„Der weitere Verlauf des Studiums ist eher ein Spiel mit den Möglichkeiten einer Institution als unser Vermögen oder Unvermögen. Wir sehen es optimistisch und hoffen, beinhart in ein akademisches Leben zu gelangen. Der Weg ist das Ziel. Wir werden Bücher schreiben und den Austausch betreten mit den Denkenden unserer Zeit.“
Meine Damen und Herren, machen wir gemeinsam Wege frei, und geben wir damit auch anderen Autisten eine Chance. Deshalb bitte ich Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, um Unterstützung für unseren Antrag. - Danke schön.
lich konstruktive, aber auch bewegende Anhörung zum Thema Autismus durchgeführt hat, bestand für alle Fraktionen in diesem Kultusausschuss durchaus Handlungsbedarf. Wir haben die Sorgen der betroffenen Kinder und ihrer Eltern nicht übersehen können, und wir konnten ihre Appelle nicht überhören. Wir sind auch immer wieder, nicht nur von Eltern, sondern auch von Verbänden, auf die häufig hoch belastete und angespannte familiäre Situation und auf die als unzulänglich beschriebenen schulischen Verhältnisse hingewiesen worden.
Die Diskussion über das Thema Autismus wird ganz offensichtlich seit ein paar Jahren verstärkt bundesweit geführt. Wir sind in der CDU-Fraktion zu der Auffassung gelangt, dass angesichts gravierender individueller, familiärer, aber auch öffentlicher Auswirkungen Handlungsbedarf besteht. Aber Handeln schließt Nachdenken, Sich-Beraten und das Entwickeln von Konzepten ein. Wir haben deshalb unter anderem wiederholt Gespräche mit Eltern und Experten geführt und uns mit ihnen über den Stand und die Perspektiven einer angemessenen Förderung beraten.
Wir müssen feststellen, dass sich die schulische Situation der Kinder und Jugendlichen mit Autismus zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch bundesweit insgesamt nicht als befriedigend darstellen lässt. Die gegenwärtigen Bedingungen spiegeln einerseits die verbreitete Unkenntnis und Ratlosigkeit angesichts einer vielen als rätselhaft erscheinenden tief greifenden Entwicklungsstörung wider, andererseits ist die gegenwärtige Situation auch Ausdruck ungeklärter Fragen nach Zuständigkeiten, nach Kompetenzen und nach Konzepten. Widersprüchlichkeiten und Differenzen in den Diskussionen innerhalb der Pädagogik und auch ihrer Bezugswissenschaften Medizin und Psychologie haben eher zu einer weiteren Verwirrung als zu mehr Klarheit, Orientierung und Struktur im schulischen Bereich geführt.
Traditionell besuchen Schülerinnen und Schüler mit Autismus die Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung, in der sie in der Regel bis zum Ende ihrer Schulzeit bleiben. Die Lehrkräfte und die pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Schulen bringen sich engagiert und kompetent in die schwere Arbeit ein und sind sehr bemüht, einen angemessenen und entwicklungsfördernden Umgang mit den Schülerinnen und Schülern zu entfalten. Für diese schwere Arbeit danken wir ihnen alle sehr herzlich.
Es ergeben sich aus unserer Sicht zwei zentrale ungelöste Probleme, denen wir nachgehen müssen. Immer öfter wird die Frage aufgeworfen, ob die Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung allein der richtige Förderort für die Schülerinnen und Schüler mit Autismus ist. Die fehlende Kommunikation der Kinder mit Autismus - der Kollege Wulf hat darauf abgestellt - ist nicht per se mit einer geistigen Behinderung gleichzusetzen und begründet nicht einen Förderbedarf, der nur in dieser Schulform zu erfüllen ist. Wir haben es häufig mit hoch intelligenten, mit hochbegabten Kindern zu tun. Von daher muss in das Bewusstsein aller Schulen gerückt werden, dass Autismus nicht nur ein Problem der Förderschulen ist, sondern auch eine Herausforderung aller Schulen sein kann.
