Ich möchte deshalb von der Landesregierung wissen: Haben denn - bei aller möglichen Vorläufigkeit der Ergebnisse die Schulinspektionsberichte
auch positive Befunde über den Unterricht an Gymnasien ergeben? Vor diesem Hintergrund interessiert mich auch, was wohl die Motive sein mögen, sich ausschließlich auf diese Negativaussagen zu konzentrieren.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Frau Kollegin, wenn wir uns in der Landesregierung darauf verlegen würden, über Motivationslagen zu spekulieren, dann kämen wir bei der Größe des Spielfeldes gar nicht zum Arbeiten. Also tun wir so etwas gar nicht erst. Man hat natürlich den einen oder anderen Gedanken.
Klar ist natürlich - das sage ich auch für die, die nicht täglich mit Schule und Schulinspektion zu tun haben -: Wenn eine Schulinspektion in die Schulen geht, hat sie dort insbesondere 16 Kriterien zu prüfen. Einige davon befassen sich mit der Unterrichtsqualität. Wenn Schulen, auch Gymnasien, im Bereich der Unterrichtsqualität Probleme haben, werden diese Probleme auch deutlich benannt. Bei den Gymnasien geht es u. a. um das Kriterium „Stimmigkeit und Differenzierung des Unterrichts, Unterstützung aktiver Lernprozesse“. Wenn in diesem Bereich die Ergebnisse nicht so sind, wie wir uns das wünschen oder wie man es nach allgemeinen Erkenntnissen erwarten darf, dann wird das auch entsprechend angemerkt. Aber wenn man die 16 Kriterien über die Breite des gesamten Spektrums betrachtet, schneiden die Gymnasien durchweg sehr erfreulich ab. Auch diese Feststellung will ich zunächst einmal nur als vorsichtige Einschätzung stehen lassen, weil ich auch hier der Meinung bin, dass die statistische Basis noch zu niedrig ist und wir deshalb noch keine flammenden Reden darüber halten sollten.
Aber es gibt auch Qualitätskriterien, bei denen die Gymnasien eklatant gut abschneiden. Ich nenne nur ein paar Felder: pädagogisches Klima, Leistungsbewertung, Schulmanagement, Schulkultur
Aus dem Ganzen wird ein Schuh. Sie picken sich hier nur die Ihnen passenden Teilaspekte auf niedriger statistischer Basis heraus. Davon kann ich in diesem Stadium nur abraten.
Frau Korter, ich biete Ihnen eines ausdrücklich an: Die Schulinspektion ist sehr fleißig. Sie wird Anfang des Jahres ihre Arbeit fortsetzen und schafft inzwischen ein Pensum von etwa 800 Standorten pro Jahr. Wenn wir im Frühling oder Sommer des nächsten Jahres sehr viel mehr Schulen bewertet haben werden, auch mehr Grundschulen und andere Schulformen, werden wir einen auch nach außen vorzeigbaren Bericht erstellen und auch dem Parlament vorlegen. Dann können wir hier miteinander darüber diskutieren, um Schlussfolgerungen zu ziehen. Ich glaube, das ist der richtige Weg. Es ist unpassend, nur weil jetzt Wahlen sind und man bestimmte Schulstrukturdebatten in die eine oder andere Richtung befördern will, heute über vorläufige Zahlen zu diskutieren.
Meine Damen und Herren! Ich möchte noch eine kurze Bemerkung zum weiteren Verlauf des Tages machen. Wir haben unseren Zeitplan inzwischen um eine knappe Stunde überzogen. Wir sind uns ja wohl einig: Im Zentrum dieses Plenarsitzungsabschnitts steht der Haushalt. Ich fände es eigentlich angemessen, wenn wir die Haushaltsberatungen und die Abstimmungen zum Haushalt noch vor der Mittagspause erledigen. Ich glaube, darüber gibt es gar keine Meinungsunterschiede.
Ich habe sehr viel Verständnis dafür, dass wir jetzt noch einmal lange über das Thema Schule reden, zumal wir im Landtag ja selten über Schule reden.
Aber ich wäre Ihnen allen sehr dankbar, wenn Sie sich im Rahmen des politisch noch Vertretbaren bemühen könnten, den zeitlichen Verzug etwas
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Busemann, ich finde trotz allem: Der Anteil der Gymnasien, die nachinspiziert werden müssen - nämlich 9 % -, ist relativ hoch. Das sollte uns beunruhigen.
Eine Schule kann nur dann qualitativ gut arbeiten, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Deshalb frage ich Sie: Welchen Einfluss haben Ihrer Einschätzung nach Rahmenbedingungen wie sehr volle Klassen mit über 30 Schülerinnen und Schülern und sehr volle Stufenpläne auf die Unterrichtsprobleme, die jetzt an den Gymnasien aufgetreten sind?
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Kollegin, mit Blick auf die bisher durchgeführten Inspektionen glaube ich, dass das Kriterium Klassengröße nicht unbedingt auf das Kriterium der Qualität des Unterrichts des Lehrers, der den Unterricht leistet, umgerechnet bzw. bezogen werden kann.
