Auch von meiner Seite zunächst einen herzlichen Dank an das Kultusministerium für die umfangreichen Arbeiten. Ich frage mich allerdings, ob alle von der SPD gestellten Fragen so wichtig sind, dass sie diesen Arbeitsaufwand rechtfertigen. Sie haben das damit begründet, dass Sie alle Zahlen von vor Ort haben wollen. Ich hoffe, dass Sie die dann auch alle lesen
Meine Damen und Herren, Ziel aller Bemühungen muss es doch sein, den jungen Menschen durch Aus- und Weiterbildung eine dauerhafte Beschäftigung zu ermöglichen. Wir dürfen junge Menschen nicht einfach alleine lassen. Sie dürfen nicht das Gefühl haben, nach der Schule in die Perspektivlosigkeit entlassen zu werden.
Dabei sind wir alle in der Pflicht. Was ist dafür zu tun? - Wir brauchen eine solide Grundausbildung, nicht zu spezialisiert. Das wurde heute schon gesagt. Wir brauchen eine breit angelegte berufliche Grundbildung. Bei dem Bemühen, allen eine gute
Berufsausbildung zukommen zu lassen, gibt es Probleme. Die beiden Probleme möchte ich hier auch ansprechen.
Es geht zum einen um die mangelnde Ausbildungsfähigkeit vieler Jugendlicher. Es geht um fehlende Ausbildungsplätze und in diesem Zusammenhang natürlich um manchmal sehr viele Schüler an den berufsbildenden Schulen. Das wurde schon angesprochen. Es gibt dort sehr viele Vollzeitschüler; früher waren es hauptsächlich Schüler aus dem dualen System. Bei der Ausbildungsfähigkeit geht es los. Wir wissen: Um eine Berufsausbildung erfolgreich absolvieren zu können, ist eine gute Ausbildungsfähigkeit sicherzustellen.
In diesem Zusammenhang haben wir in Niedersachsen vieles auf den Weg gebracht. Ich möchte das jetzt nicht wiederholen, Frau Korter. Aber es ist schon wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen. Das sind nämlich die entscheidenden Punkte: Deutsch, Mathe, Hauptschulprofilierungsprogramm, Praxistage, fast an allen Schulen Sozialpädagogen, Ganztagsangebote hauptsächlich an den Hauptschulen. Das sind die wichtigen Dinge.
Ein weiterer Punkt ist das Berufsvorbereitungsjahr. Jeder, der sich damit beschäftigt, weiß, welche gute Arbeit an den berufsbildenden Schulen geleistet wird. Dort kann individuell gefördert werden. Es gibt dort im Schnitt nur zwölf Schüler in den Klassen. Es gibt an allen berufsbildenden Schulen Sozialpädagogen. Dort kann man auf die starken und die schwachen Schüler wirklich sehr gut eingehen. Ich möchte an dieser Stelle einmal ausdrücklich die Lehrer an den berufsbildenden Schulen loben.
Sie kümmern sich um die Hightech-Berufe, um die Fachschulabschlüsse, um die Hochschulabschlüsse und auch um Schüler, die es schwerer als andere haben.
Des Weiteren setzen wir in den nächsten Jahren - das haben wir gemeinsam auf den Weg gebracht - die Erfahrungen aus dem Modellversuch
„Regionen des Lernens“ um. Wenn Sie sagen, die eine oder andere Stelle sei noch nicht auf den Weg gebracht, muss ich darauf hinweisen, dass der eine oder andere Teil des Modellprojekts noch auslaufen muss. Dann gibt es erst die neue Stelle.
Dann wird erst umorganisiert. Aber wir haben das gemeinsam auf den Weg gebracht. Das ist mehrmals angesprochen worden. Das wird auch auf den Weg gebracht werden; davon gehe ich ganz fest aus. Wir versuchen mit diesem Projekt „Regionen des Lernens“, Schüler besser mitzunehmen und ihnen den Übergang von der Schule in den Beruf zu erleichtern. Das wird, denke ich, mit diesem Projekt sehr gut umgesetzt.
