das lasse ich aber lieber, weil der Saal sonst gleich ganz leer ist. Das kann ich Ihnen nicht zumuten.
Liebe Frau Bührmann, eine kurze Vorbemerkung zu Ihrem Vortrag. Ich habe hier eine sehr umfangreiche Liste der Projekte vorliegen, die das Land Niedersachsen fördert. Diese Liste kennen Sie möglicherweise aus den Haushaltsberatungen.
Ich will nur einmal für die Kollegen, die das interessiert, sagen, dass das Land Niedersachsen aus eigenen Mitteln - das war ja das Thema - etwas über 4 Millionen Euro jedes Jahr, nämlich in 2006, für Musik in Niedersachsen verausgabt hat. Ich denke, dass das schon ein wesentlicher Beitrag zu dem ist, was Sie eigentlich auch gern möchten.
Kultur, meine Damen und Herren, ist nämlich nicht deckungsgleich mit Kulturpolitik. Das sollten wir alle im Hinterkopf haben. Ein lebendiges „Musikland Niedersachsen“ gibt es nämlich nur, weil es bei uns Bürgerinnen und Bürger gibt, denen die Musik eine Herzensangelegenheit ist und die mit viel Engagement hier viel auf die Beine stellen.
Diese Freude an der Musik kann man nicht staatlich verordnen. Wir können das Engagement anerkennen und dafür sorgen, dass es unter vernünftigen Rahmenbedingungen stattfinden kann.
Das „Musikland Niedersachsen“ ist ein lebendiger, sich ständig weiterentwickelnder Prozess. Die Landesregierung und die Fraktionen der CDU und der FDP gestalten eben genau diesen Prozess mit. Deshalb ist Ihr Antrag u. a. beim Landesmusikrat auf großes Unverständnis gestoßen.
Meine Damen und Herren von der Opposition, ich will Ihnen das gern einmal genau erklären. Als der Ministerpräsident - Frau Bührmann sprach es an im Juli-Plenum das Programm der Landesregierung dazu vorgestellt hat, haben Sie anscheinend nicht ganz genau zugehört. Aber dem werde ich jetzt abhelfen.
Erstens. Die Landesmusikakademie in Wolfenbüttel wird gebaut. Dafür steht eine Verpflichtungsermächtigung im Haushalt. Die Rahmenvereinbarung wurde im Oktober dieses Jahres unterzeichnet. Damit haben wir den freien Musikinitiativen einen festen Ort gegeben. So wird ihre Arbeit und damit auch die Proben erleichtert. Davon wird die musikalische Spitze Niedersachsens, aber auch die Breitenbildung profitieren.
dung der Kinder und Jugendlichen in den Mittelpunkt der Bemühungen stellt, folgenlos bleibt. Darin kann ich Ihnen nur zustimmen, meine Damen und Herren.
Damit jedes Kind in Niedersachsen, unabhängig von seinem sozialen Hintergrund, die Möglichkeit zur Teilhabe an der Musik bekommt, haben wir - zweitens - einen Schwerpunkt auf den Musikunterricht an Schulen gelegt. Als einziges Bundesland hat Niedersachsen die Zahl der Musikstunden in den vergangenen Jahren erhöht. Heute gibt es auch in den dritten und vierten Klassen der Grundschulen Musik wieder als eigenständiges Fach mit zwei Stunden Unterricht pro Woche.
Außerdem haben wir es ermöglicht, dass auch außerschulische Partner wie Musikschulen, Musikvereine und Kirchen mit den Schulen kooperieren und so das Angebot ergänzen. Mit der Aktion „Hauptsache Musik“ werden solche Kooperationen gezielt gefördert.
Als dritten Punkt - Sie sprachen es an - möchte ich noch einmal auf die Bläserklassen hinweisen. Ich denke aber, dass die in den Diskussionen ausführlich gewürdigt worden sind.
Musikalische Bildung soll aber nicht in erster Linie in der Schule beginnen. Deshalb - Sie sprachen es an - qualifizieren wir - viertens - in den Musikschulen landesweit mehr als 300 Erzieherinnen und Erzieher aus Kindertagesstätten in elementarer Musikerziehung.
