Protokoll der Sitzung vom 15.12.2000

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich eröffne die 66. Sitzung im 27. Tagungsabschnitt des Niedersächsischen Landtags der 14. Wahlperiode.

Ich stelle gleich zu Beginn die Beschlussfähigkeit des Hauses fest.

Geburtstag haben heute zwei Abgeordnete, und zwar der Abgeordnete Heinemann

(Beifall bei allen Fraktionen)

- er wird 62 Jahre alt - und der Abgeordnete Schwarzenholz, der 49 Jahre alt wird. Herzlichen Glückwunsch!

(Beifall bei allen Fraktionen)

Zur heutigen Tagesordnung bitte ich um Aufmerksamkeit für folgende Mitteilungen:

Wir beginnen die heutige Sitzung mit Tagesordnungspunkt 15 - Dringliche Anfragen. Es folgen unter Tagesordnungspunkt 16 die Fragestunde und unter Tagesordnungspunkt 3 die Fortsetzung der Eingaben, und zwar die Beratung der strittigen Eingaben. Anschließend kommen wir zu den Abstimmungen im Rahmen der Haushaltsberatung.

Die heutige Sitzung soll gegen 19.25 Uhr enden.

An die rechtzeitige Rückgabe der Reden an den Stenografischen Dienst wird erinnert.

Es folgen geschäftliche Mitteilungen durch die Schriftführerin. Bitte!

Von der Fraktion der SPD haben sich entschuldigt Herr Endlein und Frau Saalmann, und von der Fraktion der CDU hat sich entschuldigt Herr Meier.

Bevor ich den Tagesordnungspunkt 15 - Dringliche Anfragen - aufrufe, möchte der Kollege Schünemann zur Geschäftsordnung reden. Bitte schön!

(Unruhe bei der SPD - Fasold [SPD]: Jetzt sind wir aber überrascht!)

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren!

(Anhaltende Unruhe - Glocke des Präsidenten)

Die CDU-Fraktion beantragt eine Unterrichtung durch die Landesregierung zu den drohenden Bundeswehrstandortschließungen insbesondere in Niedersachsen.

(Fasold [SPD]: Die halbe CDU- Fraktion beantragt das! - Weitere Zu- rufe von der SPD)

- Die CDU-Fraktion!

(Zuruf von der SPD: Die ist doch gar nicht da!)

Nach den Presseveröffentlichungen vom gestrigen Tage ist klar, dass das, was der Bundesverteidigungsminister noch vor kurzem gesagt hat, nämlich dass die Bundeswehrstrukturreform nicht zu Standortschließungen führt, eine Falschmeldung gewesen ist. Es drohen viele Standorte in Niedersachsen geschlossen zu werden. Das hätte katastrophale Auswirkungen gerade in strukturschwachen Regionen Niedersachsens. Dies muss auf jeden Fall verhindert werden.

(Zuruf von Beckmann [SPD])

Wir müssen so schnell wie möglich eine umfassende Information durch die Landesregierung bekommen, damit wir auch ganz schnell reagieren können. Ich gehe davon aus, dass dies völlig unstrittig ist. Falls es jedoch Probleme geben sollte, weise ich vorsorglich darauf hin, dass die Landesregierung verpflichtet ist, hierzu Stellung zu nehmen; denn Artikel 25 Abs. 1 der Niedersächsischen Verfassung sagt eindeutig, dass die Landesregierung in wichtigen Dingen das Parlament unterrichten muss. Dies hier ist ohne Zweifel eine ganz wichtige Problematik für Niedersachsen.

Gleichzeitig beantragt die CDU-Fraktion, einen weiteren Punkt in die Tagesordnung aufzunehmen; denn wir sind der Auffassung, dass es nicht ausreicht, heute hier unterrichtet zu werden, sondern dass auch das gesamte Parlament gefordert ist, dass das Parlament Flagge zeigen muss und seine Position zu der Bundeswehrstrukturreform in Niedersachsen klar machen sollte. Deshalb beantragen wir, dass wir heute hier über eine Entschließung

„Bundeswehrstandorte in Niedersachsen erhalten“ debattieren sollten.