Um all diese neuen Aufgaben an den Schulen bewältigen zu können, wurden 1 500 Lehrer zusätzlich an den allgemein bildenden Schulen und 1 000 an den berufsbildenden Schulen eingestellt. Dass das hier und da immer noch nicht reicht, wissen wir. Aber wir arbeiten daran. Zusätzlich geht es an den berufsbildenden Schulen um Qualitätsmanagement und viel Freiheit. Auch an dieser Stelle muss man einmal lobend erwähnen, was mit dem Geld und den Ressourcen, die wir an die berufsbildenden Schulen gegeben haben, Tolles geleistet wird. Auch dies verdient einmal ein Lob.
Nun zur Ausbildungsplatzsituation. Die Ausbildungsquote, d. h. die Zahl der Auszubildenden im Verhältnis zur Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, ist zwar zwischen 1995 und 2006 mit 6 % gleich geblieben. Aber es gab leider bei der Zahl der Beschäftigten und damit auch bei der Zahl der Auszubildenden einen Rückgang. Das ist nun mal so. Dort, wo Betriebe dicht machen, gibt es keine Gesellen und keine Meister mehr. Dann wird leider auch weniger ausgebildet. Das ist ein Problem, das wir mit einer Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Betriebe lösen können. Daran müssen wir alle gemeinsam arbeiten. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an sieben Jahre Rot-Grün in Berlin, an 13 Jahre Regierungsverantwortung in Hannover. Auch Sie hätten mehr tun können für bessere Rahmenbedingungen für unsere mittelständischen Betriebe; denn dort wird hauptsächlich ausgebildet.
Was geschieht aber heute schon in Niedersachsen, um wirklich mehr Betriebe zur Ausbildung zu bewegen? - Der Niedersachsenpakt wurde auf den Weg gebracht. Man kann sagen „Es ist nicht genug, was dort erreicht wurde“. Es sind aber Zahlen verbindlich abgesprochen worden. Diese Zahlen sind weit mehr als erfüllt worden. Dass das nicht reicht, ist das eine. Aber man kann die Sache trotzdem nicht schlecht reden. Es sind vielmehr erste Dinge gut auf den Weg gebracht worden. Wir müssen weiter daran arbeiten.
Ein weiteres gutes Beispiel, über das ich mich sehr freue, ist der Metall-Arbeitgeberverband. Er kümmert sich insbesondere um die Hauptschüler. Die Arbeit in den Hauptschulen wird mit jährlich 1 Million Euro vom Metall-Arbeitgeberverband gefördert. Dieser Verband hat erkannt, dass wir in den nächsten Jahren einen Facharbeitermangel haben werden. Sie wissen, wir brauchen auf Dauer nicht nur die Gymnasiasten, wir brauchen auch die Realschüler und die Hauptschüler. Deshalb tragen Sie zur Qualifizierung bei den Hauptschülern bei, um einer größeren Zahl von ihnen die Möglichkeit zu geben, in diese interessanten Metallberufe einzusteigen.
Als vorletztes Beispiel nenne ich die überbetriebliche Ausbildung. Auch darüber wird immer wieder diskutiert. Wir als Regierungsfraktion stellen weiterhin sicher, dass ein Drittel der anrechenbaren Kosten auch in Zukunft bezuschusst wird.
Man muss die Betriebe und die Auszubildenden unterstützen, die sich dieser gesellschaftlichen Verantwortung stellen. Man muss sie unterstützen, und wir werden dies auch weiterhin tun.
Als letzten Punkt führe ich die Pro-Aktiv-Zentren an. Hier werden insbesondere benachteiligte junge Menschen gezielt unterstützt. Das geschieht in den Landkreisen vor Ort. Da weiß man nämlich passgenau, welche Probleme es gibt und in welchen Branchen es vielleicht noch Möglichkeiten für die jungen Menschen gibt. Das ist eine sehr gute Maßnahme, die in Niedersachsen angepackt wird.
Aber leider gibt es, insbesondere wegen der noch steigenden Zahl an Schulabgängern, immer noch zu wenig Ausbildungsplätze. Die Zahl der Ausbildungsplätze ist von 1990 bis 2005 um 41 000 zurückgegangen. Wir versuchen, das Beste daraus zu machen.