Neben all diesen Projekten gibt es - fünftens - eine stattliche Anzahl von Initiativen und Netzwerken, die sich der Förderung der Musik in Niedersachsen verschrieben haben: die Kontaktstelle Musik beim Landesmusikrat, das Projekt NOMINE, das sich um die norddeutsche Orgelmusik in Niedersachsen und in Europa kümmert, das „Forum der Popkultur“ - dazu kann ich ankündigen, dass es im nächsten Jahr ein Popfestival geben wird - und das Netzwerk „Musik 21“ für zeitgenössische Musik. Diese Initiativen sind zu einem großen Teil erst nach 2003 entstanden, liebe Frau Bührmann.
Damit hat sich Ihr Vorwurf im Antrag erledigt, dass es für Musikschaffende in Niedersachsen seit 2003 keine zukunftsfähigen Perspektiven gäbe.
und Theater, Hannover, gibt es seit 2003 das Popinstitut, seit 2004 die European Chamber Music Academy, und seit dem Sommer gibt es die Seligmann-Stiftung, die das europäische Zentrum für jüdische Musik in Hannover fest verankert. An der Uni Hildesheim wird in Kooperation mit der Musikhochschule Hannover außerdem ein Zentrum für Weltmusik entstehen.
Ich finde, dass das eine eindrucksvolle Bandbreite dessen ist, was wir hier im „Musikland Niedersachsen“ haben.
Aber das ist noch längst nicht alles. Denn anders, als Sie es in Ihrem Antrag behaupten, war die Landesregierung in Sachen Musik keineswegs untätig. Um die Förderung transparenter zu machen und die Kulturschaffenden einfacher an den Geldströmen teilhaben zu lassen, hat Minister Lutz Stratmann die Kulturförderung neu organisiert. Seitdem gibt es - Sie kennen das Säulenmodell neben den Säulen „Kultur und Bildung“ und „kulturelles Erbe“ als dritte Säule eben auch die Säule „Musikland Niedersachsen“.
Um den Musikschaffenden Planungssicherheit zu geben, hat der Minister Zielvorgaben bis 2010 erarbeitet, und zwar gemeinsam mit Vertretern aus den Gremien, die das „Musikland Niedersachsen“ kennzeichnen.
Meine Damen und Herren, deswegen ist Ihr Antrag überflüssig. Wir brauchen von Ihnen keine Nachhilfe in Sachen „Musikland Niedersachsen“.
In erster Linie ist Ihr Antrag eigentlich eine Fortbildungsveranstaltung für Sie selbst gewesen, um endlich mitzubekommen, was im „Musikland Niedersachsen“ läuft. Da nutzt auch Schimpfen nichts, Frau Bührmann und Frau Dr. Andretta, sondern das sind die Tatsachen. So muss man das zur Kenntnis nehmen.
Ich möchte abschließend sagen - ja, wir sind ja auch fast am Ende, Herr Plaue -: Das „Musikland Niedersachsen“ können wir nicht per Landtagsbeschluss schaffen. Das sollte Ihnen klar sein. Das „Musikland Niedersachsen“ lebt von der Freude und dem Engagement derjenigen, die an Musik Spaß und Freude haben. Das sollten wir unterstützen. Das tun wir nach bestem Wissen und Gewis
Daher möchte ich mich abschließend bei all denjenigen herzlich bedanken, die genau zu diesem Prozess beitragen, die das „Musikland Niedersachsen“ nach vorn befördern, die es positiv vernetzen und die positiv denken und es nicht durch unnötige Kritik behindern. - Vielen Dank.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ein Label allein macht noch keine erfolgreiche Marke. Das gilt nicht nur für die Werbewirtschaft, sondern auch für die Politik.
Als CDU und FDP das „Musikland Niedersachsen“ ausgerufen haben, waren die Erwartungen in der Musikszene sehr hoch. Heute hat sich bei vielen Verbänden Enttäuschung breitgemacht.
