch die rechtliche Grundlage mitsamt den notwendigen finanziellen Mitteln beschließen, um zukünftig wieder mehr Absolventinnen und Absolventen des Bauingenieurwesens in den Bereichen unseres Landes begrüßen zu können, in denen sie im Rahmen des Generationswechsels so dringend gebraucht und willkommen geheißen werden. Die finanziellen Mittel müssen auch im Interesse eines verantwortungsvollen Umgangs mit dem Landeshaushalt jetzt in die Hand genommen werden, um nicht als Land zukünftig noch um ein Vielfaches mehr ausgeben zu müssen, um Bauprojekte planen, prüfen und durchführen zu können.
Zudem stehen wir selbstverständlich wie auch in anderen Bereichen in direktem Wettbewerb um die besten Köpfe. Eine weitere Abwanderung der Studierenden, beispielsweise zum universitären Studium nach Hamburg, können und wollen wir uns nicht mehr leisten. Die beruflichen Aussichten für die Absolventinnen und Absolventen könnten viel besser jetzt nicht sein. Aufgrund der hohen
Ruhestandseintrittszahlen der aktuell kommenden Jahre bemühen sich nicht nur die Ingenieurbüros schon jetzt in besonderem Maße um neue Mitarbeitende und gehen bei der Suche auch bereits neue Wege, zum Beispiel zu den Jobmessen. Viele in der Branche können sich noch an ganz andere Zeiten erinnern, Herr Obereiner hat es gesagt.
Längst sind auch viele Maschinenbauingenieure und Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs Landeskultur und Umweltschutz in den Büros anzutreffen. Das zeigt umso mehr, dass das Konzept der standortübergreifenden Ausbildung mit den bereits vorhandenen Fachschwerpunkten vor Ort nicht nur absolut gebraucht, sondern auch Erfolg versprechend ist. Die neu geplanten Professuren bieten die Möglichkeit von Forschungsaktivitäten und großem Potenzial für Transferleistungen in die Wirtschaft, von denen wiederum unser Land flächendeckend profitieren kann, so zum Beispiel in den Bereichen Digitalisierung und Bauwerksdiagnostik.
Meine Damen und Herren, abschließend möchte ich mich bedanken, selbstverständlich bei meinen Mitstreitern in der SPD-Fraktion. Stellvertretend möchte ich hier auch unseren finanzpolitischen Sprecher Tilo Gundlack erwähnen, mit dem ich ja auch mehrere Gespräche auch vor Ort in der Hochschule Wismar mit den Vertretern dort geführt habe. Mein Dank geht selbstverständlich auch an meine Kollegen der CDU-Fraktion. Auch möchte ich mich bei unserem Finanzminister Reinhard Meyer und unserer Bildungsministerin Bettina Martin und ihren Mitarbeitern bedanken. Mein ganz besonderer Dank geht an Professor Glaner mit seinen Mitstreitern sowie an alle Beteiligte der Kammern und Verbände.
Meine Damen und Herren, es liegt noch viel Arbeit vor uns. Ich bin mir aber sicher, dass es uns gelingen wird, mit dem heutigen Beschluss und dessen Umsetzung mehr junge Menschen für ein Bauingenieurstudium in unserem Land zu gewinnen und auch nach erfolgreichem Abschluss hier zu halten. Eine Ergänzung noch zur Anmerkung von Herrn Obereiner: Ich denke, TGA-Studium, Bachelor und dann folgend Master, das Konzept ist ein laufendes Konzept, was dann stetig immer wieder überarbeitet beziehungsweise bearbeitet wird, auf Umsetzung und so weiter, und wir werden sehen, wie sich das dann darstellt. Und ich denke, es ist durchaus möglich, dass man später dann auch sagen kann, wir können auch einen Master in der TGA-Ausbildung anbieten.
Und zur jetzigen Befristung der Professorenstellen ist nur so viel zu sagen: Wir können ja in dem Moment nur in dem laufenden Haushalt abschließen, aber wir haben – deswegen ist auch der Antrag so umfangreich – dargelegt, dass wir gesagt haben, für den nächsten Doppelhaushalt wird die Landesregierung dann aufgefordert, diese Stellen dann abzusichern, sodass sie dann auch entfristet werden können. – Vielen Dank!
Ja, sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Befassung des heutigen Antrags könnte
man ja unter dem Sprichwort „Was lange währt, wird endlich gut“ zusammenfassen. Die Debatte um den Ingenieurmangel ist bekanntlich nicht neu. Bereits 2017 mahnten der Ingenieurrat und auch die Hochschule Wismar dringende Veränderungen an und hatten damit ja die Fakten auf ihrer Seite. Ich könnte das jetzt alles noch mal wiederholen, was Herr Waldmüller und ja auch meine anderen Vorredner gesagt haben: sinkende Studierendenzahlen, teilweise rapide sinkende Studierendenzahlen, geringe Absolventenraten, hohe Bedarfe auf der anderen Seite. Aber die ganzen Zahlen haben Sie schon verinnerlicht und mitgeschrieben, das erspare ich Ihnen jetzt noch mal, auch mit Blick auf den Zeitplan.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern – das haben wir gehört – werden in den kommenden fünf Jahren viele der Bauingenieure in ihren verdienten Ruhestand gehen. Immerhin ist fast die Hälfte der Bauingenieure älter als 55 Jahre. Und der Mangel wird sich also auch in der nächsten Dekade deutlich weiter verschärfen, wenn es uns nicht gelingt, erfolgreich gegenzusteuern. Und was das bedeutet, das ist täglich spürbar. Ich glaube, das kennen wir auch alle, die Kommunalpolitik machen. Ich glaube, die meisten von uns machen Kommunalpolitik. Es ist uns in den letzten Jahren gelungen, nachdem die Investitionen ja doch deutlich zurückgegangen sind, dass wir jetzt wieder mehr Spielraum spüren. Viele spüren das in ihren Kommunen und dann wollen wir investieren und dann beschließen wir tolle Maßnahmen, und dann stellen wir fest, dass wir gar kein Angebot bekommen, oder wir kriegen Abwehrangebote, das wurde ja auch schon hier ausgeführt.
Das beruhigt mich, Herr Butzki, das ist wunderschön. Dann brauchen wir für Neustrelitz keine weiteren Bauingenieurinnen und Bauingenieure.
und deswegen, ist klar, müssen wir dagegensteuern, weil das sind ja, die groteskesten Formen sind ja, wenn Sie dann sogar Fördermittel einwerben,
ja, dann werben Sie Fördermittel ein und dann können Sie die, im Zweifel müssen Sie die wieder zurückgeben, weil Sie gar nicht bauen können, und das ist natürlich etwas, was so ärgerlich ist, das sollten wir uns als Land und auch auf der kommunalen Ebene nicht allzu lange antun. Deswegen müssen wir hier als Landtag dringend gegensteuern, und meine Fraktion vertritt die Auffassung, dass der vorliegende Antrag auch ein geeigneter Baustein auf diesem Weg sein kann.