Protokoll der Sitzung vom 06.12.2011

(Björn Thümler [CDU]: Das ist falsch!)

Erst da ist einmal auf Druck der Staatskanzlei bei Herrn Schünemann die Meinung geändert worden.

(Beifall bei der SPD - Detlef Tanke [SPD]: Aha!)

Ansonsten haben Sie in dem Fall Dr. Grahl genauso wenig getan wie Herr Schünemann.

Wenn Sie meinen, es ist zeitnah, wenn erst drei Monate nach dem Vorgang gehandelt wird, weil Druck der Presse entsteht, dann haben Sie einen tollen Begriff von zeitnahem Handeln. - Punkt eins.

(Beifall bei der SPD, bei den GRÜ- NEN und bei der LINKEN)

Punkt zwei: Ich schließe mich Herrn Wenzel ausdrücklich an. Entscheidende Fragen, die zur Aufklärung des Vorgangs beitragen können, werden nicht beantwortet. Da wird gemauert.

Die gleichen Fragen sind es gewesen, die uns im Innenausschuss veranlasst haben, zu sagen: Jetzt haben wir hier keine Fragen mehr, weil gemauert wird.

(Zuruf von der CDU: Das ist doch Un- sinn!)

Wir müssen den Eindruck haben, dass hier ganz offensichtlich noch mehr zu verschweigen ist.

(Beifall bei der SPD, bei den GRÜ- NEN und bei der LINKEN - Heinz Rol- fes [CDU]: Das ist wieder typisch!)

Dann soll der Innenminister es doch aufklären! Das muss doch mit seinem Wissen oder aufgrund seiner Anweisung geschehen, dass dort keine Auskünfte gegeben werden.

(Jens Nacke [CDU]: Das wird immer schlimmer!)

Also kurzum: In der Frage der Flüchtlings- und Abschiebepolitik haben Sie wirklich nur wegen des Drucks der Medien und wegen des Drucks von Landesbischof Dr. Weber gehandelt.

(Unruhe - Glocke des Präsidenten)

Aber das können wir morgen in aller Ausführlichkeit in der Aktuellen Stunde zur Flüchtlingspolitik von Herrn Schünemann besprechen.

Ansonsten lernen wir: Diese Landesregierung handelt zeitnah, wenn sie drei Monate lang vertuscht. Diese Landesregierung behandelt Landesbeamte gleich, weil sie einen SPD-Polizeipräsidenten - Herrn Bruns - ohne Vorwürfe in den Ruhestand schickt, während bei dem, der das CDUParteibuch hat, so lange gebastelt wird, bis man ihn irgendwo unterbringt.

(Starker, lang anhaltender Beifall bei der SPD, bei den GRÜNEN und bei der LINKEN - Björn Thümler [CDU]: Das ist an Peinlichkeit kaum noch zu überbieten!)

Jetzt liegt mir noch die Wortmeldung von Herrn Minister Bode vor. Ich erteile Ihnen das Wort, Herr Minister.

(Unruhe)

- Einen kleinen Moment, Herr Minister! - Noch nicht, bitte!

(Anhaltende Unruhe)

- Ich bitte Sie noch einmal um Aufmerksamkeit! - Kleinen Moment!

(Helge Limburg [GRÜNE]: Wenn die FDP für einen in die Bresche springen muss, muss es wirklich eng sein! - Weitere Zurufe)

- Ich kann auch gerne die Sitzung unterbrechen. Das ist kein Problem.

(Olaf Lies [SPD]: Wir haben Zeit!)

- Wir haben ja Zeit. Wir können ja warten, bis es dunkel wird.

(Heiterkeit - Ursula Helmhold [GRÜ- NE]: Dann müssen wir warten, bis es hell wird!)

Herr Minister, Sie haben das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich weise die Vorwürfe und Unterstellungen, die Herr Wenzel gegen einen Beamten und Mitarbeiter meines Geschäftsbereichs gemacht hat, hier entschieden zurück.

Der Vorwurf, wir hätten einen Mitarbeiter vorsätzlich über mehrere Jahre dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss durch ein Disziplinarverfahren vorenthalten, entbehrt jeder Grundlage.

Für die Landesregierung ist klar, dass bei jedem Disziplinarverfahren gegenüber Mitarbeitern zunächst einmal die Unschuldsvermutung gilt - zweifellos für jeden, meine sehr geehrten Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Genauso ist für uns vollkommen klar, dass jeder Mitarbeiter alle Rechtsmittel, die das Gesetz ihm zur Verfügung stellt, in einem Disziplinarverfahren einlegen und anwenden kann,

(Christian Meyer [GRÜNE]: Aber nur, wenn er in der Gewerkschaft ist!)

um seine Unschuld zu beweisen. Da kann es gar kein Vertun geben, meine sehr geehrten Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Einem Mitarbeiter dadurch, dass er Rechtsmittel einlegt, um seine Unschuld zu beweisen, jetzt hier im Parlament einen Vorwurf zu machen, ist schlicht und ergreifend unmöglich.

Genauso unmöglich finde ich es, wenn solche Mitarbeiter im Internet mit Namensnennung an den Pranger gestellt werden.

Ich glaube, wir alle sollten zu einem vernünftigen Verfahren zurückkommen.

(Starker, anhaltender Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Vielen Dank. - Meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, es liegen keine weiteren Wortmeldungen mehr vor.

Damit kommen wir jetzt zur Abstimmung.

Sie haben sich vorhin im Rahmen dieser Debatte für einen Geschäftsordnungsantrag ausgesprochen, der da lautet: sofortige Abstimmung. Deswegen kommen wir auch zu dieser.

Ich lasse über den Antrag befinden:

„Der Landtag fordert Ministerpräsident David McAllister auf, Herrn Innenminister Uwe Schünemann unverzüglich zu entlassen.“

Wer dafür ist, den bitte ich um das Handzeichen. - Wer ist dagegen? - Wer enthält sich? - Das Zweite war die Mehrheit. Der Antrag ist abgelehnt worden. - Ich danke Ihnen.

(Starker Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir sind am Ende der Tagesordnung.

Wir treffen uns morgen um 9 Uhr zur Fortsetzung der Tagesordnung wieder.

Ich schließe die Sitzung und wünsche einen angenehmen Abend.