(Zuruf von Adam [SPD])

Wir sollten heute aber nicht nur darüber debattieren, sondern wir sollten heute auch ein eindeutiges Signal setzen und deshalb auch heute darüber entscheiden, damit wir möglichst fraktionsübergreifend ein Signal setzen dahin gehend, dass die Standorte in Niedersachsen erhalten bleiben.

(Lebhafter Beifall bei der CDU)

Ich hoffe, dass wir gemeinsam zu dieser Entscheidung kommen,

(Zuruf von Beckmann [SPD])

und würde mich freuen, wenn wir ein solches Signal für die Bundeswehr in Niedersachsen heute kurzfristig setzen könnten.

(Lebhafter Beifall bei der CDU - Beckmann [SPD]: Wo wart ihr denn, als Rühe die ganzen Dinger geschlos- sen hat? - Gegenrufe von der CDU - Plaue [SPD]: Da hat Herr Wulff Sand gezählt! - Beckmann [SPD]: Fragen Sie doch mal den Kollegen Wiesen- see, wo er gewesen ist, als Brake ge- schlossen worden ist! - Weitere Zuru- fe)

Der Abgeordnete Möhrmann hat sich zu Wort gemeldet.

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Eigentlich, Herr Schünemann, müsste ich zu Beginn die Frage stellen, ob Sie denn heute schon „Die Welt“ gelesen haben.

(Beifall bei der SPD)

Es ist schon richtig, dass die Landesregierung nach Artikel 25 unserer Verfassung frühzeitig und vollständig zu berichten hat.

Nach unserer Kenntnis und nach dem Dementi des Bundesinnenministeriums

(Wulff (Osnabrück) [CDU]: Lassen Sie das doch die Regierung sagen!)

und auch des Verteidigungsministeriums von gestern gibt es keinen Anlass,

(Unruhe bei der CDU)

über diesen Artikel in der „Welt“ heute zu reden, weil diese Liste schon viel länger bekannt ist,

(Unruhe bei der CDU)

weil das Parlament von der Landesregierung über deren Wissensstand ausdrücklich informiert worden ist

(Wulff (Osnabrück) [CDU]: Das war aber gleich null!)

und weil die Landesregierung zudem jederzeit bereit ist, wenn es denn tatsächlich Erkenntnisse gibt, den Innenausschuss unverzüglich zu unterrichten. Wir haben das heute Morgen noch einmal mit dem Innenminister und mit dem Ministerpräsidenten besprochen. Ich kann also zusagen, dass eine solche Unterrichtung unverzüglich erfolgen wird.

(Zuruf von der CDU: Wann gibt es die Liste denn?)

Abgesehen davon, meine sehr verehrten Damen und Herren, hätte die CDU-Fraktion auch schon am Montag die Chance gehabt, dazu eine Dringliche Anfrage zu stellen; aber das ist nicht passiert. Deshalb sehen wir keinen Anlass, dieses Thema zusätzlich in die Tagesordnung aufzunehmen. So ernst haben Sie von der CDU das ja auch gar nicht gemeint; denn Ihre Fraktion ist bei weitem nicht vollständig hier.

(Starker Beifall bei der SPD)

Herr Schünemann, eines muss ich an dieser Stelle auch noch festhalten: Ich finde es schon interessant, dass Sie in dem vorgelegten Entschließungsantrag das erste Mal tatsächlich zugeben, dass Ihre Drähte nach Bonn seit 1990 wohl nicht so heiß gewesen sind, wie Sie hier immer behauptet haben; denn Sie geben jetzt erstmals zu, dass in Norddeutschland überproportional abgebaut worden ist. Das haben Sie früher nie gesagt, aber jetzt sagen Sie das. Das ist ja schon mal ein Erfolg heute Morgen.

(Lebhafter Beifall bei der SPD)

Herr Kollege Möhrmann, Sie sollten zur Geschäftsordnung, nicht zur Sache reden!