Heutzutage sitzen immer mehr Schülerinnen und Schüler im Vollzeitunterricht statt in der dualen Ausbildung. Es ist klar, dass die Schülerinnen und Schüler versuchen, über den Weg der schulischen Ausbildung einen besseren Schulabschluss oder eine Ausbildung zu erhalten, die genauso angerechnet wird wie die duale Ausbildung.
Wir werden zumindest bis 2010, solange die Schülerzahlen noch ansteigen, nicht darum herumkommen, die schulische Ausbildung auch weiterhin zu begleiten und zu befördern. Spätestens 2009 müssen wir uns darum kümmern, wie es mit der Anrechenbarkeit der schulischen Ausbildung bei den praktischen dualen Ausbildungsgängen weitergehen soll.
Ein weiterer Bereich, in dem wir uns besonders der jungen Menschen und der Schwächeren in der Gesellschaft annehmen, sind besondere Ausbildungsangebote in so genannten Werker- und Helferberufen. Hier kann insbesondere praktisch begabten Jugendlichen geholfen werden, eine Ausbildung zu absolvieren. In diesem Bereich müssen wir weiter ansetzen. Wir haben bei diesen Ausbildungsangeboten schon fast eine Verdreifachung erreicht. Das sind gute Ansätze.
Wie geht es in der nahen Zukunft weiter? - Auf mittlere Sicht werden wir einen Facharbeitermangel haben. Ich denke, jeder hat erkannt, dass wir in diesem Bereich mehr ausbilden müssen. An den berufsbildenden Schulen werden wir weiter zu Profilbildungen kommen. Wir können nicht mehr an jeder berufsbildenden Schule alle Fächer unterrichten. Wir müssen auch in Zukunft die Wirtschaft und den Handel immer mehr unterstützen, wenn sie ausbilden. Wir müssen die Ausbildungsfähigkeit in Zukunft weiter garantieren und verbessern.
Abschließend ist zu sagen: Die deutsche Berufsausbildung ist nach wie vor Weltspitze. Wir arbeiten mit guten Konzepten daran, dass dies auch so bleibt.
Zu einer Kurzintervention hat sich die Kollegin Eckel gemeldet. Frau Eckel, Sie haben eine Redezeit von eineinhalb Minuten.
Herr von Danwitz, eine Ihrer Formulierungen hat mich dazu gebracht, mich noch einmal zu Wort zu melden. Sie haben ganz zum Schluss von „praktisch begabten Jugendlichen“ gesprochen. Ob Sie das positiv oder negativ meinen, ist erst einmal gleichgültig. Aber welcher Begabungsbegriff steckt eigentlich dahinter, wenn Sie von praktisch begabten Jugendlichen sprechen?
Herr Dr. von Danwitz verzichtet auf eine Erwiderung. - Mir liegt jetzt noch eine Wortmeldung von Herrn Möhrmann vor. Ich gewähre der SPDFraktion drei Minuten zusätzliche Redezeit. Bitte schön!
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Vor Ihnen steht jemand, der erstens gegen die Ausbildungsumlage war und der zweitens ein überzeugter Vertreter des dualen Systems ist.
Meine Damen und Herren, ich möchte Ihnen nur einmal deutlich machen, vor welchen Problemen wir stehen, und Ihnen die Dimension klarmachen. Da beschließt das Land, Herr Busemann, einen Pakt für Ausbildung und vereinbart die Schaffung von 2 500 zusätzlichen Ausbildungsplätzen und 2 000 Praktikumsplätzen. Dabei wissen wir von den Arbeitsagenturen, dass jeder Platz, der neu angemeldet worden ist, mitgezählt wird, auch wenn es ihn vor einem Jahr schon gab.
Gleichzeitig ist die Anzahl der Vollzeitschüler an unseren Berufsschulen von 27 % auf 42,6 % gestiegen. 41 000 Ausbildungsplätze sind weggefal
len. Bis zum Jahre 2009/2010 rechnen wir mit 15 000 zusätzlichen Bewerberinnen und Bewerbern. - Meine Damen und Herren, diese Dimension hat seinerzeit die Landesregierung Albrecht dazu gebracht, das Ausbildungsprogramm Niedersachsen aufzulegen.