Protokoll der Sitzung vom 17.03.2011

Meine Damen und Herren, all das spricht dafür, dass diese Bewerbung nicht in der Form kritik- und kommentarlos zu unterstützen ist, wie es im Antrag von CDU und FDP enthalten ist. Ich finde es sehr schade, dass wir darüber nicht diskutieren können und hier sofort abgestimmt werden muss. Ich denke, die Problemlage habe ich hier ganz deutlich aufgezeigt.

Danke schön.

(Beifall bei der LINKEN)

Meine Damen und Herren, ich erteile jetzt dem Kollegen Hausmann von der SPD-Fraktion das Wort.

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Es geht um die Olympischen Winterspiele und die Paralympics in München. Dazu haben Sie einen Entschließungsantrag vorgelegt. Ich möchte nur die drei Punkte vorlesen, die Sie darin angesprochen haben.

Zunächst heißt es, dass der Landtag die Bewerbung von München, Garmisch-Partenkirchen und vom Landkreis Berchtesgadener Land begrüßt und unterstützt. Unterstützt, das Ganze ist ja noch nicht vergeben.

Der Landtag sieht in der angestrebten Ausrichtung eine nationale Aufgabe. - Das haben Sie ebenfalls in Ihren Antrag geschrieben.

Außerdem sprechen Sie in dem Antrag von wichtigen Impulsen für die Sportentwicklung in Deutschland.

Das alles sind für mich natürlich ganz entscheidende Sachen. Für mich ist es eigentlich eine Selbstverständlichkeit, was hier steht. Deswegen kann ich den Antrag irgendwie nicht verstehen.

(Hans-Christian Biallas [CDU]: Wir haben ihn extra so verständlich formu- liert!)

Aber gut! Ihnen ist heute so viel vor die Füße gefallen. Dann tut es Ihnen sicherlich gut, wenn es auch mal einen Antrag gibt, dem auch wir - und das kann ich schon vorweg sagen - zustimmen.

(Beifall bei der SPD und bei der CDU)

Als Harzer hätte ich mir natürlich gewünscht, dass wir zu den Austragungsorten noch Braunlage da

zusetzen. Das hat bei Ihnen aber wohl nicht ganz geklappt.

(Beifall bei der SPD, bei der CDU, bei den GRÜNEN und bei der LINKEN)

Frau Jahns, auch wenn wir viele positive Auswirkungen haben, kann ich Ihnen dennoch nicht versprechen, dass es dem VfL Wolfsburg dadurch besser gehen wird.

Ich weiß, dass Deutschland davon wirtschaftlich profitiert, sowohl im Tourismusbereich als auch bei der Infrastruktur.

Gerade habe ich gelesen, dass es den deutschen Staat 1,6 Milliarden Euro kostet, die Infrastruktur aufzubauen. In anderen Ländern war es teurer. 1,6 Milliarden Euro sind zwar viel Geld. Als Sportler bin ich aber dankbar dafür, dass es ausgegeben wird.

Ich bin auch dankbar dafür, dass wir uns um diese Olympischen Spiele bewerben, und hoffe natürlich auch, dass München den Zuschlag bekommt.

Gleichwohl muss ich sagen: Wenn wir hier in Niedersachsen schon über Sport reden, dann sollten wir uns darüber im Klaren sein, dass Sport auch Geld kostet. Und wenn wir im Jahr 2018 die Olympischen Winterspiele nach Deutschland holen möchten, dann sollten wir vielleicht auch an unsere Sportler denken.

Wir haben ja Sportler. Wir haben Weltmeister - das ist ganz neu; vielleicht ist es noch gar nicht richtig bekannt - in Niedersachsen.

(Beifall bei der SPD)

Sie kommen aus dem Harz und sind Wintersportler. Mit Arnd Peiffer haben wir einen Weltmeister im Sprint beim Biathlon. Er ist auch Vizeweltmeister in der Mixed-Staffel geworden. Wenn es der Bayer nicht zum Schluss noch verschossen hätte, dann wäre er sogar auch noch Weltmeister mit der Mannschaft geworden.

(Hans-Christian Biallas [CDU]: Und das lag alles an Greis!)

- Das alles lag leider an Greis, ja, nicht an den Niedersachsen; das muss man dazu sagen.

Trotzdem gibt es auch für uns natürlich große Erwartungen. Bei den Olympischen Winterspielen haben wir etwas zu verteidigen, nämlich den ersten Platz in der Medaillenwertung vom letzten Mal.