Meine Damen und Herren, Ressourcenzuweisungen sind wichtig, das wissen wir. Aber mit einer bloßen Zuweisung von einzelnen Stunden zusätzlich zur Unterrichtsversorgung einer Schule ist es noch nicht getan. Es muss ein pädagogisches oder ganzheitliches Konzept für die Hilfe und Unterstützung umgesetzt werden. Ein solches Konzept muss ausweisen, welche Formen des Umgangs und welche Fördermaßnahmen im Einzelfall von allen Beteiligten umgesetzt werden. Gerade Kinder und Jugendliche mit Autismus brauchen wiederkehrende Muster, verlässliche Regeln und gewohnte Abläufe. Das heißt, wir benötigen Erfahrungen und einen Austausch über die Ergebnisse, um auch den Lehrkräften an allen Schulen Hilfestellung und Unterstützung geben zu können.
Meine Damen und Herren! Herr Kollege Wulf, wir sollten die Gestützte Kommunikation dort ausbauen und verankern, wo erkennbare Kompetenzen vorhanden sind und wo dies einzelnen Schülerinnen und Schülern hilft. Diese Nachweise aber müssen geführt werden, und die für einen Schüler oder eine Schülerin vorgesehenen Angebote müssen auch in einem Konzept ausgewiesen werden, das von Zeit zu Zeit evaluiert werden muss. Angesichts unserer Haushaltssituation - darüber müssen wir uns nicht unterhalten - müssen wir gerade in diesem Bereich sehr verantwortlich und kontrolliert um individuumsbezogene Hilfe bemüht sein.
Wegen der Komplexität der Probleme von Kindern mit Autismus und ihres Umfeldes sollten wir im politischen Raum im Konsens die weiteren notwendigen und angemessenen Rahmenbedingungen entwickeln. Dabei sollten wir sowohl die schulischen als auch die außerschulischen Bedingungen im Blick haben. Autismus ist das Problem aller Schulen, aber auch unserer Gesellschaft insgesamt. Aus Kindern und Jugendlichen mit Autismus werden Erwachsene mit Autismus. Diese leben unter uns und wollen und müssen wie alle am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, umso besser, wenn es uns allen gelingt, in den Schulen Verständnis und Umgang miteinander anzubahnen und Barrieren auch der Kommunikation zu beseitigen.
Wir werden den vorliegenden Antrag gemeinsam sehr verantwortlich und umfassend im Kultusausschuss bearbeiten. Dass bei diesem komplexen und sehr schwierigen, aber auch sehr problembehafteten und sehr zu Herzen gehenden Thema Einigkeit besteht, ist für uns überaus erfreulich.
Ich darf Ihnen zum Schluss einen Satz aus einem Brief eines jungen Autisten vorlesen, der nur mit Gestützter Kommunikation Romane schreibt, der alles aufschreibt, was ihn bewegt. Er hat im Hinblick auf die Anhörung im Kultusausschuss geschrieben:
„Die Menschen sehen nur meinen autistischen Außenpanzer, nie mein wirkliches Wesen. Wir sind Menschen. Behandelt uns wie Menschen mit Würde und Achtung und Verständnis.“
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Antrag der SPD-Fraktion „Förderung von Schülerinnen und Schülern mit diagnostiziertem Autismus“ greift ein Thema auf, mit welchem sich der Kultusausschuss im Rahmen einer Anhörung - das haben die Kolleginnen und Kollegen schon betont
vor einiger Zeit sehr ausführlich befasst hat. Die Ausschussmitglieder aller Fraktionen waren betroffen über das von den angehörten Verbänden und Eltern geschilderte Gefühl, mit den Problemen völlig allein gelassen zu werden. Alle im Ausschuss waren beeindruckt von den Berichten aus Schulen, was man alles bei entsprechender Förderung mit und bei autistischen Kindern erreichen kann.
Meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, die Situation für autistische Kinder und ihre Eltern in Niedersachsen ist nicht nur alles andere als einfach, sie ist momentan bedenklich. Bereits im Jahr 2000 hat die Kultusministerkonferenz Empfehlungen zur schulischen Situation autistischer Kinder veröffentlicht. Niedersachsen hat diese Empfehlungen bisher nur sehr wenig berücksichtigt, ganz anders dagegen SchleswigHolstein, Berlin, Baden-Württemberg und Bayern.