Die Zahl von neun Gymnasien ist mir zu viel. Auch die Zahl von zwei Gymnasien oder einem Gymnasium wären mir auch noch zu viel. Um das zu ändern, machen wir Inspektionen. Ich habe mich allerdings ein bisschen gewundert - es stimmt ja auch nicht alles, was an die Zeitungen herangetragen wurde -, als es dann hieß „Blauer Brief für den Kultusminister“. Wir haben ja die Inspektionen gemacht, weil wir wissen, dass es an allen Schul
formen Defizite gibt. Dann kriegt der Arzt offenbar einen blauen Brief, weil er bei einem Patienten eine Krankheit diagnostiziert. Das ist schon eine etwas merkwürdige Denke - das sage ich nur beiläufig. Wir wollen für alle Schulen am Ende Berichte haben, und wenn Mängel bestehen - egal, an welcher Schulform, egal, welches politische Lager dahintersteht -, dann wird geholfen und unterstützt, damit es besser wird.
Zu den Rahmenbedingungen wie Klassengrößen: Unterricht ist das Kerngeschäft der Schule. Aber die Rahmenbedingungen sind auch wichtig. Die Gebäude, der Schulhof, das Klima - das Miteinanderumgehen - und alle diese Aspekte machen schon etwas aus. Auch die Klassengröße - da setze ich mich mal ein bisschen neben die Wissenschaft - ist ein Kriterium. Ich glaube, ich habe es hier schon einmal zum Besten gegeben: Wir lassen in den Klassen 3 unserer Grundschulen einmal im Jahr einen Mathetest und einmal im Jahr einen Deutschtest schreiben. Das, was uns perplex macht - ich habe noch keinen Wissenschaftler gefunden, der mir das erklären kann -, ist, dass die Ergebnisse in den großen Klassen besser sind als in den kleinen Klassen. Wir dachten zuerst, wenn die Schüler enger aufeinandersitzen, können sie besser voneinander abschreiben. Das ist aber nicht der Grund. Ich brauche eigentlich noch wissenschaftliche Beratung, um zu erfahren, wie sich das erklärt.
Auch bei PISA - da war ja 100-prozentig Verlass darauf, dass das keine Zeitung schreibt - hat es ein vorsichtiges Indiz dafür gegeben, dass in manchen Ländern, aber auch generell, die Leistungen in großen Klassen - das sage ich einmal vorsichtig durchaus besser sein können.
Ich verweise auch noch einmal auf den rundblick vom Mittwoch. Dort sind die Klassengrößen in Niedersachsen pro Schulform aufgeführt. Im Bundesvergleich stehen wir nicht schlecht da. Und wir können doch Frieden miteinander schließen und uns darauf einigen: Im Gymnasialbereich haben wir einen starken Zulauf, eine hohe Bildungsbeteiligung. Klassen mit 32 Schülern sind nicht ideal, auch wenn man Arbeitsgemeinschaften usw. machen soll. Deswegen meine ganz klare Ansage: Das hängt immer damit zusammen, wie viel Geld wir miteinander mobilisieren. Da gibt es einen Handlungsbedarf, und da will ich auch ran. Das sage ich Ihnen ganz offen.
Vielen Dank. - Meine Damen und Herren, bevor Frau Steiner zu einer weiteren Zusatzfrage das Mikrofon ergreift und von ihm Gebrauch macht, mache ich den Vorschlag, dass wir im Anschluss an die Mündlichen Anfragen - es liegen noch drei Wortmeldungen vor
erst einmal die Haushaltsabstimmungen durchführen und anschließend die Tagesordnung mit den streitigen Eingaben fortsetzen. Wäre das eine Möglichkeit?
Ich bitte darum, dass mir die Fraktionen ihre Meinungen bei Gelegenheit mitteilen. Ich hielte viel davon, wenn wir erst einmal den Hauptschwerpunkt unserer Arbeit leisten, nämlich den Haushalt zu verabschieden. Aber das müssen Sie als Fraktionen wissen.
Der Kultusminister hat die Frage der Kollegin Langhans eigentlich nicht wirklich beantwortet. Es geht ja gar nicht darum, wieder eine Diskussion über das dreigliedrige Schulsystem oder die Gymnasien zu führen. Das Hauptproblem ist: Die
Schulinspektion hat bei den über 500 Bewertungen von Schulen Qualitätsmängel gerade im Unterricht aufgedeckt. Ich möchte wissen, ob Sie nicht auch glauben, dass es in der Tat einen wesentlichen Einfluss auf die Unterrichtsqualität hat, wenn auch und gerade in Gymnasien insbesondere in niedrigen Klassenstufen 32 Schüler und mehr in einer Klasse vernünftig lernen sollen, und daraus
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Frau Kollegin Steiner, ich glaube, zu dieser Frage habe ich eben schon alles gesagt. Dabei bleibt es dann auch.
(Zustimmung bei der CDU und bei der FDP - Dorothea Steiner [GRÜNE]: Eben nicht, sonst hätte ich ja gar nicht gefragt!)
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich stelle fest: Kultusminister Busemann betrachtet die Schulinspektion als seine Privateinrichtung und ist nicht bereit, dem Parlament die Ergebnisse dieses Vorberichtes der Inspektion vor der Wahl zur Verfügung zu stellen.