Wie ich gerade gesagt habe, kostet das Ganze auch Geld. Der Bund gibt 1,6 Milliarden Euro für die Infrastruktur. Ich würde dann einmal den Minister oder das Land Niedersachsen fragen: Was wollen Sie denn geben, damit wir unsere Sportler für diese Olympischen Spiele 2018, wenn sie kommen, fit machen?

(Stefan Schostok [SPD]: Das machen wir hier!)

Mit dem Sportgymnasium ist sicherlich schon etwas gemacht worden. Wenn wir über Olympische Spiele reden, sollte aber vielleicht noch ein bisschen mehr kommen. Wir würden uns das wünschen; denn die Sportler von morgen müssen wir natürlich auch auf diese Winterspiele vorbereiten, und das kostet Geld.

Ich mache es jetzt auch kurz; denn auch ich möchte nach Hause.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Ich habe vorhin schon einmal versucht, es kurz zu machen. Da habe ich es geschafft, aber die anderen nach mir nicht mehr. Ich höre jetzt auf.

In diesem Sinne: Ich hoffe natürlich für München, für Garmisch-Partenkirchen und für das Berchtesgadener Land, dass wir die Olympischen Winterspiele nach Deutschland bekommen. Ich wünsche auch unseren niedersächsischen Sportlern, wenn sie dahin gehen, alles Gute und viel Erfolg.

Danke schön.

(Lebhafter Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN sowie Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht nun Herr Briese.

Ich danke Ihnen, Herr Präsident. - Man kann in der Tat relativ lange und intensiv über die Olympischen Spiele philosophieren und sich fragen, ob es nicht eine erfolgreiche Institution ist oder erfolgreiche Spiele waren, die Herr de Coubertin vor über 100 Jahren wieder ins Leben gerufen hat.

In der Summe finde auch ich, dass die Olympischen Spiele in den letzten 100 Jahren sehr erfolgreich waren. Aber natürlich gab es auch Olympische Spiele, die sehr stark politisiert waren. Es gab also auch sehr negative Olympische Spiele.

(Hans-Christian Biallas [CDU]: Moskau!)

- Ja, natürlich; das ist eindeutig so. Moskau stand sehr stark unter dem Diktat des Kalten Krieges. Aber auch 1936 sind die Spiele sehr stark instrumentalisiert worden. Wir hatten auch 1984. Es gab also schon immer sehr starke politische Einmischungen, die nicht immer sehr schön waren.

Auch sonst gab es immer wieder fragwürdige Ereignisse. So ist z. B. bei der letzten Vergabe der Winterspiele nach Sotschi nicht alles richtig sauber gelaufen. Wir hatten auch schon mehrere Korruptionsfälle innerhalb des IOCs. Auch damals unter Samaranch gab es die eine oder andere Korruptionsaffäre. So unglaublich sauber ist das alles also nicht immer gewesen. Und das ganze Thema der Dopingproblematik will ich hier gar nicht anführen.

(Reinhold Coenen [CDU]: Was macht München?)

- Genau, was macht München? Dazu komme ich noch, Herr Coenen. Halten Sie Ihre Ungeduld ein bisschen im Zaum.

Dem Antrag hätte jedenfalls etwas mehr Differenzierung gutgetan. Man sollte nicht nur die ganz positiven Seiten beleuchten,

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der LINKEN)

sondern auch das Pro und Kontra der Olympischen Spiele darstellen.

Es ist auch schlicht und ergreifend nicht richtig, dass alle Standorte nach den Olympischen Spielen immer sehr gut dastanden und in eine Phase des Aufblühens gekommen sind. Wir hatten z. B. in Vancouver das Phänomen, dass es massive Obdachlosigkeit in der Stadt gegeben hat. Bei mehreren Olympischen Spielen, z. B. in Turin, war die Nachnutzung der olympischen Sportstätten alles andere als erfolgreich. Auch das gehört zur Wahrheit der Olympischen Spiele schlicht und ergreifend dazu.

Trotzdem finde ich, dass die Olympischen Spiele in der Summe erfolgreich waren. Ich persönlich habe sie jedenfalls immer sehr gerne geguckt. Ich schaue sie mir auch zukünftig noch weiter an. Ich finde sie beide, sowohl die Sommerspiele als auch die Winterspiele, immer noch interessant, obwohl wir das Phänomen von Durchkommerzialisierung usw. usf. haben.

Trotzdem muss man sich ein wenig die Frage stellen: Warum diskutieren wir diesen Antrag jetzt im Niedersächsischen Landtag?

(Beifall bei den GRÜNEN)

Das ist doch die entscheidende Frage. Was soll das hier?