Während die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz vom 16. Juni 2000 betonen, dass die Beschulung autistischer Kinder Aufgabe aller Schulen sei, stoßen Eltern bei der Einschulung ihres Kindes immer wieder auf breite Ratlosigkeit bei den Lehrkräften, Schulleitungen und Schulbehörden. Eine Vertreterin der Selbsthilfegruppe „Gemeinsam leben Gemeinsam lernen“ beschreibt die Situation auf der Tagung „Vergessene Kinder - Autismus macht Schule in Niedersachsen“ wie folgt - ich zitiere mit Ihrer Erlaubnis, Herr Präsident:
„Schulen fühlen sich schlichtweg nicht zuständig. Die Einwilligung zu einer etwaigen integrativen Beschulung wird von Eltern nicht selten als ein Akt der Gnade empfunden. Auch wenn erst im Laufe der Schulzeit die mit der autistischen Besonderheit verbundenen Probleme deutlich werden sollten, werden in den Schulen keine weiteren Konsequenzen aus der beschriebenen Ratlosigkeit gezogen. Die Bereitschaft an den Schulen ist groß, auch durchaus kognitiv gut entwickelte Schülerinnen und Schüler mit Autismus an andere Schularten und auch an Sonderschulen abzuschieben. Vielleicht wäre die Bereitschaft unter vielen Lehrern vorhanden, sich über Autismus fortzubilden, aber mangels eines zielgerichteten, kompetenzstei
So weit das Zitat. - Meine Damen und Herren, bisher fehlt in Niedersachsen ein spezifisches, auf dieses Behinderungsbild ausgerichtetes Unterstützungsangebot völlig. Davon sind nach Angaben der Selbsthilfeinitiative - basierend auf den Daten von 2002 - schätzungsweise 2 000 Schülerinnen und Schüler mit Autismus betroffen. Niedersachsen muss seiner Fürsorgepflicht auch für diese Kinder nachkommen und geeignete Maßnahmen ergreifen, damit auch die autistischen Kinder eine ihren Begabungen entsprechende Förderung erhalten können.
Autistische Kinder sind nicht nur schulpflichtig, sie haben genauso ein Recht auf optimale Bildung. Dazu brauchen die Schulen, an denen autistische Kinder beschult werden, spezielle Förderstundenbudgets - denn sonst ist eine qualifizierte Förderung nicht leistbar - und ausreichend Stützkräfte - Herr Wulf hat das bereits ausgeführt -, wobei die persönliche Bindung zwischen dem autistischen Kind und der Stützkraft von ganz entscheidender Bedeutung ist. Dazu gehört aber auch - über den SPD-Antrag hinaus - eine Fortbildungsoffensive, damit Schulen überhaupt angemessen mit den Anforderungen durch autistische Kinder umgehen und diese richtig einschätzen können. Dann sind sie auch viel eher bereit, Kinder aufzunehmen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, aufgrund des großen Interesses und der großen Übereinstimmung bei der bereits erwähnten Anhörung im Kultusausschuss und auch aufgrund des Redebeitrags von Frau Körtner hoffe ich, dass wir diesen Antrag fraktionsübergreifend konstruktiv beraten werden. Ich bin guten Mutes. Wir wollen gemeinsam Initiativen auf den Weg bringen, damit eine deutliche Verbesserung der Situation der autistischen Kinder in Niedersachsen erreicht werden kann. - Vielen Dank.
schwierige Situation zutreffend, die nicht allein das Bildungswesen, sondern auch den Alltag außerhalb von schulischen Institutionen betrifft.
Namens der FDP-Fraktion stelle ich fest, dass wir die Förderung von Kindern und Jugendlichen mit diagnostiziertem Autismus für absolut erforderlich halten. Die Begründung Ihres Antrags finde ich durchaus sachgerecht, insbesondere auch, wenn es darum geht, Gleichbehandlung herzustellen.
Gleichwohl möchte ich noch einige Punkte ansprechen, die aus meiner Sicht der intensiven Erörterung bedürfen. Kindern mit diagnostiziertem Autismus ist eines gemeinsam: Sie benötigen einen geregelten, gleich bleibenden Tagesablauf in einer gleich bleibenden Umgebung. Sie können Veränderungen kaum - ja, fast gar nicht - verarbeiten. Daraus folgt: Sie brauchen eine Umgebung, die sowohl den entsprechenden Rahmen bietet, als auch individuell auf diese Kinder eingehen kann.