Gewiss, die Umsetzung der lange geplanten Landesmusikakademie ist ein klarer Gewinn und wir begrüßen es ausdrücklich, dass der Kanon des Musikunterrichts bis zur siebten Klasse auf zwei Wochenstunden aufgestockt wurde.
Aber die Absicht, mehr Kindern musikalische Bildung zuteil werden zu lassen, wurde im gleichen Zug konterkariert, indem die Mittel für Musikschulen um 25 % gekürzt wurden. Niedersachsen ist mit 1,5 % bundesweites Schlusslicht beim Landesanteil an der Musikschulförderung. Kein Wunder, dass das Jugendkulturbarometer zutage fördert, dass in Niedersachsen deutlich weniger Jugendliche eine Musikschule besuchen als in anderen Bundesländern, weil zum Teil auf dem Land für Jugendliche erreichbare Angebote schlicht fehlen.
Wer vor diesem Hintergrund die Zuschüsse für die Musikschulen kürzt, der versteht unter „Musikland Niedersachsen“ offensichtlich wirklich nur eine Vermarktungsidee, aber sicherlich keine kulturpolitisch inhaltliche Herausforderung.
Gleiches gilt für die Kürzungen im Bereich freier Kultur, von der natürlich auch Chöre und Orchester betroffen sind, die mit einem hohen Anteil bürgerschaftlichen Engagements Angebote schaffen, die sehr viele Menschen erreichen. Mit kultureller Grundversorgung und dem Ziel möglichst breiter Teilhabe scheint das Musikland Niedersachsen also wenig im Sinn zu haben. Genau hier setzt deshalb unsere Kritik an. So sinnvoll und unerlässlich Begabtenförderung und die Anerkennung musikalischer Leistungen durch Preisverleihungen auch sind, und so sinnvoll es aus Gründen des Standortmarketings sein kann, Musikfestivals zu fördern, haben wir mehr denn je die sozialpolitische Verantwortung, Kulturangebote zu entwickeln, die auch sozial benachteiligte Menschen aus bildungsfernen Schichten erreichen.
Unter den Teilnehmern in Ballett- oder Musikschulen befinden sich nach den Ergebnissen des Jugendkulturbarometers gerade einmal 8 % Hauptschüler, und nur 15 % der Hauptschüler haben jemals ein Theater, ein Museum oder eine Ausstellung besucht. Das, meine Damen und Herren, ist doch die eigentliche Herausforderung, wenn man das „Musikland Niedersachsen“ ausruft. Wenn 85 % unserer Kulturausgaben in Einrichtungen der sogenannten Hochkultur fließen, die aber nur von 10 % der Bevölkerung regelmäßig aufgesucht werden, dann muss man doch gegensteuern. Deshalb erwarten wir, dass bei den anstehenden Gesprächen um die Ausgestaltung des Konzeptes „Musikland Niedersachsen“ ein Schwerpunktprogramm aufgelegt wird, das eine Teilhabe an Kultur auch Menschen ermöglicht, die bisher aufgrund finanzieller und bildungsbedingter Zugangshürden nicht erreicht werden. Nur so wird das Label „Musikland“ seinem Wortsinn gerecht, der suggeriert, dass auch wirklich das ganze Land beteiligt wird. Alles andere wäre Etikettenschwindel.
Frau Präsidentin! Sehr verehrte Damen und Herren! Am 3. Juni 1998 wurde in diesem Hause erstmals ein Entschließungsantrag der CDUFraktion zur Einrichtung einer Landesmusikakademie behandelt. Es brauchte zweieinhalb Jahre - bis zum 14. Dezember 2000 -, bevor der Landtag einen einstimmigen Beschluss fasste, in dem stand: Wir wollen die Errichtung der Landesmusikakademie in Wolfenbüttel sofort und erwarten, dass die Landesregierung das unverzüglich umsetzt. - Ich bin sicher, verehrte Frau Bührmann, dass Sie sich noch sehr genau daran erinnern, weil nämlich die Beschlussempfehlung Ihre Unterschrift als seinerzeitige Ausschussvorsitzende trug.