Ich darf anmerken, dass auch unsere Fraktion - in Person von Frau Kuhlo - an der Schule in Buchholz gewesen ist, sich dort informiert hat und dort auch festgestellt hat, dass die Schwierigkeit im Prinzip darin liegt, tatsächlich die einzelnen Fälle mit Hochbegabung herauszufinden; denn das ist nicht einfach, weil es nicht die Regel ist, dass ein autistisches Kind gleichzeitig auch hoch begabt ist. Genau das wird die Schwierigkeit sein, die entsprechenden Fälle herauszufinden. Für Regelschulen könnte das also bei einer ständigen individuellen Förderung für die betroffene Schülerin bzw. den betroffenen Schüler durchaus schwierig werden. Es gibt diese Einzelfälle, und diese Einzelfälle müssen herausgefunden werden.
Wir unterstützen eine gezielte Förderung auch mit Rücksicht auf die hohe Intelligenz bei autistischen Kindern. Aus unserer Sicht ist die Landesregierung aber auf einem guten Weg und mit Fördervereinen in Kontakt, um sinnvolle Maßnahmen zu erarbeiten, die der besonderen Individualität dieser Kinder und Jugendlichen gerecht wird. Es liegt aber auch hierbei noch sehr, sehr viel Arbeit vor uns. Das haben alle drei Vorredner auch so gesagt.
Die Situation an unseren Förderschulen ist wahrlich nicht einfach. Die Personalaufstockung muss sukzessive erfolgen; denn gerade die Schülerinnen und Schüler an diesen Schulen dürfen nicht vernachlässigt werden. Eine stärkere Vernetzung von Schulen mit sehr engagiert arbeitenden Fördervereinen, die hier auch schon genannt worden
sind, könnte hierbei sinnvoll sein. Wenn es darum geht, gemeinsam mit Fachleuten und den betroffenen Familien die effizientesten Fördermethoden für Schülerinnen und Schüler mit diagnostiziertem Autismus zu finden, dann ist die FDP-Fraktion dabei. Wir freuen uns auf einen konstruktiven Dialog zu diesem Thema.
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich glaube, niemand in diesem Hause widerspricht der von uns immer wieder unterstrichenen Aussage, dass alle Kinder und Jugendlichen einen Anspruch darauf haben, ihren Voraussetzungen und Bedingungen entsprechend angemessen gefördert zu werden. Dass niemand zurückbleiben darf, ist und bleibt Grundsatz unserer schulpolitischen Bemühungen, wo immer wir zum Handeln gefordert sind. Selbstverständlich gilt das auch für die Schülerinnen und Schüler mit autistischem Verhalten, gleichgültig, welche Ausprägung dieser tief greifenden Entwicklungsstörung jeweils vorliegt.
Die Situation der betroffenen Schülerinnen und Schüler ist in den letzten Jahren zunehmend in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt worden. Wenn ich höre, wie man sich im Kultusausschuss damit befasst hat, dann spüre ich aus den Wortbeiträgen geradezu, wie sich auch dort das Bewusstsein gebildet hat und wie beeindruckt man wohl von den vorgestellten Erkenntnissen war.
Meine Damen und Herren, nicht zuletzt die Empfehlungen zu Erziehung und Unterricht von Kindern und Jugendlichen mit autistischem Verhalten der Kultusministerkonferenz aus dem Jahre 2000 haben die Diskussion um die schulische Förderung in Gang gesetzt. Nun könnte ich natürlich sagen: Das Jahr 2000 liegt sechs Jahre zurück, und von 2000 bis 2003 hatten wir auch schon eine Landesregierung.
fordert. Wie auch immer: Es lohnt sich nicht, rückschauend mit irgendwelchen Vorhaltungen zu operieren. Es ist auch schon bis 2003 etwas geschehen; man kann nicht sagen, auf diesem Felde sei sozusagen nichts geschehen.
Wir schulden es den Betroffenen, ihren Eltern und den Schulen, dass wir angemessene Lösungen für dieses Problem der schulischen Förderung finden, die auch finanzierbar sind. Das wurde in allen Wortbeiträgen bestätigt. Vor wenigen Jahren haben wir ein vergleichbar schwieriges Problem durch gemeinsames Vorgehen gelöst, nämlich den Einsatz der pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Förderschulen mit den Schwerpunkten Geistige Entwicklung sowie Körperliche und Motorische Entwicklung. Hierzu haben wir seinerzeit Grundsätze vereinbart, die den Betroffenen erkennbar helfen, und die verlässlich zur Verfügung gestellt werden können.